die sich kaum ein "Normalo" mehr leisten kann.
Eben doch. Versuch' mal, Tickets fuer so ein Konzert zu bekommen - immer noch online in wenigen Minuten ausverkauft.
Schaut mal hier in der "Attendance" Spalte:
https://en.wikipedia.org/wiki/The_River_Tour_2016#North_American_leg_2 - nehme das als Beispiel weil ich dabei war
und es krass fand, dass er drei Mal innerhalb von einer Woche im MetLife-Footballstadium spielt wo 50,000 Leute reinpassen... war aber jedes Mal halbwegs voll.
Ich komme immer wieder drauf zurück, was meine persönliche Herleitungskette ist:
BEDEUTUNG - Musik bzw. das gemeinsame Erleben von Musik spielt heute eine deutlich geringere Rolle als früher.
Ich bin ja nun auch kein Kind einer eindeutigen Musik-Epoche... aber ein Beispiel aus meiner prägenden Jugendzeit: In der "Studienreise" in der 12. Klasse hatte EIN Mitschüler exakt EINEN Ghettoblaster dabei, der uns die meiste Zeit begleitet hat. Jemand hatte extra eine 90-Minuten-Cassette mit einem Klassenfahrt-Mix aufgenommen, die lief rund 80% der Zeit. Das war ein wilder Mix aus Nirvana (Rape Me), Cranberries (Zombie), bisschen EuroTrash-Dance und was Lustiges a la "Mief" von "Die Doofen" (lang ist's her). Auch wenn hier die Musik schon stark differenziert war in Genres, haben wir ALLE in etwa dieselbe Musik (1) gekannt und (2) gehört. Klar hatte man seinen Walkman, aber gemeinsames Erleben mit Musik war halt auch was. Uns ging es da aber auch (schon) nicht mehr um Revolution, sondern um Spaß.
ZUGANG - ich habe noch physische Formate gekauft (erst LPs, dann CDs) und hergestellt (erst Cassetten, dann CDs). Musik war ein knappes Gut, seine Sammlung konnte man nur durch Kauf oder Tausch oder eben Aufnahmen erweitern. Heute ist das anders.
Damals haben wir Mixtapes erstellt und damit Stunden zugebracht. Welcher Song passt noch in die 2:12, bevor die Seite voll ist? Die Musikinteressierten haben Sachen getauscht und gemeinsam gelauscht. Ich habe mit Freunden gemeinsam die wöchentliche Hitparaden-Sendung im Radio gehört, und Songs "ohne Reinreden und in voller Länge" aus dem Radio mitgeschnitten. Das bringt Nähe, Identifikation, das ist "meine" Musik. Heute gibt's so geile Playlists bei Spotify und co., warum noch selbst aktiv werden? Und ich kriege (fast) alle Musik der Welt mit einem Fingertipp.
SELTENHEIT - ohne Plattenvertrag und Radio Airplay war es "damals" kaum möglich, irgend eine Art von Bedeutung zu bekommen. Heute kann jeder die ganze Welt erreichen.
Wer sich live mit einer regionalen Fangemeinde "hochgespielt" hat, kam vielleicht über die Runden... aber der Durchbruch brauchte dann doch die Musik-Maschine im Hintergrund, und Studios etc. die Aufnahmen in hoher Qualität machen. Heute kann jeder im Kinderzimmer selbst Musik produzieren, die technisch einwandfrei und airplay-tauglich ist, dazu braucht es kein professionelles Studio mehr. In der aktuellen Musik sind auch "handgemachte" Instrumente weniger erwartet, eher elektronische hoch im Kurs. Was würde ein Eddie Van Halen wohl erreichen, wenn er heute auf den Markt käme? usw.
Mit geringer(er) Bedeutung von Musik im Leben der meisten Menschen, bei gleichzeitigem totalen Zugang zu allem und einem exorbitanten Angebot an (qualitativ wie musikalisch) hochwertiger Musik... warum sollte da noch jemand zahlen?
Bei einem Live-Erlebnis als Highlight im Jahr sind die Leute bereit dazu, siehe Konzerte, Festivals und Tour-Umsatz der bedeutenden Namen. Aber bei einem Konzert ums Eck, mit mittelschlechtem PA-Sound und in einer Musikrichtung, die ich mir selbst vielleicht nicht zu 100% ausgesucht habe? Naja.