Musikalische Begabung

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Hallo!

Hoffe das ich nicht falsch hier bin, wusste aber nicht wo ich das Thema genauer zuordnen soll.

So. Erst mal ein Link mit der Doku die mich gerade wieder zum grübeln gebracht hat. Ab 14:48-17:08 wird es spannend.

http://www.youtube.com/watch?v=xjdtiPuObBM


Mich beschäftigt schon seid ein Paar Jahren die Frage, was es mit Musikbegabung auf sich hat.
Ich höre ständig von hochbegabten (meistens) Pianisten, die schon mit 6-7 Jahren Chopin und Listz, auf dem Instrument rauf und runter spielen,
ohne dabei einen einzigen Fehler zu machen. Jedoch besteht keinerlei tiefe Emotionale Verbindung mit dem was die machen
(So empfinde ich es als, in erster Stelle, Zuhörerin, aber auch selber Pianistin).
Ich habe das Gefühl, es ist so eine Art Hochleistungssport, wo der, der am schnellsten und ohne Fehler spielt, als Hochbegabter bzw Musikalisches Genie bezeichnet wird.
Das schließe ich natürlich auch nicht aus, ich gönne es denjenigen ja auch, nur reden wir hier von Musik -nicht Sport. Musik ist da, weil manche nicht
in der Lage sind über ihre Gefühle zu reden. Weil Emotionen raus müssen die nicht gesagt werden können. Diese Menschen kennen kein anderen Weg,
sich selbst für andere verständlicher zu machen, als durch die Musik. Und dabei ist es meines Erachtens nach viel wichtiger
die Schönheit, Hässlichkeit, Traurigkeit etc. der Gefühlswelt des Musikers (generell jedes Künstlers) zu bejubeln, als wie schnell doch seine Finger seien.
Und ich rede hier nicht von einem schön gespieltem Stück, das mit allen musikalischen ''Verzierungen'' ausgestattet ist die auf dem Notenblatt stehen,
sondern über ein Stück das in dem Moment die Seele des Spielers wird der das Instrument als seinen Mund und seine Stimmer zum reden BRAUCHT.

Was haltet ihr davon, und was ist eurer Ansicht nach Musikalische Begabung?

Ich freue mich über eure Antworten,
Liebe Grüße
Anna
 
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Gerhard Eichberger


Na, da bin ich voll bei Dir!

Ich meine, daß es ziemlich steril klingt, wenn ein Musiker einfach nur nach dem Blatt die Lieder abspielt und nichts Eigenes reinbringt. Wurscht, welche Musikrichtung das ist: Man muß schon soweit eigenständig sein, daß man erkennt, daß da ein MENSCH spielt und nicht etwa ein Automat, der die Noten einfach gemäß seiner Programmierung spielt. (Gibt's ja auch schon.) Im Gegensatz zu einem Computer hat ein Mensch Emotionen, und die sollten sich auch in der Musik ausdrücken.

Du hast übrigens recht: Alles kann man nicht mit Worten ausdrücken. Beispielsweise eine Zitrone.

Auch wenn ein Musiker Covers spielt, sollte er die Originale nicht kopieren.

Siehe mal ein Beispiel hier:
http://foolsonthehill.at/

Übrigens, das von Dir verlinkte Video funzt bei mir gerade nicht.


Gerhard
 
Auf Youtube ''Chaos im Kopf - zwischen Genie und Wahnsinn''
Sehr interessante Doku über das Tourett Syndrom, mit einer Prise Musik!

''Alles kann man nicht mit Worten ausdrücken. Beispielsweise eine Zitrone''
Würde ich mir fast tätowieren lassen :D
 
"Kinder", die technisch anspruchsvolle Werke "fehlerfrei" wiedergeben, sind zunächst einmal gute "Handwerker". Sie bringen die Voraussetzungen mit, um - vielleicht - später einmal "Vortragskünstler" werden zu können. Um ein Werk "schöpferisch" interpretieren zu können, bedarf es jahrelanger Erfahrung: Lebens- und Kunsterfahrung.

