Im Meer

Interessant, wie du das siehst. Für mich sind solche Brechungen eher das "Salz in der Suppe", das @Tygge s Zeilen besonders schmackhaft macht.
Nenn es „Salz“ an der Suppe oder „Brechung“ - in beiden Fällen hat es etwas mit Gegensätzen zu tun. Koste pures Salz und unserer Empfindungen werden sich automatisch näher rücken. ;)
sondern du hast dich verändert.
Natürlich auch das! Beides!! - Allerdings lese ich auch sehr viel Fachliteratur und probiere die Wirkungen parallel sofort aus.

Was verstehst du denn unter Abwechslung? Nenne doch bitte mal einige Beispiele. Damit wir unsere Meinungen nicht so abstrakt austauschen.
 
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Aber ich sehe uns gar nicht weit auseinander.
In Sachen Sympathie hoffe und vermute ich das natürlich auch. ;)

Aber lass uns ruhig mal beim Handwerk bleiben. Zu wieviel Prozent bestimmen deiner (eurer) Meinung nach Gegensätze den lyrischen Schreibstil?
 
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Lässt sich so etwas prozentual bestimmen? o_O
 
Ja, sogar ziemlich einfach. Es gibt ca. 100 rhetorische Stilmittel. Fast alle Stilmittel basieren bei genauer Betrachtung auf Gegensätzen. Die Meister haben sich fast alle lebenslang mit diesen Stilmitteln beschäftigt. Und auch mehr oder weniger darüber geschrieben.

Fast alle diese Mittel fallen irgendwie aus den Erwartungen. Manchmal durch klare Gegensätze, manchmal infolge scheinbarer Fehler. Meistens geht es darum, die Gefahr eines Leierns zu unterbinden.
 
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Aber lass uns ruhig mal beim Handwerk bleiben. Zu wieviel Prozent bestimmen deiner (eurer) Meinung nach Gegensätze den lyrischen Schreibstil?
Bei etlichen meiner Texte gilt: "form follows function" - frei übersetzt: der Inhalt bestimmt die Form.

Aber:
  • bei Texten, die mir "aus der Feder fließen" bestimmt oft die Sprache den Fluß der Gedanken - und dabei nehme ich auch gerne ungewohnte Abwandlungen bekannter sprachlicher Muster mit
  • und bei der Überarbeitung der eher an einem Inhalt orientierten Texte gehe ich bewußt mit Blick auf die Sprache drüber - und auch dort in Form von Brechungen
  • wobei ich konsequent sprachliche Abweichungen vermeide, die sich nur des Effektes willen ergeben und den Inhalt im einen Fall verwaschen, im anderen - schlimmeren Fall - konterkarieren.
Was also liegt bei mir vor? Ein sowohl als auch? Ein manchmal dies, manchmal das? Ein Nacheinander von Inhalt und Form?
Mein formuliertes Ziel wäre die Schaffung eines "organischen Ganzen". Und das sowohl, was die Schilderung (im pointierten Sinne) eines Gedankens oder Gefühls (Liebe, Dankbarkeit, Hoffnung) angeht, als auch die Schilderung einer Wandlung oder einer komplexen Gefühlslage (Veränderung einer Liebe, Angst und Hoffnung etc.).

So dass sich für mich nicht die Frage des sprachlichen Ausdrucks nicht auf eine des Handwerks reduzieren läßt. So ähnlich wie wenn man manchmal einen Hammer braucht und manchmal eine Säge und manchmal einen ganzen Werkzeugkoffer. Da ich aber generell eher in Form von Gegensätzen und deren Dialektik und/oder mehreren Perspektiven denke und empfinde, sind bei mir - so kommt es mir zumindest vor - die Texte, in denen mehrere Perspektiven, Gedanken, Entwicklungen und/oder Gefühle vorkommen, eher in der Überzahl.

