Hi,
Das ist richtig. Wenn ich aber ein Kupferkabel verzinnen möchte (was ich grundsätzlich tue bevor es in den Steckerkontakt kommt) muss erst viel Hitze in die Ader geleitet werden. Ich habe mit Lötwasser die Erfahrung gemacht, dass das Verzinnen nur Bruchteile von Sekunden dauert, wenn besagtes Lötwasser vorher aufgepinselt wurde.
Die Aufgabe des Flussmittels ist es die bereits vorhandene bzw. sich während des Lötvorganges bildende Oxidschicht zu lösen da Oxidschichten sind nicht lötbar sind.
Je aggressiver das Mittel desto höher die Wirkung insbesondere wenn es um bereits vorhandene also alte Oxidschichten geht. Das Problem ist das Reste des Flussmittels zurückbleiben und diese dann in Verbindung mit Feuchtigkeit das Metall im Laufe der Zeit angreifen. Das zeigt sich dann meist in der Verbindung mit Luftfeuchtigkeit durch das wachsen von weißlichen Kristallen.
Lötwasser ist ein besonders aggressives Flussmittel (eine Säure). - In der Klempnerei wo es herkommt ist das nicht weiter tragisch, die Kupferrohre sind mehr als dick genug. - Ernsthafte Probleme entstehen wenn jemand Lötwasser in der Elektronikreparatur einsetzt. Leiterbahnen auf Platinen sind sehr dünn, üblicherweise 35 Mikrometer, da passiert es durchaus das sie nach ein paar Jahren unterbrochen sind weil das Kupfer fehlt.
Also sollte man sowohl aggressive Flussmittel in der Elektronik generell meiden (damit niemand niemand das falsche Mittel verwendet) als auch die Lötstellen reinigen. (Isopropanol, alte Zahnbürste, Tuch)
Das ist bei Platinen leicht, beim löten von Kabeln ist es natürlich nicht möglich unter dem Mantel zu reinigen.
Also lieber normale Flussmittel setzen. Kolophonium (aka rosin flux) oder No-Clean Typen welche wenn möglich trotzdem gereinigt werden sollten.
Auch wichtig: Das Flussmittel muss auch zur Löttemperatur passen. Flussmittel das zu schnell verdampft hilft nicht, dieses Problem entsteht bei den neuen Silberloten und ihren höheren Verarbeitungstemperaturen.
Vorsicht fiese Falle: "Water soluble" Flussmittel aus der Elektronikindustrie sind ebenfalls höchst aggressiv und müssen unbedingt abgewaschen werden. (Deswegen heißen sie ja auch wasserlöslich...) Sie entsprechen letztlich dem Lötwasser...
Daher auch meine Aussage, wenn es mir dann meine Kontakte zerfrisst, habe ich keine Zeit gespart. Bei zwei kompletten Multicoren und einem halben Km XLR Kabel wäre das eine bittere Geschichte
Bisher hatte ich noch keine Probleme, aber wenn mir da was auffällt werde ich Berichten.
Einfach mal einen alten Stecker aufschrauben und hinein gucken. Wenn Kristalle wachsen weiß man Bescheid.
Da die Adern im Allgemeinen noch relativ (im Vergleich zu Leiterbahnen) dick sind und es gute Zugentlastungen gibt sollte das allmähliche Wegätzen wenig Probleme machen. Eher sind die Kristalle und Feuchtigkeit ein Problem wenn sie zu Groß werden und Kontakte verbinden.
Was das verzinnen und löten von Adern angeht. Das größte Problem ist meist das sich der Mantel beim erwärmen zurückzieht.
Wenn man viele Adern zu löten hat lohnt sich die Anschaffung von Hilfsmitteln, es gibt "Kühlkörper" zum aufclippen. Notfalls tut es aber auch eine kleine Telefonzange o.Ä.
Hier ein
Video wo das Verzinnen nach IPC Standard gezeigt wird. Diese "Clip-on heat sinks" gibt es aber auch in
einfacher da kann man sich dann auch mehrere voll von leisten.