Asiatische Musikschulen produzieren - naturgemäß - einen hohen Ausstoß von kindlichen Tastenvirtuosen, aber nur wenige namenhafte "Künstler". Eine handwerkliche Begabung ist allenfalls Mittel zum Zweck und nur für musikalische Vortragskünstler zwingend erforderlich: Die wahrhaft großen Flamencotänzer sind so präsent/charismatisch, dass sie ihre Zuschauer mit einer einzigen Geste/Handbewegung zu Tränen rühren können.

Ich persönlich verorte "musikalische Begabung" jedoch eher in der Komposition als im Vortrag. Mozart war ein begnadeter Pianist, Louis Spohr möglicherweise ein besserer Geiger als Paganini - viele, bedeutende Komponisten waren virtuose Solisten, aber nicht ihre "handwerkliche Kunst", sondern ihre Kompositionen haben die Zeiten überdauert und ihren wahren Ruhm begründet.

Ein oder zwei Instrumente perfekt zu beherrschen, mag hilfreich sein, aber es ist keine Voraussetzung, um ein herausragender Komponist zu sein. Die Beatles waren teilweise arg limitierte Instrumentalisten (nur George Harrison spielte schon zu Beginn der Band leidlich Gitarre), aber zweifellos herausragende Komponisten...
 
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Ich bin der Ansicht das Musikalität allein einen nicht zum Komponisten macht, und andersrum noch weniger.
Es bedarf viel Übung und lernen damit man seine Musikalischen Ideen auf dem Notenblatt bringen kann und genau da erkenne ich auch das Genie. Jemand der die Genialität einfach besitzt, oder er sich die erarbeitet hat um verdammt komplexe Noten Muster und Läufe, für 1,2,3,4,5... Stimmen komponieren zu können, bringt durchaus eine unglaublich Leistung, da möchte ich auch nichts gegen sagen. Interpretiert er aber seine eigenen Werke genau so rührend wie Musiker-X?

Worauf ich hinaus möchte -ich bin der Überzeugung das Musikalität in der Interpretation zu Suchen ist, so wie auch in in den Komponisten selbst, jedoch auf einer anderen Art und Weise. Musik ist aber letztendlich das was wir hören. Uns ist das egal, wenn wir uns dessen nicht bewusst sind, ob Mozart persönlich spielt, wenn Herr Kartoffelsack (mit der selben Mozart Komposition) durch seine Interpretation uns tiefer berührt.
Natürlich spekuliere ich gerade, da ich Mozart nie persönlich spielen gehört habe :p

Ich orientiere mich auch eher an der Klassik, denn die Interpretations Freiheit da eher begrenzt ist im Gegensatz zu Populären Stilrichtungen. Da ist es wieder ein Ticken härter die Menschen zu begeistern, denn man kann nicht viel anders machen um heraus zu stechen, außer eben mit den Emotionalen ausdruck..

Es ist eine Sache die man einfach nicht lernen kann. Man kann sie trainieren, wenn der Ansatz da ist, da gehört aber wie du sagst Lebenserfahrung mit dazu. Schmerz, Enttäuschung, Liebe, Wut, Freude sind ja auch die Sachen die uns Menschen verbinden und berühren, und wenn man die nicht erfahren hat, kann man die auch nicht durch die Musik erzählen. Als Komponist, so wie Interpret. Deshalb lassen mich die kleinen Asiaten (aber nicht nur die) ''Wunderkinder'' eher kalt.
-Es sei denn man misst Musikalität an der Komplexität der Komposition, oder am können des Interpreten.

Super Beispiel mit den Flamencotänzern, kann ich dir nur Recht geben! :)
 
Also auch hier die WGN Docu

Emily Bear - Girl with a gift

http://www.youtube.com/watch?v=HhjzNG0wSGY


Ihre, 11 Jahre alt,letzte CD wurde von Quincy Jones produziert und bei Concord Records veröffentlicht.

