... Mein Tipp: Atemübungen oder autogenes Training vllt.
Auch sehr kurzfristig können (müssen aber nicht) Techniken zur Bewältigung von Phobien wirken, wie sie das NLP bietet. Einen taggleichen Termin bei jemand mit psychotherapeutischer Approbation und solcher Ausbildung zu bekommen, kann ich mir allerdings nicht vorstellen.
Hier steht u.a. ein Überblick zu sehr unterschiedlichen Methoden, Lampenfieber/Auftrittsangst ohne Medikamente anzugehen.
https://www.musiker-board.de/ausbil...uftrittsangst-pruefungsangst.html#post6424852
Und hier steht noch ein Thread zum Thema:
https://www.musiker-board.de/trompete-brass/462755-lampenfieber-rescue-tropfen-bachblueten.html
Was mir noch einfällt, wie wäre es mit einem Blick in gute Selbsthilfe-Bücher?
Zu Einigen sind ausführliche "Kundenmeinungen" veröffentlicht, durch die vorab man einen Eindruck gewinnen kann, z.B. zu Michael Bohne, Klopfen gegen Lampenfieber.
Wie gesagt, von jetzt auf gleich wird es schwierig, aber mittelfristig kannst Du eine Menge tun, um dich bei Auftritten besser zu fühlen oder genauer gesagt: das Gefühl zu genießen, von Anderen für deinen Vortrag bewundert zu werden.
Außer Entspannungstechniken lernen und/oder therapeutischen Unternehmungen gibt es ganz eigene praktische Möglichkeiten für dich. Dazu noch ein paar Sätze:
Als Blechbläser kenne ich Speichelfluss bestens.
Daher würde ich sagen, Gelegenheiten zum Schlucken bieten sich genauso oft wie Gelegenheiten zum Atmen.
Du könntest generell darauf achten, während des Übens bei jedem Atmen auch ein Schlucken anzuhängen, egal wie nass oder trocken dein "Mundgefühl" gerade ist. Damit änderst Du den Umgang mit deinem Speichelfluss automatisch. Im Augenblick scheint er dir dann bewusst zu werden, wenn Du am wenigsten damit umgehen kannst. Da wäre es doch folgerichtig, bessere Umgangsmöglichkeiten systematisch zu üben.
Wenn Du die Grundtechnik "Atmen und Schlucken" drauf hast, kannst Du dir erhöhte Schwierigkeitsgrade einbauen. Zum Beispiel kannst Du Stunden vor dem Üben eine Zitrone auspressen und ein Teelöffelchen vom Saft probieren. Das sollte für ordentlich Speichelfluss sorgen.
In die Noten machst Du dir irgendwo ein paar Bleistift-Kreuze und beim Üben denkst Du dann an diesen Stellen an die Sache mit dem Zitrone auspressen und das Löffelchen probieren. Natürlich solltest Du dabei im Spielfluss bleiben, so gut es geht.
Du könntest auch jemand bitten, beim Üben irgendwann mit einer frisch aufgeschnittenen Zitrone in der Hand vorbei zu schauen.
Möglichweise genügt dir auch
schon allein der Gedanke an solche Dinge, um den Speichelfluss ausreichend anzuregen. Dann bräuchtest Du nur noch die unvorhergesehenen Kreuze in deinen Noten, um das "Krisenmanagement" üben zu können.
Du wirst feststellen, dass sich der Umgang mit Speichel innerhalb von Tagen ganz gut in den Griff kriegen lässt.
Nebenbei bemerkt, deine Reaktion ist physiologisch das Gegenteil vom Üblichen: in Stress-Situationen wird der Mund bei den meisten Menschen trocken.
Ohne genauere Informationen nutzt das natürlich nichts und Details würden auch den Rahmen eines öffentlichen Boards sprengen. Aber falls Du es irgendwo fachlich betreut angehst, wäre es bemerkenswert. Sowohl im Hinblick auf unerwünschte Lernerfahrungen oder im Hinblick darauf, dass der Speicherfluss eigentlich "ganz normal" ist und das Besondere mehr in deiner "hilflosen Aufmerksamkeit" darauf besteht, sobald Du öffentlich spielst.
Phase zwei eigener Möglichkeiten sind Auftritte. Es ist gerade als Amateur wichtig, möglichst oft und bei möglichst verschiedenen Gelegenheiten auftzutreten und das besonders, wenn man wegen Auftritten mit sich kämpfen muss. Denn sonst wird der Stresspegel fast zwangsläufig recht groß, wenn es irgendwann einmal auf die Bühne geht.
Eine Gegenstrategie wären selbst organisierte kleine "Vorspiele", zunächst in einem ganz kleinen, wohlgesonnenen Kreis, z.B. vor wenigen Familienmitgliedern, dann vor der vielen Familienmitgliedern, dann plus Freunde.
Dann z.B. vor der Flötengruppe des nächsten Kindergartens oder der Kirchengemeinde, die lieben Kleinen freuen sich bestimmt.
So etwas muss keine Riesen-Konzert sein, 15-20 Minuten reichen.
Wenn Du darüber nachdenkst, kannst Du bestimmt eine Reihe von Auftrittsmöglichkeiten aufschreiben, von ganz locker bis recht fordernd.
Kleiner Nachtrag: noch eine "Vorstufe", als mildester Stress-Reiz, der mir einfällt: wie wäre es mit dem Investment in ein (USB-)Mikrofon zum Einsatz an einem PC oder in einen Digitalrecorder, den Zoom habe ich auch:
https://www.thomann.de/de/the_tbone_sc440_usb.htm
https://www.thomann.de/de/zoom_h2n_aph2n_bundle.htm
Mit jedem der beiden Geräte könntest Du dich ab und zu aufnehmen und dich bei etwas zeitlichen Abstand zur Aufnahme fast so hören, wie dich ein Publikum hört. Du wirst bei den ersten Aufnahmeversuchen vielleicht feststellen, dass bereits durch so ein Mikro oder einen Recorder der Puls ansteigt, eventuell auch die Fehlerquote. Aber man gewöhnt sich schnelle daran und kann dadurch sehr gut lernen, sehr gezielt an sonst kaum bemerkten Schwachstellen und ingesamt an einem guten Vortrag zu arbeiten.
Je mehr Du in der Lage bist, ein Stück als "standardisiertes Produkt" unabhängig von Tagesform und Stimmungslage "abzuliefern", desto besser wirst Du in realen Vorspielsituationen vor Publikum bestehen.
Noch etwas: bei Auftritten immerzu "innerlich lächeln", sobald man den Raum betritt.
Auch ein bemerkbarer Fehler wird leicht verziehen, selbst wenn man schlimmstenfalls das Stück noch einmal neu ansetzen muss.
Den krassesten Fall in dieser Hinsicht habe ich vor vielen Jahren bei einem Hochschulkonzert erlebt: ein frischgebackener 1. Preisträger des Deutschen Musikwettbewerbs und absolvierter Meisterklassen-Student flog aus dem (auskomponierten) solistischen Vortrag, fing noch einmal von vorne an und blieb wieder stecken.
Er blieb aber trotz der Panne äußerlich locker und entschuldigte sich mit ein paar Worten ans Publikum im voll besetzten Saal, sinngemäß: "jetzt probier' ich's noch
einmal, sonst lass' ich's eben."
Allgemeines Auflachen und ein unterstützender Applaus waren ihm sicher. Sieh an, beim dritten Anlauf hat es funktioniert und das Stück wurde erfolgreich ohne weitere Probleme vorgetragen.
Gruß Claus