Kompromissbereitschaft innerhalb einer Band - ein schmaler Grat?

4 Monate keine gemeinsame Probe und dann einen Gig spielen, wäre mir auch zu gewagt!
Das widerspricht auch meinem professionellem Verständnis, denn ohne dass ich tatsächlich Profi bin, also nicht von der Musik lebe, habe ich doch den Anspruch, professionell aufzutreten und abzuliefern, zumindest dort, wo ich einen Vertrag habe, und eine Gage vereinbart habe.
Es gibt aber auch - gerade im Moment - Gigs, die ich just for fun spiele, z.B. gerade gestern eine kurzfristige und spontane Anfrage für einen Abend im Biergarten bekommen, weil das Wetter nochmal dementsprechend ist. Dort gibt's keine Gage, sondern der Hut geht rum, und da redet mir der Wirt auch nicht rein, was ich mache, welche Songs ich spiele, mit wem ich dort auflaufe, und wie lange ich spiele (abgesehen davon, dass meistens um 22.00 Schluss ist, wegen Nachbarn und so...)
Ich hab das in den letzten Wochen/Monaten jetzt ein paar mal gemacht, meistens mit einem guten Kumpel, der aber leider gestern keine Zeit hatte, und ich daher jemanden anderen gefragt hab. Für Vorbereitung war nicht viel Zeit, und obwohl wir vorher noch nie zu zweit auf der Bühne gestanden haben, sind wir trotzdem dort hingefahren und haben den Gig gespielt. Ich hab aber auch genügend Selbstvertrauen, dass ich weiß was ich kann, und dass ich das auch nur mache, wenn ich ein gutes Gefühl dabei habe. Und es war cool. Ist aber - wenn man ehrlich ist - im Moment auch nicht so schwierig, weil die Leute alle auf Live-Musik-Entzug sind, und sich sowieso über jede Form von Live-Musik freuen und das positiv annehmen. Das zeigt auch immer der Inhalt des Huts im Anschluss, der zwar i.d.R. nie an die Gagen rankommt, die ich bei Tanzmucke bekomme, aber dafür ist auch der Aufwand, sowohl Zeit als auch Equipment, nicht so hoch. Weniger auffahren, schneller auf- und abgebaut, und 1-2, max 3 Stunden Musik.
 
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Bei weltanschaulichen Kompromissen/Themen ist das IMO sehr vielschichtig und immer von Fall zu Fall auch unterschiedlich.
So hatten wir mal einen sehr religiösen Menschen in der Band, der kategorisch abgelehnt hat, Songs zu spielen die in irgendeiner Form den Teufel, das Böse, oder eben (seine eigene betreffende) Religionskritik zum Thema hatten (was in der Rockmusik eben nicht die grosse Ausnahme ist...) also keine Sympathy for the Devil, kein High Way to Hell, schon Paint it Black wurde grenzwertig gesehen... nichtsdestotrotz hat mir das jetzt nichts groß ausgemacht. Es gibt gefühlt 100000 tolle Stücke, die es alle wert wären, in eine Setliste aufgenommen zu werden. Da findet man immer Alternativen.

Wie schon an anderer Stelle geschrieben, ist es bei politischen Haltungen und Ansichten viel schwieriger. Hier sind die "Schmerzgrenzen" wohl auch total unterschiedlich und auch das muss "toleriert" werden.
Dabei möchte ich noch einen Aspekt erwähnen, weil ich auch das selbst schon erlebt habe: Man kann natürlich als Band auf dem Standpunkt stehen, dass man ja "nur" zusammen Musik macht und da kann/sollte ja jeder meinen und denken, was er will. Zum Problem kann das aber werden, sich da jemand z.B. in Sozialen Medien entsprechend äussert und präsentiert. Veranstalter schauen sich das Infomaterial, das Bands ihnen liefern, durchaus auch an und googeln dann auch mal durch die Gegend und schwupps ist die ganze Band plötzlich in Sippenhaft... aus der Nummer kommt man als Band dann nur sehr schwer wieder raus! Das kann man jetzt auch wieder finden wie man will, aber für bestimmte Veranstalter ist man dann als Band einfach gestorben.
 
