raytsh
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Hi Leute!
Bevor jetzt jemand direkt kommt mit "üben, üben und nochmal üben" oder "hab doch einfach Spaß am Spielen", nehmt euch bitte die Zeit, meine Situation richtig zu verstehen. Die Fragen, welche sich mir stellen, sind sicherlich auf alle Gitarristen anwendbar. Ich wende mich damit aber hauptsächlich an die, welche schon viele Jahre spielen und/oder physische Beeinträchtigungen haben.
___________
Ich mich die Tage mal wieder auf den Boden der Tatsachen zurück gearbeitet und mir Gedanken über mein Gitarrenspiel gemacht und würde gern wissen, wie eure Meinungen zu dem Thema sind. Ich denke, dass es vermutlich nur eine Einstellungssache ist, und ich suche nach neuen Perspektiven für meine Situation.
Wie motiviert ihr euch, wenn ihr realisiert, dass ihr nie so gut werdet, wie ihr euch wünscht, dass ihr nicht das spielen könnt, was ihr wollt?
Dafür muss ich direkt den Titel relativieren: ich meine damit, dass man nicht besser wird "in absehbarer Zeit". Mir schweben immer die bekannten 10.000h vor, die es braucht, um ein Instrument zu beherrschen. Sollte das wirklich eine Schwelle sein, welche es zu erreichen gilt, dann hieße das für mich, dass ich dann über 50 wäre. Zunächst einmal meine Ausgangssituation:
Auch nach über 10 Jahren, bin ich nicht in der Lage, die Stücke zu spielen, welche ich spielen will. Auch nicht die Stücke, welche ich bereits einige Jahre regelmäßig übe. Und das liegt natürlich daran, dass ich nicht genug übe, ohne Frage. Ich mach mir da keine Illusionen. Nur, dass man schon lange spielt heißt ja nicht, dass man auch viel gespielt hat.
Ich habe in der Vergangenheit eher unregelmäßig geübt und spiele wirklich regelmäßig erst seit 2-3 Jahren. Das macht dann also vllt. 2000-3000h insgesamt. Ich spiele vllt. 0.5-1h pro Werktag und freien Tagen gern auch mal 2-3h, wenn mir nichts dazwischen kommt. Sagen wir, im Schnitt 10h pro Woche, weil es sich damit einfach rechnen lässt. Wenn es nun diese 10.000h gäbe, dann würde das bedeuten, dass ich noch 13-15 Jahre mit dem Pensum spielen müsste, bis ich mein Spiel beherrsche. Die 15 Jahre sind das, was ich als "nicht in absehbarer Zeit" bezeichnen würde. Immer mit der Option, wieder einmal Lange Zeit pausieren zu müssen, weil die Beschwerden zu stark werden.
Die ganzen Zahlen spielen aber gar nicht so die große Rolle. Fakt ist, ich bin nach 10 Jahre noch nicht annähernd so gut, wie ich sein möchte, und werde es in absehbarer Zeit auch nicht werden.
Ich spiele seit knapp 2006 Gitarre, ich hatte 2003 schon einmal angefangen, dann aber schnell wieder aufgehört und 2006 neu begonnen. Wirklich regelmäßig spiele ich erst seit den erwähnten 2-3 Jahren. Aufgrund von Karpaltunnelsyndrom habe ich teilweise Pausen von 6 Monaten einlegen müssen. Um dem entgegenzuwirken habe ich unzählige Gitarrenmodelle und Haltungen ausprobieren sowie mehrfach meine Spieltechnik geändert. Ich spiele größtenteils im Sitzen, meistens in der klassischen Haltung, sollte dies das Gitarrenmodell hergeben, und haben auch im Stehen die Gitarre auf der gleichen Höhe hängen.
Letztendlich hatte ich 2008 herum eine OP für die Greifhand. Dadurch ist es auch signifikant besser geworden. Beschwerde- oder schmerzfrei bin ich deswegen allerdings nicht. Ich habe schon einige Neurologen konsultiert, und natürlich geben diese die Empfehlung, das, was die Beschwerden verursacht, nicht mehr zu tun. Also, mit Gitarre spielen aufzuhören. Zusätzlich arbeite ich auch am PC mit Maus und Tastatur, was mir auch täglich Probleme bereitet. Auch während des Schreibens dieses Posts habe ich einige Male pausieren müssen.
