Jou, dann will ich mal loslegen:
Also nicht daß das hier falsch verstanden wird: ich will niemandem ernsthaft den Nord Wave als Klavierersatz andrehen - das wäre ein wenig so, als würde man die Tour de France mit dem Mountainbike mitfahren wollen: geht durchaus, macht aber nicht wirklich Sinn und gewinnen wird auch jemand anderes, egal wie teuer das Mountainbike war und wie sehr man sich anstrengt
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Mal ein paar persönliche Gedanken zu der Sache, die ich da angeschoben habe...
Worauf ich hinaus wollte, ist wohl ein wenig das, was "trolls99" zwei Antworten weiter oben schrieb:
Wenn man das Etikett nicht kennt, also bei der Bewertung nicht auf "Vorurteile" in Form von Marken-Präferenzen, Preisklasse und technische Features (in meinem Beispiel steckt ja sogar eine ganz andere, "Fachfremde" Gerätegattung hinter den Sounds) zurückgreifen kann, kommt man sicher zu anderen Urteilen als wenn man im Vorhinein bestimmte Erwartungen hegt.
Ich wollte auch ein wenig illustrieren, was bei den zahlreichen Gear-Diskussionen meiner Meinung nach viel zu häufig in den Hintergrund tritt: entscheidend ist immer noch, "was hinten rauskommt" - nicht, welche technischen Details dahinter stecken (zusatz-Schnickschnack, Polyphonie, wieviel MB beträgt irgend ein Sample-Speicher, kann das Teil Kaffee kochen, wie so kostet Gerät XYZ weniger, obwohl es doch drei Tasten mehr hat und zusätzlich "Mama" sagen kann, "Instrumente von Yamahasio sind grundsätzlich Schrott" "unter € xxxx kannste schonmal Grundsäzlich vergessen, vernüntig Musik zu machen")...
Wenn ich nun in einem Digitalpiano-Forum - vor Leuten, die "vom Fach" sind - einen selbstgestrickten Klavier- und Rhodes-Klang simpelster Machart auf einem 16-stimmigen einfachst-Synthie präsentieren kann - und im Blindtest durchweg positive Bewertungen bekomme...
...dann bestätigt das für mich: "Entscheidend iss' auf'm Platz" - kein Publikum der Welt wird mich wegen dieser Sounds von der Bühne jagen (dann schon eher wegen meinem Geklimper
), und im Umkehrschluß wird es auch niemand wesentlich toller finden, wenn ich stattdessen ein, sagen wir mal MP8 oder OASYS verwenden würde (Equipment-Erotiker mal abgesehen - aber da sind wir mal wieder bei der Sache mit dem Wein-Etikett) - die wurden ja auch von euch getippt.
Ergo: Gear-Diskussionen würde ich persönlich mal ganz entspannt sehen - richtig schlechtes Zeug gibt es eh' nicht, und die wenigsten Leute können im Blindtest wirklich entlarven, was da gerade dudelt (ich nehm' mich da nicht aus). Schon gar nicht im Zusammenpiel mit einer lärmenden Band und über eine fragewürdige Anlage. Ray Charles würde auch auf einem Casio Privia extremst rocken - auch wenn der durchschnittliche DP-Verkäufer sowas eher unter "für Anfänger gerade noch ausreichend" einstufen würde.
Wichtigstes Kriterium wäre für mich... eigentlich pures Bauchgefühl: macht das Instrument mich auf irgend eine Weise an? Fühle ich mich wohl damit, ist es mir sympathisch? Kann ich damit eine Beziehung eingehen? Ich glaube, dieser "das Teil macht mich an"-Sympathie-Faktor ist letztlich für das, was man "qualitativ" mit dem Instrument macht von immenser Bedeutung und hat nichts mit polyphoniewerten, ausufernden Feature- und Soundlisten, Preisklasse & co zu tun - wohl aber mit Form, Farbe, Gehäusedesign, Tastaturfeeling, Grundsound und vielem mehr. Und das muß jeder für sich persönlich rausfinden, wo da die "wohlfühl-Prioritäten" liegen..
Und genau aus dem Grund finde ich es (für mich persönlich, wohlgemerkt) überhaupt nicht abwegig, auf einem 49-Plasiktastigem Clavia-Synth auch mal Klavier zu spielen: das Teil finde ich schlicht sexy, es macht mir Spaß/ich finde es inspirierend - und es wiegt nur 6kg, kann in einem dünnen E-Gitarrenkoffer durch die Gegend getragen werden, und hat das Potential, die gesamte bekannte Workstation-Riege gepflegt in den Sack zu stecken, vorausgesetzt, man füttert das Insrument mit den richtigen Samples und Patches. Und das ist erst die eine Häfte der Wahrheit, denn eigentlich ist es ja in erster Linie ein VA-Synth, sprich eine Electro-Maschine und konkurriert eher mit Produkten wie Virus & co.
Mal abgesehen davon: es dürfte dem aufmerksamen Leser anderer Threads vieleicht schon aufgefallen sein, daß ich in Klavier/Rhodes-Angelegenheiten im allgemeinen eher auf den Nord Stage von Clavia vertraue (bei dem trifft der "anmach-Faktor" für mich ebenso zu) - das wird sich auch durch den Wave nicht ändern. Die Sounds für den Wave habe ich jetzt eher "aus Spaß an der Freud'" entwickelt - einfach, weil ich z zeit eh am Entwickeln von Sounds und Samples für meinen Wave bin und mal testen wollte, ob ich mit den gebotenen Möglichkeiten sogar im Pianobereich zu einem brauchbaren Ergebnis komme (ich denke, ja!).
Soweit erstmal das Wort zu Sonntag... ich werde im folgenden für die Interessierten noch die Entstehung und Hintergründe der einzelnen vorgestellten Sounds erzählen - daß alles aus einem Wave kam, wissen wir ja nun, nicht aber, welchen Ursprungs die Samples sind....