So ähnlich empfinde ich es auch gegenüber der musikalischen und/oder gesanglichen Umsetzung: mal geradeheraus und einfach, mal komplex, mal ein Wechselbad.

x-Riff
 
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bei Texten, die mir "aus der Feder fließen" bestimmt oft die Sprache den Fluß der Gedanken - und dabei nehme ich auch gerne ungewohnte Abwandlungen bekannter sprachlicher Muster mit
Das verstehe ich leider nicht. Was auch immer ich texte: es besteht nur aus Worten und Zeichen und nennt sich in der Summe: Sprache! Und was meinst du mit „ungewohnten Abwandlungen“? Ich sprach ja von Gegensätzen - und die sind mir bekannt…
wobei ich konsequent sprachliche Abweichungen vermeide, die sich nur des Effektes willen ergeben und den Inhalt im einen Fall verwaschen, im anderen - schlimmeren Fall - konterkarieren.
Was verstehst du unter „konsequent sprachlichen Abweichungen“? Kannst du dafür mal Beispiele nennen?
Mein formuliertes Ziel wäre die Schaffung eines "organischen Ganzen". Und das sowohl, was die Schilderung (im pointierten Sinne) eines Gedankens oder Gefühls (Liebe, Dankbarkeit, Hoffnung) angeht, als auch die Schilderung einer Wandlung oder einer komplexen Gefühlslage (Veränderung einer Liebe, Angst und Hoffnung etc.).
Verstehe ich richtig: Du musst vorher das organische Ganze erfassen können?

Ich nicht! Was ich nicht erfasse, nenne ich sehr gern vorübergehend das Unbekannte, falls ich es gerade nicht so dringend brauche.
Und wende mich gern den Dingen zu, die ich meine zu kennen, was sich allerdings fast immer als Irrtum erweist, sobald ich es wiedermal näher betrachte: auf der Straße, im Laden, beim Arzt usw.!

Und bei diesen neuen Betrachtungen vertausche ich sehr gern die Satzglieder im Kopf und wundere mich über die emotionalen Veränderungen, welche syntaktische Änderungen bewirken. Und so schleichen sich immer und ewig Gegensätze in mein Denken. Irgendwie bleibe ich so ein wenig Kind.

———-

Ich sprach von Stilmitteln der Rhetorik. Du selbst hast dich hier vor einigen Jahren sehr verdienstvoll um die Auflistung einiger dieser Stilmittel verdient gemacht.

Was ICH sagen will, ist eigentlich einfach: So wie wir mit Tag und Nacht leben, obwohl beides Gegensätze sind, leben wir mit Innen und Außen, Berg und Tal, Himmel und und Erde, altem und neuen Wissen, kleinen und großen Unterschieden, die als gut, besser, am besten scheinbar eine Kette bilden und dennoch in ihren Unterschieden bemerkenswert wären. Auch das Meer kann als eine Gesamtheit gesehen werden und enthält zugleich unendlich viele Gegensätze! Wir leben täglich .,, und dennoch mit dem Tod. Wir leben auch täglich mit Liebe, innerlichen Momenten der Untreue und haben nette Worte wie Notlüge für vernünftige Sprache.

Man kann diese Sprachmöglichkeiten glatt „Komplex“ nennen oder eben für jeden Widerspruch geeignet. Ich nutze viele Minute des Wartens beim Arzt oder an einer Ampel, um über die „Komplexität“ nachzudenken. Aber ich nenne das halt „Widersprüche“. Weil mein Kopf eben auf „Widersprüche“ viel lebensnäher reagiert.

Ich gebe zu, dass es mich etwas verärgert, dass Worte wie „Gegensätze“ oder „Widersprüche“ behandelt werden wie rohe Eier, als sprächen sie gegen ein organisches Ganzes! Tun sie nicht!!!! Weil es mE sowieso kein organisches Ganzen gibt, sondern höchstens eingebildete Momente. Und die habe ich wie jeder Andere auch!

Was ist „geradeaus“??? Schließt das links—> rechts—- Kreisverkehr—-Umleitung aus? Nein! Schließt es nicht. Es entspricht einer Erwartung! Mehr nicht. Pure Erwartungen allerdings reichen mir meistens nicht aus für das, was ich unter einem guten Text! verstehe!

