AVID hat in den vergangenen Jahren massenweise Chancen gehabt, das Eleven Rack großflächig in den Markt zwischen die üblichen Mittelklasse-Modeller und die High-End-Vertreter zu schieben, scheint daran aber absolut nicht interessiert zu sein. Die vertreiben das Ding nur ganz nebenbei als Pro-Tools-Hardware-Erweiterung und obwohl es wirklich gut sein soll, ist das Marketing von AVID so was von un-sexy als wollten sie es in Wirklichkeit gar nicht verkaufen.
Ist dieser Wertverfall nicht ein genereller Trend bei Modellern basierend auf DSP-Technologie?
Im Grundsatz ist das so und wird sich - ähnlich bei Computern oder anderer Consumer-Elektronik - auch nicht ändern. Allerdings bin ich bei den Modellern noch etwas vorsichtig: Richtige High-End-Modeller, für die man entsprechend viel Geld in die Hand nehmen muss, gibt es noch nicht allzu lange und auch nicht zu viele davon, um wirklich beobachten zu können, wie sich die Geräte großflächig in einem längeren Zeitraum preislich bewegen. Wenn man bedenkt, dass die meisten Modeller relativ wenig Geld kosten, finde ich Diskussionen um ihre Wertstabilität immer etwas - na, sagen wir mal -
schwierig.
Einmal veralten Modeller, weil Modelling immer noch "work in progress" ist (wobei die Fortschritte sehr beeindruckend sind), zweitens - und das wird bei solchen Fragen regelmäßig vergessen - zielen sie auf eine ganz bestimmte Käuferschicht: Sei es aus Geldmangel und/oder Überzeugung, es sind diejenigen Gitarristen, die keine Berührungsängste mit moderner Technik haben und "out of the box" denken können, die bereit sind, sich von alten Dogmen ("anständiger Marshall mit Tubescreamer davor") zu lösen und Neues auszuprobieren. Ein Tubescreamer und ein Marshall sind deshalb wertstabil, weil sie auch heute noch so klingen wie anno dunnemal und weil es auch heute noch genügend Gitarristen gibt, die so klingen wollen wie anno dunnemal.
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Der Helix wird sich garantiert gut verkaufen. Das ist wie mit dem neuesten I-Phone. Es wird immer Leute geben, die das einfach haben wollen.
Mal sehen. Das I-Phone der Gitarristen ist eigentlich das Axe FX bzw. der Kemper, der Rest sind Emporkömmlinge.
Allerdings - zwischen dem Axe FX und dem Helix liegen in den USA schon etliche 100e $, das mag den einen oder anderen dazu bewegen, sich bei Line 6 zu bedienen. Ich hadere ja schon seit langer Zeit mit dem Gedanken, mir einen Kemper zuzulegen (hab' das GAS noch ganz gut unter Kontrolle) und bei mir ist es so, dass ich den Helix bislang noch nicht in meine Überlegungen einbezogen habe. Ich will den Kemper auch nicht, um meine sündhaft teuren Boutique-Amps (die ich nicht besitze) zu kopieren, sondern würde mir Profile kaufen, von denen eine stetig wachsende Anzahl für relativ schmales Geld verfügbar ist. Also für mich ganz klar: Wenn der Helix preismäßig auch nur ansatzweise in Richtung Kemper geht, ist er für mich völlig uninteressant.
Der Kemper hat außerdem mit den Profilen die Türe, die der Axe FX bereits aufgestoßen hat, weiter geöffnet: Ready-To-Rockness (ich weiß nicht, ob es den Begriff gibt, er ist mir gerade so eingefallen). Modeller, bei denen ich stundenlang tweaken muss, um einen guten Sound zu bekommen, sind für mich gestorben. Experimentieren - ja, gerne. Grundsound optimieren - nein, danke. Das ist das, was ich an meinem Fender Mustang Floor so mag - paar Sekunden geschraubt und der Sound steht. Wäre die Kiste noch ein klein wenig flexibler, was den Aufbau der Signalkette angeht, und hätte mehr Effekte, dann hätte ich den Pod schon längst entsorgt (kann ja noch kommen - der Floor wird nicht mehr produziert und vielleicht stellt Fender ja dieses Jahr was Neues vor). Beim Kemper (eines Bekannten) hatte ich einen ähnlichen Effekt - Profil laden, bisschen drehen - ready to rock.