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Gesperrter Benutzer
HëllRÆZØR;3038350 schrieb:Dass man nichts wirklich weiß stimmt schon, selbst Logik kann man nicht beweisen, da man dafür die Logik selbst benötigt, und ein System lässt sich laut Logik nicht aus sich heraus beweisen. Allerdings zeigen die Erfahrungswerte, dass Logik und Mathematik absolut zuverlässig funktionieren (was nicht heißt dass Mathematiker keine Denkfehler machen würden), während man sich bei der Physik eigentlich schon fast sicher sein kann dass sie nicht vollkommen korrekt ist, schon alleine weil sich so oft anerkannte Theorien als falsch herausgestellt haben, und niemand so wirklich die Quantentheorie verstanden zu haben scheint.
Da sind wir absolut einer Meinung. Es gibt nur zwei "wahre" Methoden bzw. Wissenschaften, nämlich die Philosophie und die Mathematik. Auch wenn das der ein oder andere nicht so sehen will, ich vermute mal aus ideologischen Gründen, doch andere Wissenschaften greifen immer auf diese zwei zurück.
Ich halte sehr viel von Logik und bin absolut nicht der Meinung, die in diesem Artikel vertreten ist. Du hast den Grund schon genannt.
Beide Methoden eignen sich ja auch dafür, musikalische Dinge besser beschreiben zu können. Und wie wir feststellen können, kann man gar nicht musikalische Dinge von philosophischen/mathematischen Dingen trennen. Eigentlich unfaßbar, finde ich...
HëllRÆZØR;3038350 schrieb:Stimmt schon, im Prinzip handelt es sich bei all den genannten Stimmungen um welche, bei denen man problemlos unser Notationssystem verwenden kann, evtl. mit leichten Modifikationen. Das liegt daran, dass bei diesen Stimmungen die Quinte und / oder die große Terz einen recht hohen Stellenwert haben, und Oktavgleichheit gilt. Kombiniert man diese Intervalle (und Kehrintervalle), so bekommt man ohne Probleme alle 12 chromatischen Intervalle heraus.
Genau. Auch das ist faszinierend. Wie gesagt, ich führe das auf Zahleneffekte zurück, was es aber nicht weniger faszinierend macht.
HëllRÆZØR;3038350 schrieb:Ich hab' mir das MIDI-File noch mal angesehen, und hab' eine Vermutung warum es bei dir nicht geklappt haben könnte, und hab' mal was dran verändert. Bei mir hat's allerdings auch vorher schon funktioniert, aber ist halt immer so eine Sache mit MIDI und allgemein anerkannten Standards. :screwy:
Ich will auch übrigens nicht behaupten dass das Stück in der 19-Stufigen Stimmung "besser" klingt - es gibt da wie in jeder Stimmung Vor- und Nachteile. Naja, hoffe es klappt dieses Mal bei dir: Anhang anzeigen 77853
Leider nicht, ich muß das jetzt mal in Cubase reinladen...
HëllRÆZØR;3038350 schrieb:"Erst mal das 12-Ton-System begreifen" ist gut; ich wage mal zu behaupten dass sich sowas nicht vollständig begreifen lässt, da steckt eine unglaublich Komplexität dahinter. Aber du meinst wahrscheinlich sowieso "möglichst gut begreifen"; klar, das versuche ich auch weiterhin. Sich mit "dem Alten" beschäftigen erscheint mir auch sinnvoll in der Musik - die Leute scheinen sich damals teilweise enorme Gedanken gemacht zu haben. Leider lernt man die Resultate dieser Gedanken heute nur noch als "gottgegebene" Regeln, da niemand mehr weiß warum sie überhaupt existieren. Naja, zumindest ich finds dann schade wenn man nur noch lernt, dass man bei einer Modulationen von C-Dur nach G-Dur ein #-chen vor das F setzt, statt dass einem anschaulich erklärt wird dass man sich die Töne als Quintkette F C G D A E H vorstellen kann, und bei einer Modulation nach G einfach links das F entfernt und rechts ein F# im Quintabstand vom H hinzufügt, so dass man wieder die gleiche Struktur hat, nur dass man G jetzt an der Position in der Quintkette hat, wo vorher das C war. Hat man das begriffen ist klar, warum die nächsten Vorzeichen C#, G#, ... lauten und zu den Tonarten D-Dur, A-Dur führen. Aber nein, man lernt einfach blöde Sätze wie "Geh Du Alter Esel Heute Fischen" auswendig und kann es anwenden, ohne irgendetwas zu verstehen. Oder was völlig bescheuert ist - dass man lernt, wie man melodisch Moll aufwärts und abwärts zu spielen hat, aber nicht dass das zwar im Barock relativ streng gehandhabt wurde (auch da gibt es Ausnahmen, aber nie ohne Grund), aber schon in der Klassik recht häufig ignoriert wurde.
Ja, am 12-Ton-System kann man sich die Zähne ausbeißen, wenn man da mit herkömmlichen Methoden rangeht.
Und was du über "gottgegebene" Regeln sagst, ist vollkommen richtig. Nur - wenn es der Lehrer nicht weiß bzw. verstanden hat, wie soll es dann sein Schüler lernen?
Das fängt doch schon bei den Quintenzirkelsprüchen an. Die sind doch alle falsch rum, sollten sie doch dem Quintfall folgen, da könnte zumindest die musikalische Praxis für Erhellung sorgen. Doch so sorgen die Sprüche nur für noch mehr Verwirrung - wie sollte auch das logisch sein, wenn in G-Dur ein F# dazukommt...
Die Methode über die Quintschichtung hat übrigens George Russell in seinem "lydian chromatic concept of tonal organisation" bereits vor einigen Jahrzehnten beschrieben - er geht ja davon aus, daß die Subdominante der Basispunkt der tonalen Schwerkraft ist - nun, dorisch und lydisch sind ja über Parallelen verwandt, nur um nochmal auf deine obige Rechnung zurückzukommen. (Ja ich weiß, die Griechen...)
Die Geschichte mit Melodisch Moll hast du sehr schön ausgedrückt - ich glaube, das liegt einfach daran, daß ein Wissen stumpf gelernt wird, ohne auch nur irgendwas begriffen zu haben. Aber das ist wiederum nur möglich, wenn man selbst Forschung betreibt, Experimente macht, rechnet und analysiert.
HëllRÆZØR;3038350 schrieb:Naja, mit "Musikkultur" meinte ich auch eher unser 12-Ton-System, und ich denke es wäre nie zu etwas Ähnlichem gekommen wenn nicht jemand auf die Idee gekommen wäre, Quinten oder Terzen zu stapeln, oder Kehrintervalle zu bilden. Aber das sind natürlich alles bloß Spekulationen ...
Könnte sein, historisch war aber die Pentatonik der Ausgangspunkt, und die ist ja bekanntlich die verkürzte Spiegelung der Heptatonik.
Wenn ich jetzt auch mal spekulieren darf, denke ich, daß es das Zusammenspiel beider Kräfte war. Auf der einen Seite eben die Mathematiker/Physiker/Universalgelehrten, auf der anderen Seite die praktizierenden Musiker über ihre empirische Vorgehensweise.