Anderes Mic? Meine Konstellation für Recording + Discord

  • Ersteller Leomonvoice
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Klingt gut - machen und hier wieder berichten. :hat:
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Darauf bezog sich mein Kommentar.
Werde ich definitiv machen, wenn ich aus dem Urlaub zurück bin 🤠

Ansonsten ist ja sehr interessant, was Du, Mister Pickles, gesagt hast, dass die Mic Charakteristk von dynamischen und Kondensator Mics so unterschiedlich sind, dass in meinem Fall bei selbem Abstand und „Gain Match“ trotzdem deutlich mehr Raum auf dem Kondensator Mic zu hören ist. Das war die eigentlich entscheidende Informationen hier ☺️

Danke für alle Reaktion an Euch ☺️
 
Ich entnehme euren Antworten mal, dass mein eigentliches Problem (zu wenig Gain, um für Discord das Mic ca. 40 cm entfernt stehen zu haben) tendenziell besser mit einem Kondensator Mic zu adressieren ist, als mit meinem dynamischen Mic.
Abstand des Mikros zur Schallquelle, Richtcharakteristik des Mikros, Pegel und Abstand von Störschallquellen (zu denen auch die Raumreflexionen gehören) - das hängt alles zusammen.

Der Schallpegel am Schallempfänger (hier an der Mikrofonkapsel, aber auch Ohr usw.) nimmt proportional mit 1/r mit zunehmender Entfernung von der Schallquelle ab. Bei einer Verdopplung der Entfernung halbiert sich der Schallpegel (-6dB) [siehe auch hier: https://sengpielaudio.com/Rechner-SchallUndEntfernung.htm]

40 cm sind für dynamische Mikrofone nicht an sich problematisch, ein dynamisches Top-Mikrofon wie das legendäre Sennheiser MD441 hört durchaus auch ´die Flöhe´ husten (ist aber auch heftig teuer).
Aber prinzipbedingt können dynamische Mikrofone nur sehr geringe Pegel/Ausgangsspannungen liefern. Das Sennheiser E835 wird im Datenblatt mit 2,7 mV/Pa angegeben, das ist sehr wenig und es ist klar, dass nur noch ganz, ganz wenig Spannung heraus kommt, wenn so ein Mikro leise und/oder aus größerer Entfernung besprochen wird. Da stoßen viele, vor allem günstigere, Vorverstärker schnell an ihre Grenzen, und es rauscht irgendwann vernehmlich wenn der Gain sehr weit aufgedreht werden muss.
Da sind Kondensatormikros prinzipbedingt immer im Vorteil, denn selbst ganz schwache Kondensatormikrofone bringen mindestens 6 mV/Pa, also schon mal mehr als das Doppelte, typisch sind aber eher 10-15 mV/Pa, sehr empfindliche Großmembraner (die ihrerseits mehr Spannung liefern können als Kleinmembraner) liefern durchaus bis über 20 mV/Pa. Da braucht der Preamp nur noch relativ wenig Gain und Rauschen ist von daher nicht zu erwarten.

Was nun das Verhältnis Nutzgeräuschpegel (also Stimme oder Instrument) zum Störgeräuschpegel (hier vornehmlich Raum-Reflexionen) angeht, kommt es sehr auf den Abstand des Mikros zur Schallquelle an (neben der Richtcharakteristik). Hast du das Mikro direkt am Mund, liegt der Pegel der Stimme um Größenordnungen über dem Pegel der Umgebungsgeräusche und diese kommen nicht zum Tragen. Bei 40 cm Entfernung und einem kleinen Raum wie du schreibst, verschiebt sich das Pegelverhältnis zwangsläufig schon etwas zu Ungunsten der Störgeräusche und der Raumreflexionen. In dieser Hinsicht macht es keinen Unterschied ob dynamisch oder Kondensator.
Daher wirst du immer besser beraten sein bei einer störenden Raumakustik mit dem Mikro näher an die Schallquelle heran zu gehen.
Die Richtcharakterisitik spielt dazu auch noch eine wichtige Rolle. In einer ungünstigen Akustik wird man niemals eine "Kugel" also ein rundum gleich empfindliches Mikrofon einsetzen, sondern stets eine "Niere", "Hyper-" oder "Superniere" (die Empfehlungen gehen auch alle in diese Richtung - zu beachten wäre noch, dass vor allem Großmembraner zu den tiefen Frequenzen hin oft zu einer "Kugel" tendieren).

