0o-BALTHASAR-o0 schrieb:
*aufwach*
Yo, hab mir den Dual gerade auch mal in Ruhe angeguckt, n Review wär cool, würde mich wirklich interessieren, da der schon in die engere Kaufauswahl genommen wurde (hab auch schon einiges zusammengespart
, danke im Vorraus.
Ok, also hier das kurze Review:
Auf die technischen Daten möchte ich jetzt nicht weiter eingehen, denn die gibt's auch hier zu lesen:
http://www.mesaboogie.com/Product_Info/Rectifier_Series/Dual_Rectifier/dual_rectifier.html
Ich geh einfach mal die Kanäle der Reihe nach durch:
Erster Kanal; Schalter auf "Clean":
Es ist kein Problem, hier nen wirklichen "Clean"sound zu kriegen, also wirklich unverzerrt. Aber die Palette reicht von clean bis leicht verzerrt. Klingt warm und bassig, aber alles andere als brilliant. Es ist nicht möglich, hier nen brillianten glasigen Cleansond zu bekommen - der Kanal klingt immer irgendwie dumpf.
Erster Kanal; Schalter auf "Pushed":
Mehr Verzerrung, angenehme Wärme - auch schöne Leadsonds. Aber nach wie vor keine Brillianz und immernoch relativ dumpf, wenn auch schon etwas besser als im "Clean"modus. Deutlicher tighter Anschlag und sehr schön dynamisches Verhalten.
Zweiter Kanal; Schalter auf "Raw":
Klingt sehr warm und bassig, nicht besonders tight - Anschlag eher mit "Gummi-feeling". Reicht von fast clean bis mittlere Verzerrungen, aber noch nicht wirklich gesättigt. Ich kann mit diesem Modus irgendwie so gut wie nichts anfangen. Der Klang scheint hier irgendwie zu "verschmieren" und die Dynamik ist nicht so schön wie Kanal 1 "Pushed".
Zweiter Kanal; "Vintage High Gain":
Ab hier sind mittels Presenceregeler erstmals richtige Brillianzen und deutliche hervorstechende Höhen/Oberhöhen möglich. Sehr vielseitig! Der Klang und Anschlag ist hier immer sehr tight, solange man's mit dem Gain nicht gleich ganz übertreibt, denn davon gibt's hier mehr als genug. Die Palette reicht von angecrunchten Rocksounds über cremige warme vokal klingende Leadsounds bis zu nem ordentlichem aggressiven Metallbrett, wie's eigentlich schon genug wäre. Trotzdem klingt er hier immernoch irgendwo recht homogen und angenehm.
Zweiter Kanal; "Modern":
Hier wirds richtig böse. Für die meisten Metalbedürfnisse wäre ja "Vintage High Gain" schon völlig ausreichend. Aber hier wird der Klang und Anschlag nocheinmal tighter und das Obertonspektrum wird durch einen zunächst sehr unhomogenen unangenehm klingenden Anteil erweitert, der wahrscheinlich etwas gewöhnungsbedürftig ist. Der Amp wird sehr aggressiv und beißend. Runde cremige Leadsounds sind hier nicht mehr möglich - alles klingt eben aggressiv und bissig.
Dritter Kanal:
Verhält sich analog dem zweiten Kanal. Der einzige Unterschied sei (lt. Mesa) der Wirkungsbereich des Presencepotis. Ich stelle beim Umschalten jedoch eine leichte Anhebung des unangenehmen unhomogen klingenden Obertonanteils fest, welcher den Amp noch brachialer klingen lässt. Ich habe das Gefühl, dass hier etwas weniger obere Mitten und eben mehr beißende Oberhöhen vorhanden sind - klingt weniger vokal.
Insgesamt hat der Recto bei etwas härterer Verzerrung ein sehr schönenes blilliantes knisterndes Obertonspektrum, welches trotz aller Aggression und Biss auch irgendwo wieder angenehm klingt - und hier liegt wohl auch seine Bestimmung.
Wird die Endstufe per Gleichrichterröhren angesteuert, klingt der Amp etwas wärmer, sensibler und süßer, also etwas mehr "sweet". Und per Diode klingt er mehr tight, direkt frontal, kantig.
Allgemein lässt sich noch folgendes sagen:
Der Amp gibt ganz genau das wieder, was du auf der Gitarre machst. Wenn du auch das Pick nur ein bischen anders hältst, macht der Amp diese minimale Veränderung hörbar. In dieser Beziehung hab ich bisher noch keinen sensibleren Amp gespielt. Er ist einfach nur grundehrlich. Wenn du etwas unsauber spielst, dann klingt's auch scheiße. Die eigene Klang der Gitarre/ des Gitarristen kommen voll zur Geltung.
Dort, wo ein Marshall untenrum dreckig klingt (manche mögen das), klingt der Recto einfach nur sauber und hatt dafür eben auch nen sehr tighten deutlichen differenzierten Bassimpuls auch bei schnelleren Palm Mutes (sauberes deutliches Spiel vorausgesetzt!). Wenn man bei starker Verzerrung ganze 6-Saitenakkorde spielt, klingen die immernoch differenziert - man hört jeden einzelnen Ton klar heraus. Wenn ich den Amp vom Grundsound (also verzerrt - dort wo er zu Hause ist) her irgendnem Stoff / nem Material zuordnen Müsste, würde ich "harter klarer Kristall" sagen.
Andererseits klingt der Amp eben auch irgendwo sehr neutral. Besonders bei Soli und Melodien fällt auf, dass der Amp auf dem Gebiet einfach keine Seele / keinen Charakter / kein Temperament hat - so dynamisch und sensibel er auch klingt. Es fällt eben relativ schwer, die Töne in die Obertöne umkippen zu lassen - das funktioniert nur bei manchen Tönen und bei vielen eben gar nicht oder nur unharmonisch. Der Amp ist also eher für Rhythmus, als für Soli geeignet. Das soll nicht heißen, dass man damit nicht auch schön klingende Melodien/Soli spielen kann, aber durch seinen so "sauberen" differenzierten Klang und das damit fehlende Temperament, klingt er für Soli vom Charakter her doch etwas tot und ohne Seele.
So, ich hoffe, dass ich nichts vergessen habe! Kannst gerne noch weitere Fragen stellen.
Als Box würd ich zu dem Amp unbedingt auch die Mesa-box empfehlen (von Bogner, VHT und Dietzel mal abgesehen,welche ich noch nicht gespielt habe....). Alles andere (/billigere) ist meiner Meinung nach irgendwo Geldverschwendung, weil der Amp dann nicht so rüberkommt bzw. sich das besondere an ihm einfach nicht entfalten kann, was den hohen Preis auch irgendwo rechtfertigt.