James Hetfield auf dem oben gezeigten Bild spielt auch eine ESP Truckster --> Les Paul Form
Wenn ich es richtig verfolgt habe, kann man einer Les Paul theoretisch aus drei Gründen die "Metal-Tauglichkeit" absprechen, die ich mal zusammenfassend widerlegen will (höhö):
1. Bauweise/Form
Die Les Paul ist im Prinzip genauso konstruiert, wie ihre Gibson-Schwestern, die man gemeinhin sehr wohl als "Metal-Gitarren" ansieht: Die Explorer und die Flying V (beide übrigens 1958 als Jazzgitarren auf den Markt gebracht, Rockmusik war schlicht noch nicht erfunden...). Alle genannten Gitarren haben einen Mahagoni-Korpus und eingeleimten Mahagoni-Hals, die kurze 628 mm-Mensur, die Les Pauls hat - je nach Modell - lediglich noch eine aufgeleimte Ahorndecke, die für zusätzliche Höhenanteile verantwortlich ist. Die FORM des Korpus spielt für den Klang kaum eine Rolle, deshalb klingen alle Gibson-Solid-Bodys (also auch die SG) zwangsläufig und ungeachtet ihrer total unterschiedlichen Formen zunächst mal recht ähnlich.
Sie alle produzieren schon akustisch - im Vergleich zur Tele oder Strat - eine Menge Mitten, was sich gerade bei verzerrten Sound auszahlt. Die brauchen nämlich Mitten, um nicht zu matschen (nix da "mid scoop"...).
Die Holz-Konstruktion einer Les Paul ist also geradezu präsestiniert für Metal.
2. Pick-Ups
Der zweite, vermutlich sogar noch wichtigere Grund, warum Gibson-Gitarren so untrennbar mit der Entwicklung "harter" Rockmusik verbunden sind: Die erstmals 1957 (!) auf einer Les Paul eingeführten Humbucker. Dank ihrer beiden Spulen (gegenüber dem Strat-Singlecoil mit - wie der Name schon sagt - nur einer Spule) sind sie unempfindlicher gegen Nebengeräusche, die sich mit zunehmendem Gain potentieren. Diese Eigenschaft haben die Gitarristen dann überwiegend erst in den 70ern (mit den aufkommenden Rock-Stilen, die nach mehr Zerre verlangten) zu schätzen gelernt; Gibson-artige Gitarren gewannen im "Hardrock" die Oberhand, bis ein gewisser Edward Van Halen darauf kam, einen Humbucker in seine Strat zu bauen und damit das für ihn "beste beider Welten" zu vereinen... Die "Heavy-Strat" war geboren...
Also: Humbucker sind aufgrund ihrer konstruktionsbedingten Eigenschaften für "extremere" Zerr-Sounds allerbestens geeignet; Ob aktiv oder passiv, wenig oder viel Output ist dabei reine Geschmacksache. Selbst ein Original-PAF-Humbucker von '57 hat in Kombi mit einem heutigen High-GainTop genug "Dampf" für jede Art von Metal. Punkt.
Zum EMG 81-Mythos hatte ich übrigens hier was geschrieben, was sehr viel Zustimmung fand:
https://www.musiker-board.de/vb/gitarre-metal/362798-alexi-laiho-mit-passivem-pickup-wieso.html#post4309055
3. Aussehen
Ein rein subjektiver Faktor...
Für mich ist die klassische Gibson Les Paul der Baujahre 57-60 die schönste Gitarre überhaupt. Dennoch würde ich persönlich mich nicht wohl fühlen, wenn ich mit einer edlen '58-Reissue-Gibson oder einer ähnlich aussehenden Gitarre mit meiner Krach-Combo auf der Bühne stünde... Da sind mir "aggressivere" Designs lieber.
Außerdem kann ich nicht spielen wie die Leute, mit denen so eine Les Paul assoziiert wird (z.B. Jimmy Page, Peter Green oder Gary Moore ;-) Das hieße ja Perlen vor die Säue werfen, haha.
Es gibt aber natürlich jede Menge "moderner" Interpretationen der Les Paul bzgl. Farbe und Hardware, da ist eigentlich für jeden Geschmack was dabei. Wenn man denn die Grundform mag.
FAZIT: Les Pauls in all' ihren Erscheinungsformen sind klanglich allerbestens geeignet für jede Form von Metal! Nur die Optik ist Geschmacksache: Eine traditionelle Variante wäre in einer Grindcore- oder Black Metal-Kapelle wahrscheinlich eher fehl am Platz (oder gerade reizvoll?). Das ist aber reine Geschmacksache.