Moin!
Ja, das mit der Saitenstärke. Ich finde gut, dass sich der TE dieses Themas angenommen hat und es möge jeder Anfänger auch einmal eine andere Saitenstärke ausprobieren. Der Sattel wird wohl meistens nicht das Problem sein, ich hatte zumindest bisher keine, Ihr anscheinend auch nicht. Dass man die Gitarre eventuell neu einstellen muss und sich des Halsstabes annehmen muss, ist gar nicht einmal ein Nachteil, mit diesen Sachen kann man sich nicht früh genug beschäftigen, und wer sich nicht gerade teletubbig anstellt, wird wohl keinen Totalschaden fabrizieren. Ob der Saitenwechsel wirklich etwas bringt, muss dann jeder für sich selber entscheiden, Wunder sollte man nicht erwarten.
Deshalb spiele ich jetzt seit Jahren nur noch 9er!
Vor dem Hintergrund dessen, was man von emptypockets in
diesem Thread bisweilen hört, ist die Frage, ob stärkere Saiten notwendig sind, eigendlich schon überfällig.
Aber egal, Bendings, H-O/P-O oder Vibratos sind mit stärkeren Saiten schwieriger zu realisieren. Es kommt jetzt darauf an, wie ein Anfänger damit umgeht. Natürlich wird man gezwungen, mehr zu investieren, um ein sauberes Ergebnis zu erzielen. Das ist auf den ersten Blick ein Vorteil, aber dieser Vorteil kann schnell zu einem Nachteil werden. Es wird dann ein Nachteil, wenn der Spieler den erhöhten Ansprüchen, die ein stärkerer Saitensatz mit sich bringt, dadurch ausweicht, indem er es an sauberem Spiel mangeln lässt.
Gerade Vibratos und Bendings sind für den Blues sehr wichtige, aber für den Beginner auch sehr schwere Elemente. Es kommt auf den Einzelfall an, aber ich denke, dass die meisten Anfänger möglichst schnell brauchbare Ergebnisse erzielen wollen, um dementsprechend auch motiviert zu sein. Ein brauchbares Ergebnis bedeutet, dass z.B. ein Ganztonbending eben ein Ganztonbending ist und kein 3/4tel-Tonbending. Auch mit einem 9er-Saitensatz wird es am Anfang nicht ganz einfach sein, solche Bendings hinzubekommen. Wenn man die Koordination und die Kraft entwickelt hat, dass Bendings gelingen, dann ist das Ohr das wichtigste. Man muss ein Gefühl dafür entwickeln, wo der Zielton ist. Die Konzentration auf diesen wichtigen Aspekt sollte nicht dadurch abgelenkt werden, dass man die Zähne zusammenbeißt und unter Schmerzen mit einem 12er Satz ein Eineinhalbton-Bending am zweiten Bund der G-Saite versucht.
Ich halte es für einen wichtigeren Erfolg, ein Bending auf einer 9er-Saite ins Ziel zu führen, als auf einer 11er-Saite 15 Cent vor dem Ziel schlappzumachen.
Die Spieltechniken und die Skalen sind nur Mittel zum Zweck. Ich sehe die Gefahr, dass wenn man sich die Sachen erschwert, schnell den Zweck aus den Augen verlieren kann. Ich hatte ganz am Anfang auch mit Saitenstärken experimentiert und bin für mich zu dem Ergebnis gelangt, dass mir die Kontrolle über mein Instrument wichtiger ist, als ein vermeintlicher Gewinn im Klang, aber das muss jeder für sich selber herausfinden, eine allgemeingültige Wahrheit wird es nicht geben.
Neben dem Popcorn noch etwas, was vielleicht im Sinne des Threads ein hilfreicher Punkt für Anfänger sein sollte und im Eingangspost vielleicht etwas unterging:
Auch hier gilt übrigens: die richtige Verwendung der Lautstärke- und Klangregler Deiner Gitarre kann Wunder bewirken.
Ich habe mich als Neuling immer gefragt, wer eigentlich die zwei bis vier seltsamen Potis an der Gitarre braucht, wenn man doch alles an seinem Amp regeln kann. Aber egal ob Modelling oder Röhre, diese Potis verdienen etwas mehr Aufmerksamkeit. Für einen Blueston gebe ich mittlerweile dem Verstärker ein wenig mehr Gain als nötig und etwas mehr Offenheit als erforderlich und suche mir dann mit den Reglern an der Gitarre die Sweet-Spots. Das gelingt (mir persönlich) nicht nur schneller, sondern auch besser, als stundenlanges Herumgeschraube am Amp.
Alles Liebe,
Enno