Denn ein preisbewusster Kunde, der vielleicht eher im Internet einkauft um den günstigsten Preis zu erhalten, bringt eine online bestellte Gitarre, die schlecht eingestellt ist oder sonst nicht gut funktioniert, ja nicht erstmal zum Gitarrenbauer und bezahlt heutzutage minimum 50 wenn nicht 100 € nur für ein Set-Up und das Beheben offensichtlichster Problemchen, um sie überhaupt erstmal bespielbar zu machen.
Wer beim billigsten Anbieter kauft ist bei mir kein "preisbewußter Kunde". Der preisbewußte Kunde achtet auf das Gesamtpaket: Preis, Qualität, Service . . .
Wenn ich ein Neufahrzeug kaufe macht der Händler eine Auslieferungsinspektion. Die ist dann vielleicht in den Überführungskosten enthalten, wird manchmal auch ausgewiesen oder ist einfach im Gesamtpreis einkalkuliert.
Bei Gitarren aus Großserienproduktion gehe ich schon lange nicht mehr davon aus, dass sie absolut mängelfrei sind und dass der Händler automatisch eine Auslieferungsinspektion bzw. ein vernünftiges Setup macht.
Meine Meinung:
- Wer einfach Billig-Billig kauft, sollte Ahnung haben, ansonsten ist er selber schuld.
- Wer keine Ahnung hat, sollte sich vorher informieren, beraten lassen, bzw. im Fachgeschäft und nicht online kaufen, wenn möglich einen kundigen Bekannten oder den Gitarrenlehrer mitnehmen. Das kostet natürlich Zeit, vielleicht einen Tag Urlaub für die Reise zum Fachgeschäft und vielleicht auch einen höheren Preis.
- Wer Ahnung hat weiß, dass wie bei einem Neufahrzeug die Auslieferungsinspektion, eine Gitarre auch eine Inspektion und Einstellung auf die persönlichen Vorlieben erfahren sollte. Es gibt Fachgeschäfte, auch Online-Händer, die das aufpreispflichtig anbieten.
(Das will der Billig-Billig-Käufer aber naturlich nicht bezahlen, auch will er seine Gitarre schon morgen und nicht erst in 14 Tagen in Händen halten, obwohl er auf das neue Auto manchmal Monate wartet.)
- Wenn man irgendwo ein Schnäppchen machen kann, dann kann man seine Neu oder gebraucht gekaufte Gitarre zum Gitarrenbauer oder Gitarrentech im Fachgeschäft bringen -das machen einige meiner Bekannten grundsätzlich- und die Kosten von vornherin berücksichtigen.
Dass bei Gibson und -artigen LPs bei einem unglücklichen Aufprall schon mal die Kopfplatte bricht, sollte man bei ordentlicher Information vor dem Kauf gehört oder gelesen haben. Dagegen hilft aufpassen weil man's weiß, und wenn's dennoch passiert bekommt der Gitarrenbauer das wieder hin.
Auch dass bei Gitarren, und nicht nur bei Gibson, schon mal eine Saite klemmt, findet man bei sorgfältiger Vorabinformation im Netz.
Man kann sich natürlich bis zum Sankt-Nimmerleinstag trefflich darüber streiten was ein Pipifax-Mangel oder ein gravierender Mangel ist, welche Qualität man für sein Geld erwarten kann usw.
In meinem Bekanntenkreis ist es so, dass die einen die neue Gitarre grundsätzlich und auch teilweise jährlich zum Gitarrenbauer bringen. Die Mehrzahl hat durch Literatur, Versuch und Schaden, mehr oder weniger Lehrgeld oder einen Kurs beim Gitarrenbauer gelernt, wie man die Saitenlage oder Intonation einstellt, Potis und Schalter tauscht, Sättel bearbeitet oder tauscht usw.
Mein Resumee: Neue Gitarre, so sie denn gefällt und keine gravierenden Mängel aufweist, mindestens einen Tag aklimatisieren lassen - Setup muss grundsätzlich sein, entweder beim Gitarrenbauer oder man kann's selber, und schlechte Intonation oder schlecht gekerbte Sättel sind in meinem Dunstkreis kein Grund die Gitarre zurückzuschicken.
Und selbst wenn die Gibson Les Paul Probleme mit der G-Saite hat, ist und bleibt sie für tausende die beste Gitarre der Welt und hält sie auch nicht davon ab, auf den größten Bühnen der Welt auch nach einem 2 Stunden Gig phantastisch zu klingen. Für manche zumindest.