Mit Kirchentonarten komponieren klingt furchtbar. Warum?

Aber der Finalis-Ton ist bzw. liegt unüberhörbar so, dass sich die Melodietöne zu einem Dorisch ordnen (etwas umständlich ausgedrückt, aber da man diese Melodie ja von jedem x-beliebigen Ton aus spielen kann, will ich nicht einfach "D" schreiben.
Ich stimme Dir natürlich völlig zu, nur finde ich das dann kein gutes Beispiel, um den dorischen Modus zu demonstrieren. Luther hat die Melodie ja dann aufgenommen und weiterentwickelt, da gibt es dann auch eine dorische Sexte:


View: https://www.youtube.com/watch?v=ouKL7u3KlMk

Viele Grüße,
McCoy
 
Ich finde das folkloristische Bb dorisch dem Stück aus der Tolkien'schen Welt recht angemessen für ein insgesamt schlicht-schönes Lied:
Lament for Boromir
Hi Claus,
Auch auf die Gefahr hin mich zu blamieren, müsste bei dorisch nicht die große Sexte gespielt werden? Ich höre aber im Verbund mit den Akkorden eher die kleine sexte, also äolisch. An was machst du hier dorisch fest?
 
Genau das ist ja das Wesen der modalen Skalen: Dass sie ihre ganz eigene Klangcharakteristik haben
Eben, und die muss man nicht umbedingt mögen. Ein Dudelsack hat auch seine ganz eigene Klangcharakteristik und mag zu schottischer Musik passen. In meinen Ohren ist das trotzdem kein schönes Instrument.

Und das ist nicht nur auf Kirchentonarten beschränkt. Diesen typischen Blues-Sound, bei dem auf jedem Akkord eine kleine Septime gespielt wird, mag ich z.B. auch nicht besonders.
Was ich z.B. sehr geil finde sind Moll-Skalen mit übermäßiger Quarte.
Hast du denn gar keine Präferenzen, was Melodik und Harmonie angeht?

Das war jetzt aber auch nicht so gemeint, dass ich Musik in anderen Modes per se nicht mag. Wenn der Rest passt, kann's trotzdem ein schönes Stück werden.
 
Ich höre aber im Verbund mit den Akkorden eher die kleine sexte, also äolisch. An was machst du hier dorisch fest?
(y) Danke für den Hinweis - dann lag ich mit "dorisch" statt "äolisch" falsch, weil die Sexte schlicht verhört. Ich nehme mir das Stück heute abend noch eimal vor.

Gruß Claus
 
@janole28
Ich vermute, du gehst das verkehrt an. Anstatt G Mixolydisch mit C Ionisch zu vergleichen, vergleiche lieber C Ionisch mit C Mixolydisch. Dann hörst du das raus, was die jeweiligen Skalen ausmachen - die Lage der Halbtonschritte.
 
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Eben, und die muss man nicht umbedingt mögen. Ein Dudelsack hat auch seine ganz eigene Klangcharakteristik und mag zu schottischer Musik passen. In meinen Ohren ist das trotzdem kein schönes Instrument.
Was jemand mag oder nicht, ist einfach ihre/seine individuelle Entscheidung. Aber aus individuellen Präferenzen und Abneigungen lassen sich keine Systeme entwickeln.

Was ich z.B. sehr geil finde sind Moll-Skalen mit übermäßiger Quarte.
Hast du denn gar keine Präferenzen, was Melodik und Harmonie angeht?
Darauf kann ich nur die zugegebenermaßen banale Antwort geben, dass ich jede Art guter Musik bevorzuge. Und da bin ich in der Tat sehr, sehr breit gefächert. Spontan würde ich Sachen wie allzu seichte Schlager und Musik, die durchgehend in einer sehr großen Lautstärke erklingt ("plattkomprimiert", aber auch so etwas wie Heavy Metal) für mich ausschließen wollen.
An irgendwelchen Skalen oder Instrumenten kann und will ich das nicht festmachen, Da bin ich komplett offen.


Ich stimme Dir natürlich völlig zu, nur finde ich das dann kein gutes Beispiel, um den dorischen Modus zu demonstrieren. Luther hat die Melodie ja dann aufgenommen und weiterentwickelt, da gibt es dann auch eine dorische Sexte:
Da hast du wieder recht. Als Beispiel für eine Melodie, die die vollständige dorische Skala nutzt, taugt das "Victimae" in der Tat nicht so gut. Da hat mich meine Begeisterung für diesen Choral dieses Detail übersehen lassen.
"Christ lag in Todesbanden" kannte ich zwar im Grunde, aber als Katholik war mir diese Fassung weniger geläufig, im katholischen Gesangbuch ist er nicht enthalten.
Ein evangelisches Gesangbuch habe ich zwar auch, aber da schaue ich nur selten hinein.

