Musikalische Begabung

  • Ersteller Annamarilili
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@korsakov
Ich drücke mich ganz bestimmt nicht besser aus, da ich nicht in Deutschland aufgewachsen bin :D
Darauf achte ich nicht!
Ich habe mal bein ARTE eine Doku gesehen, Musik und Neuronen. Sehr spannend gemacht, denn die analysieren die Musik verschiedener Kulturen. Da wird auch gesagt das ein Europäer traditionelle Südländische Musik teilweise als Dissonant empfindet, oder gar als unschön, denn auch durch seine genetische Veranlagung andere Melodien gewohnt ist. Umgekehrt genau so. Und auch für jede andere Kultur, sei es Afrika, China, Russland usw.. Das stellt natürlich die ganze Diskussion in Frage.
Kann man Musikalität verallgemeinern? Ich denke einerseits nicht, anderer Seits vielleicht ein wenig. Denn Emotionaler Ausdruck immer noch, für mich das A und O. Und der faltet sich in jeder Kultur anders aus.
Wir alle Menschen haben was gemeinsam. Gefühle. Doch jede Kultur drückt sie anders aus.
Wir Griechen zum Beispiel, trauern vor dem Grab eines Geliebten Mensches, indem wir laut weinen, kreischen, zu Gott aufsehen und ihn fragen warum er einem ein solches Leid antut. Da sind die Deutschen anders, etwas beherrschter könnte man sagen.
Nicht jeder Mensch kann die Gefühle anderer nachempfinden und deren Art sie auzudrücken verstehen. Wenn man das auf die Kulturen bezieht, hast du Recht, was für den einen Musikalisch ist, ist für den anderen Lärm.
Bin auch keine Musikwissenschaftlerin, ich studiere noch. Ich versuche nur Meinungen zu sammeln um die meine wenn notwendig zu ändern, oder zu stabilisieren :)
 
Da wird auch gesagt das ein Europäer traditionelle Südländische Musik teilweise als Dissonant empfindet, oder gar als unschön, denn auch durch seine genetische Veranlagung andere Melodien gewohnt ist.
Also dass musikalisches Empfinden im Erbgut verankert sein soll kann ich nicht so recht glauben. Dazu wäre auch der Zeitraum viel zu kurz um das was wir z.B. als "harmonisch" oder "melodisch" hören, im Erbgut biochemisch festzuschreiben. Es handelt sich dabei rein um Kulturleistungen.
 
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Es handelt sich dabei rein um Kulturleistungen.
Über "Glauben" kann man nicht gut diskutieren und der ist dir unbenommen, aber wie kommst Du auf "reine Kulturleistungen"?
Als ich längere Zeit in der Begabungsforschung gearbeitet habe, habe ich anderslautende Befunde kennengelernt und die passten seinerzeit keineswegs in mein von "Kognition/Informationsverarbeitung" geprägtes Weltbild. Es gibt demnach reichlich Hinweise auf die genetische Disposition verschiedener Eigenschaften, deren Ausprägung im beobachteten Verhalten als freilich genauer zu definierende "Begabung" untersucht wurden.

Was jeder nachlesen und bisweilen überprüfen kann, sind die Biografien herausragender Musiker. Während das bei den ganz großen Namen von historischen Dimensionen schwer fällt und Berichte über deren "Leben und Werk" häufig mit Legenden vermischt sind, gibt es genügend Zeitgenossen im eigenen Fach, die man z.B. auf Workshops kennenlernen und sprechen kann.
Dabei wird regelmäßig auffallen, dass solche Spitzenmusiker auf ihrem Instrument in sehr wenigen Jahren "professionelles Niveau" erreicht haben. Mit "professionell" meine ich nicht das volle künstlerische Können und die Reife, mit der solche Musiker später international bekannt wurden. Ich meine das von Anfang an biografisch belegte Ausnahme-Talent samt der Anerkennung durch andere Musiker, denen das auffiel und die es dann häufig förderten. Dies ist wahrlich nicht jedem gegeben, der einige Stunden am Tag Musik macht und vielleicht seinen Weg in der musikalischen Früherziehung usw. nahm.

Gruß Claus
 
Über "Glauben" kann man nicht gut diskutieren und der ist dir unbenommen, aber wie kommst Du auf "reine Kulturleistungen"?
Als ich längere Zeit in der Begabungsforschung gearbeitet habe,
Hast du eigentlich wirklich gelesen wovon ich geschrieben und worauf ich mich bezogen habe?
 