Was für deine Stimme und Discord also empfehlenswert wäre - näher bzw. ganz nah heran ans Mikro -, ist aber leider für akustische Instrumente, also z.B. eine akustische Gitarre, nicht unbedingt gut. Denn gerade akustische Instrumente entfalten ihren Klang erst in einer gewissen Entfernung optimal. Daher wird man für die Abnahme eines akustischen Instruments sinnvollerweise immer einen gut klingenden Raum wählen. Wobei diese Vorgehensweise vor allem bei "klassischer" Musik die übliche und angeratene ist. Bei anderen Genres muss das nicht immer so wichtig sein. Bevor jedenfalls ein schlechter Raum die Aufnahme vermasselt, würde ich immer näher ans Instrument heran gehen.

Noch etwas zu den typischen Gesangsmikrofonen. Die sind meist Niere oder Hyperniere und die haben wie alle gerichteten Mikrofone den sog. "Nahbesprechungseffekt". D.h., dass die Bässe lauter werden bei Nahbesprechung. Gesangsmikrofone haben daher einen gegenkompensierten Frequenzgang, sind also zu den tiefen Frequenzen hin abgesenkt. Werden diese Mikros aus etwas größerer Entfernung besprochen oder besungen wo der Nahbesprechnungseffekt nicht mehr wirksam ist, klingt die Stimme dünn und kraftlos.
Viele hochwertigere Mikros haben daher einen Schalter um die Bässe bei Bedarf abzusenken. Diese können daher nah oder fern beschallt werden ohne dass die Bässe entweder poltrig oder dünn werden.

Für das von dir, @Leomonvoice, angesprochene Gain-Problem ist also neben der Wahl des Konstruktionsprinzips dynamisch oder Kondensator vor allem auch die Besprechnungsentfernung der relevante Faktor.
Ganz nah besprochen bringen auch dynamische Mikrofone meistens genug Pegel damit der Gain nicht allzu weit aufgedreht werden muss.
Willst du das Mikro unbedingt aus dem Blickfeld haben und entfernter vom Mund, musst du dich mindestens hin zu einer Super- oder Hyoerniere orientieren, im Extremfall sogar zu einer "Keule". Wobei ich letztere generell nicht unbedingt empfehle, denn die müssen dann auch sehr korrekt gehandhabt werden damit sie ihre volle Wirkung entfaltet (z.B. den Kopf nicht zu sehr bewegen). In der von dir beschriebenen Situation glaube ich auch nicht, dass sie nötig sein sollte.
Den bisher gegebenen Empfehlungen kann ich mich anschließen. Preislich würde ich ein AT2035 oder Rode NT1a als Obergrenze ansehen. Wahrscheinlich tut´s ein günstigeres (Kleinmembran-)Kondensatormikro schon ausreichend gut.
 
Grund: Typo
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Lobomix, vielen Dank, dass du dir die Mühe gemacht hast, so ausführlich und klar zu antworten. Wirklich sehr sehr hilfreich! ☺️

Ich werde wie gesagt zunächst den Versuch machen, durch das Umpositionieren ein besseres Signal für die Discord-Zwecke zu erreichen.


Mittlerweile bin ich aber durch eure Beiträge so neugierig geworden, dass ich schauen werde, ob ich mir irgendwo noch andere Mikrophone leihen und damit testen kann ☺️
 
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Ansonsten ist ja sehr interessant, was Du, Mister Pickles, gesagt hast, dass die Mic Charakteristk von dynamischen und Kondensator Mics so unterschiedlich sind, dass in meinem Fall bei selbem Abstand und „Gain Match“ trotzdem deutlich mehr Raum auf dem Kondensator Mic zu hören ist.
Dem ist nicht so. Wichtig ist erst mal unabhängig vom Wandlertyp, ob das Mikro die gerichtete Charakteristik über den gesamten Frequenzbereich gut einhält. Ein GMK, das das hervorragend macht, ist das M 930 von Mictroche Gefell. Aber da sind wir in einer anderen Preisklasse. Da von mir empfohlene AT 2035 schlägt sich aber auch sehr ordentlich. Tauchspulenmikros haben eine schwerere Membran, da.h. sie brauchen mehr Energie, um den selben Output zu leisten.
 
