Melodiebass - Standardbass

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senseo
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Hallo,

ich selbst liebäugele ja schon länger mit einem Melodiebassakkordeon, habe mich bislang aber noch nicht so richtig zu der Entscheidung durchringen können. Nun habe ich neulich 2 Akkordeonisten getroffen, wie sie unterschiedlicher kaum sein können, die beide vollkommen gegensätzliche Meinungen zum Thema Melodiebass haben.

Spieler A ist ein überzeugter Verfechter des MIII, spielt einen hochwertigen Bugari-Konverter und spielt auf einer Schwierigkeitsskala von 1-10 am liebsten Stücke der Stufe 12. Er nimmt mit Leidenschaft an Wertungsspielen teil und sammelt Teilnahmen wie Hobbyläufer Volksläufe :screwy:

Ganz im Gegensatz dazu Spieler B. Für ihn ist Musik dazu da, Spaß zu machen, er spielt in verschiedenen Bands/Ensembles mit (Zydeco, Musette, Jazz und Tango) und möchte in erster Linie Spaß beim Spielen haben.

Die unterschiedlichen Meinungen der beiden Akkordeonisten habe ich mal zu Statements zusammengefasst, die ich hier gerne zur Diskussion stellen möchte:

Spieler A: "Ambitioniertes Spiel ist nur auf einem Akkordeon mit Melodiebässen möglich. Das Melodiebassakkordeon ist letztlich die Krone der Akkordeonbaukunst. Erst mit ihm lassen sich alle Beschränkungen, die uns das klassische Akkordeon auferlegt durchbrechen und nur mit ihm ist anspruchsvolles Musizieren auf dem Akkordeon überhaupt möglich. Der Standardbass zwingt den Spieler in ein Korsett von simplen, primitiven Klangstrukturen, das sich nur ansatzweise mit Tricks durchbrechen lässt, da der Standardbass zu kaum mehr als primitiver Humptata-Begleitung taugt. Polyphones Spiel ist in der linken Hand kaum möglich und wird schnell grummelig, während der Klang der Melodiebässe klar und rein ist, wie die Begleitung auf dem Klavier. Der Melodiebass ermöglicht es einem, aus einer viel reichhaltigeren Fülle von Literatur zu schöpfen, ohne in irgendeiner Form Einschränkungen zu unterliegen. Aus diesem Grunde ist einzig und allein das Akkordeon mit Melodiebässen als vollwertiges Instrument anzusehen."

Spieler B: "Sind Melodiebässe wirklich erfoderlich? Die Verwendung von Melodiebässen ist eine Pervertierung der Grundidee des Akkordeons. Das Akkordeon heißt Akkordeon, weil auf Knopfdruck komplette Akkorde erklingen. Wenn ich das durch Konvertermechanik umgehe, habe ich irgendein Instrument, aber kein Akkordeon mehr. Das Akkordeon ist nun mal kein klassisches Instrument, wer klassische Musik spielen möchte, der ist doch mit einem Klavier oder Kirchenorgel besser bedient, die von ihrem Ursprung her dafür ausgelegt sind. Warum läßt man nicht einfach das Akkordeon so, wie es ist und mach sich seine spezifischen Eigenarten im Spiel zu Nutze. Und die auf dem MIII häufig gespielte "Neue Musik" ist nun wahrlich nicht jedermanns Sache. Klar, die schöpft das Potential des MIII komplett aus, aber sein wir ehrlich, 99,5 % der "nicht eingeweihten" Zuhörer ergreift spätestens nach 2 Minuten die Flucht, wenn man ihnen "neue Musik" vorspielt (Originalton!). Außerdem gibt es genügend Akkordeonisten, die eindrucksvoll vormachen, dass man auch auf dem Standardbass anspruchsvoll spielen kann (Galliano, Marocco, diverse andere). Um anspruchsvolle Literatur zu spielen benötigt man nicht zwingend Melodiebässe. Und außerdem, Musik soll Spaß machen - sowohl dem Spieler als auch dem Zuhörer - da kommt es nicht ausschließlich "Anspruch" an. Von daher benötigt man nicht zwingend Melodiebässe um gute - und anspruchsvolle Musik zu machen."

Ich weiß, beide Statements sind extrem provokant gehalten und vertreten Extrempositionen, die nicht meine Meinung darstellen. Ich habe das, was ich in den Gesprächen mitgenommen habe, zusammengeschrieben und fände es klasse, wenn wir eine unaufgeregt-sachliche Diskussion hinbekämen.