Hier Montreux 2013

http://www.youtube.com/watch?v=tkJiuviYKQw

Ihre zahlreichen Kompositionen findet man auf youtube oder auf emilybear.com

So liefen z.B Savchenko/Szolkovy ihr Galaprogram nach ihrem letztjährigen 4. Weltmeistertitel zur Musik von ihr.

Hier übrigens was klassisches!

Schumann Klavierkonzert a-moll, 1.Satz

Emily Bear - Santa Fe Orchestra - Joe Illick 24.12.2012

http://www.youtube.com/watch?v=YLPWFrErfWE

Sie ist aber nur ein Beispiel, aber trifft wohl genau die Intention dieses Threads.
 
Zuletzt bearbeitet:
Das ist ja auch ein Punkt, der eigentlich in jeder "Wunderkinddoku", die ich bis jetzt gesehen hab, von irgendeinem Experten angesprochen wurde - sinngemäß war die AUssage etwa:

".... es ist natürlich faszinierend, wenn ein 8 Jähriger, der gerade mal irgendwie eine Oktave mit einer Hand greifen kann, Stücke hohen Schwierigkeitsgrades fehlerfrei spielt. Nur den Sprung vom Wunderkind zum "echten Berufsmusiker" schaffen dann allerdings erstaunlich wenige. Sobald man dann 16,17,18 ist, da fragt dann niemand mehr nach einer perfekten Technik - im Gegenteil, sie wird vorrausgesetzt. Und entweder bringt dieser Mensch dann auch das restliche Rüstzeug mit, dass man als Vortragskünstler und/oder gar Komponist braucht, oder eben nicht....."
 
Oft sind diese Wunderkinder aber ab einem bestimmten Alter einfach ausgebrannt oder unterliegen den Geschmackwandlungen des Publikums, obwohl sie durchaus das nötige Rüstzeug besitzen.

Ein David Garrett floh ja vor seinem Vater und seiner Plattenfirma!!! nach Juilliard, musste dann aber erkennen, dass sich für ihn keiner mehr interessierte. Deshalb sprang er auf den Zug des Cross Overs und des Sex Appeals, vielleicht auch eine nachgeholte Pubertätsphase-)
Jetzt versucht er langsam wieder den Weg zurück zu finden.

Emily Bear scheint ihre Zukunft nicht als Konzertpianistin zu sehen, sondern als Filmmusikerin. Ihre Vorbilder sind John Williams und Hans Zimmer. Nur erhält sie im Moment ein Ausbildung bei den besten Musikern der Welt.
Julliard ( klassisches Klavier, Jazz Klavier, Kompositionslehre/Orchestrierung), Studium der Filmmusik NYU und Mentor Quincy Jones!
 
GerhardEichberger schrieb:
Du hast übrigens recht: Alles kann man nicht mit Worten ausdrücken. Beispielsweise eine Zitrone.

Super lustiger Spruch und auch überhaupt nicht abgelutscht :weird:

Musikalische Begabung hat meiner Meinung nach nicht mit dem spielerischen Können zu tun. Wie schon erwähnt ist das Handwerkszeug - mehr nicht.
Wenn man sich die Musik, die man produziert, zueigen machen kann, dann ist das Begabung.
 
@onesome59 Vielleicht wäre Mozart als Pianist heute bei den vielen gedrillten Wunderkindern nur Durchschnitt. Keiner von uns hat ihn gehört und auf überlieferte Anekdoten gebe ich nichts.

Seine Kompositionen stehen über allem.

@ColdDayMemory Bloß ist ab einem bestimmten Level spielerisches Können ohne musikalische Begabung nicht möglich
 
Da ist durchaus möglich, je nach dem was für dich musikalische Begabung ist. Wie schon gesagt, meiner Meinung nach jemand der 8 st. lang am Tag übt, kann Spieltechnisch ein Ass werden. Manche müssen nicht so lange üben und können es trotzdem. Das heisst aber nicht das sie auch musikalisch begabt sind, sondern einfach begabt. Musikalität ist ganz was anderes.
 
