Zum Text möchte ich nur das für die Kurzprosa geltende Grundsatz wiederholen: "Show, don't tell!" (Zeigen, nicht erzählen") Gib Beispiele für die negativen Erfahrungen und Beispiele für die positiven Auswirkungen deiner Beziehung! Sonst bleibt es tatsächlich ein "sachliches Jammern".
Jed, ich bin ja gerade dabei, den Text grundlegend zu verändern, benötige nur etwas Zeit dafür. Grundsätzlich versuche ich mich ja schon seit längerer Zeit an dem Prinzip "Show, don`t tell" zu orientieren, es gelingt mir nur eben noch nicht perfekt, wenn überhaupt.
Ich freue mich darüber, dass deine Frau den Text gut findet - lass es dabei gut sein! Auch ich habe Gedichte für liebe Menschen verfasst - aber in den seltensten Fällen würden sie einem Außenstehenden etwas sinnvolles sagen ...
Soll ich das jetzt so deuten, dass ich den Text so lassen soll, wie er ist? Das wäre dann jedoch ein glatter Widerspruch zu dem vorher Gesagten. Oder meinst Du damit, ich solle den Text nur ihr, meiner Frau, zukommen lasssen? Auch das wäre fatal, denn durch die Veröffentlichung hier ist das ja nicht mehr möglich. Ich sehe dafür auch keine Notwendigkeit, weil es eben kein Liebeslied, sondern ein "Lebenslied" sein soll, ein Beispiel dafür, wie einen die Liebe selbst aus dem dunkelsten Loch herausbringen kann. Ich denke schon, das ist ein Thema, was viele betrifft. Vielleicht, Du wirst es mir erklären, meinst Du aber mit dem "lass gut sein" auch etwas völlig Anderes.
längst nicht alle Gymnasiasten/Studenten/Arbeiter waren Protestler. Das waren persönliche Einstellungen. Die Jüngeren wollten etwas Neues, die Alten das Altbewährte - na und? So ist man immer und überall vorangekommen! Nach meiner Erfahrung ist es also nicht ganz zulässig, das (neudeutsche) Mobbing als eine unausweichliche Erscheinung der damaligen Zeit abzutun.
Bei uns in der Klasse war ich der "Beatle Number One", so steht es in der Abischrift, die mir anläßlich eines Treffens zum 50. Jahrestag kürzlich wieder in die Hände viel. In der Kleinstadt, in der ich groß geworden bin, haben die "Okies from Muskogee" das Sagen gehabt. Es war eine Einstellung von mir persönlich, allerdings wäre die Einstellung wohl kaum entstanden wenn nicht solche Phänomene wie der Song "Satisfaction" von den Stones oder die Protestbewegung in den größeren Städten mit dem Tod von Benno Ohnesorg oder der Bild-Kampagne gegen Rudi Dutschke, die letzlich zu dem schrecklichen Attentat geführt hat, passiert wären. Vielleicht waren meine "Antennen" einfach stärker als die meiner Mitschüler, keine Ahnung. Aber grad weil ich allein war, war ich der Schikane des Establishments (so nannte man das früher) umso mehr ausgesetzt.
Die 68er Bewegung, die ja nicht nur in Deutschland, sondern in England, Frankreich, USA und sogar in Japan sich ausbreitete, läßt sich meiner Meinung nach nicht auf Deine Deutung "Die Jüngeren wollten etwas Neues, die Alten das Altbewährte" reduzieren. Vor allem deshalb, weil es das Altbewährte ja nicht gab, es gab den Holocaust, den 2. Weltkrieg, es gab Leute wie Kiesinger, die früher in der NSDAP tätig waren und nun waren sie Bundeskanzler, Richter, Staatsanwälte, Schulleiter usw. Nennst Du das etwa altbewährt?
Du schreibst, nicht alle waren in der NSDAP. Richtig, ich würde sogar noch weiter gehen: viele, die in der Partei waren, waren das aus völlig anderen als politischen Gründen. Mein Vater z.B. war Mitglied in der NSDAP, aber nicht wegen deren Politik, sondern einfach deshalb, weil er eine damals noch 5köpfige Familie ernähren mußte. Er war damals selbständiger Malermeister, wäre er kein Mitglied gewesen, wäre ein wirtschaftlicher Bankrott vorprogrammiert gewesen. Die Partei hatte das Sagen, auch auf kommunaler Ebene. Wer nicht mitmachte, wurde abgestraft. 1948 kam mein Vater aus der Gefangenschaft zurück. Erst jetzt fiel ihm ein, sich beruflich umzuorientieren. Niemand kam kurz nach dem Krieg auf die Idee, einen Malermeister anzuheuern. Er ging zur Deutschen Bundesbahn.
Wenn überhaupt, kreide ich ihm an, dass er diesen Schritt nicht früher gemacht hat. Alle wußten, was mit den Juden damals passierte. Gegenüber meinem Elternhaus gab es ein Wohnhaus mit Synagoge, wo ehemals ausschliesslich Juden gewohnt haben. 10 Jahre nach Kriegsende, als ich anfing, lesen zu lernen, las ich an dem Haus, was, solange ich denken konnte, leer stand, den Satz in dicker roter Farbe "In diesem Haus wohnen Juden". Auch ein Beleg dafür, wie sorg- und gewissenlos die ältere Generation damals mit ihrem geschichtlichen Erbe umging.