Gruss, Senseo
 
Eigenschaft
 
was mich an den beiden Zusammenfassungen etwas stört ist die Sprache: Text A ist auf intellektuell getrimmt, Text B am Stammtisch orientiert - das müßte nicht sein.

Wenn ich im Text A "Ambitioniertes Spiel" + "anspruchsvolles Musizieren" ersetze duch z.B. spezielles Spiel bzw. spezielles Musizieren dann ist die Aussage einigermaßen ok - so wie es steht ist es Humbug und eine Abwertung von ziemlich viel Musik, die diese Abwertung weder hinnehmen sollte, noch verdient hat.

...wohl wie immer - die beherzte Mischung macht's...
 
was mich an den beiden Zusammenfassungen etwas stört ist die Sprache: Text A ist auf intellektuell getrimmt, Text B am Stammtisch orientiert - das müßte nicht sein.

Wenn ich im Text A "Ambitioniertes Spiel" + "anspruchsvolles Musizieren" ersetze duch z.B. spezielles Spiel bzw. spezielles Musizieren dann ist die Aussage einigermaßen ok - so wie es steht ist es Humbug und eine Abwertung von ziemlich viel Musik, die diese Abwertung weder hinnehmen sollte, noch verdient hat.

...wohl wie immer - die beherzte Mischung macht's...

Du hast Recht. Ich habe halt nur versucht, das, was ich aus den Gesprächen mitgenommen habe, in eine kurze Zusammenfassung zu bringen. Und es ist da halt schon so, dass "Spieler B" da etwas kodderschnauziger ist als A und deshalb der Ton des Gespräches auch schon etwas anders war. Das liegt aber auch daran, dass Spieler B etwas genervt ist von den Leuten, die meinen, alles andere was nicht Melodiebass sei, sei weniger anspruchsvoll. Ich habe es jetzt aber mal etwas geändert und versucht, das zweite Statement etwas neutraler zu fassen - ich hoffe, es sagt Dir sprachlich jetzt mehr zu ;)

Aber Deine Bezeichnung "spezielles Spiel" trifft es meiner Meinung sehr gut. Und da muss man halt schauen, ob dieses "spezielle" das ist, was einem persönlich gefällt.
 
Du solltest die beiden Alternativen besser ohne eine Herabsetzung der jeweils anderen überlegen.

Ich habe am Ende ein Konverter-Akkordeon gekauft, weil ich gern Bach spielen wollte. Dafür habe ich höheren Preis, höheres Gewicht und nicht unerheblichen Lernaufwand für die M III Knöpfe in Kauf genommen. Außerdem sind solche sogenannten Konzert-Akkordeons fast immer flat (ohne Tremolo) gestimmt. Aber ich freue mich an meiner Entscheidung jeden Tag beim Spielen.

Musette spiele ich genauso gern, aber auf dem Standardbass kann man eben Bach nicht wiedergeben. Es gibt aber keinen Grund, auf einem M III-Akkordeon nicht auch Musette zu spielen. Optimal wäre sicher ein zweites, leichteres Akkordeon mit Tremolo, aber das wird mir zu teuer. Daher werde ich das zweite 8`- Register (ohne Cassotto) als Tremolo stimmen lassen und habe dann bei 4 Chören 7 Register ohne und 5 Register mit Tremolo.

Ich spiele M III ohne jegliche Oberansprüche, Preise oder Wettbewerbe. Ich kämpfe mit dem Gewicht und dem Urwald der langsam bekannter werden Bassknöpfe, aber ich weiß. wofür ich mich anstrenge. Und ich sehe mich belohnt mit stetigen kleinen Fortschritten bei BAch und Musette.

Mein Fazit: Du must Dich fragen, ob Du M III für Deine Musik brauchst. Dann wird sich der Mehraufwand auch für Dich lohnen.

Gruß von Doc_36 ;)
 
Ich kann nur billig (=Standardbass) :redface:

Ich kenne persönlich 3 studierte Akkordeonisten (Hauptfach), die alle sehr viel Spielen, aber keiner spielt noch sein MIII. Alle 3 haben ihr MIII-Instrument verkauft, einer schon am Tag nach der bestandenen Prüfung. :eek:
Alle 3 haben sich eine GOLA mit Standardbass gekauft um für professionelle Anwendungen, (Tonstudio, Rundfunk, Musical, Theater, grosse Tanzbands) ein adäquates Instrument aufweisen zu können. Einer hat sogar 2 Golas, eine mit 440 eine mit 442Hz Stimmung. :confused:

Für Amateuremusiker ist die enorme Lernzeit die das MIII-Spiel erfordert viel besser investiert in Klavier (z.B. für Bach oder Jazz :p) oder E-Piano (Rock/Pop) oder keyboard (was ich gemacht habe), das kann man dann tatsächlich einsetzen und wird enorm flexibler.