Dann kann ich nur noch einmal auf dieses Special von Emily Bear hinweisen, anschauen!!!


Vom Himmel gefallene Musikalität ohne ein gewisses Maß an Fleiß gibt es nicht. Ich rede jetzt nicht von 8 Stunden drill oder den 6-7 Stunde, denenen ein David Garrett seid seinem 6. Lebensjahr ausgesetzt war.

Quincy Jones kommt in diesem Special zu Wort. Ein gewisses Maß an Fleiß ist notwendig. " Work is imperativ".

" You should not think you have it all." Ein gewisser Arbeitsethos ist notwendig.

Ich glaube manche verfallen hier dem Märchenbild eines Mozarts, der ohne Anstrengung irgendwann fähig war, einen Don Giovanni zu komponieren. Das ist völliger Quatsch! Leopold Mozart lacht laut-)

Nochmal schaut euch das special an, auch wenn es nur ist, um eine Doku eines Produzenten zu sehen, der schon einen Emmy gewonnen hat.

http://www.youtube.com/watch?v=HhjzNG0wSGY



Sie ist wahrscheinlich eines der größten musikalischen Talenten dieser Zeit.

Quincy Jones: " Rhythmic control of a 30/40 years old"

Aber selbst ihre Musikalität muss gehegt und gepflegt werden!


Stellen wir uns doch einfach mal die ganzen unentdecketen musikalischen Talente Afrikas vor.

- - - Aktualisiert - - -

Santa Fe

komponiert und orchestriert fur das Santa Fe Orchestra von Emily Bear

http://www.youtube.com/watch?v=laMctBcvHoo

Sie spielt hier nur den Part des ausgefallenen Harfespielers.


Original Music Medley für Orchester ( orchestration Christopher Nickel)

Einen der Songs mit 6 Jahren komponiert

http://www.youtube.com/watch?v=z7FS8eaFnfw
 
Zuletzt bearbeitet:
Was haltet ihr davon, und was ist eurer Ansicht nach Musikalische Begabung?

Meine Ansicht ist wohl der Deinen sehr ähnlich:

Als Kern von Musikalität würde ich die Fähigkeit sehen, durch Musik emotional beeindrucken zu können. Damit ist selbstverständlich nicht eine Bewunderung von technischen Fähigkeiten gemeint, doch diese erweitern die Möglichkeiten eines emotionalen Ausdrucks und müssen im Dienste dieses Ausdrucks stehen.

Die Musikalität kann sich durch eine Komposition, Improvisation oder Interpretation Ausdruck verschaffen.

Ein hochmusikalischer Interpret schält den emotionellen Gehalt auch aus einer einfachen Komposition in hochreiner Form heraus. Er kann noch das geringste Potential an Emotionen hervorkitzeln und zur Entfaltung bringen.
Wenn er ausgezeichnete technische Fähigkeiten hat, kann er diese voll in den Dienst des für das Stück spezifischen Ausdrucks stellen. Technische Mängel sind nicht limitierend, sämliche Ausdrucksmittel sind im Sinne des Ausdrucks optimal aufeinander abgestimmt.
Auf diese Weise singt z.B. Fritz Wunderlich das Volkslied "Ännchen von Tharau". Genial, wie er den melodischen Höhepunkt herausarbeitet, mit einer technischen Perfektion und einer Inbrunst, daß man ihm sofort seine Liebe zum Ännchen abnimmt, als könne nicht der geringste Zweifel daran bestehen.

Im Prinzip gilt das Gesagte natürlich für alle hochmusikalischen Interpreten, wie ich sie verstehe.

