Hallo,
ich hoffe, ich bin hier mit meinem Bericht richtig gelandet, da fast alle LTD 256 Threads bereits geschlossen sind.
ESP LTD 256 im Jahr 2022. Bin sehr überrascht !
Nach sehr langer Zeit möchte ich mich mit diesem Beitrag wieder zurückmelden. Damals berichtete ich viel im Bereich MARTIN Akustikgitarren, FENDER-Strat, TAYLOR, Verstärker BLUES CUBE und vieles mehr.
Viele und auch gute-teure Gitarren habe ich im Leben selbst besessen, sogar eine tolle Sammlung, die ich vor Jahren dann aber auflöste. Jetzt spiele ich noch auf einer AM-Vintage Fender Stratocaster, einer Custom-Strat und einer Taylor Akustikgitarre.
Für mein jetziges Alter (Ruhestand) sollte das eigentlich reichen, dachte ich.
Hin und wieder kam mir der Gedanke, mir doch noch eine Gitarre mit Humbucker anzuschaffen, um auch mit diesem Sound wieder zu spielen. In der Jugend hatte ich mal eine IBANEZ „Les Paul Custom“, die richtig gut war. Die kostete damals 1968 schon 1000 DM.
Irgend wann verkaufte ich sie und ich wurde bis heute zum Strat-Spieler.
Ok, Les Paul Modelle, die gibt es ja zuhauf. Die Originalen von Gibson sowie unzählige Kopien.
Vor Wochen hatte ich einmal über das Wochenende eine Gibson „Tribute“ und „Studio“ zum testen. Das war aber ein Satz mit x, nämlich nix. Es haperte an der Verarbeitung und auch an meinen Klangvorstellungen.
Sollte ich doch tiefer in die Tasche greifen müssen und eine Standard oder Custom kaufen? Nein, soviel Geld wollte ich diesmal nicht ausgeben.
Dann schaute ich mir die günstigen Modelle (Kopien) einmal näher an. Ich will jetzt nicht alle Marken aufzählen, jedoch blieb ich dann bei der Marke ESP hängen und zwar bei der Modellreihe LTD. Sofort viel mir das tolle Aussehen sowie die Verarbeitung auf.
Schön aussehen ist eine Sache, klingen und gut bespielbar eine andere. Die LTD EC 256 kostet 499 Euro ohne Gigbag und ohne Koffer. Was kann man da erwarten ?
In der Ausfertigung DARK-BROWN-BURST testete ich sie dann über zwei Amps. Einmal über den Blues Cube Stage (Transistor) sowie über den Blackstar HT5 MK2 (Röhre). Später dann noch über einen Marshall-Top mit 4x12 Box.
Schon am Körper sowie in der Hand stellte sich gleich ein angenehmes Gefühl ein. Die sonst bei Gibson übliche Bodylastigkeit (Hals geht nach oben), bleibt hier alles in der Waage, trotz eines Gewichts von 3,6 Kg.
Der Body dieser Gitarre ist ca. 1cm dünner als bei einer normalen "Les Paul".
Hinzu kommt, dass es bei diesem Modell auf der Rückseite eine leichte geschwungene Holzaussparung gibt, ähnlich wie bei einer Stratocaster.
Der nicht dünne, auch nicht dicke Hals mit leichtem U-Profil liegt saugut in der Hand. Die Bundstäbchen sind perfekt abgerichtet, auch in den ganz hohen Lagen und scharfe Kanten gibt es nicht einmal im Ansatz. Ferner sind die Bünde bestens poliert. Auch der Sattel ist perfekt gefeilt und die
Halskrümmung ist richtig eingestellt. Das Instrument ist mit D´Addario 010 Saiten ausgestattet. Ich habe dann auf 010 Ernie Ball gewechselt.
Wie bei einer original LES PAUL besteht auch diese Ltd zu 90% aus Mahagoni und der Rest aus Ahorn (Decke) und die letzte Griffbrettschicht aus „JATOBA“.
Das etwas gelbliche Binding passt hervorragend zu der sonstigen Lackierung und ist bestens verarbeitet.
Die Gesamtbespielbarkeit des Halses lässt sich auch mit „butterweich“ beschreiben. Besser geht nicht ! Das Griffbrett besteht hier nicht aus FSC Richlite oder so, sondern aus Echtholz „JATOBA“ aus Brasilien oder Süd-Amerika. Dazu sieht es super aus.
Jetzt zum Klang.
Nach einer Les Paul sieht sie ja aus. Wer aber glaubt, er könne jetzt wie auf einer 59er Les Paul Gibson klanglich spielen, der irrt. Wer das will muss ein Original kaufen. Denn bei dieser LTD EC 256 handelt es sich um eine sogenannte Modern-Les Paul.
Die Gitarre spricht sehr schnell an, hat viel Druck und ein gutes Schwingverhalten (Sustain).
Diese LTD kann aber viel mehr. Blues, Jazz, Clean, Crunch, Rock, Metall und Heavy Metall, alles ist drin und das alles mit gutem Klang. Pickups tauschen, das ist hier nicht zwingend erforderlich.