Eine OP für die Schlaghand hatte ich noch nicht weil, Zitat Neurologe "Es noch nicht schlimm genug ist.". Erst, wenn man vor lauter Schmerzen nicht mehr schlafen könne, sei es operationswürdig. Das ist natürlich irgendwie verständlich, warum sollte man eine OP vornehmen, für ein Hobby? Ich bin ja kein Berufsmusiker oder ähnliches. Es ist dennoch eine ernüchternde Aussage...
Nun ist natürlich die Frage, warum übe ich nicht mehr? Habe ich nicht genug Hingabe zum Gitarrespielen? Kann ich nicht auf andere Hobbys verzichten?
Generell sind das sicherlich valide Fragen, welche auf mich aber nur bedingt anwendbar sind. Aufgrund meine physischen Beeinträchtigung kann ich einfach nicht lang am Stück spielen, ohne Schmerzen zu haben. Ich bekomme schnell stechende Schmerzen im Handgelenk und Unterarm der Greifhand und bereits nach nur einem kompletten Song werden die Fingerspitzen der Schlaghand taub. Das ist teilweise tagesformabhängig; An manchen Tagen kann ich gut eine 30 min ohne Pause spielen, an anderen muss ich schon nach einem halben Song pausieren. Als ich neulich mal wieder etwas mehr spielte, musste ich daraufhin eine Woche pausieren, bis die Schmerzen nachgelassen haben.
Selbst wenn ich also wollte, und dem ist so, könnte ich nicht mehr spielen/üben. Ich verbringe dann dennoch viel Zeit mit der Materie indem ich mir Gitarrenbaukurse, Cover, Playthroughs, Tutorials usw. anschaue und mich generell viel mit Musik und Gitarren im speziellen beschäftige.
Dann bleibt die Frage, warum ich nicht mit dem zufrieden bin, was ich spielen kann? Und einige werden sagen: Hab doch einfach Spaß am Spielen. Wo bleibt der Spaß?
Das ist sicherlich eine gute Frage, und die Antwort darauf ist eine rein persönliche und ich will damit niemandem zu nahe treten: Ich habe keine Spaß an einfacher Musik bzw. ich habe keine Spaß daran Musik der Art zu spielen, welche ich nicht auch am liebsten höre. Es macht mir keinen Spaß nur offene Akkorde zu schrammeln beispielsweise oder einfache, eingängige Rhythmen zu spielen. Ich will das auch nicht schlecht reden. Es ist vollkommen in Ordnung, wenn einem das Spaß macht, aber für mich persönlich ist es nichts. Es ist nicht erfüllend genug. Ich höre sehr technische Musik und mein Ziel ist es daher auch, solche Musik zu spielen.
Ganz im Gegenteil ist es sehr frustrierend, wenn man die Sachen, welche man seit Jahren versucht zu spielen, immer noch nicht beherrscht.
Ein Instrument zu spielen ist sicherlich kein Wettbewerb für mich. Es geht mir nicht darum mich mit anderen messen zu können, ich spiele eh nur zu meinem eigenen Vergnügen. Daher sind meine Ziele nicht von außen bestimmt sondern von mir selbst.
Bei mir hat sich mittlerweile eine Resignation eingestellt und ich suche nach neuen Sichtweisen, welche mich weiter motivieren Gitarre zu spielen, obwohl ich erkannt habe, dass ich mein "Ziel" nicht erreichen werde. Wie seht ihr das? Wie motiviert ihr euch, falls ihr zu einem ähnlichen Schluss gekommen seid? Ist meine Sichtweise einfach zu eingeschränkt?
Ich bin auch an Meinungen derer Interessiert, welche aus anderen Gründen (Familie, Job, andere Hobbys usw.) nicht so viel üben können, wie sie gern möchten.
Danke fürs lesen! Cheers!