Entsprechend ist der hochmusikalische Komponist in der Lage, schon durch die Komposition (z.B. in Form einer Partitur) etwas emotional Bedeutendes zum Ausdruck zu bringen, das von den Interpreten (und dem Publikum) auch so verstanden wird.
Hervorragende technische Fähigkeiten des Komponisten, erleichtern ihm den emotionalen Ausdrucks ohne wesentliche Limitierungen darzustellen.

Es wird hier schon auf der Ebene der Komposition eine künstlerisch höherwertige Basis für den Interpreten geschaffen, als dies z.B. ein Volkslied sein kann.

Wenn wir beim Lied bleiben, könnte der "Erlkönig" von Schubert ein Beispiel sein. In der Interpretation von Jessye Norman wird der emotionale Ausdruck durch die Mimik noch bedeutend gesteigert.

Der hochmusikalische Komponist schöpft seine Möglichkeiten jedoch wohl erst dann voll aus, wenn er hochkomplexe Werke schafft, deren Komplexität wiederum im Dienst des emotionalen Gesamtausdrucks steht. (Die großen Werke der Musikgeschichte können als Beispiele dienen.)

Ein so hohes Maß an Komplexität wie bei der Komposition ist bei der Improvisation nicht möglich. Der hochmusikalische Improvisator besticht jedoch durch die Fähigkeit, beeindruckende Musik, praktisch aus dem Moment heraus zu schaffen und zu entwickeln (z.B. Keith Jarrett). Er/Sie kann dabei auch direkt auf Impulse aus dem Publikum eingehen, wie z.B. Gabriela Montero.

Kern der Musikalität ist m.E. also der bedeutende emotionale Gesamtausdruck, der in sich ausdifferenziert und in Form gebracht ist. Er muß zumindest potentiell verstehbar/nachzuempfinden sein - im Extremfall von einem künftigen Publikum oder von wenigen Kennern. Technik erweitert die Ausdrucksmöglichkeiten doch es muß zuallererst eine bedeutende Botschaft vorhanden sein, welche dann die Mittel der Technik verwendet.

Vor dem Ausdruck kommt i.d.R. der Eindruck und der ist abhängig von dem sensorischen Unterscheidungsvermögen: Wie differenziert können Tonhöhen, -dauern, Klangfarben, Lautstärken, Rhythmen, Strukturen usw. wahrgenommen werden?

In einem früheren Thread wurden derartige Tests für Musikalität zusammengestellt.

Viele Grüße
Klaus
 
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Auch wenn ich vieles unterschreiben kann, so stört mich wieder das diese Musikalität nicht vom Himmel fällt. Sorry wenn ich mich nicht so geschwollen, wie es leider nur im deutschen Wissenschaftsbetrieb üblich ist, ausdrücken kann.

Ein Fritz Wunderlich, eine Jessy Norman haben nicht ihre Fähigkeiten durch jahrzehntelanges Training perfektioniert, haben nicht im Ausstausch mit anderen Musikern gestanden????

Ganz interessant sollte in diesem Zusammenhang ein Interview vom letzten Sonntag von Mitsuko Uchida mit dem britischen Guardian sein.Sie sieht sich immer noch als Schülerin, wartet immer noch auf perfekte Momente in ihrer Interpretation.

http://www.theguardian.com/music/2013/aug/04/mitsuko-uchida-proms-interview


Außerdem warum ist ein Volkslied, welches sich seid Jahrhunderten überliefert hat, nicht künstlerich wertvoll, wer definiert das, wer definiert den Experten, den Kenner etc.
Hier zeigt sich leider eine gewisse Arroganz und Dünkel, die es so wohl nur in Deutschland gibt. Ich erinnerte mich in diesem Zusammenhang, an die letzte Folge der "Heimat" Serie aus den 80 ern. Der Musikerspross, hat ein modernes Musikstück komponiert und der einzige der es Verstand und gebannnt vor dem Radio sitzt, war der " Dorftrottel". Aber leider wurden seine Fähigkeiten nicht erkannt oder gefördert.