Was mich persönlich sehr reizt zu erproben wäre der Quint-converter-bass.
Zitat:
Eine bemerkenswerte Ausnahme ist der TITANO Konverter Bass, der die ersten (innersten) 2 Reihen des Standard-Basses wiederholt in einer um 1 und 2 Oktaven erhöhten Lage, wenn man sich nach außen vom Balg weg bewegt. Das System heißt "Quint-Konverter". Während andere Melodiebass-Systeme keine Beziehung zu dem Standard-Bass-System zeigen, benutzen TITANOs Quint-Konverter-Akkordeons die selbe (Quint-Quart) Notenfolgen, die Akkordeonisten schon von ihren Stadard-Bässen kennen, und machen den Bass Mechanismus NICHT größer oder schwerer.

Gibt's auch bei Victoria als Poeta W420VP ;) ,aber ich konnte bisher noch keins unter die Finger bekommen. http://www.accordions.it/uk/02valletab.html

mfg Balgseele
 
mhhh ich kenne diverse studierte und studierende Akkordeonisten ... wobei noch keiner von diesen sein MIII verkauft hat. Was ich nur nicht verstehe ... warum niemand dieser scheinbar einen Convertor gespielt hat, der ja bekanntermaßen ebenfalls MII-Spiel ohne jegliche Einschränkungen erlaubt. Außer dem Gewicht gibt es dafür kein Argument, wobei das Gewicht natürlich sehr entscheidend sein kann... *grübel*. Weiss jemand was so ne Gola wiegt?

Nebenfrage: wie steht eigentlich der Kurs momentan für eine neue Gola?

Ich persöhnlich finde sowohl MII, als auch MIII "schön". Man kann beide Systeme vielleicht sogar als unterschiedliches Instrument auffassen. Mir persönlich hat es einen Weg gezeigt weiterzugehen. Gäbe es das MIII nicht ... hätte ich nie wieder ein Akkordeon angerührt... und das definitiv.

MIII ist immer noch Standard an Musikhochschulen und ist meiner Ansicht nach ein enorm wichtiger Schritt zur Emanzipation. Es gibt selbstredend auch anspruchsvolle Literatur für MII, ganz zu schweigen von Tangos und Musette, wo MII absolute Pflicht ist ... aber MIII, besonders Convertor ermöglicht einem natürlich ein ganz anderes Spektrum, wobei natürlich die Frage im Raum steht ob man das überhaupt möchte ...
Im Endeffekt muss jeder selbst entscheiden was er möchte. Windows soll ja auch ganz nett sein. Und MacOSX ebenfalls wenns laufen soll und man nicht wissen möchte wie es funktioniert. Linux gibt einem aber dann doch ein wesentlich breiteres Spektrum an möglichkeiten und das bei Dingen, was die meisten weder interessiert, bzw. wissen um was es sich handelt.

Man lebt nur einmal ... und jeder muss entscheiden was er mag und wie er seine beschränkte Zeit verschwenden möchte ... Ob mit Windows oder Linux, mit MII oder MIII, schön das es eine Vielfalt gibt und noch schöner das es verschiedene Meinungen und Ansichten gibt ...

Anm.: 442 Hz Stimmung verleiht dem Klang etwas mehr "Brillianz" und ist daher gerne bei Solisten gesehen. Man hört den Vergleich definitiv. Natürlich dann im Orchster fehl am Platze, daher auch das zweiter Instrument.
 
Ich kenne persönlich 3 studierte Akkordeonisten (Hauptfach), die alle sehr viel Spielen, aber keiner spielt noch sein MIII. Alle 3 haben ihr MIII-Instrument verkauft, einer schon am Tag nach der bestandenen Prüfung. :eek:

Kennst Du die Gründe hierfür? War das MIII-Spiel für sie ausschließlich Zwang, den man auf sich nehmen muss, um den ersehnten Abschluss zu erreichen? Dann wäre diese Handlung verständlich.

