So, hier kommt Teil 2 der Auflösung
..........................................................................
Der Pianosound (Klangbeispiel1)
...ist ja offensichtlich ganz gut weggekommen
- erstaunlich, ist das doch die schwierigste Disziplin, sollte man meinen. Nun, das lag sicher auch am exzellenten Ausgangsmaterial...
Den goldenen Klavierpokal für den Beinahe-Volltreffer darf ich "Lucjesuistonpère" überreichen - er hat im Prinzip recht gehabt und das sogar schlüssig begründet. Aber irgendwie haben mit ihm auch alle anderen getroffen, die ein Kawai vermutet hatten. Und andererseits sogar auch diejenigen, die meinten, ein Kawai kann's schon mal nicht sein...
Das Klangmaterial kommt tatsächlich von Steinberg's "The Grand" (1. Version) - das ja auf einem großen Kawai-Konzertflügel basiert. Daher wohl auch die klangliche Nähe zu den Kawai-Stagpianos.
Es sind Einzeltöne, die ich via Audiosequencer "rausgesampelt", dann in geschnitten, normalisiert und im NordWave-Editor wieder zu einem Multisample zusammengesetzt habe. Als solches konnte ich es ins FlashRom des Wave laden, wo es mit den synthesizer-eigenen Kalngformungsmöglichkeiten zu neuem leben erweckt wurde.
Das wirklich spektakuläre daran ist, wie gut der Sound im Verhältnis zum Aufwand geworden ist - das hat mich sehr erstaunt und damit auch die Idee zu diesem Thread geliefert:
TheGrand ist ja ein VST-PlugIn, das auf einer riesigen Sampledatenmenge basiert und auf dem Rechner per Diskstreaming funktioniert. Das Pianosample umfasst ca. 1.5 Gigabyte - viel zu viel für aktuelle Hardwaregeräte.
Meine Version des Sounds für den Nord Wave ist gerade mal
3,9 MB !!!!!
groß, also fast um den Faktor 400 kleiner.
Wie kann das gehen?
Nun, zum einen sind die Einzeltöne natürlich geloopt - im Gegensatz zur "original-Kopie", wo sie voll ausklingen. Allerdings habe ich ziemlich lange Loops gemacht, sie reichen von bis zu 6 Sekunden im Bass bis ca. 2 Sekunden für die höchsten Töne - bei normalem Spiel klingen viele Töne gar nicht erst bis zum Loopanfang. und wenn doch, so sind die Loops wirklich lang und recht homogen - fallen also nicht negativ auf.
Zum anderen besteht der Sound gar nicht aus mehreren Velocity-Layers: der doofe Nord Wave bietet diese Möglichkeit nämlich gar nicht :screwy: (wenn das mal mit einem Update nachgereicht würde, wäre ich sehr glücklich)
Kurz: ich habe nur eine einzige Anschlagsstärke abgesampelt, so bei 3/4 der maximalen Dynamik. Forte, sozusagen. (in Wahrheit habe ich zwar Samples von 4 verschiedenen Velocity-Bereichen gemacht, die zweitstärkste Stufe hat sich dann aber als am universellsten erwiesen)
Alles weitere an Dynamik ist einzig und alleine mit dem 24db-Tiefpassfilter des Nord Wave und ein paar kleinen Programmier-Details entstanden, die sich über das Parameter-Morphing des Wave ganz gut umsetzen ließen. Z.B. betont bei leisen Anschlägen die Filterresonanz ganz sachte einen bestimmten Frequenzbereich und macht den Ton so einen Tick runder usw..
Insgesamt besteht das Multisample aus ca. 30 Einzelsamples, gleichmäßig verteilt ungefähr im Terzabstand über die gesamten 88 Kalviertöne.
Unter den Kommentaren weiter vorne wurde ja auch die schöne Saitenresonanzsimulation gelobt - wunderbar, daß dieser Eindruck entstanden ist, gibt es sie doch gar nicht
Also zumindest nicht richtig. Aber um genau diesen Eindruck zu erwecken und ein wenig Leben in den Klang zu bringen (TheGrand klingt ja eigentlich recht trocken) habe ich alle Samples "mit getretenem Sustain-Pedal" aufgezeichnet (TheGrand spielt dann jeweils alternativsamples, die mit offenen Dämpfern aufgezeichnet wurden) - und in der gesamtstärke habe ich diesen Saitenresonanzanteil recht schwach ein gestellt, so daß er nicht stört.
Faktisch ist er bei meinem Sound also immer zu hören, auch wenn das Pedal offen ist. Scheint aber niemanden gestört zu haben
Unterm Strich klingt natürlich das "echte" TheGrand im Detail besser, hört man mit der "Loope" hin: da ist die Dynamikbandbreite aufgrund mehrerer gesampelter Anschlagsstufen besser, die Loops länger, es gibt Key-Off-Sounds und "richtige" Saitenresonanz-Samples. Alles total logisch, gefällt mir auch besser, ich höre den Unterschied, damit kann und will ich nicht konkurrieren.
Aber meine 400 mal kleinere Version klingt nicht 400 mal schlechter, oder?
Und die Anzahl der musikalischen Situationen, bei denen das wirklich von Belang ist... beschränkt sich wohl haupsächlich auf solistische Passagen.
Ihr seht: alles einigermaßen geschickt angestellt, aber mit einem 15 jahre alten Hardwaresampler hätte man im Prinzip das gleiche oder ein besseres Ergebnis erzielen können... wieso gab's damals solche Sounds eigentlich nicht?
....................................
P.S.:
Falls jemand mal einen Nord Wave im Musikladen anspielt: nicht erschrecken: das mitgelieferte Klaviersample ist grauenhaft... es handelt sich um eine mono-Variante einer Velocity-Stufe aus dem Yamaha C7-Sample aus Nord Stage/Nord Electro: ein Sound, den ich im Stage total gerne mag. Im Wave ist er jedoch ganz übel zugerichtet und kaum zu gebrauchen. Und das, obwohl das Sample nicht viel kleiner ist als mein "TheWaveGrand", nälich 2.1 MB...