Was ist eine bedeutende Botschaft?

Die Idee des Tests ist zwar ganz niedlich, aber ohne Hegen und Pflegen und ständigem Training verkümmern diese Fähigkeiten einach.

---

http://www.psych.nyu.edu/gary/marcusArticles/Marcus 2012 Musicality Instinct TOPICS.pdf
 
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@klaus111
Sehr schöne Antwort, du hast meine Gedanken 1000 mal besser in Worte verfasst als ich es selber je könnte..
Danke, das erleichtert es auch für mich -meine Überlegungen besser zu verstehen, sie unkomplizierter zu machen :)
 
@korsakov
Da hast du vollkommen Recht. Keinem Musiker wird das können einfach so geschenkt, egal wie talentiert oder begabt er ist.
Selbst die kleinen Wunderkiddies üben, wie jeder andere auch -wenn nicht sogar mehr.

Ich versuche meinen Gedanken mit einem Beispiel zu erklären:

Du hast 3 Aufnahmen von deinem Lieblings beispielsweise. Klavierstück.

1. Bei der ersten spielt ein 8 Jähriges Kind. Hochbegabt, denn seine Lernfähigkeit, die eines normalen Mensches bei weitem überragt. Da Stück wird makellos gespielt, die Technik ist bewundernswert und alles was auf dem Notenblatt steht wird übernommen und perfekt eingesetzt.
2. Das selbe mit einem Erwachsenen, nicht unbedingt Hochbegabten Menschen, der aber dafür zwangsweise 8 Stunden lang Täglich üben musste und es immer noch muss, da das sein Beruf ist, oder besser gesagt, von Anfang an sein sollte.
3. Ein Erwachsener, der nie gezwungen wurde 8 Stunden lang Täglich zu üben, sondern aus es freiem Willen macht, weil er das einfach liebt und immer geliebt hat. Oder anders, Zitat von mir:
''Das Stück das er spielt wird in dem Moment seine Seele und das Instrument sein Mund und seine Stimmer die er zum reden BRAUCHT''.
Er ist natürlich Technisch auf dem selben Stand wie der Rest, denn, Zitat von Klaus111 ''
Technik erweitert die Ausdrucksmöglichkeiten''

Du weisst nicht, welche Aufnahme zu welchem Musiker gehört. Du hörst sie dir alle drei an.
Ich lege mein Hand ins Feuer du wirst eher vom dritten Interpreten begeistert sein. Die anderen sind natürlich auch toll. Der dritte hat aber etwas was die anderen beiden nicht haben.

Genau das empfinde ich als Musikalität. Das hat nicht jeder gute Musiker. Das ist auch nicht jedem gegeben. Aber es ist gegeben, es kann nicht antrainiert werden.
Es kann mit der Zeit vielleicht kommen, oder eher raus-kommen durch Lebenserfahrung in allen Weisen, aber es kann nicht erzwungen werden.

Emily Bear ist in der Tat ausgesprochen begabt. Ob sie auch mit 20 noch eine Ausnahme ist werden wir sehen wenn es so weit ist. Ich wünsche es ihr (mit aller Ehrlichkeit) und bin sehr gespannt :)
Da sie aber noch ein Kind ist, wage ich es nicht zu behaupten das sie Musikalität besitzt (Musikalische Begabung ja), denn ich verbinde das Wort Musikalität sehr stark mit Emotionalen Ausdruck, bedingt durch Lebenserfahrung.
Vielleicht siehst du das anders, was vollkommen ok ist, denn es gibt keine Wissenschaftliche Definition von Musikalität.