Was mich persönlich am Konverterinstrument stört ist das hohe Gewicht, das eigentlich nur konzertantes Spiel zulässt. Was mich weiterhin stört, zu dem Preis, zu dem ich ein wirklich gutes Standardbass-Akkordeon mit handgefertigten Stimmzungen bekomme, gibts beim Konverter gerade mal das Einstiegsmodell mit höllischem Gewicht. Und dann stelle ich mir die Frage: Was will ich spielen? Jazz? - Auf jeden Fall! Tango Nuevo? - Aber sischa dat! Musette? - Nicht unbedingt... Bach und Scarlatti? - Wäre schon nett, aber muss nicht... "Neue Musik"? - Auf keinen Fall :eek:

Das Problem was ich sehe ist allerdings auch, dass sich meine Anforderungen, Vorstellungen und auch mein Geschmack in der Vergangenheit schon häufiger geändert hat, es gab Zeiten, da hat es mich tierisch gewurmt, dass die Klassik für mich mit meinem Akkordeon verschlossen geblieben ist - heute sehe ich das entspannter. Allerdings, der Konverter bietet langfristig mehr Flexibilität, wenn man vielleicht mal von Extremen wie Musette absieht, die ein ausgeprägtes Tremolo benötigen.

Gruss, Senseo
 
mhh mit dem Gewicht ... das stimmt ... meine wiegt etwa 12.5 kg ... muss dazu sagen das es Knopf ist und daher noch etwas schwerer. Ne Morino liegt auch bei etwa 13 ... Mhh ich denke mal der Convertor macht das Gerät nen kg schwerer ... oder irre ich?

Und du kannst natürlich auch nen Convertor mit Tremolo bestellen ... eignet sich vielleicht dann für andere Stücke nicht mehr ... wobei meine Lehrerin ne Gola mit MIII und schönem Tremolo hat ... und die absolute MIII Verfechterin ist ...
 
Der Preis ist natürlich 'n Argument, aber was das gewicht betrifft, kommts einfach drauf an, was man gewöhnt ist, mein erstes eigenes Convertor-Akkordeon(96-Bass-zerosette) dass ich mit 10 gekriegt hab wog auch schon 12 Kilo, jetzt hab ich 'n Pigini mit vielleicht 13 Kilo aber ich würd nicht sagen, dass man damit nur "schwere(klassische)" Literatur spielen kann, obwohl dass im Stehen spielen (wie z.B. Galliano es macht) natürlich schwerer wird....
Und man muss zugeben, dass 6 stündigen Orchesterproben ziemlich anstrengend werden...
Aber sind natürlich alles nur subjektive Erfahrungen

PS: es gibt zwischen Bach/Scarlatti und "neuer Musik" auch noch Sachen wie Solotarjow, Lundquist, Vaclav Trojan und noch einige weitere wegen denen sich wirklich MIII lohnt

PPS: Motion Trio spielen auch MIII...
 
Kennst Du die Gründe hierfür? War das MIII-Spiel für sie ausschließlich Zwang, den man auf sich nehmen muss, um den ersehnten Abschluss zu erreichen? Dann wäre diese Handlung verständlich.
Gruss, Senseo

Kenne nur von einer die ganze Geschichte: kein Zwang, das war ein "Entwicklungsprozess" durch das Studium: am Anfang riesiger Enthusiasmus und Leistungsbereitschaft, da wird geübt bis die Sehnenscheiden sich schmerzhaft melden. Dann, wenn die Technik aufgebaut ist, eine "künstlerische Epoche", (was spielt man wie und wie noch geiler) und zum Schluss die Ernüchterung, (was mach ich den jetzt dann nach dem Studium? Es muss mal Kohle ins Haus!) Dann die Erkenntnis: Mist, Melodiebass will keiner hören oder extra zahlen. Also Schüler suchen die auch Melodiebass wollen, oder auch mal mit ner ZUPAN (evtl. ganz ohne Bass) irgendwo über die Bühne springen, macht auch warm im Winter!:D

Ich will nichts schlechtreden, wenn sie eine Scarlatti-Sonate runterrieseln läst höre ich das immer gerne. Ist nur ab und zu, wenn sie einen Melodiebass in die Hände bekommt und man gaaaanz freundlich bittet.