Allein die Formulierung ...

... auch durch seine genetische Veranlagung andere Melodien gewohnt ist ...

wie kann man "generische Veranlagung" und "gewohnt" in EINEM Halbsatz gemeinsam unterbringen ??!! Die schließen sich ja gegenseitig aus !

Aber zurück zum eigentlichen Thema ...:

Ich glaube, wie so oft ist wohl beides ein wenig richtig ... : Durch Kultur, sprich: Gewohnheit, wird die AUSPRÄGUNG der Musik festgelegt und einige Details der kognitiven Wahrnehmung. Aber die grundsätzliche ANLAGE um Musik wahrzunehmen, die ist wohl genetisch disponiert.

Hier sehe ich wieder eine Analogie zur Sprache: Die grundsätzliche (auch mentale) genetische Disposition zum Spracherwerb ist bei uns allen vorhanden. Ob es dann in Natura Chinesisch, Spanisch oder Russisch wird, hängt von den äußeren Umständen ab (Kultur) ...

Thomas
 
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Die grundsätzliche (auch mentale) genetische Disposition zum Spracherwerb ist bei uns allen vorhanden.
Unwidersprochen, nur ist auch das mögliche Ausmaß des Erwerbs und der Anwendung einer Sprache oder eben auch Musikalität genetisch disponiert und nicht allein durch Lernverhalten ausbildbar. Solche Dispositionen sind für psychische Konstrukte/Konzepte nicht als -"On Off" Schalter aufzufassen, untersuchte Variablen produzieren vielmehr Daten in Häufigkeitsverteilungen, die statistisch analysierbar sind.
Hast du eigentlich wirklich gelesen wovon ich geschrieben...
Ja, vollständig und gründlich.
https://www.musiker-board.de/musikwissenschaft-muth/543545-musikalische-begabung-2.html#post6598747

Mein Beitrag bezog sich nicht allerdings nicht allein darauf. Grundsätzlich liegt mir an der Feststellung, dass im Thread teilweise gegenteilig zu den wissenschaftlichen Erkenntnissen behauptet wird.

Gruß Claus
 
... nur ist auch das mögliche Ausmaß des Erwerbs und der Anwendung einer Sprache oder eben auch Musikalität genetisch disponiert und nicht allein durch Lernverhalten ausbildbar.

Entschuldige, daß ich hier nachhake ... aber das interessiert mich jetzt. Was soll das konkret heißen ? Daß es genetisch vordisponiert ist, wie WEIT ich zum Beispiel in meinen Gehörbildungsbemühungen kommen kann ? Ist da ein oberes Limit eingezogen ?

Danke für Aufklärung!

LG, Thomas
 
Egal wie es nun ist, diesen kleinen Unterschied sollte man beachten finde ich:

Ob musikalisch sein in der Familie liegt oder durch eine genetische Geschichte sogar die Musikrichtung/Musikkultur beeinflusst wird, ist ein riesiger Unterschied.

Insofern stimme ich Dumbledores Beitrag zu, denn es kann genetisch nicht fixiert sein dass ich südländische Musik z.B. weniger mag als andere. Dann hätte ich ja asiatische Vorfahren:)

Ob und wie weit ein bestimmter Grad an Musikalität vererbt wird ist etwas anderes, und bestimmt spielt die Vorgeschichte eine Rolle. Ich kann mir auch vorstellen, dass bestimmte Eigenschaften vererbt werden, die sich hinschtlich Auffassungsgabe bez. Musik oder musikalischer Veranlagung usw. vorteilhaft bemerkbar machen.


Zitat: Da wird auch gesagt das ein Europäer traditionelle Südländische Musik teilweise als Dissonant empfindet, oder gar als unschön, denn auch durch seine genetische Veranlagung andere Melodien gewohnt ist. Umgekehrt genau so. Und auch für jede andere Kultur, sei es Afrika, China, Russland usw.. Das stellt natürlich die ganze Diskussion in Frage.

Die Differenzierung nach Kulturkreis kann nicht sein. Dann würden sich ja in Deutschland geborene und aufgewachsene Inder tendenziell eher zur Sitar hingezogen fühlen als zum E-Bass. Is aber nicht.

