Kritik an der Musikindustrie

  • Ersteller lost_misfit
  • Erstellt am
Ok, eine grundsätzliche Diskussion über "geistiges Eigentum", den Unterschied zwischen "Besitz" und "Eigentum" und der Frage nach dem Sinn einer Wirtschaftsform, die davon abhängig ist, Dinge zu verkaufen, würde jetzt zu weit gehen. ;)

Ja, ich hatte jetzt auch schon die Idee, dass es Dir im Grunde um die Kritik am gesamten Wirtschaftssystem geht. Ich find Deine Ideen ja auch schön, aber leider werden sie sich nicht durchsetzen, weil wir Menschen noch nicht soweit sind. :nix:

Solange müssen wir versuchen, das Beste draus zu machen. Um Dir meinen Standpunkt bezüglich der Musik nochmal aufzudröseln, versuche ich nochmal ein Bildnis zu konstruieren:

Wir zwei sind in einem Raum, die Tür ist offen. Ich habe eine Gitarre dabei und einen Hut vor mir stehen. Du hast einen Euro.

a.) Ich spiele ein Lied - es interessiert Dich nicht - Du gehst - Alles ist gut!
b.) Ich spiele ein Lied - es interessiert Dich - Du hörst es Dir an, behälst aber deinen Euro - Alles ist gut!
c.) Ich spiele ein Lied - es gefällt Dir - Du hörst es Dir an, wirfst deinen Euro in den Hut - Alles ist gut!
d.) Ich sage, dass ich ein Lied für Dich spiele, Du aber nachher einen Euro bezahlen musst - Du hörst es Dir an, wirfst deinen Euro in den Hut - Alles ist gut!
e.) Ich sage, dass ich ein Lied für Dich spiele, Du aber nachher einen Euro bezahlen musst - Du hörst es Dir an, behälst aber deinen Euro und argumentierst, dass ich ja sowieso gespielt hätte - Das ist schlecht!

Du musst damit rechnen, dass ich beim nächsten Mal die Tür zu mache und Dich erst gehen lasse, wenn Du zwei Euro bezahlt hast. Einen für jetzt und einen für das letzte Mal.

Also, lass Dich nicht erwischen!

Gruß
Andreas
 
wenn man sich die CDs nicht leisten kann, dann kauft man sie sich nicht… aber man lädt sie sich doch nicht runter???? früher hat man dann verzichtet und gespart....
Stimmt nicht. Man hat Kassetten überspielt. Eben von Freunden, oder aus dem Radio aufgenommen. Ich glaube kaum, dass das "Unrechtsverständis" früher anders war. Der Unterschied lag eher darin, dass man früher keine qualitativ glecihwertigen Kopien erstellen konnte. Das hatte also praktische und technische gründe, dass man weniger kopiert hat. Als CD-Brenner und Rohlinge billiger wurden, hat das dann größere Ausmaße angenommen. Ich glaueb nicht, dass eine geänderte Mentalität der Leute da was mit zu tun hat.
 
Stimmt nicht. Man hat Kassetten überspielt. Eben von Freunden, oder aus dem Radio aufgenommen.
Lustig ist eigentlich dass genau wie heute die Musikindustrie rumgeseiert hat dass Tapes die Musik zerstört - während man heute aus der Retrospektive sagen kann dass das Erstellen und Tauschen von Mixtapes schon eine gewisse Kultur hatte und man es vielleicht sogar selber als Kunstform einstufen kann. (Film und Buchtipp: High Fidelity)


Ganz ehrlich, wer hat sich jemals schuldig gefühlt wenn er für seine Freundin ein Mixtape aufgenommen hat? Und wer glaubt ehrlich dass für die sagen wir mal 20 Tracks die auf den Tape waren 20 CD Verkäufe verlorgen gegangen sind?
 