mfg Balgseele
 
ok...... also was spieler A hier sagt ist einfach ein ganz goßes stück dreck! wie kann man nur so einen müll erzählen? MII spielen ist mit sicherheit genauso schwer wie MIII.....dabei kommt es natürlich auf die wahl des stückes an! diese bekackte aussage hör ich leider viel zu oft und macht mich echt wütend! ich muss MIII lernen , weil mein studium esmir vorschreibt. es ist schön es zu können/zu wissen wie es funktioniert. es gibt mit sicherheit auch gute stücke für MIII. Motion Trio gehören bei mir auf die Topliste.Stücke von Frank Angelis sind auch himmlisch geil. aber ich wette, dass spieler A nie das feeling hätte, um mal was von galliano, marocco, oder art van damme zu spielen!

ausserdem ist scarlatti mal echt ausgelutscht aufm akkordeon!
 
ok...... also was spieler A hier sagt ist einfach ein ganz goßes stück dreck! wie kann man nur so einen müll erzählen? MII spielen ist mit sicherheit genauso schwer wie MIII.....dabei kommt es natürlich auf die wahl des stückes an! diese bekackte aussage hör ich leider viel zu oft und macht mich echt wütend! ich muss MIII lernen , weil mein studium esmir vorschreibt. es ist schön es zu können/zu wissen wie es funktioniert. es gibt mit sicherheit auch gute stücke für MIII. Motion Trio gehören bei mir auf die Topliste.Stücke von Frank Angelis sind auch himmlisch geil. aber ich wette, dass spieler A nie das feeling hätte, um mal was von galliano, marocco, oder art van damme zu spielen!

ausserdem ist scarlatti mal echt ausgelutscht aufm akkordeon!

Du sprichst mir aus der Seele. Aber es war schon damals, zu meiner Musikschul-Zeit (liegt immerhin auch schon beinahe 20 Jahre zurück) so, dass die MIII-Spieler auf die Standardbass-Akkordeonisten herabgeschaut haben. Erinnere mich noch gut daran, dass mich mal eine MIII spielende Kollegin nach einem Vortragsabend blöde gefragt hat, dass es ja komisch wäre, dass ich in meiner Auswahl für Jugend musiziert überhaupt keine "Neue Literatur" drin hätte - klar, weil das eben nicht unbedingt die Musik für's MII ist. Ich habe mich damals echt mies gefühlt, weil ich da der Einzige mit dem Standardbass war, teilweise war mir das schon richtig peinlich.

Motion Trio finde ich auch klasse, sowas zu machen hätte ich richtig Lust drauf. Aber sein wir realistisch, sowas hinzukriegen... :(

Was Deine Meinung über Spieler A betrifft, da könntest Du Recht haben. Er ist ein Notenkleber, der sich strikt an den Vorgaben orientiert. Einer, der perfekt spielt, aber ohne Gefühl.

Dann die Erkenntnis: Mist, Melodiebass will keiner hören oder extra zahlen. Also Schüler suchen die auch Melodiebass wollen, oder auch mal mit ner ZUPAN (evtl. ganz ohne Bass) irgendwo über die Bühne springen, macht auch warm im Winter!:D

Ich denke, das ist ein grundlegendes Problem. Die Melodiebass-Musik ist in der Regel nichts, was die breite Masse anspricht. Wir hatten hier vor einiger Zeit mal eine offene Kulturveranstaltung, wo eine Gruppe (Kontrabass, Akustikgitarre, Klarinette, Akkordeon) eine jazzig-swingende Mischung zum Besten gegeben hat. Obwohl das mit Sicherheit auch nicht die Musik war, die die meisten Leute dort privat hören würden, fand die Vorstellung großen Anklang, die Leute fanden es einfach nur geil. Scarlatti oder Lundquist auf dem MIII hätten in dieser Umgebung sicher keinen Anklang gefunden, sowas ist dann eher etwas für ausgewähltes Publikum in einem Kirchenraum oder Ähnlichem.

Ich muss auch sagen, ich persönlich finde es sehr frustrierend, nur immer für mich zu Hause zu spielen. Das ist eine Zeit lang ganz nett, aber irgendwann erwächst ja auch mal der Wunsch, mit seinem Instrument aus den eigenen vier Wänden herauszutreten und sich - möglicherweise auch in einer Gruppe - mal einem größeren Publikum zu präsentieren. Möglicherweise ist da das MIII nicht so wirklich optimal.