Bevor jetzt jemand direkt kommt mit "üben, üben und nochmal üben" oder "hab doch einfach Spaß am Spielen", nehmt euch bitte die Zeit, meine Situation richtig zu verstehen. Die Fragen, welche sich mir stellen, sind sicherlich auf alle Gitarristen anwendbar. Ich wende mich damit aber hauptsächlich an die, welche schon viele Jahre spielen und/oder physische Beeinträchtigungen haben.
___________
Ich mich die Tage mal wieder auf den Boden der Tatsachen zurück gearbeitet und mir Gedanken über mein Gitarrenspiel gemacht und würde gern wissen, wie eure Meinungen zu dem Thema sind. Ich denke, dass es vermutlich nur eine Einstellungssache ist, und ich suche nach neuen Perspektiven für meine Situation.
Wie motiviert ihr euch, wenn ihr realisiert, dass ihr nie so gut werdet, wie ihr euch wünscht, dass ihr nicht das spielen könnt, was ihr wollt?
Dafür muss ich direkt den Titel relativieren: ich meine damit, dass man nicht besser wird "in absehbarer Zeit". Mir schweben immer die bekannten 10.000h vor, die es braucht, um ein Instrument zu beherrschen. Sollte das wirklich eine Schwelle sein, welche es zu erreichen gilt, dann hieße das für mich, dass ich dann über 50 wäre. Zunächst einmal meine Ausgangssituation:
Auch nach über 10 Jahren, bin ich nicht in der Lage, die Stücke zu spielen, welche ich spielen will. Auch nicht die Stücke, welche ich bereits einige Jahre regelmäßig übe. Und das liegt natürlich daran, dass ich nicht genug übe, ohne Frage. Ich mach mir da keine Illusionen. Nur, dass man schon lange spielt heißt ja nicht, dass man auch viel gespielt hat.
Ich habe in der Vergangenheit eher unregelmäßig geübt und spiele wirklich regelmäßig erst seit 2-3 Jahren. Das macht dann also vllt. 2000-3000h insgesamt. Ich spiele vllt. 0.5-1h pro Werktag und freien Tagen gern auch mal 2-3h, wenn mir nichts dazwischen kommt. Sagen wir, im Schnitt 10h pro Woche, weil es sich damit einfach rechnen lässt. Wenn es nun diese 10.000h gäbe, dann würde das bedeuten, dass ich noch 13-15 Jahre mit dem Pensum spielen müsste, bis ich mein Spiel beherrsche. Die 15 Jahre sind das, was ich als "nicht in absehbarer Zeit" bezeichnen würde. Immer mit der Option, wieder einmal Lange Zeit pausieren zu müssen, weil die Beschwerden zu stark werden.
Die ganzen Zahlen spielen aber gar nicht so die große Rolle. Fakt ist, ich bin nach 10 Jahre noch nicht annähernd so gut, wie ich sein möchte, und werde es in absehbarer Zeit auch nicht werden.
Ich spiele seit knapp 2006 Gitarre, ich hatte 2003 schon einmal angefangen, dann aber schnell wieder aufgehört und 2006 neu begonnen. Wirklich regelmäßig spiele ich erst seit den erwähnten 2-3 Jahren. Aufgrund von Karpaltunnelsyndrom habe ich teilweise Pausen von 6 Monaten einlegen müssen. Um dem entgegenzuwirken habe ich unzählige Gitarrenmodelle und Haltungen ausprobieren sowie mehrfach meine Spieltechnik geändert. Ich spiele größtenteils im Sitzen, meistens in der klassischen Haltung, sollte dies das Gitarrenmodell hergeben, und haben auch im Stehen die Gitarre auf der gleichen Höhe hängen.
Letztendlich hatte ich 2008 herum eine OP für die Greifhand. Dadurch ist es auch signifikant besser geworden. Beschwerde- oder schmerzfrei bin ich deswegen allerdings nicht. Ich habe schon einige Neurologen konsultiert, und natürlich geben diese die Empfehlung, das, was die Beschwerden verursacht, nicht mehr zu tun. Also, mit Gitarre spielen aufzuhören. Zusätzlich arbeite ich auch am PC mit Maus und Tastatur, was mir auch täglich Probleme bereitet. Auch während des Schreibens dieses Posts habe ich einige Male pausieren müssen.
