Dann hänge ich mich mal hier hinten dran ...
Ein Teil der mich immer bei solchen Besuchen interessiert ist die Frage, an welcher Stelle sie in die Produktion einsteigen und Dinge im eigenen Haus und damit unter eigener Kontrolle erledigen. Bacchus hat ja oben schon von der Waren-Eingangskontrolle berichtet die ankommende Bausteine "durchleuchtet" und prüft.
Hier jedoch mal ein Beispiel, bei dem sie sich ihre eigenen Kabelbäume konfektionieren ... Diese Station haben wir ja schon gesehen und aus Einzelteilen entstehen "Bausteine" von denen immer mal wieder welche als "Voraushaltung" in größerer Menge gebaut werden. Danach ist dann an der Station wieder mehrere Tage lang Ruhe.
An der Lötstation ordentlich verbunden ...
Und an der Teile-Station eingelagert.
Da Kabellängen durchaus einen Einfluß auf das analoge Produkt haben, brauchen sie einige spezielle Längen und Anordnungen um dann später die Platine an der "richtigen Stelle" kreuzen zu können. Dabei geht es meist um Einstreuungen der verschiedenen Bauteile - also um Störgeräusche und Rauschen.
Und dann in loser Folge ein paar "Splitter" ..
- Für die Liebhaber von Point to Point ...
- Und weil sie so stolz darauf sind die Knöpfe der Konsole 610 wieder entdeckt zu haben um sie in Neuzeit-Produkten zu verwenden ...
- Teststation für Interfaces ... alle Kanäle werden belegt, daher der überdimensionale Kabelbaum, und dann laufen Diagnose Tool über das System. Was wir nicht im Bild haben, ist die Station an der alle Geräte "eingebrannt" werden. Geräte mit Röhren erhalten 24 Stunden Last, nicht nur auf der stromführenden Seite, sondern auch mit passenden Eingangssignal.
- Platinen ... werden ein paar Kilometer entfernt in einem dafür spezialisierten Betrieb nach genauen Vorgaben für UA hergestellt. Im Hinterkopf behalten sollten wir dabei, dass das alles in Kalifornien passiert, dem Staat mit den strengsten Umweltauflagen der USA (ich erinnere an eloxieren der Bauteile bei National Resophonic, oder dem Aufwand Lack zu trocknen bei Rickenbacker ... das Thema begleitet uns schon eine Weile). Man sollte aber auch erwähnen, dass sich auf der anderen Bergseite von Scotts Valley das Silikon Valley befindet. Platine ist also in der Gegend kein Fremdwort.
- Ich habe mir einige Konstruktionen angeschaut und dabei festgestellt, dass sie bei allen analogen Geräten dafür sorgen, dass die Schalter und Knöpfe der Front einzeln erreichbar und austauschbar sind, selbst wenn sie in einer Platine enden. Es ist also möglich Bauteile zu ersetzen ohne gleich eine ganze Baugruppe zu tauschen.
- An diesem Arbeitsplatz wird Fehlersuche betrieben. Der Mitarbeiter hatte dafür eine "Flußzeichnung" zum Produkt liegen - die er aus dem Internet gezogen hat.
Nicht das er den eigenen Unterlagen nicht trauen würde, aber a) prüft er bei der Gelegenheit, ob das was im Umlauf ist auch dem Produkt entspricht ... und ... b) ist es wohl auch immer eine Frage der Lesbarkeit und für die Fehlersuche war dieses Dokument wohl leichter zu interpretieren. Durch ja/nein, wenn/dann Fragen, Bauteile-Tausch und Messungen, hat er sich zumindest schon mal der wahrscheinlich defekten Baugruppe genähert.
- Qualitätskontrolle Interfaces und digitale Simulation ... in Abhängigkeit von Betriebssystem. Nicht ganz leicht ist es, immer und jederzeit vorherzusehen was ein Betriebssystem Hersteller oder DAW Programmierer als nächsten Twist in sein System einbaut und damit die Einbindung des eigenen Produktes torpediert. Nicht umsonst ja der Leitspruch "Never Touch a Running System". Trotzdem wird seitens UA natürlich dafür Sorge getragen, dass das alles funktioniert und auch auch eine Betriebssicherheit gegeben ist. So erwähnten die Jungs als Beispiel, dass bei einem Interface nur in Verbindung mit einem bestimmten Instrument und in Kombination mit genau einem Betriebssystem ein fürchterliches "Knacken" auftreten kann. Es musste also ein Algorithmus eingebaut werden, der dies verhindert. Für extrem geschulte Ohren nimmt dieses Sicherheitsfeature dem Ansprechverhalten eine Nü der maximal möglichen Power. Aber "Better be Safe than Sorry" ... ein im günstigen Fall zerschossener Monitor, im schlimmsten Fall ein zerschossenes Gehör will man - zurecht - nicht riskieren. Also spielt, testet und sucht man nach Fehlern - auch deutlich ausserhalb zu erwartender Betriebsparameter.
- Das Studio 610 ist neben allem bereits erwähnten auch Heimat diverser hauseigener Bands, die es als Proberaum benutzen. Und so ist dieser Verstärker auch nicht Master für ihre AMP Simulation, sonder schlicht ein Verstärker eines Mitarbeiters. ...
... oder auch ...
- einzig hier würde ich mich nicht festlegen wollen, einfach weil da zwei von der Sorte stehen und ja im Video erwähnt wurde, dass sie wenn möglich ein Vintage und ein aktuelles Modell als Referenz verwenden, sofern die noch produziert werden.
- Das Anschlussfeld im Hintergrund sorgt dafür, dass keine Kabel von Raum zu Raum gelegt werden müssen. So ein Anschlussfeld findet man in jedem der das Studio umgebenden Räume, selbst in der Abstellkammer. Damit kann man für "Band" Aufnahmen die Einspiel-Orte entzerren und übersprechen verhindern. Neben den Zugängen zu den Kontrollräumen ist alles auch mit dem Serverraum verbunden. Die Kontrollräume sind zumindest was Computer anbelangt (wenn der Mitarbeiter nicht sein Laptop dort liegen hat) befreit von Computer Lüftern. Als Server gönnt man sich Apple und um bei den reichlich Metern Kabel die Latenzen deutlich zu reduzieren, wird alles der "digitalen Welt" sofort von Thunderbolt auf "Thunderbolt Glasfaser" umgesetzt
Soweit meine "Splitter" zur Abrundung der Factory Tour bei Universal Audio. Ich kann mich Bacchus nur anschließen was die Gastfreundschaft und Offenheit anbelangt. Die Zeit bei und mit den Universal Audios hat viel Spaß gemacht - Vielen Dank !!!
Gruß
Martin