Ich finde das Thema Cover im Spannungsverhältnis zwischen 1:1 Kopie und eigenständiger musikalischer Substanz sehr vielschichtig.
Und das ist ja auch immer wieder einmal Gegenstand leidenschaftlicher (bis hin zu dogmatischer) Diskussionen.
Das strenge covern, bei dem man tatsächlich 1:1, Note für Note nachspielt, finde ich persönlich (schon lange mehr) nicht wirklich interessant - sowohl als Musiker, der covert als auch als Zuhörer.
Wie hier ja auch schon erwähnt, gibt es eine Menge Songs, die "gecovert" so viel Strahlkraft besitzen, dass sie sogar das Original damit in den Schatten stellen. Solche Songs finde ich selbst auch großartig und die Musiker, denen das gelingt, haben meinen Respekt.
Wie nah oder fern man sich an's Original heranmacht, ist halt auch sehr stark vom jeweiligen Song abhängig. Ich habe vor Jahren schon irgendwo einmal in einem anderen Beitrag am Beispiel von "Sultans Of Swing" meine Sichtweise erklärt: Diesen Song, mit seinen vielen tollen Fill-Ins und Solopassagen kann man fast nicht weit weg vom Original interpretieren, weil die Leute es einfach genauso hören wollen. Zumindestens bei uns in Franken würde man bei einem derartigen Versuch das zu interpretieren "vom Hof gejagt werden"
Bei Interpreten wie Rory Gallagher sehe ich das anders: Da hat man, solange man in seiner Spielweise bleibt, schon Freiheitsgrade seine eigene Duftnote unterzukriegen. Allerdings geht es halt nicht bloß um eine "andere Version", sondern um eine Art neuer muskalischer Substanz, die man in ein Cover (ich nenne es lieber Interpretation) hineinbekommt. Das kann, rein musikalsich gesehen, manchmal einfach klasse klingen.
Da ich mir auch eine ganze Reihe von Live-Sachen (YouTube sei Dank) von ihm und seiner Band angehört und angesehen habe, ist es bei einem spielfreudigen Musiker/Band wie er einer war, auch fast schon schwierig vom "Original" zu sprechen. Den Song Moonschild habe ich ihn nie 1:1 wie im Original spielen sehen (auch nicht das Intro-Riff). Sogar die Signature-Licks hat er manchmal in einer ganz anderen Lage und dann auch mal mit anderen Pickuppositionen (wie auch bei Moonchild) gespielt.
Einen Königsweg gibt es wohl auch beim covern nicht bzw. auch Cover bieten mitunter genügend gestalterischen Raum für kreative Musikerköpfe!