So dass sich für mich nicht die Frage des sprachlichen Ausdrucks nicht auf eine des Handwerks reduzieren läßt.
Das Schreibhandwerk beinhaltet den sprachlichen Ausdruck! Was lässt es denn dabei aus? Gedanken? Nein! Töne? Nein! Gefühle? Nein! Träume? Nein! Blindheit? Nein! Stottern? Nein! Das Weltall? Nein! Singen? Nein! Was verbietet bitte das Schreibhandwerk? Selbstmord? Nein! Assoziationen? Nein! Rülpsen? Nein! Spinnereien! Lügen? Nein! Schweigen??? Nein! Allerdings sollte das Schweigen mit einem Buchstaben beginnen…. Aber von mir aus muss das auch nicht sein! :hat:

Nenne mir Beispiele, wo Schreibhandwerk schadet. Bitte, bitte,..
 
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Nichts gegen Dein Herangehen, geschätzter @Jongleur - zumal ich das ziemlich sichere Gefühl habe, dass wir überhaupt nicht weit auseinanderliegen. Aber ich habe das Gefühl, wir reden aneinander vorbei. Du ziehst Schlüsse aus dem, was ich schreibe, die ich so nicht gemeint oder intendiert habe.
Was schon hiermit anfängt:
Nenne mir Beispiele, wo Schreibhandwerk schadet. Bitte, bitte,..
Ich habe nicht davon gesprochen, dass das Schreibhandwerk schadet, sondern ich habe davon gesprochen, dass die Sprache einerseits Grenzen hat (siehe auch den Schluss meines posts) und dass die Sprache, gerade wenn man sich in ihren flow begibt, was vor allem beim vorwiegend assoziativen Schreiben passiert, ihre eigene Zugkraft und Eigenmächtigkeit entwickelt. Ich halte das für keinen Nachteil - ich halte es für etwas, dessen Wirkung man kennen sollte. Und ich halte es für etwas, dessen Wirkung man - zumindest teilweise - beschreiben kann.

Das verstehe ich leider nicht. Was auch immer ich texte: es besteht nur aus Worten und Zeichen und nennt sich in der Summe: Sprache! Und was meinst du mit „ungewohnten Abwandlungen“? Ich sprach ja von Gegensätzen - und die sind mir bekannt…
Was verstehst du unter „konsequent sprachlichen Abweichungen“? Kannst du dafür mal Beispiele nennen?
Beides gehört zu diesem, meinem Gedankengang.
Einfaches Beispiel: Im flow des Schreibens fließt mir aus der Feder "Schweigen ist Gold". Als bekanntes Sprichwort, weshalb es mir auch so leicht aus der Feder fließt. Daraus mache ich entweder sofort oder im Nachgang: "Reden ist Gold". Das ist ein Beispiel für die sprachliche Abweichung, die ich meine. Das ist konkret genau das inhaltliche Gegenteil des Sprichwortes und hat für mich einen sprachlichen Reiz, weil man - wenn man das Sprichwort kennt - hier stolpert, ins Stutzen und Nachdenken gerät. Das ist das, was ich mit der "sprachlichen Abweichung" meine.
Die würde ich aber nicht einsetzen, wenn ich eigentlich inhaltlich doch "Schweigen ist Gold" meine. Diese Abweichung hätte also sprachlichen Reiz, würde aber gegen das verstoßen, was ich eigentlich ausdrücken möchte. Ich würde es also nicht verwenden, obwohl es einen sprachlichen Reiz hätte, dies zu tun.

Was ICH sagen will, ist eigentlich einfach: So wie wir mit Tag und Nacht leben, obwohl beides Gegensätze sind, leben wir mit Innen und Außen, Berg und Tal, Himmel und und Erde, altem und neuen Wissen, kleinen und großen Unterschieden, die als gut, besser, am besten scheinbar eine Kette bilden und dennoch in ihren Unterschieden bemerkenswert wären. Auch das Meer kann als eine Gesamtheit gesehen werden und enthält zugleich unendlich viele Gegensätze! Wir leben täglich .,, und dennoch mit dem Tod. Wir leben auch täglich mit Liebe, innerlichen Momenten der Untreue und haben nette Worte wie Notlüge für vernünftige Sprache.
DAS meine ich auch.
Ich könnte hierzu noch mehr schreiben - etwa, dass es meiner Auffassung nach zunächst nur um Unterschiede geht. Erst in unserer Vorstellung, was kulturelle Vorstellungen - etwa des Abendlandes einschließt - werden aus Unterschieden Gegensätze oder Widersprüche.
Um es in einem Bild zu sagen: YING und YANG meinen etwas Unterschiedliches - sie sind sozusagen Pole. Aber sie bilden zusammen einen Kreis. Wenn man will, das organische Ganze, von dem ich in einer anderen Passage sprach.

