Mollskalen, Komponisten, Epochen?

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Anm. d. Mod: Dieser Thread wurde aus dem Subforum "Klaverspielen" hierher verschoben, weil die Thematik (Stilepochen usw.) auch losgelöst vom Klavier von Interesse ist.
Gruß Be-3


Ich beschäftige mich gerade bischen mit den drei gängigen Moll Skalen natürlich, harmonisch und melodisch Moll.

Kann man die verwendung der Skalen auch bestimmten Komponisten bzw. Epochen zuordnen?

zb. Chopin hat meist diese Skala verwendet, Bach jene und Mozart bevorzugte eher .... usw. usf.?

Danke!
 
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In Bachs Bourrée E-Moll BWV 996 kommen in den ersten beiden Takten gleich alle drei vor. :D
 
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In Bachs Bourrée E-Moll BWV 996 kommen in den ersten beiden Takten gleich alle drei vor. :D

Yup stimmt. Sogar in der Sonata Facile von Mozart kommen soweit ich das richitig analysiert habe alle drei vor ;)

Ist halt die Frage ob Mozart das nicht auch als Übungssonate konzipiert hat ;)
 
Kann man die verwendung der Skalen auch bestimmten Komponisten bzw. Epochen zuordnen?
Im Prinzip jein. Die Dur und Moll Tonarten so wie wir sie schreiben sind ja ein relativ "neumodisches" Zeug und auch nur für unsere abendländische Musik überhaupt von größerer Bedeutung. Seit dem Barock (also etwa ab 1600) werden zumindest die Stücke oft entsprechend ihrer Haupt Tonart genannt: "Toccata und Fuge in D-Moll".

Davor waren "modale Skalen" in der Sakralmusik das Maß der Dinge. Google mal nach "Kirchentonarten". Die Dur und die natürliche Moll sind da vom "ionischen" bzw "äolischen" Modus abgeleitet.

Letztendlich bleiben die Bezeichnungen der Skalen nur Hilfsmittel zum Verständnis des Aufbaus. Ein guter Komponist wird sich außer bei sehr einfachen Werken nicht auf "die Tonart" festnageln lassen, sondern je nach Notwendigkeit den Modus ändern, Tonart fremde Noten einbringen, Spannung auf- und abbauen. In der "forensischen" Analyse kann man oft die einzelnen Sequenzen und Akkorde entsprechend einer Tonleiter zuordnen, aber bei weitem nicht immer und oft macht eine solche Zuordnung auch gar keinen Sinn, außer dass man als ordnungsliebender Musiker erfolgreich ein Etikett daran geklebt hat.

Die verschiedenen Tonarten vermitteln verschiedene Gefühle durch ihre charakteristischen Intervalle, wobei oft drei oder vier Töne ausreichen um das zu vermitteln. Entsprechend können diese oft nicht eindeutig einer bestimmten Tonart zugeordnet werden. Ob die Sequenz einer bestimmten Tonart zugeordnet werden kann, hängt dann davon ab, wie groß man den betrachteten Ausschnitt wählt.
 
Alles klar. Gut zu wissen. Das dur dem ionschen und natürlich moll der äolischen skala entspricht war mir schon bewusst, aber danke trotzdem für den hinweis ;)
 
Sogar in der Sonata Facile von Mozart kommen soweit ich das richitig analysiert habe alle drei vor
Das habe ich jetzt nicht kontrolliert, aber diese drei Molltonleitern sind schon allgegegenwärtig, so daß es mich eher wundern würde, wenn sie nicht darin vorkommen. Das Bach-Bourrée ist für mich halt das Paradebeispiel, das ich häufig zum erklären benutze, weil es wohl nicht so oft vorkommt, daß die 3 Molltonleitern so komprimiert in nur 2 Takten vorkommen, dazu noch in einem Thema, das nahezu jeder kennt. Das muß man erst mal hinkriegen, so etwas zu schreiben.

Kleine Anmerkung zur harmonischen Molltonleiter: Wenn man die jemandem vorspielt, antwortet ausnahmslos jeder auf die Frage, wie das seiner Meinung nach klingt: Orientalisch, arabisch o.ä. Komischerweise benutzen die Klassiker diese Tonleiter andauernd, und sie klingt nie orientalisch. Das liegt daran, daß der Kleinterzsprung (der in Wirklichkeit en übermäßiger Sekundsprung ist) vermieden wird. Die kleine Sexte löst sich gerne nach unten, die große Septime nach oben auf.

Zur melodischen Molltonleiter: Normalerweise lernt man: melodisch aufwärts, natürlich abwärts, was ja auch sene Berechtigung hat (siehe Bourrée). Die melodische Molltonleiter kommt aber auch in der klassischen Musik immer wieder in Abwärtsrichtung vor. Ein Beispiel, das ich gerade parat habe: Bach, Französische Suite C-Moll, BWV 813, Sarabande, der vorletzte Takt.

Viele Grüße,
McCoy
 
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Ist das die Bach Bouree für Lautenwerk die vor allem auf Klassicher Gitarre gespielt wird?
 
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Ja, man kann das Stück aber auch auf der Querflöte spielen: :D

 
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Kann man die verwendung der Skalen auch bestimmten Komponisten bzw. Epochen zuordnen?
Ich bin zwar nicht der größte Experte, aber meiner Meinung nach ist dieser Denkansatz irreführend. Eine strikte Trennung zwischen drei Mollskalen lässt sich kaum in Musik wiederfinden. Wie viele Mollkompositionen fallen dir (oder anderen) ein, in denen nicht alle drei Varianten auftauchen?

Anstatt Moll als drei unabhängige, lineare 7-Ton-Skalen zu verstehen, finde ich es sinnvoller es als einen Tonvorrat aus insgesamt 9 Tönen aufzufassen, wie das z.B. Diether de la Motte in seiner Harmonielehre tut. Ob die Stufen 7 und 6 erhöht oder "natürlich" auftreten hängt meist davon ab, wie sich die jeweilige Stimme oder die Harmonik insgesamt bewegt. Aufwärts treten in der Regel die erhöhten Stufen auf, abwärts die natürlichen, Ausnahmen gibt es wenn die Stimmführung auf einer dieser Stufen wendet. McCoy hatte das ja auch schon ähnlich erklärt. Natürlich gibt es Ausnahmen, aber soweit ich weiß ist diese Verwendung zumindest von Barock bis Romantik der Regelfall.

Insbesondere glaube ich nicht, dass man anhand der Verwendung der Mollskalen gravierende charakteristische Unterschiede zwischen den genannten Epochen festmachen kann. Da sollte man an anderen Stellen suchen (Vorhaltsbildungen, Akkorderweiterungen, Akkordfolgen), die dann aber auch für Dur gelten. Aber wie gesagt, ich bin kein Experte und ich lasse mich gerne vom Gegenteil überzeugen.
 
Ja, man kann das Stück aber auch auf der Querflöte spielen: :D
DESWEGEN hätte ich in meinen frühen 20ern beinahe Querflöte gelernt. Ian Anderson war einer meiner Helden.
Leider war die Flöte im Musikladen seinerzeit "unverschämt teuer". Das Casio CPS-300, das ich damals stattdessen mitgenommen habe hab ich noch im Einsatz...
 
Wie viele Mollkompositionen fallen dir (oder anderen) ein, in denen nicht alle drei Varianten auftauchen?
Im Jazz wäre das nicht ungewöhnlich (Modal Jazz, mel. minor modes über Dominantseptakkorde bei Wes Montgomery, Pat Martino usw.).

Gruß Claus
 

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