Lustig ist eigentlich dass genau wie heute die Musikindustrie rumgeseiert hat dass Tapes die Musik zerstört - während man heute aus der Retrospektive sagen kann dass das Erstellen und Tauschen von Mixtapes schon eine gewisse Kultur hatte und man es vielleicht sogar selber als Kunstform einstufen kann. (Film und Buchtipp: High Fidelity)

Heute werden Uralttapes sogar auf Vinyl gepresst. Was will man sonst machen, wenn Perlen aus der Vergangenheit nur so überlebt haben, weil sich Musiker zwar Liveauftritte, aber keine eigene Platte leisten konnten? Der wichtige Punkt dabei ist allerdings, dass es ganze Musikrichtungen niemals zu ihrem heutigen Status gebracht hätten, wären da nicht fast drei Jahrzehnte Tapetausch gewesen. Ein negativ Beispiel dafür gibt's allerdings auch, die ersten Demos eines Kurt Cobain, dank Internet inzwischen für jeden auf YT zu hören.
Ich erinnere mich noch als die CD hier die Vinylscheibe ablöste, wenn man damals ins Ausland fuhr, egal ob Asien oder damals noch ärmerer Mittelmeerraum, gab's Einheimische Klänge, meist von kleinen Musikergrüppchen, nur auf selbstkopierten Tapes, mit selbstfotokopiertem Booklet ;)

Ganz ehrlich, wer hat sich jemals schuldig gefühlt wenn er für seine Freundin ein Mixtape aufgenommen hat? Und wer glaubt ehrlich dass für die sagen wir mal 20 Tracks die auf den Tape waren 20 CD Verkäufe verlorgen gegangen sind?

Damals gingen keine Verkäufe verloren, ich denke die waren "normal hoch", die Multis erzeugten allerdings auch eine Blase, pumpten in einige wenige Stars unsummen und kannten wohl auch nur ein "immer höhere Rendite, immer mehr fragwürdige Stars die mit viel Geld zu solchen gemacht wurden..", bei Musik läuft das aber nicht, finanziert wurde das mit verhältnismäßig hohen CD Preisen, Platten waren immer billiger, in Wahrheit aber teurer in der Herstellung.

Die Jugend hat heute statistisch mehr Geld zur Verfügung wie früher, trotzdem gingen die Verkäufe zurück, die Plattenindustrie macht den Musiktausch dafür verantwortlich. Ich denke das sich dort Interessen verlagert haben, heute muss das neuste Mobile oder der neuste MP3 Player/Spielkonsole etc. sein, das war früher einmal anders, da nutzte man Elektrogeräte bis sie kaputt waren, die erste Anlage erbte man von den eigenen Eltern.
 
Und wer glaubt ehrlich dass für die sagen wir mal 20 Tracks die auf den Tape waren 20 CD Verkäufe verlorgen gegangen sind?

Die Musikindustrie!

hf_homeTaping.gif
 
...Die Jugend hat heute statistisch mehr Geld zur Verfügung wie früher, trotzdem gingen die Verkäufe zurück, die Plattenindustrie macht den Musiktausch dafür verantwortlich. Ich denke das sich dort Interessen verlagert haben, heute muss das neuste Mobile oder der neuste MP3 Player/Spielkonsole etc. sein, das war früher einmal anders, da nutzte man Elektrogeräte bis sie kaputt waren, die erste Anlage erbte man von den eigenen Eltern.

Computerspiele oder anderweitige Unterhaltungsmedien wie Handies oder DVDs z.B. sind hier denke ich auch ein ganz großer Grund.

Wenn man guckt was alleine 1 Spiel, 1 DVD oder 1 Monat mittem Handy simsen kostet / kosten kann...
Dann brauch man sich nich wundern, wenn die Leute keine 17 Euro mehr für eine CD ausgeben wollen, die für die meisten eh nich mehr als Hintergrundbeschallung ist...
 
