MB besucht die Cymbal-Schmieden in Istanbul

  • Ersteller Johannes Hofmann
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Hammer!
Im doppelten Sinne :D
Die Bilder sind klasse.

Weiterhin viel Spaß!

Lisa
 
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Die sind aber nicht im Takt! ;) :D

Ich höre eine Synkope .. :D ...

Da sitzen wir hier am Computer, mit unseren DAW´s, Filtern und Keyboard Lib´s usw. ... dabei wird Musik von Hand gehämmert !!!

Gruß
Martin
 
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Nein Martin - da verstehtst Du was falsch:

Es werden keine Noten durch Quantisierung verdichtet, sondern Molekülketten beinandergerückt! :D :rock:
 
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Ohhhhhh... die GrooveFabrik goes Istanbul! Danke Reiner. Irgendwann werde ich doch noch berühmt und habe Geld wie Heu! ;):gruebel:
 
Hier ganz knapp mit ein paar Schnappschüssen die Entstehung der Cymbals:

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Hier "kocht" die Bronze... dazu wird ein Gemisch aus Kupfer und Zinn erhitzt,


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In dicke eiserne "Bratpfannen" wird die jeweils für ein Becken benötigte Menge abgegossen und etwas abkühlen lassen, so dass eine Art glühender Bronzekuchen entsteht.


SAM_0287.JPG
Der Bronzekuchen wird in einer monströsen Maschine plattgewalzt...


Anhang anzeigen 280877
wieder aufgeheizt und weiter platt gewalzt.

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Die meiste Arbeit macht das Hämmern, das hier ausschließlich von Hand erfolgt und große Erfahrung benötigt.

SAM_0301.JPG
Dann werden die Ränder...


SAM_0299.JPG
und die Oberfläche abgedreht.

Und nachdem sie poliert und gestempelt sind, hier die fertigen Becken:
SAM_0282.JPG
 
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Wow! Hätte nicht gedacht, dass da soviel Handarbeit bei der Produktion von Becken gemacht wird. Wird da ohne Gehörschutz gehämmert? :eek:
 
Wow! Hätte nicht gedacht, dass da soviel Handarbeit bei der Produktion von Becken gemacht wird. Wird da ohne Gehörschutz gehämmert? :eek:
Das ist sehr viel Handarbeit. Und ja, uns ist auch aufgefallen, dass die Hämmerleute zT ihren Gehörschutz rausnehmen (und dass in der Gießerei Leute mit Sandalen herum laufen).

Zum Gehörschutz haben wir gefragt. Die machen das - soweit ich es verstanden habe - in gewissen kritischen Bearbeitungsphasen, weil der beim Hämmern entstehende Klang dem Schmied genau sagt, wie viel an welcher Stelle noch gehämmert werden muss. Das sind nicht ein paar Schläge, da wird richtig mit viel Kraft, Ausdauer und noch mehr Können aus einem Blech ein Musikinstrument gemacht.

Zu den Sandalen: Ja, ein deutscher Beamter vom Gewerbeaufsichtsamt, würde den Betrieb vermutlich schließen. Dann bekäme der Besitzer so viele Auflagen, dass er alle Mitarbeiter entlässt und eine computergesteuerte Beckendengelmaschine kauft. Und die Schmiede, mit all ihrem Fachwissen sitzen dann zuhause, arbeitslos, frustriert und prügeln statt Bronzebleche Frau und Kinder.

Ich werde heute noch mal nach der Unfallhäufigkeit fragen, und durchaus scheint mir der Job dort nicht ungefährlich. Wenn man da nicht aufpasst, kann leicht was passieren. Aber die Leute machen mir den Eindruck, dass sie zufrieden sind und stolz, auf die Sachen, die sie herstellen. Und ich bin da immer sehr vorsichtig, denen als Deutscher zu sagen, wie man unserer Meinung nach alles machen müsste.... und der Job philippinischer Kokosnuss-Erntehelfer, die ich auch schon bei der Arbeit beobachtet habe, scheint mir noch erheblich gefährlicher und die verdienen damit <5€ am Tag (in der Saison), während die Beschenschmiede doch ein passables Einkommen zu haben scheinen :redface:
 
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Hamma (sind genau 5 Buchstaben ;)). Sehr interessant und ich freu mich auf mehr Text und mehr Bilder!

Danke!
 
Wieder ein kleiner Kurzbericht... die ausführliche Version folgt durch die mitgereisten User später in Ruhe ausgearbeitet mit Videos und Bildern, die mit einer besseren Kamera aufgenommen sind):

Heute haben wir Istanbul Agop besucht. Istanbul Agop hat etwa 30 Mitarbeiter und ist damit etwa um die Hälfte größer als Turkish Cymbals, wo wir gestern waren. Wir durften nicht ganz so freizügig filmen und fotografieren. Aber der Herstellungsprozess ist sehr ähnlich: Bronze kochen, gießen, Walzen, Kuppe einprägen, hämmern, hämmern, hämmern, hämmern, abdrehen, polieren, bedrucken.

Man Nachmittag waren wir dann noch bei Amedia. Amedia ist eine recht kleine Schmiede, aber auch hier werden die Cymbals nach dem gleichen Konzept gefertigt.

