Hallöchen,
hm, ihr habt ja beide Recht mit dem was ihr sagt, aber schon allein aus "pädagogischen" Gründen möchte ich die Grundthese keinesfalls so stehen lassen.
Nein, man kann den Hall keinesfalls durch mehr Lautstärke killen!
Man kann durch gezielte und gerichtete Beschallung, so wie bei den Vorrednern angedeutet, die Raumanregung minimieren - das ist aber erstmal völlig unabhängig von der Lautstärke.
Natürlich benötigt man, so wie bei jeder Beschallung, erstmal einen gewissen Grundpegel um das Nutzsignal über die Umgebungsgeräusche zu heben. In einer Kirche oder einer sehr halligen Location kann dieser Störgrundpegel natürlich durchaus höher sein, dann muß auch der Beschallungs-Pegel entsprechend angepasst sein, klar. Aber grundsätzlich geht es bei der Beschallung solcher Räume eben um die Vermeidung jeglicher unnötiger Energieabgabe in den Raum, um nichts anderes.
Als erstes muß also immer in so einem Raum eine Analyse der zu beschallenden Flächen erfolgen und dann ein dazu passendes Beschallungskonzept entwickelt werden.
Hat man im wesentlichen eine einheitliche Fläche ohne störenden oder reflektierenden Baukörper eignet sich am ehesten eine zentrale, vom Nutzwinkel her der Fläche angepassten Beschallung - also ein klassisches Frontsystem.
Je nach Form und Ausdehnung der Fläche kann das dazu passsende Frontsystem aber komplett verschieden ausfallen - ein Hornsystem wie das genannte 60x40 GAE-Director kann genausogut mal zu eng oder zu breit für so eine Anwendung abstrahlen, optimal passen oder auch horizontal passsen, aber vertikal zu weit aufmachen... Stark nach unten gewinkelte 90°-Tops, die das Publikum als Absorber nutzen, können genauso gerechtfertigt sein, wie ein Linienstrahler mit sehr enger vertikaler Abstrahlung - es kann da kein Patentrezept geben.
Hat man keine einheitliche Fläche, sondern mehrere oder zerklüftete Flächen, z.b. durch Säulen, Stufen, Galerien, whatever, eignen sich dezentrale Systeme aus mehreren kleinen Systemen, die jeweils eine Teilfläche gezielt und abgegrenzt beschallen deutlich besser. Hierfür ist allerdings der technische Aufwand auch sehr viel höher, die Systeme müssen erstmal gestellt, gehängt oder geflogen und verkabelt werden können ohne die einschlägigen Sicherheitsvorschriften zu verletzen und die Ansteuerung mit angepassten Delayzeiten und angepassten Pegeln erfordert einiges an Material und viel Erfahrung.
Aber auch hier gilt wieder, je weniger ungenutzte Schallenergie abgegeben wird, desto besser - die Richtcharakteristik muß der jeweiligen Beschallungssituation möglichst optimal angepasst sein. Im Übrigen machen die immer noch verwendeten traditionellen Bauformen von Linienstrahlern und ihre modernen verbesserten "Nachfahren" gerade in typischen Kirchenarchitekturen nach wie vor sehr viel Sinn.
Grundsätzlich gilt aber auch: die beste Beschallung ist in solchen Fällen die, die man erst gar nicht braucht! (Und sowas von mir als Tonmann...
) Also, je weniger Quellen übertragen werden müssen, je mehr Quellen akustisch ausreichend tragen, desto besser.
Und damit sind wir beim extrem wichtigen Punkt der richtigen Positionierung der Quellen gerade in Kirchen u.ä.
Kirchenschiffe haben gezielt Positionen, die eine gute akustische Übertragung an alle benötigten Flächen gewährleisten, das muß zwingend berücksichtigt werden.
Steht an so einer Stelle beispielsweise ausgerechnet das Schlagzeug (z.b. mittig im vorderen Bereich einer Chorapsis), dann kann man alle anderen Quellen schon gleich zuhause lassen, wird man eh nicht hören...
Steht an so einer Stelle aber eine sehr leise Quelle (z.B. Laute, Mandoline, Flöte), die ansonsten mit hohem Aufwand und unter entsprechender Feedbackgefährdung verstärkt werden müsste, kommt man mit verhältnismässig geringer Stützung oder möglicherweise sogar ganz ohne Verstärkung aus.
Daher mein Rat, in solchen Situationen nie einfach nach Schema F verfahren und aufbauen, wie sonst eben auch immer, sondern die Lage prüfen und dann entsprechend die Quellen positionieren. (Nicht nur die Quellen, auch die Lautsprecher und insbesondere die Bässe, falls nötig...)
Nochmal zum Thema "unnötige Energieabstrahlung vermeiden": klar muß sein, daß es immer am schwersten sein wird, im Bassbereich gerichtete Abstrahlung zu erzielen und daß solche Locations auf die Raumanregung im Bass besonders unfreundlich reagieren. Mittlerweile gibt es zwar sehr viele geeignete Techniken um die Bassabstrahlung zu formen bis hin zu aktiven Absorbern, diese Techniken sind aber alle mit soviel technischem Aufwand verbunden, daß sie für die meisten Anwender hier wohl nicht in Frage kommen.
Daher ist es immer sinnvoll in solchen Beschallungsituationen auf ein Übermaß an Bass einfach zu verzichten! Wo immer möglich, ist es sinnvoll die basslastigen Quellen akustisch zu fahren oder wo nötig eben ohne jede unnötige Bassforcierung zu übertragen. Den Rest macht dann eh der Raum...
Gleiches gilt natürlich auch für jegliches Monitoring und Amping - jegliche unnötige Energieabgabe vermeiden...
Soviel an grundsätzlichem, gezielt beraten kann man den Petterson ohnehin nur bei Kenntnis der Details.
ciao, Deschek