Klavierschüler mit Lernproblemen

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Ippenstein
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Hallihallo,

ich habe zwei Klavierschüler (7 und 9) übernommen, die noch nicht so weit sind, wovon der jüngere die Noten auswendig lernt und dann akribisch auf die Tasten schaut und versucht, die Stücke zu memorieren. Der zweite kann die Noten zwar lesen, sie aber nicht auf die Tasten übertragen. Bevor wir da aber weitere Stücke spielen, muß ich mir einiges einfallen lassen, wie wir diese Schwächen abstellen.

Mit welchen Übungen und Techniken habt Ihr solche Probleme gelöst?

Viele Grüße

Ippenstein
 
Eigenschaft
 
Servus,

bei dem jüngerem könnte man evtl Stücke nur kurz "anspielen". Also das er garkeine Chance hat die Stücke auswendig zu lernen. So hab ich auch eine Zeit lang das Blatt spielen geübt.

Beim älteren hab ich leider auch keine Idee. :redface:
 
Ohne Wissen zu den Kindern und bisherigen Unterricht ist es nicht einfach, etwas dazu zu schreiben.
Bei Kindern spielt es ja eine besonders große Rolle, wie sie das "zwischenmenschliche" Verhältnis Lehrer-Schüler wahrnehmen. Daher sollten die Schüler Gelegenheit gehabt haben oder bekommen, Vertrauen aufzubauen und sich dem weiteren Unterricht von dem aus zu nähern, was sie ihrer Meinung nach bereits gelernt haben/beherrschen.

Gegebenenfalls müsste der TE im Laufe der nächsten Stunden die Kurve zu seiner eigenen Unterrichtseinheit 1 bekommen und mit seinem Material beginnen können. Im Laufe des weiteren Unterichts sollten sich bereits erworbene Fähigkeiten der Kinder immer noch integrieren lassen, an solchen Stellen geht es dann entsprechend zügiger voran.

Dass der jüngere Schüler auswendig spielen will, finde ich ich nicht so ungewöhnlich. Das sollte sich normalisieren, wenn die Sicherheit im einfachen vom Blatt spielen zunimmt. Grundsätzlich finde ich es gut, wenn sich ein Kind seine Übungen bzw. Stücke merken und aus dem Gedächtnis wiedergeben kann.

Wenn es daran hapert, Noten auf Tasten zu übertragen, sollte sich das mit spielerischen Aufgaben lösen lassen.
Eine Möglichkeit wäre, vom Vorspielen - Nachsingen übers Nachspielen bis zum Aufschreiben von sehr einfachen Melodien zu gehen.
Der Ausgangston wird dabei natürlich genannt und gleich vom Schüler notiert. Auch das Ergebnis wird dann noch einmal durch den Schüler "vom Blatt gespielt", der Lehrer könnte das akkordisch begleiten.

Mir stellt sich allerdings die Frage, ob der zweite Schüler auf Klavier und Keyboard überhaupt sicher die "Schlüsselloch-C"-Taste finden kann, wenn er ein notiertes c' sieht.
Da ließe sich ein "suchen und anschlagen" von Noten als spielerische Einheit vornehmen. So könnte man dem Schüler sagen, dass er die Noten genau mitlesen soll, die der Lehrer langsam aus einer Melodiestimme vorspielt.
Wenn der Lehrer sein Spiel plötzlich unterbricht, spielt der Schüler den nächsten, fehlenden Ton. Dass könnte man ganz spaßig gestalten und von sehr einfachen, bereits bekannten Übungen und Liedern bis sonstwas treiben.
 
Wenn man in dem Alter noch keine Sonatinen trälern kann ist man der Konkurenz aus Korea eh
unterlegen und sollte das Klavierspielen aufgeben.
Einfach der Aaron Klavierschule folgen, typischerweise fängt man ja erstmal mit den Tönen um das mittlere c an, und ergänzt den Rest Stück für Stück. Besitzen Sie denn weitere Erfahrungen mit Klavierschülern ?
 
Hallo Notentresor,

ich habe insgesamt nun 3 Schüler, davon oben schon zwei genannt. Ich habe den Unterricht übernommen, weil sich niemand finden lies. Schon beim ersten Vorspielen wurde ich von allen dreien mehr ins Herz geschlossen, als es meine Vorgängerin geschafft hatte. Da ich ein autodidakter Mensch bin und nicht an einem Weg festklebe, ist das vielleicht auch die Chance für die Kinder. Die beiden jüngeren spielen jetzt schon über ein Jahr und nach einem Jahr habe ich bereits ganz andere Dinge gespielt. Ich lernte mit "Der junge Pianist", hier aber ist das Buch "Rico lernt Klavier", dem ich auf den ersten Blick noch nicht so viel abgewinnen kann.