Wenn ich da beispielsweise unsere örtliche Harmonikagruppe sehe, etwa 8 ältere Herren, die Volkslieder und lustige Weisen auf dem Akkordeon bzw. Harmonika spielen... Die spielen grundsätzlich nicht nach Noten, spielen auch nicht immer schön und greifen schon mal ordentlich daneben - aaaaber: Die Jungs sind gefragt! Kaum eine Veranstaltung hier in der Umgebung, wo die nicht präsent sind... Zwar ist die Musik, die die machen jetzt absolut nicht mein Ding und auch die Spielweise wäre nicht meins, aber man muss neidlos anerkennen, dass sie sich einer nicht geringen Beliebtheit erfreuen. Ich fürchte, einen derartigen Bekanntheits- und Beliebheitsgrad mit MIII-Musik zu erreichen, ist nahezu unmöglich. Wobei mir klar ist, dass zwischen MIII und Volksmusik Lichtjahre liegen, was Anspruch und Schwierigkeitsgrad angeht und man das nicht miteinander vergleichen kann.

Gruss, Senseo
 
Ich würde weder MII noch MIII bevorzugen (spiele Beides), da beide ihre Vorzüge haben. Das MIII schwerer als MII sein soll kann ich überhaupt nicht verstehen, ich bin bisher nur an MII Stücken gescheitert wegen dem Bass. Mir macht es absolut nichts aus irgendwas von Couperin und anschließend gleich nen Tango zu spielen, beides ist schön.

Das Gewicht von den MIII Instrumenten sehe ich aber auch als etwas problematisch an - ich kann auf leichteren MII Instrumenten leichter Bellow Shakes spielen. Aber das wird komplett ausgeglichen wenn ich sehe wie sich meine Orchester Kollegen abmühen in ner Viertelpause irgendein Register zu erwischen während ich bequem mein Kinn runterdrücken kann ;)

Ich bereue es überhaupt nicht, dass ich MIII gelernt habe - Ich glaube es würde mir schlaflose Nächte einräumen wenn ich wüsste, dass ich Stücke wie den ersten Satz aus Vivaldis Winter nie spielen könnte ;) (vgl.http://www.youtube.com/watch?v=f3dgFpxz7w8; bin NICHT ich)
 
MII oder MIII ? Vielleicht füllt das Akkordeon eine Lücke die man mit keinem anderem Instrument füllen kann. Es ist transportabel, es hat bei MII einen genialen Bass-Aufbau der das Spiel deutlich erleichtert. Das soll aber nicht heißen das es schwerer ist Melodie-Bass zu spielen, denn dann wäre Geige spielen ja ganz einfach ! Nein, diese Vereinfachung läßt einem mehr Zeit für andere Möglichkeiten, wie ausdrucksstarkes Spiel e.t.c.
Es gibt Leute die (weil sie es können ) zum Akkordeon-Spiel singen. Das möchte ich mit einem MIII mal sehen. Außerdem nötigt der Melodie-Bass zum sitzen und wie ich weiß befleißigen sich Bajan-Spieler gerne einer Geschwindigkeit, das der nicht Versierte Zuhörer es aufgibt zu zuhören. Musik ist Kommunikation zwischen Künstler und Publikum und der scheint mit dem Standard-Bass besser zu gelingen. Das humta täterä auf dem Standardbass wird wohl überwiegend von Musikern gebraucht die sich nie ernsthaft mit der Akkordeon-Literatur auseinander gesetzt haben und so wie es auch einige Gitarristen machen mit drei Griffen durch die Welt reisen. Es gibt genug Künstler die MII so spielen das man glauben könnte es wäre MIII ! Also meine Meinung man kann Toccata und Fuge nicht nur auf Melodie sondern auch auf Standard-Bass spielen, aber noch besser ist die Orgel, weil da noch zwei Füße mit spielen und es klingt auch besser weil diese Musik für Orgel geschrieben wurde. Mir ist nicht klar, warum man aus einem Akkordeon etwas anderes machen will, ist das Akkordeon denn nicht ein geniales Instrument ?

Gruß Murti
 
... Es gibt Leute die (weil sie es können ) zum Akkordeon-Spiel singen. Das möchte ich mit einem MIII mal sehen ...
Dieses Argument hinkt aber doch etwas - es gibt jede Menge Menschen, die Klavier spielen und singen (bekanntlich verfügt das Klavier nicht über Standardbässe...) - warum sollte das auf dem Akkordeon mit MIII nicht möglich sein?
 