Ich denke, hier sind wir überhaupt nicht auseinander - ich glaube, wir meinen das Gleiche.

Ich nutze viele Minute des Wartens beim Arzt oder an einer Ampel, um über die „Komplexität“ nachzudenken. Aber ich nenne das halt „Widersprüche“. Weil mein Kopf eben auf „Widersprüche“ viel lebensnäher reagiert.

Ich gebe zu, dass es mich etwas verärgert, dass Worte wie „Gegensätze“ oder „Widersprüche“ behandelt werden wie rohe Eier, als sprächen sie gegen ein organisches Ganzes! Tun sie nicht!!!!
Da ich aber generell eher in Form von Gegensätzen und deren Dialektik und/oder mehreren Perspektiven denke und empfinde, sind bei mir - so kommt es mir zumindest vor - die Texte, in denen mehrere Perspektiven, Gedanken, Entwicklungen und/oder Gefühle vorkommen, eher in der Überzahl.
Wieso findest Du, dass ich hier "Gegensätze" oder "Widersprüche" behandele wir rohe Eier? Und in meinem post ist das die einzige Stelle, in der ich von "Gegensätzen" oder "Widersprüchen" rede.

Wenn Dein Kopf auf "Widersprüche" viel lebensnäher reagiert, habe ich da überhaupt nichts gegen. Allerdings gibt es auch ein sehr verbreitetes dichotomisches Denken - das ich DIR NICHT unterstelle - das vor allem im Abendland eine sehr verheerende Tradition und Wirkungen hat: das Unterteilen in "Wir" und "Ihr" (um nur ein Beispiel zu nennen), das dann im Weiteren nur gedacht wird als entweder "Wir" oder "Ihr". Warum ich das hier schreibe, wenn ich doch davon ausgehe, dass es nicht Deine Auffassung von Gegensätzen sind? Weil es eben eine sehr verbreitete Form der Behandlung oder der Auffassung von Gegensätzen ist. Und weil ich mich davon abgrenzen will - und dazu ist es aus meiner Sicht nötig, "Widerspruch" oder "Gegensatz" zu umreißen, wenn man - bzw. wenn ich - klar machen möchte, was ich unter "Widerspruch" oder "Gegensatz" fasse. Ich meine mit "Gegensatz" oder "Widerspruch" nicht das, was es im dichotomischen Denken bezeichnet.

Verstehe ich richtig: Du musst vorher das organische Ganze erfassen können?
Nein - denn ich schrieb:
Mein formuliertes Ziel wäre die Schaffung eines "organischen Ganzen".
"Ziel" ist das genaue Gegenteil von "Voraussetzung".
Das Schreibhandwerk beinhaltet den sprachlichen Ausdruck!
Richtig. AUSDRUCK. Das ist das, was ich unter "Form" verstehe.
Das andere ist der INHALT - das, was ich ausdrücken möchte.
Das organische Ganze wäre für mich die kongeniale Synthese von Form und Inhalt - also, dass das, was ich meine, mit dem übereinstimmt (oder im Idealfall kongenial zusammenfällt) mit dem, wie ich es sprachlich ausdrücke.

Auch hier vermute ich, dass wir übereinstimmen werden.
Eine (sprachliche) Form ist Ausdruck eines Inhalts - es ist nicht der Inhalt selbst. Und der Inhalt ist unterschieden von der Form. Was unter anderem heißt, dass ich ein und den selben Inhalt in unterschiedlichen sprachlichen Formen darstellen kann. Das ist doch einer der Gründe dafür, warum beispielsweise eine glückliche, liebevolle Begegnung in ganz unterschiedlichen songtexten auf unterschiedliche Art und Weise ausgedrückt werden kann - bei ein und demselben Inhalt.

