Lied zweistimmig schreiben ( zweiklang)

  • Ersteller Markus0303
  • Erstellt am
Hallo Cudo,

das sehe ich ganz genauso. Die obere Stimme hebt sich unter gleichen Lautstärkebedingungen besser von der darunterliegenden ab, als umgekehrt. Das läßt sich m.E. hörphysiologisch und akustisch erklären. Hörphysiologisch, weil das Ohr eher im höher Bereich empfindlicher ist (Maximum bei ca. 1000 Hz). Akustisch gesehen kommt der höhere Ton (mit seinen Obertönen) dem unteren (mit seinen Obertönen) weniger ins Gehege als umgekehrt und hebt sich deshalb besser ab.
Ähnliches ist ja auch im vierstimmigen Satz zu beobachten. Hier heben sich die Aussenstimmen (Sopran und Bass) besser gegen die Mittelstimmen ab, weil sie in den Randbereichen sozusagen keine Konkurrenz haben.

Dem Threadersteller hatte sicher auch eher bekannte Lieder im Sinn, von daher würde gegen eine Oberstimme als zweite Stimme nichts sprechen. Das ist in der populären Musik ja auch recht verbreitet, z.B.
How many Roads (Peter, Paul and Mary, bei 39 sec).
Als Kinder haben wir viel Volkslieder zweistimmig gesungen, die zweite Stimme häufig improvisiert und oft nur mit Oberstimme als zweite Stimme. Prototyp: "Wir lieben die Stürme" (heute nicht mehr aktuell) oder "Es steht eine Mühle im Schwarzwälder Tal".

Viele Grüße
Klaus

P.S.: Habe gerade bei youtube nach zweistimmigen Versionen der beiden o.g. Volkslieder gesucht und nur ziemlichen Mist gefunden. Nichts, was so klingt wie ich es von früher kenne. Vielleicht spricht das für sich und auch für eine gewisse Schwäche heute beim Finden von zweiten Stimmen bzw. Oberstimmen.
 
P.S.: Habe gerade bei youtube nach zweistimmigen Versionen der beiden o.g. Volkslieder gesucht und nur ziemlichen Mist gefunden. Nichts, was so klingt wie ich es von früher kenne. Vielleicht spricht das für sich und auch für eine gewisse Schwäche heute beim Finden von zweiten Stimmen bzw. Oberstimmen.

Ist mir auch schon aufgefallen. Ich vermisse generell eine gewisse Experimentier- und Ausprobier-Freude ... dabei gräbt sich gerade das, was man DABEI lernt, so schön tief ins Hirn ein ... :). In meinem Freundeskreis konnten wir (im Alter von ca. 15/16) problemlos ein willkürlich gewähltes Lied 3-stimmig aus dem Stand singen, solange die Melodie nicht allzu "sprunghaft" war oder die Harmonik nicht allzu komplex ... manchmal sogar 4-stimmig ... Zu Beginn war es immer eher eine "Rohfassung" ... aber von Durchlauf zu Durchlauf wurde es immer ausgefeilter und glatter, jeder der Beteiligten analysierte seine Schwachstellen und versuchte, die im nächsten Durchlauf zu verbessern ... da waren viele schöne Momente dabei ... schwelg ...

Ist auch interessant, wie sich eine Song-Akkordfolge bei sowas "einpendelt" ... zu Beginn liegen die harmonischen Vorstellungen der Sänger noch weit auseinander ... und irgendwie, nach dem 12. Durchlauf, pendelt sich das dann um eine Version herum ein, mit der offenbar alle leben können ...

LG - Thomas
 
Hi Klaus,

da kam mir mein geniales Volksliederbuch (passt genau in die Arschtasche) in den Sinn. Beim Durchblättern sieht man dass fast jedes Wanderlied zweistimmig ausgesetzt ist. Es handelt sich dabei aber immer um Unterstimmen. Wenn allerdings die Frauen beim Wandern diese eine Oktave hoch transponieren wird die Unter- zur Oberstimme.
Das von Dir zitierte "Es steht eine Mühle im Schwarzwälder Tal" sieht dann so aus: -->

esstehteinemühle 001a.jpg

esstehteinemühle 001b.jpg

Das Buch ist zu empfehlen, es heißt "Mein Heimatland"(Schott-Verlag). Wie schon gesagt, fast alle der 203 Stücke sind mit Unterstimme und dazu mit Akkordsymbolen - und das alles in einem kleinen wandertauglichen Handformat. Na, wenn das mal nichts ist.
 
Interessanter Erfahrungsbericht, Thomas!

Ich kann das in ähnlicher Weise bestätigen. Bei uns war das mit dem Ausprobieren v.a. in der Zeit, in der noch keiner ein Instrument spielen konnte und Noten hatten wir auch nicht.

Genauso bei meinem Vater und seinem Bruder. Die hatten keine Ahnung von Noten und ebenfalls keine Kenntnisse an irgendeinem Instrument. Aber sie haben gerne gesungen und natürlich eine zweite Stimme improvisiert.
Das "Schwarzwälder Tal" sangen sie so wie im Anhang. (Wiederholung des ersten Teils bitte dazudenken.)
Mit Oberstimme klangen die Lieder einfach viel "geiler". Vor allem wenn die Oberstimme erst später einsetzte, wie im Beispiel.

Das Buch ist zu empfehlen, es heißt "Mein Heimatland"(Schott-Verlag).

Hi, Cudo,
das Buch "Mein Heimatland" hatte ich auch einmal und so ziemlich von vorn bis hinten durchgespielt und ärgere mich, daß es verloren gegangen ist. Kürzlich habe ich mir einen Ersatz für 50 Cent auf dem Flohmarkt gekauft "Die Fanfare" von 1956. Da sind ungefähr genauso viel Lieder enthalten.

Ich kann bestätigen, daß auch dort die zweite Stimme fast immer als Unterstimme notiert ist. Doch es entspricht eben nicht meiner praktischen Erfahrung. Ein Oberstimme klingt einfach gut. Ich finde, bereits bei "Alle meine Entchen" klingt sie viel besser als eine Unterstimme.
Und wenn ein Lied noch nicht so bekannt ist: einfach mit der Oberstimme erst in der zweiten Strophe einsetzen und etwas leiser reicht auch.

Wenn allerdings die Frauen beim Wandern diese eine Oktave hoch transponieren wird die Unter- zur Oberstimme.

Das obige Beispiel zeigt, dass auch Männer, deren Stimme in etwa die gleiche Lage hatten, das gerne genauso machen.
Wenn der T.E. noch weiter mitgemacht hätte, so hätte er natürlich auch diesen kleinen "Trick" mit der Oktavierung erfahren.

Viele Grüße
Klaus
 

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