Erster Eindruck kommt dann mal aus dem heimischen Hobbyraum und nicht aus dem Proberaum. Über die zugehörige Box habe ich nicht nachgedacht. Habe im Proberaum eine 1x12' Box stehen, für den Test habe ich den Lautsprecher meiner mittleren Röhrencombo eingestöpselt. Da ist im Moment ein Celestion G12H 30 drin. Ein wuchtiger, kraftvoller Allrounder also, und ziemlich britisch im Stil.
Aufbau und Verarbeitung:
Dass so ein winziger Kasten ein "echter" Amp sein soll? Ich meine, der passt auch mehrmals in einen Micro Terror oder so.
Das Metallgehäuse wirkt sehr solide und sieht schmuck aus. Die Potis sind zwar winzig, lassen sich aber ganz gut einstellen und machen keinen allzu wackligen Eindruck. Von den Schaltern auf der Rückseite lässt sich das nur bedingt sagen. Beschriftung auch im Proberaum/auf der Bühne sicher kaum lesbar. Der Sinn des "Eco" Schalters erschließt sich mir nicht. Der schaltet laut Manual nach einer gewissen Zeit ohen Signal den Amp aus. Warum? Gibt doch auch einen Power-Schalter
Das Netzteil liefert 19 Volt, so einfach ist es also nicht, den Amp in eine Pedalkette zu integrieren. Man bräuchte wohl weiter die separate Stromversorgung. Angesichts der Leistung sicher akzeptabel.
Bedienbarkeit:
Die drei Knöpfe bieten einen sehr ordentlichen Regelbereich und sind auch bei Dämmerlicht gut ablesbar. Gain reicht (mit SC-Gitarre) von clean bis etwas satterer Crunch, Tone von muffelig bis kristallin. Der Lautstärkeregler bietet von Heimlautstärke bis zu zu laut für den fetten G12H alles. Ob das für die Probe reicht, muss sich noch zeigen. Mit etwas Schmutz gehe ich aber davon aus.
Den Power-Schalter hätte ich gern auf der Vorderseite gehabt. Das Gefummel da hinten ist wenig praxistauglich.
Sound:
EInen AC15 kann das DIng wohl nicht ersetzen, da ist doch noch etwas mehr Dreidimensionalität und Wärme im Spiel. Was sie aber gut hinbekommen haben, ist die Anschlagsdynamik. Etwas mehr Gain drin und Saiten streicheln/Vol an der Gitarre zurück liefert durchaus diese typischen glitzernden Obertöne, die so typisch voxy sind. Angezerrt klingt der AMp schön knochig und trocken. Soli singen zwar nicht so richtig, setzen sich aber schön durch. Britischer Retro-Sound eben.
Pedale:
Meine größte Sorge war: Lässt sich das Ding mit einem Booster anblasen, ohne harsch und eklig zu werden? Ja, das geht. Die Zerre wird dann fetter und offener, im Grunde klingt der Amp aber durchaus noch nach Amp und nicht nach überdrehtem Kofferradio. Da der MV50 AC auch recht clean kann, funktioniert es auch mit Distortionpedalen ganz gut. Mit Federhall (Carl Martin Headroom) klingt der MV50 richtig fein, das kommt meinen Hoffnungen schon sehr nahe. Mit Digitalhall war ich nicht so zufrieden, das war insgesamt etwas steril.
Unterm (vorläufigen) Strich:
Ob sich die Anschaffung wirklich gelohnt hat, muss sich im Bandkontext zeigen. Das verlockende ist eben, einen bandtauglichen Amp im Format eines Effektpedals zu haben. Dass gegenüber einem großen Röhrenamp dann leichte klangliche Abstriche zu machen sind, ist sicher logisch. Bis hierhin bin ich zufrieden. Das DIng klingt deutlich besser als die ersten AMplugs und spielt sich deutlich organischer als alle Vox-Emulationen aus dem Modelingbereich, die ich bisher probiert habe.