Ohne die charakteristische große Sexte ließe sich das "Victimae" auch als Äolisch verkaufen, dann würde statt des "H" das "Be" fehlen.
Aber in der Zeit, aus der diese Sequenz stammt, existierte Äolisch nun mal noch nicht. Bleibt es also bei Dorisch trotz der fehlenden charakteristischen großen Sexte in der Melodie. :)
 
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"Christ lag in Todesbanden" kannte ich zwar im Grunde, aber als Katholik war mir diese Fassung weniger geläufig, im katholischen Gesangbuch ist er nicht enthalten.
Ein evangelisches Gesangbuch habe ich zwar auch, aber da schaue ich nur selten hinein.
Ich habe zwar mal evangelischer Kirchenmusiker im Nebenamt gelernt, aber das ist zu lange her. Ich habe den Choral nur gefunden, weil Du Christ ist erstanden erwähnt hattest:

1708267992979.png



Viele Grüße,
McCoy
 
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Darauf kann ich nur die zugegebenermaßen banale Antwort geben, dass ich jede Art guter Musik bevorzuge. Und da bin ich in der Tat sehr, sehr breit gefächert. Spontan würde ich Sachen wie allzu seichte Schlager und Musik, die durchgehend in einer sehr großen Lautstärke erklingt ("plattkomprimiert", aber auch so etwas wie Heavy Metal) für mich ausschließen wollen.
An irgendwelchen Skalen oder Instrumenten kann und will ich das nicht festmachen, Da bin ich komplett offen.
Interessant, wie unterschiedlich Musik auf Menschen wirkt.
Bei mir ist das tatsächlich anders herum. Wenn mir die Melodik/Harmonie gefällt, ist mir egal, ob das Stück als Reggae, Jazz oder Hevay Metal gespielt wird, da bin ich dann offen.

Was jemand mag oder nicht, ist einfach ihre/seine individuelle Entscheidung. Aber aus individuellen Präferenzen und Abneigungen lassen sich keine Systeme entwickeln.
Nee, so meinte ich das auch nicht. Ich wotlle damit sagen, dass es beim TE, mir, oder anderen Menschen, die nicht so viel mit Kirchentonarten anfangen können, nicht zwangsweise daran liegt, dass das System nicht verstanden wurde. Und dann muss man auch nicht auf Teufel komm raus in Modes komponieren, nur weil das allgemein von manchen vielleicht als höhere Kunst wahrgenommen wird, als "nur in den langweiligen" Dur- und Moll-Mustern zu bleiben.
Mikrotonale Musik hat ja bspw. auch ihr eigenes System und noch ganz andere Charakteristiken, aber trotzdem haben viele Menschen, auch musikalisch gebildete, einfach keine Affinität zu dieser Musik.
 
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Und dann muss man auch nicht auf Teufel komm raus in Modes komponieren, nur weil das allgemein von manchen vielleicht als höhere Kunst wahrgenommen wird, als "nur in den langweiligen" Dur- und Moll-Mustern zu bleiben.
Mikrotonale Musik hat ja bspw. auch ihr eigenes System und noch ganz andere Charakteristiken, aber trotzdem haben viele Menschen, auch musikalisch gebildete, einfach keine Affinität zu dieser Musik.
Das muss ja auch wirklich nicht sein, es muss auch wirklich nicht jedem alles gefallen. Im Gegenteil hat jeder das Recht, sich regelrecht etwas heraus zu picken aus dem riesigen internationalen Musikangebot. Und welche Kriterien sie/er dabei anwendet ist letztlich egal.
"Modes" per se als "höhere Kunst" zu postulieren ist angesichts der Fülle an Formen, Strukturen, Skalen, Klängen aus und mit denen Musik geformt werden kann eigentlich überheblich und schon fast ausgrenzend.

Wenn mir die Melodik/Harmonie gefällt, ist mir egal, ob das Stück als Reggae, Jazz oder Hevay Metal gespielt wird, da bin ich dann offen.
Ich bin auch atonaler Musik oder musikalischen Welten wie denen von John Cage gegenüber offen. Das muss für mich nicht mal irgendwie Skalen-bezogen sein.
Es darf auch schon mal skurril werden. So habe ich selber mal bei Konzerten/Performances mit halb gezogenen Orgelregisterzügen experimentiert (geht nur beo Pfeifenorgeln mit mechanischen Registerzügen). Das klingt so richtig "schön schräg" - im Übrigen mit sehr interessanten Obertönen, denn wenn Orgelpfeifen nur ´halben´ Wind bekommen, fangen sie sozusagen tüchtig an zu ´spinnen´.
 
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den Unterschied zwischen den Kirchentonarten und Dur/Moll höre ich auch ehrlich gesagt nicht so wirklich und wenn dann nur bei bestehenden Liedern ...
Ich glaube das ist mehr so ein esoterisches Konstrukt, a.k.a entweder man glaubt daran es zu hören oder man tut es eben nicht
IdR ist es ja nur ein Ton in der Tonleiter, der den Unterschied macht. Kennst Du zB Scarborough Fair? Dorisch. Spiel oder sing mal die Melodie mit einer kleinen Sexte (bei "rosemary") , da sollte der Unterschied klar werden.
Bei dorisch folgt daraus dann, dass der Subdominantakkord in Dur statt in Moll ist, was den Charakter des Stückes ausmacht.

Oder "jetzt treiben wir den Winter aus", ein schönes altes Lied, passend zur Jahreszeit.
Die Melodie wäre regelrecht langweilig in normalem Moll. Check das mal aus, ich denke, das wird Dir dann schon klar.

Wenn Du selbst damit arbeiten willst, musst Du es erst Mal ins Ohr bekommen. Einfach mal paar Tage viel in einer Kirchentonart spielen, improvisieren.

Man kann es auch eben auch als Moll mit Dur -Subdominantakkord erklären, plötzlich klingt es nicht mehr "angestaubt", sondern cool :)
 
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Ne ehrlich gesagt nicht so wirklich, aber naja wenn meist auch nur ein Ton anders ist, fällt das wahrscheinlich einfach nicht so auf, obwohl ich sonst ein gutes Gehör habe/hatte
Also wenn du den Unterschied von Dur und Moll nicht hören kannst, bist du entweder taub oder hast ein viel schlechteres Gehör als du denkst.
 
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Danke für die Richtigstellung. Ich hätte sorgfältiger lesen sollen.
 
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