Ich schmeiß mal ne wüste Idee in den Raum
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Ausgehend davon, dass das Thema locken und möglichst unter vielen Bedingungen funktionieren sollte, schlage ich beherzt eine Kombination von altem Wein in neuen Schläuchen, leicht SF, vor. Arbeitstitel "modern love" oder "avatar love".
Wir stellen uns in naher Zukunft folgendes Szenario vor: Junge Erwachsene/Jugendliche daten nicht mehr persönlich, sondern über ihre Avatare (oder Roboter).
Wir haben also junge SIE + AvatarSIE und junger ER + AvatarER, die sich in unterschiedlichen Konstellationen begegnen. Zuerst schicken beide ihre Avatare vor, instruieren sie für dieses Date und gehen mit deren Berichten der Begegnung um. Dabei taucht natürlich das Thema auf, wie neben dem Austausch und der Auswertung von Informationen (Alter, Vorlieben Biografie etc.) auch so etwas wie "Hat es geprickelt?" "Stimmt die Chemie?" "Ist man verliebt?" in der Kommunikation zwischen den Avataren und deren jeweiligen Besitzer*innen auftauchen und führen zu den Themen/Fragen: Wie sind Gefühle erfahrbar, vermittelbar für Roboter oder gesteuerte Wesen mit anderen Eigenschaften? Kann man Liebe oder Verliebtsein "operationalisieren"?
Irgendwann treffen natürlich auch SIE und ER direkt aufeinander: Und was passiert dann? Lässt sich das Risiko der Enttäuschung vermeiden oder der Benefit des Verliebtseins verlustfreier, schneller und quasi "aus dem bequemen Sessel zu Hause aus" erreichen, indem man Avatare vorschiebt? Wie ist die Differenz zwischen den Schilderungen der Avatare und den "Originalen"? Welche Selbstbeschreibungen haben sie mit Hilfe ihrer Avatare auf den Weg geschickt, welcher (Selbst-) Betrug entsteht hieraus und nimmt seinen Lauf? Welche Irrungen und Wirrungen ergeben sich daraus und aus noch weiteren Aspekten dieser spezifischen Doppelung in Begegnung und Kommunikation?
Man könnte noch eine gesellschaftliche Ebene einschieben, indem beide in ihren social networks berichten und das gesamte Geschehen von zwei "Lagern" aus in nahezu Echtzeit (oder leicht verzögert) kommentiert wird - vielleicht raten beide Lager ab, es kommt zu fake news und Gedisse - die Originale finden aber dennoch zusammen?
Das Ende könnte klassisch als "sie finden sich" oder "sie finden sich nicht" oder moderner wie im Film "Lola rennt" in drei Variationen durchgespielt werden.
Wenn man es lustig will: Doppelhochzeit von Originalen und Avataren - why not?
Natürlich bieten sich mannigfaltige plotmässige, textliche und musikalische Anspielungen und Bezüge oder Kommentierungen zu bekannten Operetten und Musicals an - gerade weil das Kernthema "Liebe, Missverständnisse und Wirrungen" ein absoluter Klassiker ist. Und das ist auch gewollt - zumal man dadurch ein sehr breites Publikum anzusprechen in der Lage ist - mit der richtigen Mischung, versteht sich.
Gleichzeitig ist es durch das Spiel mit der Gegenwart und nahen Zukunft der digitalen Doppelungen, Schichtungen, sozialen Vernetzungen und dem neuen Ausloten von Nähe und Distanz sowie künstliche Intelligenz/Algorythmen und Gefühl hochmodern und wartet mit unterschiedlichsten Aspekten von Groteskem, Bizzaren, Romantischen, Kommödiantischem, Überdrehtem, Dramatischem, Pessimistischem etc. auf, die man je nachdem anklingen lassen bzw. ausbreiten könnte.
So weit meine wüste Idee, die ich hier einfach mal in den Ring werfen wollte.
Herzliche Grüße
x-Riff