kompositionsregeln

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Immer wieder höre ich von Kompositionsregeln kann aber keine finden kann mir jemand eventuell eine auflistung geben worauf ich beim komponieren polyphoner musik achten muss ???
 
Eigenschaft
 
Was du meinst sind die Stimmführungsregeln:

1.keine parallelen Oktaven
2.keine parallelen Quinten
3.kein Sprung (--->alles was größer als eine große Sek. ist) in die Dissonanz
4.keine Dissonanz auf betonter Taktzeit
5.wenn möglich sollte sich der Bass in entgegengesetzter Richtung zur Melodie bewegen

Das sind so die, die ich kenne...
 
Man muss zunächst mal auf gar nichts achten.

Es gibt aber erarbeitete und etablierte Konzepte, die man wiederverwenden kann.

Jedes Konzept enthält dabei 1 bis n Regeln, oder Richtlinien, oder Zielsetzungen, ..., die entweder innerhalb des Konzepts Pflicht sind oder als optional angesehen werden.

Es lassen sich auch Regeln, oder Richtlinien, oder Zielsetzungen, ..., aus bestehenden Konzepten zu einem neuen Konzept zusammenfassen. Eine andere Sichtweise auf diese Vorgehensweise ist, innerhalb eines Stücks mehrere (Teil-)Konzepte zu verwenden.
 
Wenn ich mir seinen Namen so angucke siehts so aus als wolle er in die klassische/barocke Richtung komponieren. Normalerweise müssen da die Regeln genaustens eingehalten werden, geh mal ne Fuge von Bach durch...da wirst du nie und nimmer parallele Oktaven oder Ähnliches finden.

Wenn man modernere polyphone Musik komponieren will sieht das natürlich völlig anders aus...
 
3.kein Sprung (--->alles was größer als eine große Sek. ist) in die Dissonanz
.
Ein Saltus duriusculus, der verminderte Sprung ist erlaubt. Bach wendet ihn häufig an und andere natürlich auch.
4.keine Dissonanz auf betonter Taktzeit
Die Septime des Dominantseptakkordes in ihren Umkehrungen muss nicht vorbereitet werden. Der Klang war damals vermutlich so etabliert, dass es nicht nötig war.
5.wenn möglich sollte sich der Bass in entgegengesetzter Richtung zur Melodie bewegen
.

Wenn es sich so ergibt. Es gibt genügend Beispiele von Bach in denen Bass und Sopran sich über längere Strecken in die gleiche Richtung bewegen. Natürlich nicht in Parallelen.
Auch verdeckte Parallelen werden meist nicht so streng behandelt, wie man meint. Aber das sieht jeder anders.
Am besten ist man dran, wenn man sie vermeidet.

Wenn ich mir seinen Namen so angucke siehts so aus als wolle er in die klassische/barocke Richtung komponieren. Normalerweise müssen da die Regeln genaustens eingehalten werden, geh mal ne Fuge von Bach durch...da wirst du nie und nimmer parallele Oktaven oder Ähnliches finden.

Auch bei Bach gibt es Parallelen. Der fiese Bursche springt ja sogar am Ende einer Phrase vom leitton ab und ich hab ihn sogar schon den Leitton verdoppeln sehn! :D

Wer aber den alten Kontrapunkt erlernen will, der sollte es erst streng nach Regel tun, um authentische Stilkopien zu erstellen.
Die Freiheiten kommen da Stück für Stück dazu.

Immer wieder höre ich von Kompositionsregeln kann aber keine finden kann mir jemand eventuell eine auflistung geben worauf ich beim komponieren polyphoner musik achten muss ???

Das ist ein viel zu weites Feld, sowie du es da definierst. Wenn du es spezifizieren kannst, dann könnte man dir schon genaueres sagen.
Es gibt Grundregeln, aber auch Unterschiede. Einen Generalbass setzt man nicht exakt genauso wie einen Bachchoral aus.

Über die Fuge gibt es einen Thread, in dem du dich schon verewigt hast, da würde ich mal genauer nachlesen.
Was Fugato da schreibt ist extrem hilfreich.

Andererseits, wenn du von Grund auf mit der barocken Harmonielehre komponieren willst, dann ist es hilfreich, diese auch von Grund auf zu lernen.
Nur kenne ich deine Ziele nicht. Willst du Fugen schreiben, Kanons, oder Motetten? Oder vielleicht doch eher homophone Bachchoräle?
Vielleicht schwebt dir gar kein traditioneller Kontrapunkt vor.Die Polyphonie in der Neuen Musik sieht wieder ganz anders aus und lässt sich vor allem nicht mehr so leicht verallgemeinern, wie im Barock, oder der Renaissance.
 