Die Hinwendung zu bestimmten Melodien, Musik, Kunst, Traditionen, kulturellen Eigenheiten usw. ist Ergebnis der Entwicklung und Geschmacks-/Interessensbildung in diesem Prozess.

In welchem Maße muskalische Veranlagungen vererbt werden, ist eine andere Sache.
 
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@Zonquer Wollte eigentlich nicht mehr, aber dann ist das ja eine Art Begabtenförderung-)

Makoto Ozone - Emily Bear

Fun with Rhapsody in Blue 25.7.2013

http://www.youtube.com/watch?v=IxPsiZcCQhA


oder hier eines der anderen von Quincy Jones geförderten Talente

Andreas Varady - Blues for Edward - Montreux 2012

http://www.youtube.com/watch?v=W9d2xlYJfvM


oder hier noch

Emily Bear mit Siedah Garrett + Nikki Yanofsky ( von QJ gefördertes Gesngstalent)

Miss Celie's Blues. Montreux 2013

http://www.youtube.com/watch?v=lHT8DmTJ7gI
 
Zuletzt bearbeitet:
Grundsätzlich liegt mir an der Feststellung, dass im Thread teilweise gegenteilig zu den wissenschaftlichen Erkenntnissen behauptet wird.
Da hau das bitte dem "Thread" um die Ohren und nicht mir und nicht auf ein konkretes Zitat. Ja?
 
Ich glaube, dass bei solchen Themen schärfer differenziert werden muss. Dann gibts vielleicht weniger Missverständnisse oder so ähnlich...

Dass bestimmte Eigenschaften vererbt werden klingt ja logisch; irgendetwas hat doch jeder von seinen Eltern außer z.B. einer großen Gummel. Manchmal eben auch eine etwas ausgeprägtere Eigenschaft, die sich hinsichtlich Musik in Forn von schnellerer Auffassungsgabe, Talent, Begabung oder wie auch immer bemerkbar macht. Bestimmt äußern sich solche Eigenschaften auch anderswo, für die Musik ist es dann eben die "musische Begabung".

Warum sollte ein kleineres Kind, welches fehlerfrei Mozart spielt, nicht musikalisch begabt sein? Wenn es nicht begabt wäre, wie könnte er dann diese Stücke spielen? Nur mit Zwang, ohne Zugang zur Musik, ohne musikalisches Verständnis oder Begabung oder Talent...wie auch immer... könnte er diese Stücke doch gar nicht bewältigen. Ganz zu schweigen vom Willen....

Was den musikalischen Ausdruck anbelangt: Ich finde es sehr gewagt, diese Kleinkinder auf Grund der Ausdrucksweise des Spiels zu beurteilen. Und warum sollen sie diese Feinheiten in späteren Lebensjahren nicht vermitteln können? Der Spielraum hinsichtlich Ausdrucksweise ist in der klassischen Musik aus Sicht eines Kindes sowieso sehr gering und es spielen die in dem Musikstück selbst fixierten Ausdrucksformen die Hauptrolle. (Spielcharakteristika sind ja mit überliefert bzw. fixiert)

Einfach sagen "Kind ist guter Handwerker aber bringt später den Ausdruck nicht" ist zunächst mal reine Spekulation. Anne Sophie Mutter hat auch sehr früh sehr gut gespielt. Und keiner würde der Frau sagen "Anne, du bist unmusikalisch":))

Auch dass zur musikalischen Begabung unbedingt die Schaffung eines eigenen Werkes zählen muss, glaube ich nicht. Wieso eigentlich, vielleicht möchte ja nicht jeder Künstler Komponist sein?
Genau wie die Einschätzung des "gefühlvollen Spiels". Jemand, der in eine vom Komponisten "kalt, aggressiv" gewünschte Passage Herzschmerzgestreiche einbaut, ist für mich allerdings wirklich unmusikalisch. Ein doofes Beispiel, schon klar, aber auch das Vermitteln musikalischen Ausdrucks wird von vielen Leuten sehr unterschiedlic interpretiert.


So, und dann gibt es etliche Berichte und Dokus, wo anerkannte wissenschaftliche Fakten soweit überstrapaziert werden, dass sich völlig neue Inhalte ergeben. Die unglückliche Formulierung, dass quasi die Polka oder der Flamenco für den jeweiligen Landstrich schon als Gen existieren (etwas überspitzt), kommt sinngemäß in anderen Beiträgen auch vor. Und gerade Arte ist diesbezüglich ....o.k., anderes Thema.

