Ich finde, hier werden gerade etwas Äpfel mit Birnen verglichen. Die Rede ist wohl von Gigs in kleineren Clubs, wo üblicherweise Kneipenbetrieb herrscht und gelegentlich mal eine Livemusik stattfindet. In der Regel geht man als Gast dort hin, um was zu trinken, sich mit anderen zu treffen und sich 'natürlich' auch zu unterhalten. Wenn es dort hin und wieder Livemusik gibt, finde ich das grundsätzlich erst einmal gut, denn es gibt immer weniger Clubs, die so was ermöglichen.
Wenn ich als Band dort spiele, dann bin ich mir dessen bewusst, dass der Laden a. entsprechend klein ist, b. wenn er denn - was ja wünschenswert ist - auch noch gut besucht wird, auch ein gewisser Grundlärmpegel herrscht, und c. ist mir auch klar, dass ein mehr oder weniger kleiner oder auch großer Teil nicht nur wegen mir und meiner Musik kommen.
Was anders sind definitiv Klassik-Konzerte, die auch sowieso in einem entsprechend komplett anderem Rahmen stattfinden.
bei klasssischen oder akustischen Konzerten oder Vortrag im weiteren Sinne kann man ja auch nicht kommen, die Füsse auf die Lehne des Vordermanns legen und mit dem Nachbarn lautstark zu snacken.
Natürlich wird dort während der Aufführung nicht gesprochen, sich nicht unterhalten, und es hat auch niemand ein Getränk in der Hand. Das kann man dann in den Pausen nachholen, also trinken und quatschen. Und genau hier fallen auch Auftritte von populäreren Künstlern rein, die natürlich auch aufgrund ihres Bekanntheitsgrades in der Position sind, in entsprechenden Locations aufzutreten.
Paco de Lucia, Segovia oder von mir aus Vollenweider oder K. Jarrett wird auch nicht erwartet, dass die noch gross den Entertainer machen müssten um Aufmerksamkeit überhaupt zu bekommen.
Wie seht Ihr das, was sind Eure Erfahrungen oder wie geht Ihr damit um? Lauter spielen ist ja auch nur bedingt eine Lösung, oder habt ihr euch daran gewöhnt und könnt das ausblenden.
Ich habe bereits häufig in solchen kleinen Clubs gespielt, und ich sehe das Problem nicht. Unsere Musik ist aber auch nicht vergleichbar mit dem hier im Eingangspost verlinkten Beispiel. Wir haben Sänger, die das Publikum ansprechen uns animieren, bei uns wird auch häufig getanzt, und wer das nicht möchte, sich lieber unterhalten möchte, tut das - für mich überhaupt kein Problem. Würde ich eine andere Musik machen, wo ich mir Aufmerksamkeit vom Publikum wünsche und/oder erwarte, wo ich etwas mitzuteilen habe, dann suche ich mir andere Locations. Punkt. Zu erwarten, dass alle ruhig sind, wenn ich etwas vortrage, finde ich ziemlich anmaßend. Es sei denn, ich bin ich so gut, dass sowieso alle automatisch lauschen
es geht mir nicht um erhobenen Zeigefinger sondern um Lösungen oder Versuche.
Vielleicht sind ja solche Clubs mit meine einzigen Optionen, überhaupt mal live aufzutreten, dann muss ich damit leben und mir
ein dickes Fell zulegen
Störenfriede einfach ignorieren
eine Reserve am Volumeregler
halte ich für suboptimal, ist keine Lösung.
Natürlich hängt sicher auch viel von der jeweiligen Lokation ab und dem zu erwartendem Publikum.
So ist es, und wenn man es hinbekommt, die Punkte, die Frank geschrieben hat
1. der Absicht, die ich mit meinem Auftritt verfolge
2. der Absicht, die der Kunde verfolgt (Veranstalter)
3. der Absicht, die das Publikum verfolgt
...in Einklang zu bringen, dann sollten alle zufrieden sein. Das heißt dann, dass jeder auch Kompromisse in Kauf nimmt, Du als Musiker, der möglicherweise nicht vom kompletten Publikum entsprechend anerkannt wird, aber trotzdem einen Live-Gig absolvieren durfte, der Veranstalter, der dadurch, dass Du die Gäste unterhalten hast, mehr Umsatz gemacht hat, oder halt auch nicht, weil er GEMA Abgaben hatte, der Band eine Gage oder zumindest die Getränke bezahlt hat, aber das Publikum, dass sich vielleicht aufgrund der mit Livemusik verbundenen Lautstärke nicht so unterhalten konnte, wie er vielleicht vorgehabt hat, sich aber vielleicht trotzdem auch unterhalten gefühlt hat.