Was die Arroganz angeht, stimme ich dir auch (leider) zu. Ich erwische mich manchmal selbst, wenn ich jemandem der ''keine Ahnung'' von Musik hat über Musik reden höre, wie ich meine Augenbrauen hochziehe.
Das finde ich selber unschön, es kommt aber automatisch wenn man ne Jahre lange Ausbildung gemacht hat in Musikschulen und Musik-Hochschulen. Da hält man sich des öfteren für gebildeter im Bereich als andere. Was aber im Grunde nicht unbedingt der Fall ist. Ich kenne trotzdem viele die Musiker sind, aber einen Sau schlechten Geschmack haben, und Menschen die nichts mit Musik am Hut haben jedoch gute Sounds zu schätzen wissen. Sei es Klassik, Jazz, Rock, Pop, Heavy Metal oder was auch immer.
 
... und was ist eurer Ansicht nach Musikalische Begabung?

Musikalische Begabung ist die Fähigkeit, sich in die Musik so richtig hineindenken, viel mehr hineinFÜHLEN zu können. Intuitiv.

Das beinhaltet Detailbereiche wie das angeborene Gesspür für Harmonik, für Rhythmik, für FORM., Mustererkennung, das musikalische Hören (das die Grundlage für alles andere ist), das Vorausahnen von Musik ...

Auch bei Menschen mit prinzipieller musikalischer Begabung können diese Teilbereiche sehr verschieden stark ausgeprägt sein. Da gibt´s große Unterschiede, auch innerhalb der Gruppe der musikalisch Begabten ...

Dinge, die meiner Ansicht nach absolut NICHTS mit musikalischer Begabung zu tun haben, sind Fingerfertigkeit und Finger-Kontrolle am Instrument, sowie das sagenumwobene Absolute Gehör. Diese Fähigkeiten KANN man, wenn man über entsprechendes musikalisches Talent verfügt, natürlich gut gebrauchen und im Sinne eines besseren Musikmachens einsetzen und verwenden ... aber für sich genommen, sagen sie nichts aus über vorhandenes musikalisches Talent ...


Deswegen: Wenn man wirklich wissen will, wie MUSIKALISCH ein Mensch ist, muß man ihn in der PROBENARBEIT erleben. Aufgrund eines Konzertes ALLEIN, wie gut oder schlecht das auch immer gewesen sein möge, ist das nicht möglich ...

Abschließend: Meine bisherige Lebenserfahrung hat mich dahingehend eines besseren belehrt, als ich eine frühe Grundannahme von mir selbst revidieren mußte: Ich dachte früher immer: Talent/Begabung ist ALLES.
Mittlerweile bin ich aber der Überzeugung: Auf JEDEM der oben genannten Gebiete läßt sich ein Talentmangel (gemessen am oberen Level) gut mit entsprechend Fleiß und mit Arbeit und Mühe ausgleichen. Natürlich ist der, der talentiert u n d fleißig ist, immer noch im Vorteil ... aber ... wer ist das schon ...

Thomas
 
Der Begriff "Begabung" löst auch bei mir etwas Ambivalenz aus, und ich kann mich Annamarilili bezüglich der Wortwahl: "Musikalität" als Alternative nur anschließen, zumal "Begabung" so klingt, als käme eine solche gänzlich von irgendwo außen her oder wäre sozusagen "Gott-Gegeben." Es gibt durchaus unterschiedliche Anlagen bezüglich des Lernens im Allgemeinen - das bedeutet unterschiedliche Wege, wobei die Lehrmittel in der Regel eher statisch daher kommen: bei dem einen funktionieren sie recht effizient und beim anderen weniger effizient. Das Lernen bezieht sich aber primär auf das Handwerk, während die Musikalität - um es mal klischeehaft auszudrücken - aus dem Herzen kommt - aus der puren Lust, Musik zu machen. Mir sind einige akademisch ausgebildete Musiker oder so genannte ehemalige Wunderkinder bekannt, die es ehrlich gesagt nicht wirklich schaffen, mich musikalisch zu berühren, während es durchaus Straßenmusiker gibt, die mich tief berühren und mir eine Gänsehaut bereiten können, obwohl sie nicht mal Noten lesen können. Abgesehen davon, dass man als Profi-Musiker in der Regel bei Studio-Jobs oder im Orchester das Handwerk beherrschen muss, finde ich die oft aufgesetzten elitären Ansprüche eher anti-kreativ, herzlos und ohne Kick - und meistens sind es Außenstehende, die von "Begabung" reden oder eine solche erwarten. Hingabe ist vielleicht noch ein Kriterium, was nicht jeder mitbringt oder nicht wirklich bereit ist mitbringen zu wollen!?

