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Tolayon
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Nachdem es in meinen Threads bislang überwiegend um Analog-Emulationen gedreht hat, soll hier nun möglichst die gesamte Palette synthetischer Klänge zur Debatte stehen.
Man liest ja immer wieder, dass ausgerechnet die Rompler von Korg besonders gut für künstliches Material geeignet seien.
Irgendwie klingt das ein bisschen nach "Die Natursounds sind sch****, also versuch erst gar nicht, damit das jeweilige Original nachzuahmen". Sprich, dieser Ruf scheint sich ein Stück weit aus einem Mangel an hochwertigen oder auch nur tauglichen Naturimitaten zu ergeben.
Sieht man sich den ersten Rompler von Korg, den M1 an, ist da in der Tat etwas Wahres dran (und das nicht nur aus heutiger Sicht). Allein das berühmt-berüchtigte Piano ist für klassische Stücke oder sanfte Rockbaladen (und auch die meisten anderen Rock-Stile) völlig ungeeignet, hat sich aber mit seinem hellen, drahtigen Charakter im House- und Reggae-Bereich einen guten Ruf erworben.
Leider fehlte dem M1 gerade das, was ihn in als Synthetik-Lieferant noch einen ganzen Punkt attraktiver gemacht hätte: Ein resonanzfähiges Filter.
Das nächstgrößere Update war der 01/W, mit erweitertem Speicher, doppelter Stimmenzahl und einem Waveshaper-Parameter, welcher unter anderem auch die fehlende Filterresonanz zumindest teilweise ersetzen können sollte. Es war wohl auch dieses Modell, welches erstmals den konkreten Ruf als Lieferant guter E-Piano- und -Orgel-Presets etablierte, beides Instrumentengattungen, die man mit einigem Willen als eigenständigen Unterbereich der Gattung "Synthetik" definieren könnte.
Nicht zu vergessen die Korg Wavestation, die zwischendurch auch noch erschien, aber leider erst im Nachhinein ihren heutigen guten Ruf erhielt.
Der nächste große Sprung kam Mitte der 90er Jahre mit der Trinity-Reihe, als die digitalen Filter erstmals mit einem Resonanzparameter auwarten konnten. Die Natursamples klangen aufgrund des wiederum gewachsenen Rom-Speichers ebenfalls besser, aber den allgemeinen Ruf als schwerpunktmäßiger Elektronik-Lieferant konnten auch sie nicht zunichte machen.
Zumal ja auch die Physical-Modeling-Synths Prophecy bzw. Z1 (letzterer zumindest mit halber Stimmenzahl) als Erweiterungs-Boards erhältlich waren.
Die Triton-Modelle setzten den Erfolg ihrer Vorgänger hauptsächlich auf quantitativer Ebene fort; erstmalig wurde auch eine Sampling-Option eingeführt, das sechs-stimmige MOSS-Board war auch weiterhin zum Einbau erhältlich.
Der Oasys von 2005 war demgegenüber die reinste eierlegende Wollmilchsau (oder zumindest als solche gedacht), mit hochwertiger samplebasierter Engine, der Korg-eigenen FM-Variante "VPM" sowie Physical- und Analog Modeling.
All dies jedoch zu einem Preis, der das Synthese-Flaggschiff nur einigen Auserwählten zugänglich machte.
Über den wiederum massentauglicheren Nachfolger Korg M3 kann ich persönlich am meisten sagen:
Die Qualität der Natursamples ist im standardmäßigen Wave-Rom durchschnittlich bis stellenweise gut; den Jackpot bilden aber tatsächlich die in großer Zahl vertretenen und auf verschiedene Kategorien aufgeteilten synthetischen Wellenformen:
Da gibt es neben den üblichen analogen Sägezähnen, Rechtecken und Pulswellen in verschiedenen Breiten auch noch komplexere Gemische wie PWM, "Power Saw", Gesynctes und diverse komplexe Digital-Spektren. Die wiederum kürzeren, zum Teil sehr drahtig klingenden Digital-Samples der "DWGS"-Abteilung sorgen für Mitt-80er-Jahre Vintage-Feeling.
Und als ob das schon nicht genug wäre, hat man dem M3 kurzerhand das komplette Wave-Rom der Wavestation mit spendiert.
Kurzum, da kann man wirklich nicht meckern. Es sei denn, man steht auf Akkordeons und Blasinstrumente in maximaler Detailtreue. Zumindest letztere scheinen sich recht ordentlich mit der mitgelieferten Expansion der späteren Modelle implementieren zu lassen, ich selbst habe an ihnen keinen Bedarf.