Ohne jetzt auf die Vielfalt sinnvoller Beiträge der letzten fünf Seiten im einzelnen eingehen zu können habe ich mal einige der zentralen Aussagen zusammengefasst und thesenhaft um einige Trends ergänzte, welche die Entwicklung der Musikindustrie in den letzen ca. 10 Jahren auch aus meiner Sicht maßgeblich geprägt haben:

1. Musik zu konsumieren ist eine von vielen untereinander konkurrierenden Freizeitbeschäftigungen geworden, zum Teil zur reinen Nebentätigkeit

2. Piraterie ist zwar eine wichtige Ursache für den Wandel in der Musikindustrie, ihr Effekt wird jedoch regelmäßig überschätzt, weil nur ein Bruchteil derjenigen, die illegal downloaden die Musik kaufen würden, wenn sie sich wirksam gegen illegale Downloads schützen ließe. D. h. nur ein Teil der durch illegale Downloads ausgedrückten Nachfrage ist auch mit tatsächlicher Kaufkraft ausgestattet.

3. Die moderne Medientechnologien (Internet, verlustfreie Kopiersysteme, billige Homesstudiotechnik) und die aus Ihnen resultierende Nicht-Schützbarkeit der Musikindustrieprodukte haben sich für die bisherigen Geschäftsmodelle von Plattenfirmen, Distributoren und Studios tendenziell als existenzbedrohend erwiesen.

4. Denn sie führen zu einem Funktionsverlust in mehreren Bereichen, beispielsweise:
  • Eigenvertrieb im Netz (itunes, Youtube,Myspace,...), statt über Distributoren der Plattenfirma
  • Aufnahme im "Homestudio" statt im prof. Recordingtempel der Pf.
  • Digitale Kopiertechnik führt dazu, dass sich die klassischen Aufnahmemedien nicht mehr schützen lassen.
  • Die durchs Internet bewirkte Markt- und Informationstransparenz verbessert die Kundenposition enorm und verschärft für die Pf. den Wettbewerb.
  • das anhaltende Vollzugsdefizit bei Internetstraftaten verhindert eine wirksame Pirateriebekämpfung

5. Auf diese Entwicklungen hat die Musikindustrie unter anderen auf diese Weise reagiert:

  • Statuierung von Exempeln bei erwischten Raubkopierern, zur Abschreckung (vgl. auch Metallica gegen Napster)
  • Sensibilisierung der Käufer über die Moralschiene: Kampagnen wie "Raubkopierer sind Verbrecher" zielen genau auf Einstellungsänderungenin diesem Bereich ab.
  • Vom Produkt (CD) zur Dienstleistung (Live): Da die Musikverteilung per Internet schlecht zu kontrollieren ist (Vollzugsdefizit), muss jetzt vermehrt das Produkt Live-Musik als Einnahmequelle herhalten.
  • Zusatznutzen zur reinen CD: CDs enthalten nun immer mehr Zusatzleistungen, wie DVDs, Codes für spezielle Internetseiten, aufwendige Layouts/Boxen o. ä. da klar ist, dass die Musik alleine immer weniger Leute zum Kauf veranlasst.
  • Sekundärvermarktung von Bands/Stars durch Merchandise (T-Shirts, Poster), Werbeauftritte, Events, gewinnt an Bedeutung.
 
1. Musik zu konsumieren ist eine von vielen untereinander konkurrierenden Freizeitbeschäftigungen geworden, zum Teil zur reinen Nebentätigkeit
Hallo die Wiedergeburt,

sehe ich ganz genau so. Und ich würde sogar noch einen Schritt weiter gehen, als du.
Ich würde behaupten dein "1." ist bereits der Hauptgrund!:

"1. Musik zu konsumieren ist eine von vielen untereinander konkurrierenden
Freizeitbeschäftigungen geworden"

... man denke nur an die "WII" und ähnliche Spielekonsolen, sowie an DVDs (die es 'früher'
noch nicht gab), sowie eine ganze Reihe anderer Entertainment-Angebote, die erst
in den letzten Jahren entstanden, oder aber ständig verbessert wurden!
Der Entertainment-Markt hat sich stark entwickelt!
(Man denke an einen Film wie 'Der Herr der Ringe' oder 'Shrek'. Ein solches Entertainment
wäre vor ein paar Jahrzehnten völlig unmöglich gewesen!)

- -
... Der Musikmarkt hingegen hat sich vergleichsweise wenig, oder sagen wir mal, 'zögerlich'
entwickelt. ... Man schaue sich die ganzen jungen Bands auf Myspace an, die noch immer den
'alten Idealen' aus den 70ern, 80ern und 90ern hinterher-hechten. Anstatt SELBST mal zu sagen:
"Wir sind jetzt die Musiker von heute. Wir sagen auch, wo's musikalisch langgeht."