Zuletzt bearbeitet:
Man lernt nie aus :D
 
Auch bei Bach gibt es Parallelen. Der fiese Bursche springt ja sogar am Ende einer Phrase vom leitton ab und ich hab ihn sogar schon den Leitton verdoppeln sehn!
[[/U]

Ja, und ich habe ihn unlängst sogar bei Quartparallelen ertappt. Der traut sich was ... !!

Ist mir erst unlängst im Chor aufgefallen, und zwar - man beachte! - beim ZUHÖREN, durch den eigenwilligen Sound, den das ergibt, und nicht beim Studium der Noten. Soviel zur Relevanz harmonischer Theoriesätze, und WARUM es sie überhaupt gibt !!

LG, Thomas
 
[[/U]

Ja, und ich habe ihn unlängst sogar bei Quartparallelen ertappt. Der traut sich was ... !!

Vor lauter Polemik ist mir das wichtigste noch gar nicht aufgefallen. :rolleyes:

Quartparalleln sind im strengen Satz erlaubt!
 
Wer was zum Thema Quintparallelen will sollte sich mal Ravell reinziehen:D

Ansonsten:
Terzen nicht verdoppeln, Septimen werden abwerts geführt, Terzen aufwärts, bei Trügschlüssen muss der Bass von 5 zu 6 gehen.

Und schon haben wir eine langweilige Komposition:great: (Späßchen am Rande)
 
Terzen dürfen sehr wohl verdoppelt werden, solang sie kein Leitton sind.

Septimen werden bei einer Heterolepsis aufwärts geführt.

Terzen können normalerweise überall hingeführt werden solange sie (bzw. ein Ton davon) kein Leitton sind und selbst da wird bei Bach gern am Ende des Choralsatzes abgesprungen, bzw. bei der Fermate.

Oder sagen wirs mal so: Wer unbedingt Terzverdopplung vermeiden will, der braucht kein schlechtes Gewissen haben, wenn er sie mal verdoppeln muss, solang sie kein Leitton ist.
 
Quartparalleln sind im strengen Satz erlaubt!

Sind sie ? Aha ... wieder was gelernt ...

Na gut, dann "traut" er sich halt doch nicht so viel wie gedacht ...

Aber so, wie es da auf einmal klingt für ganz kurze Zeit, SOLLTEN die genauso geächtet sein, wie ihre Kollegen, die Quint- und Oktavparallelen ...

LG, Thomas
 
Das ist immer Geschmackssache. Ich finde, wenn Bach die Regel übergeht, dann hat es auch meistens einen bestimmten Zweck.

EDIT: Wo genau hast du die Quartparallelen gehört?
In den Mittelstimmen sind sie sowieso kein Ding, hast du vielleicht ein Notenbeispiel da?
 
Jetzt bei der Hand habe ich die Noten nicht, die müßte ich das nächste mal aus dem Chor-Proberaum mit nach Hause nehmen ... jedenfalls war es eine Stelle im Choral "Jesus bleibet meine Freude" ... eher gegen Ende ... ich glaube, nach der "Bridge" ...

Aber ich werde dem noch einmal nachgehen und mich schlau(er) machen ...

LG, Thomas
 
Bei Bach gibt es sogar Quint-Tritonus-Parallelen. Und man denke nur an die berühmten "Mozart-Quinten". Es lohnt sich in diesem Zusammenhang auch die Harmonielehre von Arnold Schönberg aus dem Jahr 1911 zu lesen. Er widmet einige Seiten dem Für und Wider dieser Regel. Bei Debussy und Ravel sind die Parallelen Quinten und Oktaven ein bewusstes Stilmittel, um sich von den festgefahrenen Hörgewohnheiten der vergangenen Jahrhunderte europäischer Musikgeschichte loszulösen.

Aber um auf die eingangs gestellte Frage aus meiner Sicht zu antworten. Es gibt im Prinzip drei große Bereiche:

1.) Harmonielehre
2.) Kontrapunkt
3.) Formenlehre

Die ersten beiden hängen eng zusammen, die meisten Stimmführungsregeln gelten für beide Bereiche. Harmonielehre ist sozusagen das "Vertikale" und Kontrapunkt das "Horizontale". Gut geführte Stimmen in gutem Zusammenklang ergeben ein befriedigendes Ergebnis, aber nicht automatisch eine gute Komposition. Fantasie und Einfallsreichtum sind das Wichtigste, die Regelwerke sind dann sozusagen nur noch Werkzeuge, von denen man - soweit nötig - Gebrauch machen kann.