Was die "Wunderkinder" anbelangt:
Meiner Meinung nach haben sie ein hohes Maß an musikalischer Begabung für das jeweilige Alter, sie liegen in ihrem Spiel weit über dem Durchschnitt anderer musizierender Kinder und bestimmt werden einige von ihnen später ganz ausgezeichnete Künstler, vorausgesetzt natürlich sie bleiben überhaupt dabei.
 
Ist da ein oberes Limit eingezogen?
Grundsätzlich ja.
Wo und wie das individuell festgestellt werden könnte, wäre noch eine ganz andere Frage.

Grob formuliert: eine ausreichend große Gruppe von Anfänger-Musikschülern eines Jahrgangs durchläuft über einen bestimmten Zeitraum eine standardisierte Gehörbildung bei gleichem Ablauf der Unterweisung, z.B. ausgewählte zunehmend anspruchsvollere Lektionen von Earmaster Pro in detailliert festgelegten Settings.
Die vom Programm vorgegebenen Fragan (Leistungstests) werden häufigkeitsverteilte Ergebnisse produzieren. Dabei erwarte ich, dass sich nur wenige Schüler im Bereich der meisten falschen Antworten und ebenfalls nur wenige Schüler im Bereich der meisten richtigen Antworten finden werden.
Wenn sich das bestätigt, entspräche der an den Rändern beobachtete Befund zu einem guten Teil für individuelle unterschiedlich ausgespägte Begabung eines musikalischen Hörens. Das gilt umso mehr, wenn z.B. keine gesundheitlichen Beeinträchtigungen der Schüler oder andere Fehler im Untersuchungsdesign wie z.B. "unkontrolliertes Üben" wirksam wurden.

Eine nicht immer vorhandene und auch nicht ursächliche Beziehung würde ich zu anderen Bausteinen der musikalischen Begabung erwarten. Daraus folgernd würde ich z.B. erwarten, dass nur wenige Schüler aus der Gruppe der meisten falschen Antworten nach 5 Jahren noch privaten Musikunterricht haben und umgekehrt viele Schüler aus der Gruppe der meisten richtigen Antworten in der Ausbildung bleiben.

Grundsätzlich meine ich, dass vom "Durchschnitt bis in die Spitze" auf allen Gebieten mit beobachtbarer und interindividuell vergleichbarer Leistung eine entsprechende Begabung zunehmend auffälliger beobachtet werden kann.

...hau das bitte dem "Thread" um die Ohren und nicht mir und nicht auf ein konkretes Zitat. Ja?
Nein, denn erstens haue ich hier gar nichts um die Ohren, sondern bevorzuge sachliche Formulierungen meiner Ansichten und zweitens nehme ich einen Aufhänger aus vorgehenden Beiträgen gerne an.

Gruß Claus
 
Ich glaube das musikalische Begabung vererbar ist aber nicht in einem sehr großen Maße.
Mein Vater hat immer gesagt Talent sind max. 10 Prozent der Rest ist Übung.
So zum Beispiel auch das absoulute Gehör. Man kann dies antrainieren obwohl es wohl vererblich ist. Ich glaube alles eine Frage der Gewöhnung und des Willens. Wenn man positiv und interessiert an die Sache rangeht lernt man es besser als wenn man es muss.
Die Dauer dieses Lernens ist wahrscheinlich unterschiedlich und setzt eine gute Gehörverarbeitung vorraus. Die Frequenzen müssen gut vom Ohr wahrgenommen und und im Gehirn differenziert werden.

Zum technischen glaube ich auch, dass es eine Bestimmte Begabung im Bereich Koordination und Feinmotorik gibt. Oder das viele Menschen ein Instrument leichter lernen können, da sie in ihrer Entwicklung gelernt haben, ihre Gliedmaßen gezielter zu koordinieren.

Außerdem glaube ich an die neuronale Plastizität und somit kann man das motorische koordinieren auch lernen. Jedoch fällt es jedem Menschen anders leicht und anders schwer. Die emotionale und kognitve Geschichte ist da eine andere. Jeder interpretiert seine Gefühle anders. Man kann nicht immer wissen wo sie herkommen und warum sie was auslösen. Demzufolge können Stimmungen unterschiedlich sein. Wenn man sich dann an ein Instrument setzt kann man diese stimmung gut reflektieren oder auch nicht. Ich denke Musik ist ein Ausdrucksmedium.

