PS2. Dann wäre es ebenfalls noch sinnvoll, wenn hier nur über das diskutiert wird, was das menschliche Ohr tatsächlich hören kann. Hier tummeln sich nämlich auch hin und wieder User, die übermenschliche Fähigkeiten zu haben scheinen. Denn technisch/mathematisch betrachtet, dürfte jedem klar sein, dass eine 100%ige Nachbildung nie möglich sein wird. Akustisch betrachtet jedoch schon. Also lasst uns bei der Akustik bleiben.
Ich stimme deinem gesamten Post 100%ig zu !
Wenn ich mich richtig erinner habe ich sicherlich in dem ein oder anderen, von dir genannten Thread, meinen Senf dazu abgegeben. Zu diesem Zitat da oben möchte ich aber nocheinmal etwas schreiben.
Ein ähnliche Diskussion gibt es nämlich auch in der Tastenwelt. Hier sind es zwar keine Röhren-/Transen-/Modellingamps sondern Klaviere und Orgeln aber es gibt Parallelen !
Beispiel: Die Hammond B3 Orgel (Bekannt von Deep Purle & Co.) genießt bis heute einen Kultstatus. Da sie sich aber kaum jemand leisten kann, es auch nicht mehr viele gibt und vor allem keiner 230kg zum Gig tragen möchte wird hier viel auf digitaler Ebene versucht.
Es gibt zum Beispiel einen VST Plugin (die B4 *g*) aber auch Presets in den unterschiedlichen Keyboards von Yamaha, Korg & Co. . Außerdem bietet Hammond selbst mit der XK-3 eine günstige und leichte Alternative an. Die Resultate sind teilweise schockierend und werden mit steigendem Preis eigentlich immer besser wobei sie das Original nicht erreichen (können).
Ganz ähnlich ist das auch mit den legendären Klavieren und Flügeln von Steinway, Bösendorfer und Bechstein. Auch hier wird digital viel unternommen, teilweise werden super Ergebnisse erzielt, aber das Orignal wird nicht erreicht.
Jetzt stellt sich die Frage warum das so ist !?
Die Erklärung ist relativ einfach. Ein Klavier klingt erst so richtig wie es klingen soll wenn sich ab dem dritten Oberton das Frequenzspektrum nicht mehr mathematisch korrekt verschiebt sondern eben ein bisschen davon abweicht. Dafür gibt es keine Regel oder kein Gesetz. Es ist immer ein bisschen anders. Je nach Hersteller, je nach Modell, je nach xyz. Es gibt einfach keine Regel die man analysieren könnte um dann ein digitales Modell entsprechend zu programmieren. Außerdem schwinge natürlich andere Saiten im Saitenkasten mit auch auch dafür gibt es keine spezielle Regel weil es einfach immer anders ist.
Bei der Hammond B3 ist es ähnlich, ich könnte darauf genauer eingehen möchte das aber jetzt nicht tun. Ist schließlich das Gitarrenforum
Auf jeden Fall ist es für die Programmierer der digitalen Kopien unmöglich diese Modelle exakt zu kopieren. Stattdessen wird versucht einen Mittelwert zu finden und deshalb klingen die digitalen Kopien zwar teilweise sehr überzeugend werden aber oft, vor allem in Grenzbereichen, als sehr "steril" bezeichnet. Im Endeffekt soll das heißen, dass der Zuschauer im Publikum den Unterschied zwischen der original B3 und der digitalen B4 nicht hört ABER der Musiker selbst sich darüber im Klaren ist was mit dem Original möglich wäre. Und jetzt muss man eben mit sich selbst ausmachen ob das mehr will oder mit der Kopie zufrieden ist.
Jetzt übertrage ich das mal auf die Gitarrenamps:
Eine digitale Kopie von einem Marshall, Mesa, Vox & Co. herzustellen kann nicht funktionieren. Unser Gehör kennt das Original und das Original setzt sich aus ähnlichen Elementen zusammen wie in der Tastenwelt. Es sind Verschiebungen im Obertonspektrum die die Wärme ausmachen. Diese Verschiebungen kann man mathematisch nicht beschreiben, sie sind eben da und immer anders. Auch die Röhren arbeiten nicht nach einem Prinzip das man digital kopieren kann. Röhren klingen kalt anders als warm und warm anders als heiß. Röhren klingen neu anders als 6 Monate alt und nach 2 Jahren anders als nach 3. Wie soll man das kopieren wenn zudem EL34 Röhren anders klingen als 6L6. Und Russische anders als Amerikanische ? Es ist einfach unmöglich !
In meinen Augen macht es viel mehr Sinn wenn man sich darauf einigen würde einen digitalen Verstärker zu entwickeln der nicht Vorhandenes kopiert sondern neue Sounds formt und vielleicht so einen neuen Schwung in den ganzen Markt bringt. Das würde ich toll finden.
Die aktuellen Amps von Line6 und Hughes&Kettner können mich noch nicht überzeugen. Ich habe, vor allem Live, sehr viel schlechte Erfahrung - auch mit den teuren Modellen - machen müssen. Dafür bin ich ein Fan von ihnen auf Zimmerlautstärke geworden.
Was mich allerdings viel mehr abschreckt ist, dass ein digitaler Amp auch wenn er 2000 Euro kostet nach ein paar Jahren veraltet ist und die Reparatur irgendwann fast unmöglich wird. Wer repariert heute denn noch eine Playstation I oder einen Backstein Gameboy ?
--> "Tut uns Leid aber die Ersatzteile sind nicht mehr lieferbar"
Das passiert einem bei einem Röhrenamp nicht, der funktioniert auch noch in 50 Jahren wenn man ihn nicht mit ins Freibad nimmt.