Ich meinte mit der Kinderstück-Sache eigentlich, dass mir Weberns 12ton-Werk unter diesem Titel ebenso unpassend vorkommt wie dir seichte Streicher und Chöre beim Überlebenden.
Das würde ich dann in Achtung von Weberns Werk mal als subjektives Empfinden, Geschmackssache etc. bezeichnen.
Na ok, aber trotzdem muss man auch mal daran denken, dass sich die Hörgewohnheiten andauernd verändern und es mit der Zeit auch immer mehr Leute gibt, die 12-Tonmusik, oder alles andere experimentelle, "schief" klingende eben nicht so schlimm empfinden, sondern einfach als normale Musik aufnehmen.
Das kann man auch lernen, wenn man eben erst mal konsonantere Hörgewohnheiten hat. Das kommt mit der Zeit.
Ich hätte nie gedacht, dass ich auch nur irgendetwas an Stockhausens Musik oder allgemein auch elektronischer Musik gut finden könnte. Aber es kommen immer wieder neue Dinge dazu, die mir gefallen.
Mmh, das ist ganz nett, aber wäre es nicht das beste er würde einfach schreiben, wie es aus ihm herauskommt? Vielleicht klingt's wie was, das es schon mal gab, na und? Ich denke, gute Musik zu machen ist Anspruch genug, ob es dann noch völlig unerhört ist, ist für den Genuss doch eher zweitrangig, meinst du nicht? Wobei ich den Drang nach Eigenständigkeit auch verstehen kann...
Wenn einer wie ein Abklatsch eines anderen Komponisten klingt, oder einfach nur dessen Stil kopiert, dann kann man ihn vielleicht hinsichtlich seiner handwerklichen Fähigkeiten bewundern, aber für ein Genie oder kreativ halte ich ihn dadurch nicht.
Ich höre dann lieber das Original.
Es ist für mich viel spannender einen Komponisten zu hören, der entweder schon seinen eigenen Stil hat, oder ihn noch entwickelt.
Das ist für mich einfach viel spannender und ich kann immer in was ganz neues eintauchen.
Trotz allem ist es für einen Komponisten ja auch möglich aus den traditionellen Stilen einen eigenen Stil zu entwickeln.
Schostakowitsch hat das trotz der eisernen Faust seiner Regierung auch geschafft. Tonal, aber trotzdem eigen und dadurch auch wieder interessant.
Oder was haben nur die ganzen Minimalisten gemacht?
Aus der angestaubten Tonalität wieder etwas neues gewonnen und der ein oder andere Komponist hat da wirklich sehr interessante Werke hervorgebracht (Nein, ich meine
nicht Philip Glass).
Ich würde mir generell wünschen, dass andere Kunst- oder Mediengeschmäcker vorbehaltsloser toleriert werden.
Wenn du könntest... Würdest du MTV abschalten?
Für mich persönlich hab ich das schon längst gemacht, aber wenn ich es für alle abschalten wollte wäre ich auch nicht besser als ein Nazi.
Ich will das lieber anders machen:
Den Menschen die Möglichkeiten zeigen. Mehr Kunst und Kultur fördern, besseren Musikunterricht, kompetentere Lehrer, die einem die großen Meister und besseres Musikverständnis und ein gutes Gehör näher bringen.
Und als wichtigstes gut, das für alles was man tut gelten sollte: Denkfaulheit überwinden!
Dann würden wir sehen, ob MTV und die Musikindustrie sich nicht vielleicht neu anpassen müssten, weil die Masse anfängt anspruchsvollere Musik zu verlangen.
Klingt utopisch, aber so lange ich es kann, werde ich es versuchen.
Zensur und Diktatur bringt nämlich gar nichts, wie uns die Geschichte belehrt hat.
Kunst "muß" ueberhaupt nichts, sonst waere es keine Kunst.
Desweiteren hat doch ein jeder eine andere Definition von "schoen". Das Wort ist zu abstrakt,
um es in Regeln oder Zwaenge pressen zu koennen.
Ja, eben. Kunst darf sein, was sie sein will.
Und dein letzter Absatz sagt es doch: Für jeden ist schön was anderes.
Auch wenn ich ungern den Geschmacksjoker ziehe, aber hier trifft es doch zu. Ob Musik jetzt "schief" oder "gerade" klingt, jeder hat eine andere Auffassung davon.
Vor zehn Jahren war die Musik Gustav Mahlers viel zu kompliziert und "schräg" für mich. Heute ist diese Musik für mich nur noch pure Schönheit, pures Temperament, pure Wut, pure Trauer, etc., etc.
Komplex ist sie immer noch, aber für mich nicht mehr
zu komplex.
EDIT: Erinnert mich an eine kleine Anekdote meines Klavierlehrers:
Bei einem Konzert, es war, glaube ich, ein Liederabend. Gespielt wurde Mozart, andere Klassiker und zum Schluss Gustav Mahler.
Am Ende wurde er von einer alten Dame, die ebenfalls im Konzert saß, angesprochen: "Also dieser Mozart, der war ja so schön, aber diese moderne Musik am Ende mochte ich überhaupt nicht!"