Synthetik-Enthusiasten können dafür auch noch den kompletten Radias als Einbau-Board hinzufügen, was manche gegenüber dem alten MOSS-Board als einen gewissen Rückschritt hinsichtlich der Klangvielfalt sehen mögen, aber Analog Modeling ist einfach verbreiteter als Physical Modeling und VPM.
Letzteres bietet dafür wiederum das allerneueste Flaggschiff, der Kronos. Im Grunde ein erweiterter und voll ausgebauter Oasys im etwas billigeren Gehäuse (irgendwo muss der Preisunterschied herkommen), allein an VA-Engines gibt es hier gleich drei Stück zur Auswahl, alles bereits ab Werk implementiert und einsatzbereit.
Ich möchte hier vorerst aber nur auf die samplebasierte Engine zu sprechen kommen, welche allen Korg-Workstations als primäre Grundlage dient. Schon auf dieser Ebene kann man sagen, dass synthetische Sounds in diversen Schattierungen besser und überzeugender gelingen als die Imitationen natürlicher (d.h. akustischer) Instrumente. Das Ausgangsmaterial liefern nicht nur die - besonders im M3 - zahlreichen Synthesizer-Samples, sondern auch die Natursamples lassen sich leicht in Richtung Künstlichkeit verbiegen (spätestens dann, wenn man ihre Attack-Phase mittels "Offset"-Parameter teilweise bis vollständig abschneidet).
Allerdings:
Die Konkurrenz bietet im Grunde genommen die praktisch selben Klangformungsmöglichkeiten, und vor allem Roland-Rompler haben ab Mitte der 90er Jahre u.a. einen Ringmodulator auf Tone-/Oszillator-Ebene, wohingegen Korg nur mit gewöhnlicher Drive- und Bass-Boost-Sektion daherkommt.
Von Kurzweils VAST-Engine will hier gar nicht erst zu reden anfangen, deren Funktionsumfang ist nach wie vor konkurrenzlos.
Kann es also sein, dass Korgs Ruf als Synthetik-Spezialist doch eher übertrieben ist?
Oder liegt er überwiegend in der Auswahl der Werkspresets und somit dem Können der Korg-Programmierer begründet?
Wie seht ihr die Palette der Korg-Instrumente, sowohl der nur samplebasierten als auch im weiteren Kontext gesamten Produkte?
Ist Korg tatsächlich ein "Meister der Synthetik", oder ziehen die anderen großen Hersteller gleich bzw. übertrumpfen diese Firma sogar?
Man liest ja immer wieder, dass ausgerechnet die Rompler von Korg besonders gut für künstliches Material geeignet seien.
Irgendwie klingt das ein bisschen nach "Die Natursounds sind sch****, also versuch erst gar nicht, damit das jeweilige Original nachzuahmen". Sprich, dieser Ruf scheint sich ein Stück weit aus einem Mangel an hochwertigen oder auch nur tauglichen Naturimitaten zu ergeben.
Sieht man sich den ersten Rompler von Korg, den M1 an, ist da in der Tat etwas Wahres dran (und das nicht nur aus heutiger Sicht). Allein das berühmt-berüchtigte Piano ist für klassische Stücke oder sanfte Rockbaladen (und auch die meisten anderen Rock-Stile) völlig ungeeignet, hat sich aber mit seinem hellen, drahtigen Charakter im House- und Reggae-Bereich einen guten Ruf erworben.
Leider fehlte dem M1 gerade das, was ihn in als Synthetik-Lieferant noch einen ganzen Punkt attraktiver gemacht hätte: Ein resonanzfähiges Filter.
Das nächstgrößere Update war der 01/W, mit erweitertem Speicher, doppelter Stimmenzahl und einem Waveshaper-Parameter, welcher unter anderem auch die fehlende Filterresonanz zumindest teilweise ersetzen können sollte. Es war wohl auch dieses Modell, welches erstmals den konkreten Ruf als Lieferant guter E-Piano- und -Orgel-Presets etablierte, beides Instrumentengattungen, die man mit einigem Willen als eigenständigen Unterbereich der Gattung "Synthetik" definieren könnte.
Nicht zu vergessen die Korg Wavestation, die zwischendurch auch noch erschien, aber leider erst im Nachhinein ihren heutigen guten Ruf erhielt.
Der nächste große Sprung kam Mitte der 90er Jahre mit der Trinity-Reihe, als die digitalen Filter erstmals mit einem Resonanzparameter auwarten konnten. Die Natursamples klangen aufgrund des wiederum gewachsenen Rom-Speichers ebenfalls besser, aber den allgemeinen Ruf als schwerpunktmäßiger Elektronik-Lieferant konnten auch sie nicht zunichte machen.
