züborch;2264969 schrieb:
die röhren in meinem amp (50w) sind mittlerweile so zwischen 8 und 12 jahren alt.
Das ist wirklich eine lange Zeit...
Wie oft und intensiv benutzt du den Amp denn?... Bringst du die Endstufenröhren denn immer an ihre Leistungsgrenzen, sprich reißt du den Amp immer bis zur Endstufenzerre auf?
Wenn du deinen Amp immer nur ganz leicht aufdrehst und die Zerre aus Tretern holst, werden die Röhren logischerweise auch nur kleinen Belastungen ausgesetzt...
Bei Hendrix & Co. haben die Amps damals aufgrund der "englischen Einstellung" sogar öfters nichtmal ein einziges Konzert ohne Schäden überstanden (was aber zu der Zeit wohl auch zu einem großen Teil daran gelegen hat, dass die BIAS-Einstellungen meistens total vernachlässigt wurden; da wurden die Endröhren öfters einfach nur nach "Plug&Play"-Stil gewechselt).
Bei meinem Amp (JCM 800 2003 Clone) wurde ein Power-Soak direkt mit in die Schaltung integriert, wodurch die Endpentoden in meinem Fall eigendlich auch immer an ihren Leistungsgrenzen arbeiten, da ich den Amp auch bei geringen Lautstärken meistens bis in die Endstufensättigung fahre, um einen, für meinen Geschmack, besseren Sound zu erreichen.
Was da für eine enorme Power (und somit auch Belastung für die Endpentoden) entsteht, merke ich immer daran, wie kochendheiß die Rückseite des Chassis wird, an der Stelle, wo das Power-Soak sitzt.
Jedenfalls sind das alles ausschlaggebende Kriterien für die Lebenszeit der Röhren...
züborch;2264969 schrieb:
als ich das teil wegen einer kleinen fx-loop unpässlichkeit zum ampschrauber meines vertrauens brachte, habe ich ihn gleich auf herz und nieren überprüfen lassen. die röhren bringen lange nicht mehr die ursprüngliche leistung (nur noch etwa 12w), aber vom klang und der mikrophonie her gibts noch so gut wie gar nichts zu bemängeln. und ich hör schon sehr genau hin, ich bin beruflich mindestens einmal die woche im tonstudio.
ich fragte den elektro-kundigen, hauptberuflichen amp-doktor, wie es denn nun um die lebensdauer meines schützlings stünde, und ob ein totalausfall einen dichtgefolgten trafotod o. ä. nach sich ziehen könne. er versicherte mir, das ich gut daran täte, mindestens die endstufenröhren mal wieder zu erneuern, ich mir aber keine sorgen um einen supergau machen müsse, dass sei ihm erst sehr sehr selten untergekommen und relativ unwahrscheinlich.
Also die Kompetenz deines "Ampschraubers" kann ich natürlich nicht beurteilen, aber bei meinem Amp ist es jedenfalls schon einmal zu Schädigungen durch eine defekte Röhre gekommen (deshalb hatte ich geschrieben, dass ich in diesem Fall aus eigener Erfahrung spreche). Dabei hatte es einige Widerstände und einen Hochvoltelko zerschossen (teurere Teile sind zum Glück verschont geblieben). Ein Ampbauer, der den Amp reparierte, hatte mir dann bestätigt, dass eine defekte Röhre schuld gewesen sei.
Und umsonst werden solche Zeitspannen auch sicher nicht von so vielen kompetenten Informationsquellen als Wechselzyklen empfohlen... z.B. >
hier<, >
hier< oder >
hier<.
Und zum Thema Soundqualität...
Da dies ein schleichender Prozess ist, haben sich deine Ohren warscheinlich immer gleich wieder an den geringen Verlust gewöhnt und dadurch ist es dir nicht aufgefallen (genauso wie bei den Gitarrensaiten, die du schon seit 4 Monaten benutzt)... Den krassen Vorher-/Nacher-Unterschied bemerkt man dann immer erst beim Röhrenwechsel.
Und ich
garantiere dir, dass du glauben wirst, in deinem Amp würde die Sonne aufgehen, wenn du deine Röhren jetzt nach all den Jahren mal komplett wechseln würdest (probiere es doch einfach mal aus; nach so vielen Jahren wird man seinem guten Stück wohl mal eine General-Auffrischung für ~ 100,- gönnen können
).
züborch;2264969 schrieb:
übrigens spiele ich flatwound-saiten. die sehen noch aus wie am ersten tag, und sind nun auch schon wieder 4 monate drauf. klingen prima und verstimmen sich kaum mit zunehmendem alter.
Ich habe in den letzten 10 Jahren auch schon etliche Marken durchprobiert und nach meinen persönlichen Erfahrungen fällt es mir schwer, das zu glauben...
Bei einem Wechsel nach 3 Wochen habe ich bis jetzt bei
jedem Hersteller einen deutlichen Vorher-/Nachher-Unterschied hören können (ausgenommen 'Elixir'-Saiten... die würde ich auch schonmal bis zu 6 Wochen benutzen, jedoch gefallen die mir nicht, weil da nach einiger Zeit immer diese "Anti-Schutz-Glasur" anfängt abzupellen).
