Hallo Gemeinde, warum halte ich den Pedalbass für verzichtbar? Erst einmal sollte ich betonen, dass ich das nicht als Idealfall darstellen möchte, sondern als etwas, das auch funktioniert, wenn das volle Instrument nicht (sofort) realisierbar ist. Ich sage ja nicht, dass niemand ein Pedal braucht und jeder der eines hat, es am besten sofort absägen sollte
Im Gegenteil, ich habe ja selbst Ambitionen, mir am besten gleich ein Vollpedal zu besorgen und das endlich zu lernen.
Zur weiteren Erläuterung vielleicht mal folgende Handvoll Ideen:
Als ich zum Orgeln angefangen habe, war ich 15 Jahre reiner Pianist. Da ich mir das Orgelspiel größtenteils allein bzw. in Gefechtssituation mit meinem Trio draufgeschafft habe, lag es vermutlich nahe, zuerst einmal halbwegs vertraute Spieltechniken auf die Orgel zu übertragen. Wenn du, Richy, schreibst, dass du von der Heimorgel kommst, hast du ja einen völlig anderen Hintergrund als ich. Für mich war die logische Erweiterung der einmanualigen XB-2 ein Midi-Keyboard obendrauf, zuerst 49 Tasten und dann wegen Klaustrophobie 61. Für dich wäre es (Konjunktiv, weil du gleich "mit ohne" gar nicht anfangen würdest), eben mindestens das 13er Pedal.
Das andere ist die Musik die ich spiele, bzw. die Organisten, die ich nicht "nur" bewundere, sondern die ich wirklich als Vorbilder empfinde.
Ich finde beispielsweise am etwas "schlankeren" Klangeindruck von Larry Goldings mehr Gefallen als an dem von, sagen wir, Jimmy Smith "if you don't play the pedal you ain't an organ player." Selbiges gilt für Larry Young, dem auf seinen Jazzplatten aus den 60ern ja oft eine recht "pianistische" Spielweise attestiert wurde. Mir gefällt das einfach. Hier noch zwei Clips aus jüngerer Zeit:
http://www.youtube.com/watch?v=6oFWGxh6h0M
http://www.youtube.com/watch?v=QDUyQk9o6vU
Die Frage ist bei den oben verlinkten Beispielen natürlich noch, ob man walking bass bei Tempi um die 200 unbedingt auf dem Pedal haben will. Man kann wohl, wenn man denn will, und die Videos von Frau Dennerlein sind mir bekannt - aber will man, bzw. muss man wollen?
Aus Erfahrung mit meinem eigenen Hammond-Trio finde ich auch, dass das Zusammenspiel zwischen Orgel und Gitarre sehr gut funktioniert. Wo die Orgel zwischen Melodie und Manualbass ihre Lücke hat, sitzt die Gitarre. Das Ergebnis klingt schön transparent und offen, außer wenn wir uns mal wieder in die Quere kommen, weil ich überall sus4 spielen muss und er #11
Dass der Fragesteller noch 20 Jahre am Klavier ausharren soll, bis er sich an die Orgel wagt - also wo ich das gesagt habe, möchte ich bitte wissen. Ich würde ihm eher raten, sich - sofern möglich - mal hinter ein paar Orgeln zu klemmen, herauszufinden, was ihm persönlich gefällt und dann einfach spielen. Mit diesen Weg habe ich die besten Erfahrungen gemacht. Ich habe mir damals einfach eine alte XB-2 gekauft, die billig zu haben war, meinen armen Gitarrenamp als Verstärkung genommen, dann in einer musikalischen Kamikazeaktion ein paar Leute getroffen (mein jetziges Trio) und einfach drauf los gespielt. "Crapshoot" pur, auf gut amerikanisch
, trotzdem ist innerhalb der letzten zweieinhalb Jahre mit knapp einjähriger US-Pause eine Band draus geworden, mit der man schon mal wo spielen kann. Hätte ich mir damals zuviele Gedanken um den Sollzustand gemacht - wer weiß, vielleicht hätte ich es komplett sein lassen und jede Menge verpasst.