Zumal ja auch die Physical-Modeling-Synths Prophecy bzw. Z1 (letzterer zumindest mit halber Stimmenzahl) als Erweiterungs-Boards erhältlich waren.
Die Triton-Modelle setzten den Erfolg ihrer Vorgänger hauptsächlich auf quantitativer Ebene fort; erstmalig wurde auch eine Sampling-Option eingeführt, das sechs-stimmige MOSS-Board war auch weiterhin zum Einbau erhältlich.
Der Oasys von 2005 war demgegenüber die reinste eierlegende Wollmilchsau (oder zumindest als solche gedacht), mit hochwertiger samplebasierter Engine, der Korg-eigenen FM-Variante "VPM" sowie Physical- und Analog Modeling.
All dies jedoch zu einem Preis, der das Synthese-Flaggschiff nur einigen Auserwählten zugänglich machte.
Über den wiederum massentauglicheren Nachfolger Korg M3 kann ich persönlich am meisten sagen:
Die Qualität der Natursamples ist im standardmäßigen Wave-Rom durchschnittlich bis stellenweise gut; den Jackpot bilden aber tatsächlich die in großer Zahl vertretenen und auf verschiedene Kategorien aufgeteilten synthetischen Wellenformen:
Da gibt es neben den üblichen analogen Sägezähnen, Rechtecken und Pulswellen in verschiedenen Breiten auch noch komplexere Gemische wie PWM, "Power Saw", Gesynctes und diverse komplexe Digital-Spektren. Die wiederum kürzeren, zum Teil sehr drahtig klingenden Digital-Samples der "DWGS"-Abteilung sorgen für Mitt-80er-Jahre Vintage-Feeling.
Und als ob das schon nicht genug wäre, hat man dem M3 kurzerhand das komplette Wave-Rom der Wavestation mit spendiert.
Kurzum, da kann man wirklich nicht meckern. Es sei denn, man steht auf Akkordeons und Blasinstrumente in maximaler Detailtreue. Zumindest letztere scheinen sich recht ordentlich mit der mitgelieferten Expansion der späteren Modelle implementieren zu lassen, ich selbst habe an ihnen keinen Bedarf.
Synthetik-Enthusiasten können dafür auch noch den kompletten Radias als Einbau-Board hinzufügen, was manche gegenüber dem alten MOSS-Board als einen gewissen Rückschritt hinsichtlich der Klangvielfalt sehen mögen, aber Analog Modeling ist einfach verbreiteter als Physical Modeling und VPM.
Letzteres bietet dafür wiederum das allerneueste Flaggschiff, der Kronos. Im Grunde ein erweiterter und voll ausgebauter Oasys im etwas billigeren Gehäuse (irgendwo muss der Preisunterschied herkommen), allein an VA-Engines gibt es hier gleich drei Stück zur Auswahl, alles bereits ab Werk implementiert und einsatzbereit.
Ich möchte hier vorerst aber nur auf die samplebasierte Engine zu sprechen kommen, welche allen Korg-Workstations als primäre Grundlage dient. Schon auf dieser Ebene kann man sagen, dass synthetische Sounds in diversen Schattierungen besser und überzeugender gelingen als die Imitationen natürlicher (d.h. akustischer) Instrumente. Das Ausgangsmaterial liefern nicht nur die - besonders im M3 - zahlreichen Synthesizer-Samples, sondern auch die Natursamples lassen sich leicht in Richtung Künstlichkeit verbiegen (spätestens dann, wenn man ihre Attack-Phase mittels "Offset"-Parameter teilweise bis vollständig abschneidet).
Allerdings:
Die Konkurrenz bietet im Grunde genommen die praktisch selben Klangformungsmöglichkeiten, und vor allem Roland-Rompler haben ab Mitte der 90er Jahre u.a. einen Ringmodulator auf Tone-/Oszillator-Ebene, wohingegen Korg nur mit gewöhnlicher Drive- und Bass-Boost-Sektion daherkommt.
Von Kurzweils VAST-Engine will hier gar nicht erst zu reden anfangen, deren Funktionsumfang ist nach wie vor konkurrenzlos.
Kann es also sein, dass Korgs Ruf als Synthetik-Spezialist doch eher übertrieben ist?
Oder liegt er überwiegend in der Auswahl der Werkspresets und somit dem Können der Korg-Programmierer begründet?
Wie seht ihr die Palette der Korg-Instrumente, sowohl der nur samplebasierten als auch im weiteren Kontext gesamten Produkte?
Ist Korg tatsächlich ein "Meister der Synthetik", oder ziehen die anderen großen Hersteller gleich bzw. übertrumpfen diese Firma sogar?
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