... werden von den meisten Bands (ich schätze 90%) längst abgefrühstückte Trends verfolgt.

Beispiel:
Das wäre so, als wenn ein Filme-Macher sich vornimmt immer wieder so einen Klassiker wie "Der weiße Hai" zu drehen,

... anstatt etwas Neues zu erfinden, das selbst "ICE AGE 3"
... alt aussehen lässt!

(Dazu auch: "Wie man als Band durch Neuerungen seine Hörer begeistert", PDF).
- -

Das alles wirkt sich ... meiner Meinung nach ... auf den Stellenwert von Musik aus.
Und damit auch auf den Wert von Musik.

2. Piraterie ist zwar eine wichtige Ursache für den Wandel in der Musikindustrie, ihr Effekt wird jedoch regelmäßig überschätzt, weil nur ein Bruchteil derjenigen, die illegal downloaden die Musik kaufen würden, wenn sie sich wirksam gegen illegale Downloads schützen ließe. D. h. nur ein Teil der durch illegale Downloads ausgedrückten Nachfrage ist auch mit tatsächlicher Kaufkraft ausgestattet.

Sehe ich absolut genau so!

Ich glaube eher, dass 'die Musikindustrie' ... dazu zähle ich heutzutage übrigens auch
insbesondere Musiker selbst ... die 'Zeichen der Zeit' verschlafen haben.

... Und lieber mal neue Wege gehen sollten. Sowohl in der Musik, als auch in der Vermarktung.

Zu dieser ganzen Thematik habe ich übrigens ein PDF geschrieben:
"Was Musiker heutzutage zu ihrer eigenen Sicherheit über Major Labels wissen sollten".
Kann man hier downloaden: http://www.bandologie.com/MP3/Was_Musiker_heutzutage.pdf


Alles Gute und beste Grüße
Nils
 
Zuletzt bearbeitet:
Es fehlen zentrale Aussagen, eine davon ist, dass sich der Distributionskanal vom CD-Geschäft auf das Internet auch deshalb verlagert hat, da das Internet ein viel größeres Portfolio anbieten kann. Ein Plattenladen hat einige Hundertausend Songs im Angebot, das Internet hat alle. iTunes und Musikload machen ihr Geld nicht mit den Stars, sondern mit dem sogenannten Longtail-Geschäft, also es wird Musik über einen langen Zeitraum nachgefragt und abverkauft.

Schon zu Schallplattenzeiten hat die Musikindustrie den Fehler gemacht, sich auf wenige Künstler zu fokussieren und deren Alben massiv zu bewerben. Zu damaliger Zeit war es tatsächlich noch viel einfacher, Stars zu "machen", da die Vertriebs- und Werbekanäle einfach begrenzt waren. Es gab zwei Fernsehkanäle, eine überschaubare Anzahl von Radiosendern und ein paar Magazine - das wars. Die Musikindustrie konnte letztlich entscheiden, wer was wann hört.
Die Musikindustrie hat die Emantionpation des Kunden verschlafen. Der sucht sich heute selber raus, was er wann hören will und er ist nich mehr so berechenbar. Wer heute den aktuellen Chart-Hit kauft, kauft morgen vielleicht per Download einen Beatles-Klassiker.
Zudem bekommt er die Informationen zu aktueller Musik heute über 200 Fernsehkanälen, vielen Magazinen und natürlich dem in der Musik übermächtigen Internet. Auch sind diese Kanäle heute medienübergrefeind vernetzt, jede Musiksendung im Fernsehen hat eine Homepage und ein Magazin dazu.

Nicht zu vergessen ist, dass die Musikindustrie auf hohem Niveau jammert und man sollte das nicht alles glauben. Auch wenn weniger CDs verkauft werden heisst das nicht, dass allgemein weniger Musik verkauft wird. Die Marge bei einer CD ist weitaus höher als bei einem Download oder einem Lizenzverkauf - kein Wunder, dass die Majors jammern, denn bei denen bleibt weniger hängen. Auch kein Wunder, dass sie eine Ausrede suchen, in diesem Fall die Downloads.

