Mist, jetzt habe ich doch wieder hier reingeguckt.
Cursive schrieb:
einerseits hast du völlig recht, gerade da Stringgod ja meint, es gäbe diese Objektivität, dann sag uns doch einfach mal klar, was einen guten gitarristen aus deiner Sicht ausmacht, die Sicht, die du dir jahrelang gebildet hast und die vielleicht d er "Gitarristen allgemeinheit" entspricht, was ich nicht beurteilen kann.
Allerdings:
Das ist dann immer noch keine Begründung!
das wäre dann wieder "meine erfahrung ist".
Ich weiss, dass das arrogant rüber kommt, was ich hier so poste, aber so ist es nicht gemeint. Ich habe über Musik im Laufe der Zeit viel nachgedacht und mit anderem Musikern gesprochen. Ich habe viel Musik gehört und habe einige Phasen durchgemacht, wie die Metalphase, die Shredphase, die Jazzphase, die Fusionphase, die Bluesphase. Ich habe mich für alle diese Musikrichtungen sehr interessiert und mag sie alle noch sehr. Deshalb glaube ich, in allen diesen Stilrichtungen Einblick zu haben. Deshalb kann ich auch nicht aus der Sicht eines Metalgitarriste oder eines Shredgitarristen oder eines Bluesgitarristen argumentieren. Es gibt zuviele Dinge, die ich erlebt habe. Ich kann nicht sagen, dass ein Gitarrist gut ist, weil er schnell spielt oder weil er langsam spielt oder weil er n guten Sound hat oder weil er nur abgedrehte Scales spielt. Aber es gibt Dinge, die sich einfach in allen Stilrichtungen wiederholen, bzw. die alle Könner dieser Richtungen aufzeigen. Das sind nicht so zweidimensionale Dinge wie gut Sweepen können etc. . Es sind Dinge wie Ton, Timing, Umgang mit Harmonik, Melodik, funktionieren in einer Band, Aussagekraft . Und das sind alles Dinge die zur Technik gehören. Nicht on jemand schnell spielen kann, sondern wie jemand diese Dinge zusammenbringt.
Es ist sehr einfach, schnell zu spielen, wenn man genügend übt und motorisches Talent hat. Ich gebe da immer gerne das Sekretärinnen Beispiel, die 300 Anschläge in der Minute schafft. Man hat eine Tastatur (Griffbrett), auf der festgelgte Buchstaben (Bünde) liegen. Jetzt muss man nur noch lernen, diese möglichst schnell zu treffen. Also man lernt Positionen eine Skala und übt die solange, bis man die Töne schnell hintereinander spielen kann. Man hat aber bis hierhin noch keine Musik gemacht. Deshalb interessieren mich Leute, die Skalen im Affenzahn blöd rauf und runterspielen überhaupt nicht aus musikalische Sicht. Es seih denn, man macht das intelligent. Da kommen jetzt wieder Dinge wie Ton, Timing, Rythmik, Sound etc. mit ins Spiel.
Das Problem bei vielen Shreddern ist, dass sie wirklich nur auf Geschwindigkeit üben, ohne sich dabei Gedanken zu machen, ob sie die Licks etc. sinnvoll einsetzen können oder wie die Dinge hinterher überhaupt klingen. Das ist natürlich jedem selbst überlassen, hat aber IMHO das Ziel 'möglichst gute Musik' zu machen, verfehlt. Wie Hans schon sagte, besteht Musik gerade aus den Pausen, aus der Athmossphäre, aus der Rythmik. Da fällt mir gerade ein Beispiel aus dem Scott Henderson Phrasing Video ein. Da spielt er Jingle Bells mit völlig falschen Töne, aber korrekter Rythmik. Man erkennt es aber sofort, da die Rythmik stimmt. Wenn man die Rythmik verändert, würde man es nicht direkt erkennen. Deshalb ist Rythmik IMHO so wichtig. Und Rythmik ist nicht 2min gleichlange 16tel zu spielen. Für mich ist Rythmik schonmal ein wichtiges Zeichen für gut oder nicht gut. Jemand, der billigen Powerchord rythmisch korrekt spielen kann, ist für mich bewundernwerter, als jemand der ein Skale schnell spielen kann, ohne jegliches Rythmusgefühl. Es ist sehr einfach, so schnell wie möglich in einem Groove zu spielen, aber höllenschwer bewusst zB 32tel zu spielen oder gaar zu wechseln von 32teln zu 16triolen.