Bei etlichen meiner Texte gilt: "form follows function" - frei übersetzt: der Inhalt bestimmt die Form.
Damit habe ich direkt in meinem post vorangestellt, wie ich grundsätzlich das Verhältnis von Form und Inhalt auffasse.
Man kann ganz unterschiedliche Auffassungen darüber haben, wie Form und Inhalt zusammen wirken oder wirken sollten, ob das eine das andere dominiert etc. Ich vermute hingegen, dass Du auch eher auf ein kongeniales Zusammenwirken von Form und Inhalt aus bist.

Ein für mich taugliches Beispiel dafür, was ich weiter oben die "Zugkraft" der Sprache genannt habe, ist meine Erfahrung damit, dass es für mich einen Unterschied macht, ob ich in deutsch oder englisch schreibe - vor allem, wenn ich vorwiegend assoziativ orientiert schreibe. So etwas wie "Reden ist Silber, Schweigen ist Gold" fällt mir vielleicht in einem deutschen Text ein, aber nicht in einem englischen Text. Ein englischer Text würde mich sprachlich woanders hin führen. Alliterationen gibt es in deutsch und englisch - aber die Worte (und ihre Inhalte) sind unterschiedlich - deshalb wird die Anwendung von Alliterationen als sprachliches Mittel auch zu unterschiedlichen Texten, Assoziationen und Inhalten führen. "Herz" reimt sich nur im Deutschen auf "Schmerz". Das ist ein Beispiel dafür, dass die Verwendung von Reimen in unterschiedlichen Sprachen zu anderen Ausdrücken und Ergebnissen führt.
Das meine ich mit "Zugkraft" der Sprache.

Das Schreibhandwerk beinhaltet den sprachlichen Ausdruck!
Meine These bzw. Auffassung ist: Das Schreibhandwerk IST das Handwerk des sprachlichen Ausdrucks.
Was lässt es denn dabei aus? Gedanken? Nein!
Genau - es läßt nicht die Gedanken aus. Schon weil Gedanken schon im Vorhinein sprachliche Form haben. Gedanken gänzlich ohne Sprache sind nicht möglich. (Vorstellungen und Träume hingegen schon.) Trotzdem IST Sprache nicht gleichzusetzen mit Gedanken.
Widerspruch! Töne sind Musik und kein Text und keine Worte.
Man kann natürlich Töne beschreiben, aber das ist eine Beschreibung von Tönen - und nicht die Töne selbst. Der Klang einer zufallenden Tür (und die Aufnahme davon) oder ein Ton oder eine Melodie (und die Aufnahme davon) SIND Töne (bzw. Geräusche oder Melodien) - und ich kann sie hören (oder die Aufnahme davon). Der Text ist eine sprachliche (bzw. textliche) Darstellung bzw. Beschreibung einer zufallenden Tür oder einer Melodie - und nicht das Geräusch bzw. die Melodie selbst. Und die sprachlichen oder textlichen Beschreibungen ein und desselben Geräusches oder ein und derselben Melodie können sehr unterschiedlich sein - das Geräusch oder die Melodie als solche bleibt genau so, wie sie ist.

Das ist für mich die Freiheit der Sprache genauso wie es die Grenze der Sprache ist: die Sprache ist eine Beschreibung des Geräusches oder des Tones und nie das Geräusch oder der Ton selbst.
Umgekehrt hat auch das Geräusch oder der Ton oder die Melodie ihre Freiheit und ihre Grenzen.

Ich denke bzw. vermute, dass wir auch da einer Meinung sind.
Oder vielleicht auch nicht.

