@ Swingaling:
Es geht (mir) schon lange nicht mehr um Dein konkretes Fallbeispiel, sondern die Diskussion hat sich zur Allgemeinheit hin verselbständigt. Was ich gut finde ...
"Wieso liest sich das bei dir nur so, als ob das ein Straftatbestand an der Musik wäre?"
Vermutlich weil ich es auch so
empfinde ... genauso provokant gesprochen wie Du ...
Es gibt einige Basisfertigkeiten beim Musikmachen, die die absolute Grundlage für alles andere darstellen. Das sind:
1. Die Fähigkeit, beim Musikmachen gut ZUzuhören (auch sich selbst)
2. Die (sichere) Beat-/Pulserkennung, bzw. überhaupt Rhythmus- und Zeitgefühl
3. Die (sichere) Grundtonerkennung
Alle anderen Teilfertigkeiten sind nachrangig (= kommen erst danach zum tragen).
Allerdings bin ich mir auch relativ sicher, dass du auf die Dauer auch mit gut gemeinter (und möglicherweise in ihrem Kern richtiger) Kritik auf Granit beißen wirst, wenn du die dem zugrunde liegende Fähigkeit als etwas postulierst, das nur einem erlauchten Kreis von Menschen zugänglich ist, die über die nötige Sensibilität dafür verfügen und damit implizit allen anderen signalisierst, dass sie nicht dazu gehören (können).
Dieser Meinung möchte ich widersprechen, vor allem weil es ja so ist, daß man auch an diesen fundamentalen Basisfertigkeiten arbeiten und sie trainieren kann. Es ist ja nicht so, daß man in einer bestimmten Konfiguration geboren wird, und dann halt den Rest seines Lebens damit leben muß, ohne etwas daran verändern zu können.
Schon allein deswegen ist der "elitäre Touch", den Du meiner Meinung zu geben versuchst, unangebracht. Das einzige, das nötig ist, ist die Fähigkeit zur Selbstreflexion und zur Selbstkritik.
Natürlich, man kann sich immer auf den Standpunkt zurückziehen "Für mich persönlich ist das aber nicht so wichtig, für mich ist beim Singen die transportierte Emotion das Um und Auf". Dagegen läßt sich dann halt auch nicht mehr argumentieren.
Außer vielleicht noch damit, daß die Mehrheit in der Gemeinschaft derer, die viel Musik machen und in der Musik leben (egal ob als Profi oder Amateur) das halt anders sieht.
Thematisch Anekdotisches: Eine Freundin von mir ist Correpetitorin am Konvervatorium, die auch öfter mal Klavier-Solokonzerte gibt oder als Begleitpianistin für diverse Emsenbles auftritt. Nach einem dieser Konzerte habe ich ihr in kleinerer Runde meine Anerkennung dafür ausgesprochen, wie schön sie beim gerade gespielten Konzert vor allem die
Pausen ausgespielt hatte. Sie hat wissend und dankbar gegrinst ... alle anderen Umstehenden haben einander gegenseitig fragend angeschaut ...
LG
Thomas