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was genau hat ihn denn an „paint it black“ gestört?
 
Ich bin erstaunt, wie politisch es heutzutage in Musikerkreisen zuzugehen scheint. War bei uns damals nie Thema. Ging immer nur um Sex, Drugs n RocknRoll. Ulkigerweise war sogar mal so dass ich als Rockproll mal inner Beatrockband vorspielte. Drei Vorspielproben später teilte man mir mit ich sei dabei. Auf meine Frage warum und ob man sicher sei, dass mein Stil zur passe war die Antwort: "Weil wir das was du da machst interessant finden." Und mir gings genau so mit den anderen.

Gesinnungstests finde ich wenig kunstfördernd. Andererseits wollte ich auch in keiner Reggae Band mehr spielen, weil ich a) die Musik langweilig finde und b) die dort üblicherweise ausgehandelten Themen, ich sach ma, auch nicht sonderlich interessante finde.

Denke es hat auch viel mit Erwartungen zu tun, wie immer.


...mit ner Herticaster, ...
Du bekommst meine Stimme bei der Wahl zum Wort des Jahres.
 
Eine kleine Gruppe ohne Verbindlichkeit respektive ohne Auftrittsbestrebungen könnte ich mir hingegen schon vorstellen. Einfach gemeinsam musizieren und sich damit begnügen und gut.

Ich hab den Faden jetzt erst entdeckt, darum antworte ich mit etwas Verspätung mal darauf. Auch das was Du beschreibst, funktioniert!

In Hamburg bin ich durch einige Amateurbands getingelt, die aus unterschiedlichen Gründen zerbrochen sind. Mal waren meine Ansprüche an die Mitmusizierenden gewachsen, mal war es bei den anderen ein Streit um eine Frau, mal hat sich die Musikrichtung so weiterentwickelt, dass ich für meine Spielweise an der Gitarre keinen Platz mehr gesehen habe, weil sich die Band anders entwickelt hat.

In meinen eigenen Fähigkeiten habe ich den größten Sprung gemacht in einer Coverband, in der alle anderen viel bessere Musiker waren als ich. Das Konzept war schon stark kommerzialisiert, mit einem klaren "geübt wird zuhause, in der Probe geht's nur ums Zusammenspiel". Wenige Proben vor der Open-Air-Saison, und da wollte ich mich natürlich nicht blamieren und war sehr fleißig zuhause. Das war auch horizonterweiternd, weil bei Cover das Publikum nun diese gewisse Hörerwartung hat, und die Nummer aus den Amateurbands "ich spiel das jetzt ein bisschen primitiv, nur um sicher zu gehen, dass ich das auf der Bühne reproduzieren kann" nicht so ganz funktioniert hat. Es musste schon annähernd so klingen wie im Original.

Irgendwann kam aber der Punkt, in dem sich meine berufliche Laufbahn so verändert hat, dass das regelmäßige Giggen keine Option mehr war, aber ich das Bandgeüfhl vermisst habe. Daraufhin habe ich all die Leute gefragt, mit denen ich sowieso schon befreundet war und die ein Instrument spielen konnten, ob sie Lust haben auf eine Band ohne irgendwelche Ambitionen. Einfach einmal die Woche die Musikbunkertür hinter uns zumachen, Bier trinken, quatschen und wenn noch Zeit bleibt: Musik machen. :p Kleine Untertreibung. Wir haben über die Jahre ganz gute Fortschritte gemacht.

Wir haben nur ein einziges Konzert im Jahr für unsere Freunde im Proberaum und sind damit megahappy. Aus meiner Sicht ist aber - egal bei welcher Band - wirklich die Ansage sehr wichtig, was das Ziel der Band ist. Bei uns kommt keiner und sagt, wir müssten nochmal hier und da investieren, um dann die ganz große Karriere zu starten. Das Ziel zu definieren, ist ganz wichtig, mit klarer Ansage erübrigen sich auch viele faule Kompromisse.
 
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was genau hat ihn denn an „paint it black“ gestört?
Das habe wir damals dann nicht mehr im Detail ausdiskutiert. ...er war bereit, das zu spielen, würde jedoch bitten, in Zukunft möglichst "positivere" Stücke in Betracht zu ziehen...
 

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