Und ob jemand ein guter Rythmiker ist erkennt man, wie er mit Rythmus umgeht, wie tight er im Time ist. Oft sind die Leute, die wir bewundern, hervorragende Rythmiker, aber man wird geblendet durch offensichtliche Techniken. Bestes Beispiel ist Van Halen.
Wobei man mangelndes rythmisches Talent aber auch kompensieren kann, zB durch grosses melodisches Talent. Es ist euch doch mit Sicherheit schonmal aufgefallen, dass ein Gitarre 2-3 Töne spielt und man denkt, boah, das klang aber geil, weil er einfach einen Sinn für tolle Medlodien hat.
Ich hatte zB einen Studienkollegen, der konnte sich irgendwie extrem geile Voicings ausdenken, auf die kein anderer gekommen ist.
Oder es gibt Gitarristen, die sehr gut funky Rythmusgitarre spielen, aber kaum Solo. Sind IMHO aber extrem bewundernswert. ZB Jimmy Nolen oder Nile Rodgers. Oder die Rythmusklampfen von alten Michael Jackson Dingen. Alle reden von Eddies Solo, aber kaum jemand von den geilen Rythmusklampfen.
Man erkennt einfach, ob jemand was zu sagen hat oder nicht. Das kann man schlecht erklären. Das ist so etwas wie Menschenkenntnis. Das entwickelt sich auch im Laufe des Lebens. Das hängt auch viel vom Typen ab. Oft spielen die Leute auch so wie sie sind. Wenn jemand ne grosse Fresse hat, spielt auch meist laut und mit viel selbstbewustsein. Wenn jemand nicht viel redet, spielt er auch nicht so wild und hällt sich zurück.
Gute Gitarristen müssen keine virtuosen sein. Sie müssen in einer Band gut funktionieren. Mit einer Band arbeiten können, da E-Gitarre nunmal ein Bandinstrument ist. Sie sollten eine gewisse Sensibilität für die Mitmusiker entwickelt haben, bzw. für den Sound, den die komplette Band erzeugt. Ein GEfühl für den Sound, der am besten passt. Man muss zuhören können. Man kann tausendmal Skalen bei 300 BPM spielen können. Wenn das in der Band nicht klingt, ist' für die Katz.
Man kann natürlich auch alleine tolle Sachen spielen, das wollen aber die wenigsten hier, denke ich. Es gibt auch tolle Duospieler, die nicht gut in ner Band funktionieren. Oder tolle Triospieler, die schlecht mit nem 2. Gitarristen arbeiten können.
Leute, ich bin auch ein Shredfan, wie wahrscheinlich jeder Gitarrist unterbewusst. Allerdings ist das nicht die Krone der Musikschöpfung, wie da hier teilweise dargestellt wird. Und wie hier auch schon jemand anderes bemerkt hat, gibt es auch ne Menge Gitarristen, die Shredtechniken beherrschen, aber sie nicht einsetzen, weil es der Sinn ihrer Musik nicht erlaubt. Wenn ein Kerry King Krachsoli spielt, macht er das nicht, weil er es nicht kann, sondern weil der Slayersound das benötigt.
Das ist übrigens ein sehr starkes Merkmal für einen guten Gitarriste. In der Lage zu sein zu erkennen, was für die Band am Besten ist.
Ui, jetzt hab ich aber viel geschrieben.
Erstmal Pause machen.
Edit:
KirkHammett schrieb:
Ich habe hier niemanden verteidigt, lediglich meine Meinung zu der Sperrung gesagt. Ok, wenn er früher schon so aufgefallen ist, von mir aus, das kann ich irgendwie nachvollziehen wenn es hier so streng ist. Aber was ist mit Stringgod? Darauf bist du hier überhaupt nicht eingegangen. Er ist meiner Meinung nach hier und in zahlreichen anderen Threads hart in seiner Ausdrucksweise. Und hier wird gar nichts gesagt? Tut mir Leid, hier stimmt was nicht! Ob er jetzt nen hca hat oder nicht, meiner Ansicht nach (und ich glaube ich spreche hier für einige andere auch) geht das nicht in Ordnung, dass er ohne jede Aufregung mit solchen harten Ausdrucksweisen davonkommt, andere User aber doch sehr schnell gesperrt werden!
Der Meinung bin ich auch. Das geht so nicht.