Die Jugend hat heute statistisch mehr Geld zur Verfügung wie früher, trotzdem gingen die Verkäufe zurück, die Plattenindustrie macht den Musiktausch dafür verantwortlich. Ich denke das sich dort Interessen verlagert haben, heute muss das neuste Mobile oder der neuste MP3 Player/Spielkonsole etc. sein, das war früher einmal anders, da nutzte man Elektrogeräte bis sie kaputt waren, die erste Anlage erbte man von den eigenen Eltern.

Die Games- und Konsolenindustrie ist vielleicht ein Grund für gesunkene Absatzzahlen, aber kein Umsatzhemmer. Ganz im Gegenteil, die meisten Gameshersteller gehören zu den Labels und, besonders wichtig, die Musikindustrie macht sehr viel Geld über Lizenzen von in Games eingesetzten Songs und nutzt die Games intensiv als Werbträger für Musik und das auch sehr erfolgreich.

Games sind auch etwas, was lange vor dem Internet in das Freizeitverhalten gebrochen ist, die ersten Megaseller von Spielekonsolen und Heimcomputern war in den 80ern.

Das gleiche gilt für Handys, auch hier bestimmt ein Faktor für Absatzrückgänge bei den CDs, aber ein immenser Einnahmequell für die Industrie über Direktverkäufe über MobileWeb und über Lizenzgebühren bei Klingeltönen - ein Markt, der letztes Jahr um 84% gewachsen ist.

Das früher Sachen "länger genutzt" wurden und "man seine erste Anlage von den Eltern geerbt hat" ist völliger Blödsinn und hat keinerlei Einfluss auf irgendwas.
 
Ich hab mir jetzt nur die ersten paar Posts durchgelesen und möcht nur ganz kurz was zu den CD-Preise loswerden:

Warum zur Hölle regen sich alle so sehr darüber auf? Es kann daran liegen, dass ich japanische Cd-Preise gewöhnt bin(ungefähr 24 Euro für Alben, 28 für Alben+DVD, 40 für Konzertdvds, 8 für Singles, 11 für Singles+DVDs), aber diese 12-14 Euro für ein Album sind, meiner Meinung nach, nichts, wenn man dafür ein zufriedenstellendes Album erhält. Und vorallem kleine und unbekannte Künstler hätten wohl bei geringeren Preisen ernsthafte Probleme.(Was sie wahrscheinlich auch so schon haben, mir fällt spontan keine westliche Band ein, die mit Verkäufen von maximal 5000 Exemplaren pro Album, und so 3500 pro Single und kleinen Konzerten ohne Nebenjobs durchkommt)
 
Ist mir gerade hochgekommen, schon bekannt aber die Auswirkungen wohl nicht:

"LAUTSTARK
Volle Dröhnung auf die Ohren

Von Michael Soukup

Wenn man heute Oldies hört, scheinen die oft eigentümlich "flach". Das hat auch technische Gründe: Die Musikindustrie hat den Schalldruck ihrer Produkte kontinuierlich erhöht - zur Förderung des Verkaufs und zum Schaden des Gehörs, sagt die Schweizerische Unfallversicherungsanstalt.
....
Normal ist heute das Extrem

Auf einem Gerät nach Euro-Norm (Grenzwert 100 dB) erreicht Musik von 1985 maximal einen Dauerschallpegel von 90 dB und kann somit pro Woche 10 Stunden lang gehört werden. Aktuelle Musiktitel kommen aber auf 100 dB oder mehr. Das bedeutet zehnfache Schallenergie im Vergleich zu 1985. Mit 100 dB dürfte nur noch eine Stunde pro Woche Musik gehört werden.

"

Quelle: http://www.spiegel.de/netzwelt/tech/0,1518,622597,00.html
 
Verstehe ich nicht. Jedes Wiedergabegerät hat einen Lautstärkeregler. Damit stelle ich die Musik so ein, wie ich sie hören will. Unabhängig davon, wie laut sie produziert ist.

