Es begab sich einst, dass eine Gruppe vier junger, ambitionierter Musiker, die bislang kaum aufgetreten waren, mit ihrem Repertoire mal ein bißchen Geld verdienen wollten. Das haben sie auch ganz gut in die Wege geleitet, einen großen Saal neben einer Kneipe in einem der Nachbarorte für lau zur Verfügung gestellt bekommen und vorher sehr fleissig geübt. Einer der "Dauerfans" hatte aus Begeisterung sogar den ganzen Sommer während der Schulferien gejobbt, um sich ein Conga-Set (2 Stck.) leisten zu können, von dem er glaubte, dass ihm dies den Schlüssel an die Hand geben würde, bei uns vieren mitspielen zu dürfen. Unglücklicherweise offenbarte er seine Neuanschaffung nur wenige Tage vor dem vereinbarten Auftritt, so dass er nur 2-3 Proben mitmachen konnte. Congas waren etwas sehr Exotisches zu jener Zeit, in der jemand für den Gegenwert einer solchen Investition von sich behaupen durfte, eine "Anschaffung für`s Leben" getätigt zu haben. Und natürlich war es angesichts von
'Evil ways' und
'Oye como va' auf der einen Seite verlockend, solch ein tolles Accessoire mit auf die Bühne zu bekommen und andererseits auch quasi verpflichtend, denn dieser "Dauerfan" mühte sich redlich, Plakate zu kleben und alles zu tun, was uns weiterhalf. Aaaaber..., nach den angesetzten Proben stellte sich heraus, dass ihm - sagen wir mal so - ein gewisses Rhythmusgefühl fehlte. Weia! Ihm abzusagen war uns allen äußerst unangenehm, denn er war quasi ein loyaler Freund. Was tun?
Die vier Stamm-Musiker kamen überein, jenen Percussionisten kräftig mit Tambourin, Maracas und Holzblocktrommeln (und was wir noch so hatten) auszustatten, um einen optischen Zugewinn für den geplanten Gig zu bekommen und ihm zumindest das Gefühl zu geben, eine Rolle zu spielen, doch welch fieser Trick würde seine tatsächlich ansprechende visuelle Performance durchkreuzen, auch akustisch relevant zu werden? Tja, seinerzeit (Mitte der 70er) spielten wir mit 3 Full Stacks und einem 80Watt Combo (Bass, Gitarre, Gesang und Keyboards) und wirklich fettem Schlagzeug (2 BD, 2 Stand Toms, ein zusätzliches Hängetom plus 2 Roto Drums plus 2 Timbales). Das sah schon sehr eindrucksvoll aus. Also machten wir vier untereinander ab, den lieben Percussionisten einfach zu übertönen, indem wir ihn mit seinen Congas, etc. vor die Bassboxen stellten und hofften, dass er dagegen nicht ankäme.
Und nicht umsonst hatten wir schon einige Jahre der Übung auf dem Buckel, um zu wissen, damit auch Recht behalten zu können....
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Während und nach dem Konzert, das den ganzen Abend lief, kamen dann einige Rückmeldungen, dass unser "Neuer" supertoll acten würde, er aber nicht zu hören sei. Darauf konnten wir nur mit Achselzucken und der Auskunft reagieren, dass es für einen Umbau während des Gigs zu spät sei. - Aber unser Percussionist hielt vorbildlich durch. Nach dem Konzert und die Tage danach jammerte er jedoch, seine Hände wären total überanstrengt, geschwollen und knallrot.
Tja... Und so stellte er dann wohl aus Einsicht und schmerzbedingt seine kurze Percussionistenkarriere wieder ein und die tollen Congas stehen mahnend selbst nach 45 Jahren als unverkäufliche Dekoobjekte und sehnsuchtserfüllte Erinnerungsstücke an diesen schicksalhaften Auftritt in seinem heutigen Wohnzimmer.
Mttlerweile weiß er jedoch, wie wir ihm mitgespielt haben, weil wir unseren Auftritt retten wollten.
Freunde sind wir trotzdem geblieben.