Aber das wichtigste ist ja schlussendlich, dass
du mit dem Sound deiner Saiten zufrieden bist und jetzt darüber zu streiten, bringt ja auch nichts.
züborch;2264969 schrieb:
ist also nicht immer 'luschichkeit', wenn man die saiten nicht so häufig wechselt wie du. ok?
Das habe ich doch auch gar nicht behauptet, oder?...
Es scheint mir, als würdest du meine Beiträge viel zu extrem auffassen (das lässt sich auch vor allem aus dem ersten Absatz deines letzten Posts heraus lesen).
In Kurzform habe ich lediglich gesagt, dass
ich persönlich nicht gerne auf abgenutzten Saiten spiele... Ich habe aber niemandem, der das anders sieht, irgendwas unterstellt ("Luschigkeit" oder dergleichen).
Du brauchst dich also nicht gleich von mir auf die Füße getreten zu fühlen.
Ich finds irgendwie auch immer schön und bilde mir ein, dass die Saiten ja viel besser klingen wenn sie neu drauf sind. Aber rein objektiv betrachtet klingen die neuen nach 3 Spielstunden haargenau wie die, die seit 4 Wochen drauf sind...
Ich stimme dir in dem Punkt zu, das brandneue Saiten schon nach den ersten Spielstunden nicht mehr ganz so klingen, wie kurz nach dem Aufziehen (deshalb wechseln viele Profis ihre Saiten auch jeden Tag)... Jedoch klingen sie bei weitem noch nicht so, wie Saiten, die schon seit 4 Wochen gespielt werden (meine Meinung).
Nach meinen Beobachtungen fällt die Klangqualität zwar von der ersten Stunde an stetig ab, jedoch behalten die Saiten dabei etwa eine Woche lang noch ihren brillianten und "drahtigen" Soundcharakter (eben das, was mir persönlich so gefällt). Dann erreichen die Saiten einen Zustand, bei dem die Soundqualität scheinbar erstmal nicht mehr so merklich abfällt, den ich als "noch akzeptabel" einstufen würde. Dieser Zustand hält dann auch noch etwa eine Woch an - und ab dann fangen die Saiten an eher dumpf und matt zu klingen (zumindest habe ich das so bei den 'Fender Pure Nickel' Saiten beobachtet, die ich jetzt seit einigen Jahren meistens verwende).
Ab diesem Zeitpunkt bleiben die Saiten dann bei mir (wenn überhaupt) nur noch wenige Tage auf der Gitarre (ich spiele übrigens täglich 1-3 Stunden, was sich wohl auch auf den Zeitraum der Abnutzung auswirken wird).
Das hat in meinen Augen auch nichts mit "Frisch-Equipment-Fetisch" zu tun, wie es von züborch bezeichnet wurde (ich gehöre sogar eher zur Vintage-Fraktion), sondern es ist einfach für die Erhaltung einer gewissen Soundqualität
erforderlich (wenn es Saiten gäbe, die immer wie am ersten Tag klingen, würde ich die Saiten logischerweise auch nur sehr selten wechseln... jedoch sind mir solche Saiten noch nicht unter gekommen und ich bin mir auch ganz sicher, dass es solche Saiten nicht gibt, da ich, wie gesagt, schon sehr viele Hersteller durchgetestet habe).
Ich vermute auch, dass das Wechseln der ES Röhren mit dem selben Phänomen zusammenhängt. Fühlt sich irgendwie besser an neuen Kram drin zu habe und man denkt gleich meilenweite Unterschiede zu hören =)
Naja, aber wenn ihr die Röhren schon seit so vielen Jahren nicht mehr gewechselt habt, könnt ihr doch gar nicht wissen, wie sich eine komplette Neubestückung auf den Sound auswirken würde.
Wobei hier zum Thema Soundqualität die Betonung auch auf
komplette Neubestückung liegt, da in diesem Fall die Vorstufenröhren etwas mehr Einfluss haben.
Der Regelmäßige Wechsel der Endstufenröhren ist hingegen in erster Linie als Vorsichtsmaßnahme zu empfehlen, da diese halt, wenn sie nicht mehr korrekt funktionieren, zu angesprochenen Schäden am Amp führen können.
Bei einem Röhrenwechsel denkt man auch nicht nur, einen großen Unterschied zu hören, sondern man hört ihn tatsächlich (speziell, wenn die alten Röhren schon seit einigen Jahren benutzt werden).
Gute Amps geben nach einem überfälligen Röhrenwechsel den Sound und die einzelnen Noten/Nuancen wieder viel definierteren wieder, mit super scharfen Höhen und einem sehr plastischen 3D-Charakter, bei dem man meinen könnte, es wäre ein leichter Room/Hall-Effekt aktiv.
P.S:
Ich denke auch, dass wir an dieser Stelle jetzt genug über die Haltbarkeit von Saiten diskutiert haben.
In diesem Thread geht es schließlich um Röhren und der liebe Threadstarter soll ja nicht den Überblick verlieren bei dem ganzen Offtopic-Getratsche.