Zu allen Bereichen gibt es gute Bücher, z.B. von Diether de la Motte, der aber nicht bei allen beliebt ist. Auch Schönberg lohnt sich, aber eher aus historischen Gründen. Im Bereich Formenlehre ist das Buch von Clemens Kühn zu empfehlen.
 
Bei Bach gibt es sogar Quint-Tritonus-Parallelen.

Rein - vermindert, schreib ungehindert. :)

Bei Debussy und Ravel sind die Parallelen Quinten und Oktaven ein bewusstes Stilmittel, um sich von den festgefahrenen Hörgewohnheiten der vergangenen Jahrhunderte europäischer Musikgeschichte loszulösen.

Im euopäischen Mittelalter waren Quinten und Oktavparallelen auch normal.

Und oft ist es bei den Impressionisten auch so, dass sie Parallelklänge als Mixturen genutzt haben, wie es etwa bei der Orgel der Fall ist.
Die Quinte zum verändern der Klangfarbe.

Die ersten beiden hängen eng zusammen, die meisten Stimmführungsregeln gelten für beide Bereiche. Harmonielehre ist sozusagen das "Vertikale" und Kontrapunkt das "Horizontale".

Auch im Kontrapunkt kann es nicht schaden vertikal zu denken.
Bevor man eine Invention schreibt, überlegt man sich auch erst ein harmonisches Gerüst.
Eine (mögliche) Methode beim Fugenschreiben ist es, das Thema als Generalbass auszusetzen und zu harmonisieren, dabei dann schließlich auch zu verzieren.
Aber ohne harmonisches Gerüst wird das auch nichts.
 
Der Einwand mit den Quintparallelen im Mittelater (Organum) ist gut. :) Auch Schönberg zieht dies als mögliche Begründung für das spätere Verbot in Betracht. Man wollte neues schaffen, und das, was im Mittelalter so gebräuchlich war, bewusst vermeiden. Wie gesagt: man sollte seine Harmonielehre gelesen haben. Weniger als Lehrbuch, sondern aufgrund von Schöbergs interessanten Betrachtungsweisen zu verschiedenen Themen (nicht zuletzt auch sein vorsichtiger Blick in die Zukunft im letzten Abschnitt des Buches).
 
diese regeln findet man eher unter dem Namen Konvention, schließlich sinds auch eher Vereinbarungen, Tradierte Techniken, auf die sich mal jemand geeinigt hat.
in normalen Kreisen werden diese Konventionen heute kritisch gesehen, weil Regeln für Musik ein Paradoxon sind. Wie kann Kunst künstlerisch sein, wenn sie Regeln einhalten muss?
Tja. schau und höre Chöre von Jürgen Golle und man merkt, dass das geht.
Aber: Im Grunde sind diese Konventionen in erster Linie dazu gut, dass man erkennt, woran es liegt, wenn was komisch klingt.
 
Das ist auch kein Wunder. Ein Komponist des 20. Jahrhunderts, wie Golle ist auch nicht mehr an die barocke Harmonielehre gebunden.
Für manche ist das auch gern eine Ausrede.
 
Jetzt bei der Hand habe ich die Noten nicht, die müßte ich das nächste mal aus dem Chor-Proberaum mit nach Hause nehmen ... jedenfalls war es eine Stelle im Choral "Jesus bleibet meine Freude" ... eher gegen Ende ... ich glaube, nach der "Bridge" ...

Aber ich werde dem noch einmal nachgehen und mich schlau(er) machen ...

LG, Thomas

Meinst Du vielleicht die Stelle im vorletzten Takt?

Ich habe mir mal die Noten angeschaut und gesehen, dass bei der Textstelle "...Ge---sicht" auf der ersten Silbe zwischen Alt und Tenor die Fortschreitung e - h , dann fis - c erfolgt.
Bach führt den Alt, der das "fis" , was ja der Leitton in G-Dur ist, auch nicht im letzten Takt auf den Grundton zurück, sondern läßt ihn eine Terz nach unten auf "d" springen.
Aber solche Stimmführungsdinge kommen häufig vor.
 

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