Und so wie jeder eigene Gedanken hat, löst Musik auch unterschiedliche Empfindungen und Interpretationen aus.

Der kulturelle Aspekt spielt dabei natürlich auch eine Rolle. Die Art der Bauweisen und Klänge der Musikinstrumente fallen global ja auch unterschiedlich aus. Musik hat überall auf der Welt Bedeutung und ist selbstverständlich.

Das Theorieverständins setzt ja irgendwie auch ein gewisses Maß an Intelligenz. Aber man kann Musik überall hören und kann sich das Wissen über Learning by Doing aneignen.

Ich denke es gibt eine musikalische Begabung.
 
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Unwidersprochen, nur ist auch das mögliche Ausmaß des Erwerbs und der Anwendung einer Sprache oder eben auch Musikalität genetisch disponiert und nicht allein durch Lernverhalten ausbildbar. Solche Dispositionen sind für psychische Konstrukte/Konzepte nicht als -"On Off" Schalter aufzufassen, untersuchte Variablen produzieren vielmehr Daten in Häufigkeitsverteilungen, die statistisch analysierbar sind.

Habe ich da einen "ungeheuerlichen" Paradigmenwechsel verschlafen? Sind wir also wirklich zugleich genetisch determiniert und limitiert? Hat also Fürstin Gloria von Thurn und Taxis mit ihrem zweifach rassistischen Satz recht: "Neger schnakseln gern?" :bad:

Dass sich manche Neurowissenschaftler von der Genetik Antworten erhoffen ist unbestritten, aber nach nunmehr einem halben Jahrhundert muten deren Erkenntnisse doch eher bescheiden an, weshalb man gerade in diesem Zusammenhang mit dem Anführen von "wissenschaftlichen Erkenntnissen" vorsichtig umgehen sollte.

Was die Determiniertheit/Limitierung anbelangt: Der Inder Srinivasa Ramanujan (*22.12.1887/t 26.04.1920) sei nur eins von vielen, vielen Beispielen, die deiner These einer quasi "genetischen Aphasie" widersprechen.

Was deinen Satz "Solche Dispositionen..." anbelangt, behindert mich eine akute zerebrale Fehlfunktion den hermeneutischen Zirkel - erfolgreich - zu vollenden. Mit anderen Worten: :confused:

Oder wie Monthy Python sagte: "Every sperm is sacred..." :hat:



[h=1][/h]
 
Aufpassen ;)
Es geht darum, dass es genetisch BEDINGT ist - das hat noch nicht zwangsläufig etwas mit Vererbung zu tun.
Auch das Kind eines Menschen, der in seinem gesamten Stammbaum nur "musikalische Vollidioten" hatte, kann dementsprechende Talente haben.

Es geht hier ja um etwas, was bei JEDEM Menschen vorhanden ist, in mehr oder weniger selber Form. Es geht um die individuelle AUsprägung dieser Aspekte. Und genau das ist der Bereich, wo Vererbung irgendwo zu greifen aufhöhrt - Gene vererben ist das eine, was daraus "gebaut" wird das andere - und da ist der EInfluss der elterlichen Gene vor allem bei abstrakten Talenten natürlich sier in irgendeiner FOrm da, aber es ist auf keinen Fall so, dass Talente 1:1 vererbt werden können.

Gruß
 
Aufpassen ;)
Es geht darum, dass es genetisch BEDINGT ist - das hat noch nicht zwangsläufig etwas mit Vererbung zu tun.
"genetisch" hat zwangsläufig immer mit Vererbung zu tun. Die Ausnahme wären spontane Mutationen. Ich glaube aber du meinst etwas anderes.
 
Habe ich da einen "ungeheuerlichen" Paradigmenwechsel verschlafen?

Keine Ahnung.
Was deine Bezüge auf meinen Beitrag betrifft, hast Du meine Ausführungen offenbar nicht durchdacht, bevor die polemische Keule ausgepackt wurde.