Die Schwierigkeit bei MIII und dem singen ist das man dabei nicht sitzt, sondern sich im Raum bewegt, das ist der Vorteil vom Akkordeon. Mit einem Klavier schwer möglich.
Beim MIII habe ich noch keinen gesehen der das kann, es sei denn er schaltet auf MII um.
Aber es ist ja auch nur ein Aspekt. Für Klassik gibt es bessere Instrumente, sogar billiger.

Aber jeder wie er möchte, Gruß Murti
 
Mir ist nicht klar, warum man aus einem Akkordeon etwas anderes machen will, ist das Akkordeon denn nicht ein geniales Instrument ?

Das ist ein durchaus interessanter Aspekt, mit dem ich mich bei meinen Überlegungen auch schon eine Zeit lang auseinandersetze. Damals in der Musikschule wurde uns das so vermittelt:

Einstieg, leichte Unterhaltungsmusik => Standardbass​
Gehobenes, anspruchsvolles Spiel => Melodiebass​

Damals war für mich ganz klar, wer sich mit seinem Instrument weiterentwickeln möchte, quasi in höhere Spähren vordringen möchte, der muss zwangsläufig MIII lernen, weil dies mit MII nicht möglich ist. Mittlerweile, nachdem ich mich fast zwei Jahrzehnte später mit anderer Musik aus dem Bereich Jazz und Tango Nuevo beschäftige, sehe ich das nicht mehr so. Vielmehr bietet das Akkordeon eine ganz eigene Form des Ausdrucks und des Spiels, die nicht zwangläufig MIII voraussetzt. Das MIII ist ja letztendlich der Versuch, das Akkordeon derart zu verändern, dass man auch Literatur, die nicht für das Akkordeon geschrieben wurde, auf dem Akkordeon spielen kann, wie dies beispielsweise auf dem Klavier möglich ist. Was dabei herauskommt ist beachtlich, allerdings muss man sich die Frage stellen, ob das notwendig ist. Warum sollte man nicht einfach das Akkordeon als Instrument so nehmen wie es ist und sich seine Eigenarten und Charakteristik zu Nutze machen?

Gruss, Senseo
 
... allerdings muss man sich die Frage stellen, ob das notwendig ist ...
Warum muß man sich diese Frage stellen???

Ich habe kein Problem damit beide (oder mehr) Entwicklungen parallel laufen zu sehen.

Zum Problem wird es doch erst, wenn die Schubladen "Besser" und "Schlechter" ins Spiel kommen - es gibt kein besser/schlechter, es gibt nur ein "anders". Alles hat seine vollständige!!! Berechtigung, jeder wie er mag.
 
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Warum muß man sich diese Frage stellen???

Ich habe kein Problem damit beide (oder mehr) Entwicklungen parallel laufen zu sehen.

OK, man muss nicht, aber man darf, man kann... Letztendlich stimmt es ja schon, dass das Melodiebass-Akkordeon kein Akkordeon in dem Sinne mehr ist, da das Akkordeon seinen Namen ja daher hat, dass auf Knopfdruck ein kompletter Akkord erklingt. Mit dem MIII wird das ganze aufgehoben und um Möglichkeiten erweitert, die sich dem "normalen" Akkordeon so nicht bieten, aber es ist dann eben in dem Sinne auch kein Akkordeon mehr, sondern etwas Anderes, was irgendwo in die Richtung Harmonium oder so geht. Wenn jemand Vivaldis 4 Jahreszeiten auf dem MIII spielt, dann finde ich das mehr als beeindruckend und es hört sich auch gut an. Noch besser hört es sich aber meiner Meinung nach an, wenn es von einem Sinfonieorchester vorgetragen wird, denn dafür wurde es ja auch ursprünglich geschrieben.

Ich habe auch kein Problem mit beiden Entwicklungsrichtungen. Allerdings sind mir im Laufe meiner Musikschul-Zeit einige Akkordeonisten wie "Spieler A" untergekommen, die schon mit einer gewissen Arroganz auf die MII-Spieler heruntergeschaut haben, und das finde ich nicht so klasse. Aber glücklicherweise ist es ja heute auch nicht mehr so, dass MII-Spiel auf dem Akkordeon zwangsläufig Ländler, Volksweisen und Polka bedeutet.

Gruss, Senseo
 
@senseo
Verdis 4 Jahreszeiten? Da war ich wohl in der Musikstunde gerade austreten?!
Nehme an du meinst die von Vivaldi ? :great:
 

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