Ich habe den MP6 heute für eine halbe Stunde angespielt. Da ich den Vorgänger 2 Jahre lang hatte, glaube ich aber das Gerät jetzt schon zu kennen
Alles in Allem kenne ich kein Gerät mit einem besseren Preis-Leistungsverhältnis. Für 1350 (Ladenpreis) erhält man deutlich mehr als ein Stagepiano. Es handelt sich um die Weiterentwicklung eines tollen Geräts.
Mein erster Eindruck:
Die Klänge
Die Pianos sind ein ganzes Stück besser geworden, reichen aber nicht ganz an das Piano des deutlich teureren RD700NX heran. Dennoch macht es Spaß die Pianoklänge zu spielen. Der Klavierklang gefällt mir um Längen besser als im S90XS.
Auch das Epiano klingt durch die neue Amp-Simulation wirklich sehr gut. Die Alle anderen E-Piano-Balladenklänge waren schon vorher genial. Anspieltipp bei den Balladen- Epianos ist der Klang "Epiano in Love". (zu finden bei den Setups!)
Streicher: Alles wie gehabt. Für Flächen und Atmosphäre perfekt. Mein Tipp: Layert den Klang "Warm-Strings" mit dem Concert-Grand 1. (Unbedingt die Pedaleinstellung bei den Warm-Strings umstellen, dann klingt er um Welten besser. Diese Piano-Streicher-Kombination klingt deutlich besser als die internen Piano-Streicherkombinationen.
Orgeln: Mit ordentlich Ampsimulation und Leslie drauf klangen die schon sehr schmutzig, wie ich es am Liebsten mag. Ich bin aber noch nicht sicher, ob die Orgeln mit anderen Orgelsimulationen mithalten kann. Hier muss ich nochmal direkt vergleichen, da ich als Fantom-Nutzer keine guten Orgeln gewohnt bin ;-)
Chöre: Hier sind ein paar sehr schöne Chöre dabei. (Auch hier ein Tipp: Piano mit Warmstring 1 layern und dann einen Breath-Chor mit sehr langsamen Attack leise einschwingen lassen. Klingt wie Lack! Der MP6 ist 192-Stimmig - dem geht die Puste nicht so schnell aus!
Synthklänge: Ein amtlicher Jump-Sound und weitere gute Synthbrass-Klänge, ein toller Synthsweep und ein paar mittelmäßige Leadsounths befinden sich im Gerät. Auch ein paar schöne D50-Sounds befinden sich im Gerät. Für ein Stagepiano auf jeden Fall super. Im Vergleich zu meinen Synthesizern fehlt es hier natürlich an allen organischen, wabernden dreckigen Synthsounds. In dieser Sektion konnte ich auch keine Unterschiede zum Vorgänger feststellen. Synthbrass und Synthsweep und die D50 Sounds habe ich beim Vorgänger sehr gern verwendet. Der Rest der Synth-Abteilung klingt hier eher nach General-Midi Tonerzeugung.
Blasinstrumente: General Midi Niveau. Nicht besonders gut. Dafür gibt es ein paar sehr schöne Flöten.
Gitarren: Nicht die Stärke des Geräts. Durch die Ampsimulation sind aber einige E-Gitarrenklänge nun wenigstens brauchbar. Eine Nylongitarre klang auch ganz nett. Diese Sektion hat sich im Vergleich zum Vorgänger etwas verbessert, ist aber nicht das Highlight des Gerätes.
Die Tastatur:
Spielt sich für mich besser als der Vorgänger. Kommt aber nicht an ganz an die S90XS oder die Roland-RD700-Tastatur heran.
Die Bedienung
Ich liebe dieses simple Bedienkonzept, dass das Erstellen von Splits und Layers zum Kinderspiel macht. Und das mit einem Mini-Display.
Die Logik:
Es gibt bis zu 4 Parts in einem Setup. Ein Setup ist das, was bei anderen Geräten Multi, Performance, oder Combination heißt. Jeder Part hat 2 Schalter und einen Schieberegler. Mit dem oberen Schalter wählt man den Part aus, mit dem unteren schaltet man ihn an und aus. Und mit dem Schieberegler ändert man beispielsweise die Lautstärke.
Wenn ich jetzt einen 3er Split erstellen will ist das kinderleicht: Man klickt auf Part 1 und sucht sich einen Klang aus. Dann hält man PART1 gedrückt und drückt die unterste und die oberste Taste des gewünschten Tastaturbereichs. Schon ist der gewünschte Klang im gewünschten Tastaturbereich. Das macht man Ratzfatz für jeden Part. Alle Insert-Effekte werden dabei erstmal automatisch übernommen.
Die weitere Bearbeitung ist auch sehr leicht. Man wählt den gewünschten Part einfach aus und ändert über die Regler im DIREKTZUGRIFF: Attack, Release, Effekteinstellungen usw., In einem Untermenü lässt sich auch sehr schnell die Transponierung für den gewünschten Part vornehmen.
Dieses Gesamtkunstwerk lässt sich nun einfach als Setup speichern. Alle Änderungen, die man dabei an den einzelnen Klängen vorgenommen hat werden mitgespeichert.
Auch genial: Wenn man die Ursprungsklänge ändert, bleiben die schon erstellen Setups unverändert. Es entfällt somit das blöde Referenzproblem, das man bei sonst allen anderen Klangerzeugern hat. Ein für sich gespeichertes Setup ist alleine überlebensfähig
Auch toll gelöst bei Kawai: Wenn ich einen Part deaktiviere, wird er nicht gemutet! GENIAL! Mein Lieblingsanwendungsfall: Die Pianoballade, die nur im Refrain mit Streichern gelayert wird. Bei anderen Klängen bricht die Fläche sofort weg, wenn ich sie im letzten Akkord des Refrains deaktiviere. Der Kawai kapiert, dass ich erst mit dem nächsten Tastendruck keine Streicher mehr haben möchte. So geht das!
Auch die Masterkeyboardfunktionen sind so einfach zu bedienen.
Kritikpunkt: Die neue Ampsimulation kann man leider nur auf den ersten Part 1 anwenden. Wenn man Orgel und Epiano splittet muss man sich entscheiden, welcher von beiden die neue Ampsimulation verwenden kann. Es gibt aber einen ähnlichen internen Effekt, den man dan für den anderen Klang auswählen kann.
Mein Fazit:
Ich bin auch vom Nachfolger begeistert, da man hier für nur 1350 ein tolles Stagepiano, viele weitere tolle Sounds und auch noch hervorragende Masterkeyboardfunktionen bekommt. Keines meiner Keyboards hat mir das Layern und Splitten je leichter gemacht!
Mein Traum: Kawai erweitert dieses Gerät um die noch fehlenden Synthklänge und Naturklänge. Dann dürfet Ihr auch 1000 Euro mehr von mir verlangen!
Viele Grüße
Micha