Genetische Determination gibt es, ein sehr bekanntes Beispiel dafür ist die autosomal dominante Erbkrankheit Chorea Huntington. Die damit einhergehende Limitierung ist durch den immer tödlichen Verlauf der Krankheit gegeben.
Eine Auspaltung von Menschen in Physis und Psyche hat ihre Vor- und Nachteile, letztlich beruht sie auf Konstrukten. Es macht keinen Sinn, die Vererbbarkeit von physischen Merkmalen anzuerkennen und bei psychischen Merkmalen zu glauben, das hätte mit Vererbung nichts zu tun.
Die Sache wird insofern unübersichtlich, weil Verhalten bei gesunden Menschen in einem ordentlichen Bereich zweifellos durch Sozialisation und Lernen formbar ist. Da trifft es sich, dass man Gleiches für verschiedene körperliche Merkmale auch ausmachen kann.

Auf Musik bezogen bedeutet das z.B. die Erwartung, dass gut zwei Drittel einer Anfangsklasse von Musikschülern zu durchschnittlichen (Amateur-)Musikern werden, wenn sie lange genug an der Ausbildung teilnehmen, auch da wird es "verteilte" Unterschiede der individuellen Leistungsfähigkeit geben.
Besonders interessant sind aber die Schüler, die sich bei musikalischen Leistungsprüfungen nahe der Ränder der Verteilung wiederfinden.

Es ist möglicherweise tröstlich, wenn man sich als junger Amateurmusiker der Illusion hingibt, dass es nur mangelnder Übe-Aufwand oder eine ausgebliebene frühkindliche Förderung sind, was Einen von bedeutenderen Musikern unterscheidet. Wer das glauben möchte und sich damit besser fühlt, soll das gerne tun. Schließlich sind Glaubenssätze sind dafür da, unwiderlegbar wahr zu sein.

Mich interessieren aber nicht handgeschnitze Wahrheiten, sondern Thesen, die sich ggf. widerlegen lassen. Das gilt selbstverständlich auch für die Auswirkungen von Erb- und Umweltfaktoren.

Gruß Claus
 
Spannendes Thema! Ohne jetzt tiefere Einblicke in die Begabungsforschung zu haben, halte ich äußere Einflüsse für die Entwicklung der musikalischen Begabung bzw. der Begabung zu kreativen Tätigkeiten allgemein für wichtiger als genetische. Als Kind haben die meisten Leute einen großen Entdeckerdrang, lernen spielerisch und spielen kreativ. Diese kindliche Kreativität wird mit zunehmendem Alter dadurch blockiert, dass genaue Vorgaben des Lernstoffes gemacht werden. Erwachsene tun sich oft schwer mit Kreativität und bewundern dann kreative Leute als besonders begabt.

Ich weiß aus der Diskussion über die Erblichkeit der Intelligenz, dass es oft schwierig ist, die Einflüsse von Genetik und Umwelt zu trennen. Vielleicht kennt ja jemanden Studien, wo das soziale Umfeld von sehr stark und sehr wenig Begabten untersucht wurde?

Es ist möglicherweise tröstlich, wenn man sich als junger Amateurmusiker der Illusion hingibt, dass es nur mangelnder Übe-Aufwand oder eine ausgebliebene frühkindliche Förderung sind, was Einen von bedeutenderen Musikern unterscheidet. Wer das glauben möchte und sich damit besser fühlt, soll das gerne tun.
Das sind aber zwei Paar Schuhe: auf das Üben habe ich Einfluss, auf die frühkindliche Förderung nicht. Vom persönlichen Standpunkt aus ist es egal, ob die musikalische Begabung durch Umwelteinflüsse oder genetisch bedingt ist, beides liegt außerhalb meines Einflussbereichs und beides bietet eine tröstliche Erklärung an. ;)

Der Unterschied zeigt sich bei der Frage, wie wir mit unseren Kindern umgehen. Genetik legt immer "nichts zu machen, das ist halt so" nahe, während die Umwelteinflüsse sozial bedingt sind und sich sowohl innerhalb der Familie als auch gesamtgesellschaftlich verändern lassen.
 
Ich habe eine Frage: Wie kommt man bei wissenschaftlichen, statistischen Erhebungen a la "wir setzen 100 Leute ein Jahr lang ans Gehörbildungsprogramm und gucken wie weit sie kommen" zu dem Schluss, dass Genetik eine Rolle spielt? Es könnte doch alles mögliche sein, z.B. angelernte Lern- oder Konzentrationsfähigkeit.
 

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