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Ich will noch mal auf das eingehen, was Astronautenkost gerade geschrieben hat. Wie er sagt "Dem ist nicht so"(y).
Nochmal ausführlicher, was er damit (vermutlich) meint
Wenn du ein Mikrofon weiter vom Mund wegnimmst, passieren zwei (EDIT: DREI!) Dinge an der Mikrofonkapsel:
  • Pegelverlust: Das gewünschte Signal (deine Sprache) wird leiser
  • Nahbesprechungseffekt: Die Sprache wird dünner
  • Die Raumgeräusche (der Hall/Raumklang/Tatstaturgeklapper/Lüftergeräusche) bleiben in etwa gleich laut.
Gleichst du den Pegelverlust durch Aufdrehen des Gains auf, machst du aber SOWOHL Sprache ALS AUCH den Müll lauter.
Bei Mikrofonen die wenig Output liefern (= geringe Empfindlichkeit) kriegst du dabei ein Problem mit dem Grundrauschen. Aber zum Thema Empfindlichkeit weiter unten mehr.
Je nachdem, für welche Besprechungs-Enfernung das Mikrofon vor-EQ-eq ist, und bei welchem Abstand du nun tatsächlich bist, musst du also noch was am EQ tun - Low-End absenken oder anheben, oder es genau so lassen wie es ist.

Jetzt ist es so, daß die verschiedenen Mikrofoncharakteristiken von Kugel, Niere, Superniere, Hyperniere bis hin zur Keule erlauben, immer weiter weg von deinem Mund zu gehen, und trotzdem noch ein vernünftiges Verhältnis zwischen Nutzsignal Sprache und dem Müll abzuliefern. Das Zahlenverhältnis zwischen den verschiedenen Richtcharakteristiken ist dieses:

1728299204432.png


Daraus kannst du also ablesen, daß du von der Niere im Vergleich zur Superniere den Bruch von "1,7 durch 1,9" rechnen musst, d.h. mit ner Superniere kannst du erwartungsweise so 11% weiter vom Mund weggehen, um wieder das gleiche Sprache-zu-Müll-Verhältnis zu erhalten. Die Wahl einer engeren Charakteristik vollbringt also keine Wunder und bringt ja auch Nachteile (bereits genannt) mit sich.

Typische Großmembran-Kondensatormikros mit "Niere" sind übrigens oft tendenziell etwas weiter ausgelegt als typische Gesangsmikros. Also sagen wir mal aus dem Bauch, vllt ist der typische GMK in dieser Zeichnung eher ein "1.6"-Mikro, und ein Bühnen-Handmikro, wo ebenfalls Niere draufsteht, eher eine "1.8"-Niere. Aus dieser Richtung kommt die manchmal etwas falsch verstandene Meinung, Kondensatormikros würden ganz grundsätzlich mehr Raumanteil aufnehmen als dynamische Mikros. Das hat mit dem Wandlerprinzip (dynamisch vs. kondenser) aber weniger zu tun als mit Design und Auslegung der Kapsel für den angedachten Verwendungszweck.