Überrascht war ich auch, dass die Tonabnehmer sehr ausgeglichen/ausgewogen klingen. Nichts wird überbetont oder unterbelichtet. Schön auch, dass der Stegpickup niemals zu scharf oder gar unangenehm klingt.
Bei starker Verzerrung (gute Einstellung bei der Gitarre und beim Amp sowie Pedal natürlich vorausgesetzt) bleibt alles „perlig“ verzerrt.
Die Humbucker sind wirklich gut. Dazu gibt es noch ein Extra. Die Humbucker können gesplittet werden, so dass man mit Single-Coils spielt. Natürlich spielt man dann nicht klanglich wie auf einer guten Stratocaster, was schon bauartbedingt nicht möglich ist,
jedoch für bestimmte Cleansounds hat man somit eine zusätzliche Option.
Übrigens.
Das Regelwerk (hier 3 Drehknöpfe) funktioniert einwandfrei und ebenfalls „butterweich“. Der letzte 3. Regler kann etwas angehoben werden, womit das „Splitting“ der Humbucker erfolgt. Ansonsten dienen die Regler zur Ton- und Volumeneinstellung.
Statt 4 Regler hat man sich hier für 3 Regler und eine andere Anordnung auf dem Body entschieden, was der Optik meiner Meinung nach entgegenkommt.
Noch etwas zur Optik und Verarbeitung. Die ESP Gitarren sehen einfach nur super aus und sind bestens verarbeitet. Schön geriegelte Ahorndecken sind garantiert. Die Halseinlegearbeiten sind hier nicht Trapeze, sondern Flaggen (Fahnen), die äusserst sauber eingelassen sind. Auch die Black-Modelle in hochglanz und matt mit "goldener" Hardware sind eine Augenweide. Das Haar in der Suppe konnte ich nicht finden. Sie klingen gut, sind sehr gut eingestellt und ausgerüstet. Die Verarbeitung ist in manchen Bereichen sogar noch besser als bei Top-Modellen anderer bekannter Marken.
Ok, Montagsware, die gibt es immer mal.
Für 500-600 Euro mehr, da gibt es dann auch noch die Ltd-Serie 1000. Diese ist mit Pickups von EMG oder DUNCON, teils aktiv, teils passiv ausgestattet. Ferner gehören Locking Tuners zur Ausstattung und ein anderes Regelwerk. Die allgemeine Verarbeitung ist nicht grundsätzlich besser als die der 256 Serie.
Eine 400er Serie ist auch noch zu haben. Hier würde ich dann aber zu der 1000er greifen.
Ob bei diesen Modellen auch noch höherwertigere Hölzer zum Einsatz kommen das ist mir nicht bekannt. Beim antesten dieser Modellreihen hatte ich nicht den Eindruck.
Würde auf diesen Gitarren „Made in USA oder Japan“ stehen, dann weiss ich nicht was mit Gibson passiert. Als Herstellungsort steht da aber „Indonesien“. Ein Lob für die dortigen Gitarrenbauer.
Ich erlaube mir zum Schluss noch eine Bewertung nach Punkten wie im Schulsystem von 1-6 (1= Sehr gut) bis überragend, darüber hinaus. Die Bewertung ist NICHT preisbezogen.
Da in meinem Leben hunderte von Gitarren durch meine Hände gegangen sind, so kann ich durchaus solch eine Bewertung vornehmen.
Natürlich habe ich zuhause diese Ltd 256 nochmal genau unter die Lupe genommen und nach der Verarbeitung gegenüber meiner Strat für 2000 Euro und 3.500 Euro verglichen.
Meine Strats sind super verarbeitet. Die ESP aber nicht schlechter !
Leider wurde meine Bewertungstabelle hier durch das System nicht richtig übernommen. Daher nur die Bewertung der Ltd 256. Die "Studio" und die "Standard" von Gibson schnitten insgesamt nicht besser ab.
ESP Ltd EC 256
Preis 499 Euro
Verarbeitung (Body) 2+
Verarbeitung (Hals und Bünde) 2+
Sattel und Einstellung 2+
Mechaniken 2
Klang 2 (Geschmackssache)
Bespielbarkeit 1
Was soll man da noch sagen. Eine wirklich Top-Gitarre für 500 Euro. Keinesfalls nur für Einsteiger. Auch ein Profi kann hier zugreifen, wenn nicht unbedingt USA darauf stehen muss. Selbst wenn er sie nur als BACKUP benutzt, was einige bekannte Gitarristen mittlerweile tun.
Ich selbst hätte niemals daran gedacht, dass ich mal eine neue Gitarre für 500 Euro besitzen werde. Wäre sie wirklich nicht so gut und überzeugend, dann hätte ich sie nicht.
Meine Fotos sind diesmal keine Top-Fotos, da mit dem Handy gemacht. Ich habe zwar eine gute Kamera und habe auch die Gitarre heute fotografiert, jedoch sind die Spiegelungen so stark geworden, dabei auch noch schlechtes Licht, dass es sich nicht lohnt.
Leider kommt die Schönheit dieser Gitarre somit nicht richtig zu Geltung.
Gruss,
Dieter
und besondere Grüsse an "Maijunge".