Es fällt auf, alle schmelzen selbst ihre Bronze, gießen selbst die Beckenrohlinge und Walzen daraus die Rohbleche. Die eigentliche Kunst besteht in der Hämmerei. Jedes Becken wird ca 40 Minuten mit ca 4000 Hammerschlägen traktiert. Dabei gilt die Faustregel: Je mehr Schläge, desto besser. Der Cymbalschmied kontrolliert das entstehende Becken laufend. Bis auf die Kuppe entsteht die gesamte Wölbung und Form des Beckens beim Hämmern...

Hier wieder ein paar Bilder:

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Das ist die Presse, die die Kuppe in das Becken drückt... der Rest bleibt flach.


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Hier sieht man ein Becken im recht frühen Stadium, nach ein paar Schlägen... es beginnt sich zu wölben.


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und hier zeigt der Chef von Istanbul Agop unserem Martin, wie mann hämmert (ja, der kann das auch)...


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...und hier Martins erste Schläge... viel zu zaghaft.


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Auch Bacchus#777 durfte sein Geschick testen...
 
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Martin vs. Bacchus: And the winner is - Bacchus. :p

Eine tolle Tour habt Ihr da! Und zwischendurch die kleinen Updates - das hält uns bei der Stange!
 
Bei Amedia haben die Leute ein bisschen mit Chemie gezaubert und vor unseren Augen eines dieser neuen dunklen Becken erzeugt, denn wir wollten wissen, wie diese schöne Oberfläche hergestellt wird, die die Hammerschläge so schön zeigt.


Man braucht ein bisschen Chemie (ich vermute Eisen (III)-Chlorid)...

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kochendes Wasser

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und einen fast fertigen Beckenrohling

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Wenn man das Becken in die Suppe taucht...

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wird es schwarz...

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was zugegebenermaßen noch recht unspektakulär aussieht...

Wenn man aber dann die feine Eisenschicht mit feinem Sandpapier abschleift...

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bleibt die Farbe bevorzugt in den Hammerschlag-Dellen haften, was dem Becken seinen wunderschönen Look gibt:

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Das wird dann noch poliert und gestempelt... fertig ;)
 
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Im wahrsten Sinne des Wortest: Hammer !

Da wäre ich als Gitarrist auch gern mit.
Wirklich sehr interessant, das Becken noch so "traditionell" hergestellt werden hätte ich nicht gedacht. Gut, bin ja auch Gitarrist und kein Drummer und hab mit der Materie wenig bis garnix am Hut.
Da hätte ich sogar lust gehabt mit zu giessen, hämmern, drehen, dengeln etc. Bin bei sowas immer gerne mittendrin im Geschehen.

:great:
 
ich bin auch kein drummer, aber das ist einfach sehr interessant und faszinierend. tolle aktion und danke für die berichte :great:

gruß
 
Hier Bacchus aus dem Hauptquartier. Sitzen im Hotel nach einem anstrengenden Tag bei Istanbul Agop und Amedia. Es ist einfach ein toller Trip und wir haben mehr gelernt als wir uns anfänglich erhofft hatten.

Jetzt sitzen wir mal gemütlich bei einem Drink und lassen den bisherigen Trip Revue passieren. Hier eine kleine Impression zu unserer Aussicht aus der Bar.

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Wow da sind wirklich tolle Bilder Dabei:great:. Ich hätte auch nicht gedacht das es so viel Arbeit macht ein Becken zu bauen.
 
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... Es fällt auf, alle schmelzen selbst ihre Bronze, gießen selbst die Beckenrohlinge und Walzen daraus die Rohbleche. Die eigentliche Kunst besteht in der Hämmerei. Jedes Becken wird ca 40 Minuten mit ca 4000 Hammerschlägen traktiert. Dabei gilt die Faustregel: Je mehr Schläge, desto besser. Der Cymbalschmied kontrolliert das entstehende Becken laufend. Bis auf die Kuppe entsteht die gesamte Wölbung und Form des Beckens beim Hämmern...
...

Die Kunst ist das Hämmern, ja - aber das Betriebsgeheimnis ist die Bronzelegierung.
Deshalb schmelzen die alle selbst ihre Bronze. :cool:

Die Vergleiche der verschiedenen Betriebe ist offensichtlich sehr interessant.
Habt Ihr einen Überblick darüber, wieviele Beckenschmieden es in Istambul gibt?

@ komplette Reisegesellschaft
Vielen Dank für die fortlaufenden Rückmeldungen und Bilder. :great:

Gruß
Lisa
 
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Es hat sich herausgestellt, dass selbst die einzelnen Hersteller sich nicht mal ganz sicher sind, wie viele Schmieden es im Moment gibt. Die Zahl, die wir heute zugespielt bekommen haben, beläuft sich auf 10-12.

Liebe Grüße,
Bacchus
 
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Auch von mir herzlichen Dank für die laufende Berichterstattung mit schönen Fotos. Das Foto mit der Wasser transportierenden Vespa finde ich auch geil. So etwas gibt es in D einfach nicht.

Ich nehme mal stark an, dass Bacchus#777 demnächst den Titel Kessel- und Beckenmod (Drums) führen darf und muss. ;)

Nachtrag: Und das Akustikgitarren-Tischchen ist einfach genial. :great:
 
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