Eine OP für die Schlaghand hatte ich noch nicht weil, Zitat Neurologe "Es noch nicht schlimm genug ist.". Erst, wenn man vor lauter Schmerzen nicht mehr schlafen könne, sei es operationswürdig. Das ist natürlich irgendwie verständlich, warum sollte man eine OP vornehmen, für ein Hobby? Ich bin ja kein Berufsmusiker oder ähnliches. Es ist dennoch eine ernüchternde Aussage...
Nun ist natürlich die Frage, warum übe ich nicht mehr? Habe ich nicht genug Hingabe zum Gitarrespielen? Kann ich nicht auf andere Hobbys verzichten?
Generell sind das sicherlich valide Fragen, welche auf mich aber nur bedingt anwendbar sind. Aufgrund meine physischen Beeinträchtigung kann ich einfach nicht lang am Stück spielen, ohne Schmerzen zu haben. Ich bekomme schnell stechende Schmerzen im Handgelenk und Unterarm der Greifhand und bereits nach nur einem kompletten Song werden die Fingerspitzen der Schlaghand taub. Das ist teilweise tagesformabhängig; An manchen Tagen kann ich gut eine 30 min ohne Pause spielen, an anderen muss ich schon nach einem halben Song pausieren. Als ich neulich mal wieder etwas mehr spielte, musste ich daraufhin eine Woche pausieren, bis die Schmerzen nachgelassen haben.
Selbst wenn ich also wollte, und dem ist so, könnte ich nicht mehr spielen/üben. Ich verbringe dann dennoch viel Zeit mit der Materie indem ich mir Gitarrenbaukurse, Cover, Playthroughs, Tutorials usw. anschaue und mich generell viel mit Musik und Gitarren im speziellen beschäftige.
Dann bleibt die Frage, warum ich nicht mit dem zufrieden bin, was ich spielen kann? Und einige werden sagen: Hab doch einfach Spaß am Spielen. Wo bleibt der Spaß?
Das ist sicherlich eine gute Frage, und die Antwort darauf ist eine rein persönliche und ich will damit niemandem zu nahe treten: Ich habe keine Spaß an einfacher Musik bzw. ich habe keine Spaß daran Musik der Art zu spielen, welche ich nicht auch am liebsten höre. Es macht mir keinen Spaß nur offene Akkorde zu schrammeln beispielsweise oder einfache, eingängige Rhythmen zu spielen. Ich will das auch nicht schlecht reden. Es ist vollkommen in Ordnung, wenn einem das Spaß macht, aber für mich persönlich ist es nichts. Es ist nicht erfüllend genug. Ich höre sehr technische Musik und mein Ziel ist es daher auch, solche Musik zu spielen.
Ganz im Gegenteil ist es sehr frustrierend, wenn man die Sachen, welche man seit Jahren versucht zu spielen, immer noch nicht beherrscht.
Ein Instrument zu spielen ist sicherlich kein Wettbewerb für mich. Es geht mir nicht darum mich mit anderen messen zu können, ich spiele eh nur zu meinem eigenen Vergnügen. Daher sind meine Ziele nicht von außen bestimmt sondern von mir selbst.
Bei mir hat sich mittlerweile eine Resignation eingestellt und ich suche nach neuen Sichtweisen, welche mich weiter motivieren Gitarre zu spielen, obwohl ich erkannt habe, dass ich mein "Ziel" nicht erreichen werde. Wie seht ihr das? Wie motiviert ihr euch, falls ihr zu einem ähnlichen Schluss gekommen seid? Ist meine Sichtweise einfach zu eingeschränkt?
Ich bin auch an Meinungen derer Interessiert, welche aus anderen Gründen (Familie, Job, andere Hobbys usw.) nicht so viel üben können, wie sie gern möchten.
Danke fürs lesen! Cheers!
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