LoboMix
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Da ich mich vorwiegend in akustisch guten bis optimalen Räumen aufhalte (jedenfalls wenn ich musiziere), ist meine Wahrnehmung sicher etwas einseitig. Kammfiltereffekte kenne ich aus meiner Musizierpraxis jedenfalls eigentlich nicht.Ich bin zwar nicht so sattelfest in theoretischer Physik, aber ich glaube da irrst du...
Der allseits bekannte 'schlechte Raumklang', der an rechtwinkligen Ecken entsteht, dürfte auch in diese Kategorie fallen. Da schaukeln sich die Mitten hoch, bzw fallen durch die Empfindlichkeit des Gehörs in diesem Frequenzbereich besonders auf.
In gehobenem Ambiente setzte deshalb man früher auf Hohlkehlen und/oder Stuck-Verzierung, was das Problem sehr effektiv aus der Welt schaffte.
Wenn sich wie in deinem Beispiel die Mitten aufschaukeln, dürfte es sich wohl eher um Raumresonanzen handeln. Kammfiltereffekte klingen ja eher nach Phasing oder Flanger.
Gut sind jedenfalls Räume, die entweder die Reflexionen stark streuen (für Konzerte) oder die sehr reflexionsarm sind (vor allem für Aufnahmen, für die Nachbearbeitung oder Effekte vorgesehen sind).
Für Aufnahmen im Bereich Home-Recording würde ich immer versuchen, den Raum möglichst stark zu bedämpfen und Reflexionen so gut es geht zu unterbinden. Mein Musikzimmer ist z.B. sehr reflexionsarm und dort kann ich sehr gut Aufnahmen machen.
Kommt darauf an. Wenn man in einem Konzert außerhalb des Hallradius sitzt (dessen Grenze in sehr halligen Kirchen durchaus schon in den ersten Kirchenbank-Reihen überschritten sein kann), dann überwiegen im Pegel die diffusen Reflexionen und man hört eigentlich nur noch Klangbrei. Wenn unser Hörzentrum nicht so gut darauf eingerichtet wäre, sich auf die 1. Wellenfront zu konzentrieren, dann wäre ein Konzert in so einer Kirche nicht mehr als akustischer Matsch. So aber addieren sich die Musik und der Raum durchaus zu einem beeindruckenden Klangerlebnis. Die schöne Optik tut da ihr übriges um diesen Eindruck zu vertiefen.. Wenn ich zB in eine Kirche oder eine Kathedrale gehe, hab ich da noch nie ein Absorber gesehen. Und die Akustik ist da hervorragend.
Wobei das ganze wie immer sehr stark Stil- und Genre-abhängig ist. Für Gregorianik z.B. darf es gerne sehr diffus sein. Das sind auch wichtige Aspekte für die angemessene Mikrofonierung bei Aufnahmen in solchen Räumen.
So ist es. Unterschiedliche Pegel kommen noch dazu.In einem Zimmer dürften es hunderte sein, in einer Kathedrale tausende. Alle mit unterschiedlichen Laufzeiten.
In den Veröffentlichungen zu dem Thema findet man die Angabe, dass der Effekt nicht mehr hörbar ist, sobald der Pegel des überlagernden Signals 10 dB unter dem des Hauptsignals liegt. Innerhalb des Hallradius dürfte diese Bedingung praktisch immer erfüllt sein.
Außerhalb des Hallradius sind die Reflexionen vom Pegel her zwar immer höher als der Pegel des Direktschalls, aber dafür sind sie in ihrer zeitlichen Verteilung und Richtung noch chaotischer und diffuser und haben ihrerseits auch noch unterschiedliche Pegel.
Zuguterletzt ist die Schallquelle selber nicht konstant, mal abgesehen von gehaltenen Tönen/Akkorden usw. Normalerweise ändert sich der Schall in seiner Zusammensetzung von Frequenzen, Transienten, Geräuschanteilen (z.B. Bogen-Anstrich, Becken) ebenfalls im Millisekunden-Bereich. (Beispiel: man versuche mal, ein Oszilloskop auf einen Sprecher sauber triggern zu lassen.)
Nach wie vor, sehe ich nur seltene Fälle, wo die Bedingungen für hörbare Kammfilter-Effekte ideal erfüllt werden. Der Mic-Screen bietet prinzipbedingt allerdings ziemlich gute Voraussetzungen dafür wie ich schon weiter oben beschrieben habe.
Reflexionen bei reflektierenden Sprecher-Tischen und Boden-Reflexionen bei freien Schallwegen gehören sicher auch dazu.
Technisch lässt er sich aber leicht hervorrufen. Man kann z.B. in eine DAW eine Spur verdoppeln (d.h. exakt gleiches Klangmaterial) und das Spur-Doppel dann im Bereich 0,x - ca. 15 ms gegenüber der Originalspur verschieben. Das auch mit verschiedenartigem Klangmaterial testen und auch mal mit Sinuskurven, und mit unterschiedlichen Pegeln des Spur-Doppels.
Hier sind alle Rahmenbedingungen sehr gut erfüllt und man kann gut experimentieren, wie er sich auswirkt und ab wann und wo er sich störend bemerkbar macht.
Ich kann nicht erkennen, wo in der Aufnahmepraxis die Bedingungen für Kammfiltereffekte so ideal erfüllt werden, dass sie hörbar zum Tragen kommen, bzw. lassen sie sich relativ leicht vermeiden (z.B. Sprechertische mit reflexionsarmen Oberflächen).
Das Anbringen von Reflexionsflächen in die Nähe von Mikrofonen ist aber in jedem Fall als kontraproduktiv anzusehen.
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