Außerdem kann ich mich auch Korsakov anschließen, denn es ist doch sehr fraglich, von wem alles und wie Begabung denn definiert wird - wer und was wird beispielsweise von Dieter Bohlen gefördert, wenn er dem "DSDS-Kandidaten" Begabung attestiert? Die Plattenfirma Decca hielt damals in den 60ern die Beatles für völlig unbegabt, bevor sie bei EMI landeten. Ich kenne einige Leute, die sich durch den Begriff "Begabung" sehr verunsichern lassen und eigentlich über ein sehr gutes musikalisches Feeling verfügen. Manche verfügen einfach über ein schlechtes Instrument und zweifeln wider besseren Wissens an ihrer Begabung und geben auf. Die Frage ist nur, wo man mit seinem musikalischen Schaffen hin will - wenn man gezielt elitäre Kreise anstrebt, muss man auch mit den entsprechend fragwürdigen und meistens aufgesetzten Gepflogenheiten zurecht kommen.

Grüße - hotlick
 
Zuletzt bearbeitet:
@annamarlilili Nur noch kurz, ich hatte ja heute morgen den psychologischen Aufsatz gefunden und gepostet. Musikalität ist wohl irgendwie bei jedem Menschen in veschiedener Größe vorhanden, nur befarf es dann eben einer lebenslangen Entwicklung der vorhandenen Möglichkeiten.Natürlich besitzt Emily Bear oder jedes andere Wunderkind noch nicht , wie es Mitsuko Uchida im Interview ausdrückt, analytical skills, aber diese müssen noch entwickelt und ausgebaut werden. Selbst der Flamenco Tänzer zeigt seine Kunst basierend auf den Traditionen, die ihm von Kindheit an, beigebracht wurden.Außerdem ist mir die ganze Diskussion mittlerweile zu europäisch kulturell angelegt. Die europäische Musikgeschichte ist im Vergleich zur Geschichte der Menschheit, sagen wir, kurz.Auch hängt es immer vom Rezepienten ab. Ob einer von uns sich durch tradititionelle hoch künstlerische japanische Musik beeindrucken lässt. Wir als Rezepienten haben Erwartungen, die aber allein durch unser kulturelles Unfeld geprägt sind. Mitsuko Uchida wurde praktisch im deutschen Sprachraum ausgebildet, denkt in der Musik in deutsch, wie sie sagt, erfüllt also unsere Erwartungen.Vielleicht hinterlassen also die asiatischen Wunderkinder in ihrer Heimat einen ganz anderen Eindruck.Sorry wenn ich mich nicht korrekt musikwissenschaftlich ausgedrückt habe, bin kein Musikwissenschaftler.
 
Immer wieder tun Leute so, als könnte man außereuropäische Musik ernsthaft irgendwie als Option für uns betrachten. Das geht nicht. Man wird sie immer mit europäischen Ohren hören, und das wiederum hat nichts mit dieser Musik zu tun! (Ausnahme: du widmest dein Leben einer anderen Musikkultur). Deshalb sind kulturpluralistische Aussagen meistens wirkungslos.

Übrigens sind sich die Rezipienten unseres Kulturkreises extrem ähnlich.


"wenn man gezielt elitäre Kreise anstrebt, muss man auch mit den entsprechend fragwürdigen und meistens aufgesetzten Gepflogenheiten zurecht kommen."

Falls du damit klassische Musik meinst, ist das Quatsch. Da ist nichts fragwürdig oder aufgesetzt. Bei Neuer Musik hingegen stimmt das recht häufig.
 

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