Und irgendwie kommen mir Zweifel an der Kompetenz von Herrn Homann, wenn er eine Schalldruck-Pegelanzeige beim Wiedergabegerät fordert.
 
Schalldruck und Lautstärke, sind zwei unterschiedliche Dinge..
 
Schalldruck und Lautstärke, sind zwei unterschiedliche Dinge..

Ja, und beide haben rein gar nichts mit einer Aufnahme zu tun noch lassen sie sich auf dem Abspielgerät ohne Kalibrierung der Abhörsituation darstellen.
 
Hier mal eine kleine Bestätigung meiner weiter oben unter 5. gebrachten These über die Reaktionen der Musikindustrie auf die neuen Marktgegebenheiten am Beispiel der neuen Dream Theater CD:

- Vom materiellen Produkt (CD) zur Dienstleistung: Meet & greet Packages mit der Band für nur 125 EUR! Dafür gibts dann nicht nur einen warmen Händedruck, sondern auch Merchandise junk im Wert von dreieurofuffzig:
http://www.dreamtheater.tickets.musictoday.com/DreamTheater/calendar.aspx
Bitte beachten: Das Konzertticket muss natürlich noch ZUSÄTZLICH gekauft werden!

- Zusatznutzen zur reinen CD: Für günstige 132 USD gibts die Special Collectors Edition des Albums in Samtverpackung mit 2 Bonus CDs, einer Schallplatte, einer GewinnCHANCE aufs meet & greet und allerlei wertlosem anderen stuff. Alles natürlich hoch EXKLUSIV.
Hier ein Motivationsvideo von Mike Portnoy: http://www.youtube.com/watch?v=ynXwO7-sGZQ
http://www.roadrunnerrecords.com/blackclouds/

- Sekundärvermarktung von Bands/Stars durch Merchandise (T-Shirts, Poster), Werbeauftritte, Events: Für den Spottpreis von 375 EUR gibts die ultimative DT Lederjacke! Ein must-have für jeden echten Fan. http://www.fanfire.com/cgi-bin/WebObjects/fanfire.woa/wa/product?sourceCode=DRAWEB&sku=DRA43026

Und nun los: Zeig, dass du ein echter Fan bist und kauf! Sofort!

Was die Jungs und Roadrunner treiben ist meiner Meinung nach wirklich sehr gutes Marketing! Genau so zieht man den Kids die Kohlen aus der Tasche!

Sonderpreis: Der best individual achievement award geht dabei an Jordan Rudess, der seine Reputation geschickt nutzt, um werbewirksam für jede Synthesizer Firma sein Gesicht in die Kamera zu halten und ein wenig auf deren Keyboars rumzuklimpern - gegen ein bescheidenes Entgelt versteht sich. Gleichzeitig betreibt ER SELBST (LOL) ein selbstverständlich kostenpflichtiges Online-Konservatorium zum Keyboardlernen, verkauft geschätzte 15 Solo-CDs und DVDs und diverse Bücher/Songbooks. http://jordanrudess.shop.musictoday.com/default.aspx
 
Zuletzt bearbeitet:
Und nun los: Zeig, dass du ein echter Fan bist und kauf! Sofort!

Ich finde das soweit eigentlich ok. Ich meine, alle jammern darüber dass man doch als Musiker davon leben können muss und wie wenig Geld dabei rumkommt, nur wenn man dann anderen das Geld wegnimmt und es selber als Musiker einzunehmen ist das auch wieder nicht ok. ;)

Eine CD ist genau die gleiche "Verarsche" wie die DT-Lederjacke. Beides ist das Geld nicht wert für das es verkauft wird. Die komplette Branche basiert darauf dass man Bewunderung für Bands und Personen ausschlachtet. Das wird auch immer so sein, denn aus welchem Grund sollte man sonst Geld für Musik ausgeben?
 

Ähnliche Themen


Unser weiteres Online-Angebot:
Bassic.de · Deejayforum.de · Sequencer.de · Clavio.de · Guitarworld.de · Recording.de

Musiker-Board Logo
Zurück
Oben