Manchmal wird diese Tendenz von "mehr Raumklang" dann auch noch fälschlicherweise bezeichnet als "sind empfindlicher".
Dabei ist Empfindlichkeit etwas ganz anderes, und zwar dies:

Empfindlichkeit (= engl. Sensitivity) zeigt an, wieviel elektrischer Output bei einem bestimmten Input am Mikro-Anschluss rauskommt. In den Datenblättern von ordentlichen Herstellern steht drin, wieviel Output dies bei einem Referenz-Schallpegel von 94dB SPL = 1 Pa ist. Das wird dann in mV angegeben, oder dB re 1V. Leider macht die eine Hälfte der Hersteller mV und die anderen "dB re 1V", aber das kann man umrechnen: https://sengpielaudio.com/calculator-transferfactor.htm

Wenn man diese Werte vergleicht, dann erkannt man schnell, die ganzen dynamischen Mikros bringen alle so ca. um die -55 dB re 1V plusminus 3dB oder so, mit dem SM7 als Schlusslicht (sehr mageren -59 dB re 1V). Weswegen man mit einem SM7 daher verdammt dazu ist, laut und nah mit seinem Organ reinzuprojizieren, oder nochmal so einen extra-zusatzPreampDingens (he who must not be named) dazuzukaufen.

Alle Großmembraner bringen so um die minus -35 dB re 1V, also grob 20dB mehr als typische dynamische Bühnen-Handmikros, die man am MicPre-Gainregler entsprechend weniger aufdrehen muss.

Typische Kleinmembraner-Kondenser liegen dazwischen, aber eher knapp unter den Großmembranern, so bei um die -40dBV.

EDIT: Fazit vergessen.
Ja, um die Ausgangsfrage zu bantworten: Ja, du kriegst durch den Kauf eines Großmembran-Kondensators auf die Stelle so umme 20dB mehr in deinen Preamp rein und kannst in Folge weiter weg von Mund. Aber der erhöhte Abstand wird in einem winzigen Raum scheußlich klingen, nach Klo-Hall und Tastaturgeklapper, was auch mit engerer Charakteristik nicht zu kompensieren ist. Das einzige was wirksam hilft, ist die Raumakustik nennenswert zu verbessern.

Sonst wird es so sein - und mir wäre das peinlich - wenn der eine Kumpel im Discord mit seinem 10€- Temu-Headset am Ende besser klingt. o_O

Mein Weg im Homeoffice ist eine normale eine Audix OM2 Hypernieren Handmühle an einem K&M Podcaster-Schreibtischarm so schräg von unten, die erlaubt in meinem (großen) Raum 20cm Abstand mit akzeptablem Klang. Damit ist das Mikro im Bild immer zusehen, aber wenigstens nicht vor dem Gesicht. Setzt ein bisschen Disziplin beim Ruhighalten meiner Birne voraus.
Beim Gamen/Discord das gleiche Setup an einem anderen Schreibtisch (Dienst ist Dienst und Schnaps ist Schnaps), aber dort ein SM58. Beim Gamen wiederum bewege ich meinen Kopf viel muss aber trotzdem viel reden (Multiplayer Flugsimulator mit TrackIR Headtracker, wers kennt), dann setze ich halt ein Headset auf. Alle genannten Mikros laufen auf dem Weg zum PC auf einem Digitalmischer auf, wo ich für jedes Mic den jeweils passende Bearbeitung Lo-Cut, Präsenzanhebung, Kompression mache und die nicht benutzten Mikros stummschalten kann.
 

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wenn der eine Kumpel im Discord mit seinem 10€- Temu-Headset am Ende besser klingt.
Bei allen Anwendungen, bei denen es auf Sprache ankommt, ist ein Headset mit kurzem Abstand Mund-Mikro allen anderen Lösungen überlegen.
Ich hab so ein 20 EUR Sennheiser PC Headset (Kopfhörer mit Bügelmikro) und das ist für Diskussionsanwendungen allerbestens (z.B. Zoom). Egal wie der Raum klingt. Und die Software muss auch nicht mühsam die Sprache der Gegenüber aus dem eigenen Signal wieder rausrechnen (was leider auch oft passiert). Ich habe zu viele Meetings erlebt, bei denen die Sprachverständlichkeit gelitten hat, weil mehrere Teilnehmer so ein tolles Fancy Mikrofon und Lautsprecher im Raum hatten. 🤮

Nimm für die Unterhaltungen so ein Headset. Das ist allemal billiger als ein gutes Mikrofon (außer du willst ein besseres Mikrofon zum Aufnehmen und Singen)
 
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