Eine weitere Motivation für die Kinder ist, daß ich der größten nun auch Kirchenorgel beibringen werde und die beiden jüngeren auch Spaß an der Orgel haben. Sie wissen aber, daß sie nicht spielen dürfen bzw. können, wenn sie die Grundlagen nicht können. Damit ist ein erster Schritt erreicht, daß sie sich selbst anstrengen und Erfolge erzielen wollen.

Aufgrund von den Vorschlägen von Paul und Zonquer (herzlichen Dank) will ich folgendes probieren:

Ich werde Noten auf einem Blatt notieren, die keinerlei Bezug zueinander haben, also keine Melodie erkennen lassen. So kann man das schon mal nicht auswendig lernen. Ich fange mit leichten Noten an und steigere die immer mehr zu schwierigeren Lagen (Violin- und Baßschlüssel).

Einmal werde ich dann Noten anspielen und der Schüler soll mir auf dem Blatt zeigen, welche es ist. Ebenso soll er selbst versuchen, diese Noten zu spielen, entweder nacheinander oder ich zeige immer auf einige Noten. So müssen sie die Noten mit den Tasten verbinden. Und dahin will ich ja kommen.

Als weitere Variante sollen sie die Noten lesen. Ich werde dann auch leichte Sonatinen zum Notenlesen hinzufügen, bei denen wir die selben Übungen machen werden. So werden auch die Noten in Bezug zueinander geübt und auch mehrfache Töne erkannt. Damit werde ich die nächsten Stunden arbeiten und nur kurz leichte Lieder zur Lockerung spielen lassen, auch im Hinblick auf ihren Fortschritt, daß sie diesen selbst erkennen. :)

Viele Grüße

Ippenstein
 
Gefällt mir.
Kinder wollen nun einmal eine andere Unterrichtsgestaltung als Erwachsene. Ich bin überzeugt, dass am Ende dennoch selbst ehrgeizige Ziele erfüllt werden können.

Dabei wünsche ich dir viel Spaß und Erfolg
Gruß Claus
 
Hallo Notentresor,
Ich werde Noten auf einem Blatt notieren, die keinerlei Bezug zueinander haben, also keine Melodie erkennen lassen. So kann man das schon mal nicht auswendig lernen. Ich fange mit leichten Noten an und steigere die immer mehr zu schwierigeren Lagen (Violin- und Baßschlüssel).

Einmal werde ich dann Noten anspielen und der Schüler soll mir auf dem Blatt zeigen, welche es ist. Ebenso soll er selbst versuchen, diese Noten zu spielen, entweder nacheinander oder ich zeige immer auf einige Noten. So müssen sie die Noten mit den Tasten verbinden. Und dahin will ich ja kommen.
Grundsätzlich halte ich deine Idee für keine schlechte. Allerdings denke ich, dass deine Methode stark von der Motivation deiner Schüler und die Durchführungsweise, wie du das ihnen vermittelst, abhängt, besonders weil deine Schüler ja noch relativ jung sind. Haben sie genug Motivation, dann werden sie sich auch durch mal etwas "trockeneres" kämpfen, trotzdem sollte man dazwischen immer was weniger anstrengendes machen. Gestaltest du das ganze auf irgendeine Weise spaßig, lobst sie oft etc, dann machst du es ihnen auch nochmal leichter. Das reine Notenlesen ist ja sogar weniger anstrengend, weil sich das Hirn mit sogenannten Crunks abhilfe verschafft. Das sind Sinneinheiten, wie zB Sequenzen, die im Notenbild erkannt werden und nach dem gleichen Sinn fortgeführt werden. Auf diese Weise muss man nicht jede einzelne Note lesen. Diese Hilfe haben die Kinder bei deiner Methode nicht. Wenn du ihnen einfach simple Stücke gibst, mit denen du dich nicht länger mit ihnen befasst, haben sie diese Hilfe und haben trotzdem nicht die Chance, das Stück auswendig zu lernen. Natürlich solltest du deine Schüler selbst einschätzen, wie gesagt, wenn die Kinder dazu bereit sind, hilft es ihnen sicherlich, aber sobald du merkst, dass sie sich damit schwer tun und es sie nur frustriert, solltest du darauf achten, dass sie den Spaß an der Sache nicht verlieren, da sie sonst leichter aufgeben könnten (allerdings kann Ehrgeiz auch förderlich sein - also Schüler genau beobachten ;) ).

Herzliche Grüße, Spiral Architect
 
Es kann nicht funktionieren wenn man von den Kindern erwartet, dass Sie erst alle Noten lernen,
und anschließend leichte Stücke spielen sollen...
Bitte Ippenstein unterrichte einfach die Aaron Klavierschule, gibts für 8 euro auf amazon, anders kann man die Grundlagen garnicht lernen.
(Lustiger ist allerdings die Russische Klavierschule)
 
Hallo,

bin zwar nicht vom Tasten-Fach, aber dieser Dogmatismus geht mir auf den Keks - der Weg, für die Kleinen eine spielerische, individuelle Lösung zu finden (die ihnen wahrscheinlich sogar noch richtig Spaß machen kann), macht in meinen Augen wesentlich mehr Sinn als stures 'Runterpauken aus irgendwelchen Schulen. So was hat mir damals den Spaß an der Konzertgitarre verdorben - da verfuhr man mit mir auch nur nach "Schema F"...

Viele Grüße
Klaus
 
Hallo Notentresor, Zonquer und Spiral Architect,

vielen Dank für die weiteren Tips. Ich werde natürlich meine Schüler genau beobachten. Da für mich als erstes die Freude im Vordergrund steht, achte ich darauf, daß möglichst viel intrinsische Motivation da ist. Ich werde ihnen vorerst aber keine anderen Klavierschulen vorlegen. Es reicht, daß sie sich erst mal auf einen neuen Lehrer einstellen müssen. Wenn ich ihnen jetzt auch noch eine andere Klavierschule vorlege, fragen sie sich, ob alles vorher sinnlos gewesen war. Ich werde mir aber die Klavierschule anschauen. Sofern sich da gute Übungen für die Umsetzung "Note-Taste" finden, werde ich die einsetzen. Die Russische Klavierschule werde ich nicht aufnehmen, weil meine Freundin damit schlechte Erfahrungen gemacht hatte. Ich selbst neige ja zum "Der junge Pianist", weil ich als 8.-jähriger damit prima und sehr schnell gelernt hatte. Aber alle Klavierschulen bringen nichts, wenn die Umsetzung "Note-Taste" noch nicht da ist. Nach einem Jahr "Ausbildung" hätte ich mir da mehr erwartet und muß das erst mal richten, sonst verlieren die Schüler jegliche Motivation, weil sie nur auf der Stelle treten...

Viele Grüße

Ippenstein
 
Es geht dabei nicht um Dogma's sondern Prakmatismus :)
Wenn man nicht Noten lesen kann und auch nicht weiß wo die Töne auf dem Klavier liegen,
muss man sich wohl am Anfang auf wenige beschränken.
Typischerweise würde man mit dem mittleren c und e beginnen.
Um das zu verinnerlichen würde man ein primitives Lied mit beiden Tönen nur aus bspweise Viertelnoten
erfinden. Dann muss man nach und nach irgendwas dazu nehmen, bspweise könnte man die linke hand mit dem kleinen a oder so einführen, wieder ein primitives Lied bauen usw. . Bevor man viel Zeit investiert um diese Reihenfolge (bzw das Rad ;)) neuzuerfinden, sollte man einfach das Konzept übernehmen welches sich durchgesetzt hat.
Gitarre lernen ist in der Hinsicht weitaus komplexer .

Gruß,
Phil
 
Hallo Phil,

ich habe nun die nächste Stunde gehabt und bei beiden jeweils ein bekanntes Lied genommen. Ich bin dabei auch innerhalb von zwei Oktaven geblieben (pro Hand ein Intervall von einer Sexte). Durch die ständige Wiederholung von manchen Tönen zeigten sich auch erste Erfolge. Mir ging es bei dem Spiel darum, den Bezug Note-Taste zu verfestigen. Die Kleinen können kein Lied lernen, wenn der Bezug nicht da ist und sie nicht erkennen, was da auf dem Blatt steht. Ich frage mich ernsthaft, was meine Vorgängerin ein Jahr lang gemacht hat.
Den Vater habe ich dazu gebeten, diese Übungen pro Tag 5 - 10 Minuten zu machen: Er nimmt ein einfaches Lied und spielt ausgesuchte Töne. Die Kleinen sollen ihm dazu die Noten zeigen. Ebenso zeigt er Noten und sie sollen sie auf dem Klavier spielen. Schauen wir mal, ob sich da bis nächste Woche etwas tut. Dann gibt es weitere Übungen.

Viele Grüße

Andreas
 
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Juchuh,

es zeigen sich erste Erfolge bei den Kleinen, wobei es auch viel daran liegt, wie sie motiviert werden. :)
 

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