Herzliche Grüße

x-Riff
 
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wie bewusst machst du dir deine Gegensätze?
Bleiben wir einfach mal bei diesem Text. Hier liegen die Gegensätze schon im Thema, dem Meer. Das Meer vereint so unterschiedliche und sich scheinbar widersprechende Eigenschaften- die musste ich nicht bewusst suchen, sondern sie nur wahrnehmen und in Worte fassen. Wie einige schon vermutet haben, ist dieser Text sehr persönlich. Das Meer ist schon immer ein wichtiger Teil meines Lebens gewesen. Die Idee zu dem Text kam mir beim schwimmen und floss zügig aus der Feder. Nur dies „endlich schwebend“ ist meiner Beobachtung entgangen, vielleicht weil ich nie lange warten muss, bis ich am, im und auf dem Meer bin.
Insgesamt suche ich die Gegensätze auch nicht gezielt, denn wo das Pro ist das Contra meist nicht weit und zusammen ergeben sie ein Ganzes. Ich versuche aber immer meinen Beobachtungen breiten Wahrnehmungsraum zu lassen, um sie dann im Schreiben zu fokussieren. Das Ergebnis sind dann meist diese sehr kondensierten Texte. Könnt ihr das nachvollziehen?
 
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Ich versuche aber immer meinen Beobachtungen breiten Wahrnehmungsraum zu lassen, um sie dann im Schreiben zu fokussieren. Das Ergebnis sind dann meist diese sehr kondensierten Texte.
Der Reiz Deiner Texte liegt für mich genau in diesem ... Gegensatz.
Kondensiert ist für mich etwas dann, wenn es auf seine Essenz reduziert ist. Tomatenmark ist die Essenz aus den Tomaten, nachdem das Wasser in den Tomaten extrem reduziert wurde. Kondensiertes Wasser ist Wasser, das die vorher enthaltenen unterschiedlichen Stoffe oder Elemente über das Verdampfen verloren hat und nun in reiner Form vorliegt. Verdichtete Texte sind Texte, bei denen alles Überflüssige konsequent weggelassen wurde.
Im Gegensatz zu vielen Texten, bei denen das Überflüssige konsequent weggelassen wird - wie bei Handlungsanweisen, Befehlen, Beipackzetteln zu Medikamenten oder Programmiersprachen - führt das bei Deinen verdichteten Texten aber (für mich) paradoxerweise dazu, dass sie einen breiten Wahrnehmungsraum offen lassen, ohne beliebig zu wirken.

Die Verbindung dieser beiden Elemente - Verdichtung auf der einen Seite und Wahrnehmungs- bzw. interpretationsoffenheit - gehen für mich in Deinen Texten eine sehr spannende Liaison ein.

Herzliche Grüße

x-Riff
 
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Verdichtete Texte sind Texte, bei denen alles Überflüssige konsequent weggelassen wurde.
Ja… und Nein! Für mich gibt es aber nichts Überflüssiges! Jeder sagt am liebsten etwas Unglaubliches, das die Anderen auf Anhieb verstehen. Klingt nach rhetorischem Stilmittel …. :unsure:Stimmt: Paradoxon!

Aber wie kann man eine Neuigkeit sofort verstehen? Ganz einfach: Das Unglaubliche war eine Mehrheit bereits derart bekannt, dass die Existenz einer tieferen Bedeutung unmöglich erschien.
Und was ist die Ursache? Wir überschätzen unseren Verstand. Das wir einen riesigen Speicher besitzen, garantiert nicht, dass wir alles Wissen abrufen können. Wir sind allseitig manipuliert von Menschen, die manipulierten wie alle Menschen.

Aus diesem Grund klingen viele Texte austauschbar. Die Autoren möchten nicht dumm dastehen. Also gehen sie von einem riesigen Allgemeinwissen aus und ersparen dem Publikum Erklärungen und Zweifel. Aber Erklärungen und Zweifel gehören seit der Antike bis zur Gegenwart zu den Stilmitteln. Warum?

Was ich in „im Meer“, diesem gelungenem Text, vermisse, ist beispielsweise eine erkennbare Parallele zu meinem Straßenfluss. Ich glaube, dass die dem Menschen weitgehend verschlossenen Lebensmechanismen überall ähnlich wirken. So wie sich ein Mensch sehr wohl auf einem Schiff zielgerichtet bewegen kann, bewege ich mich momentan im Berliner Verkehr trotz Menschen, Autos, Ampeln und Baustellen und sonstige Hindernisse und komme an mein Ziel…. Ich verbringe eine Meerfahrt meistens unter Deck schreibend. Vielleicht interessieren mich die nahen Menschen mehr als das endlose Meer? Meiner Freundin geht es umgekehrt. Von dir weiß ich… psst! :ROFLMAO:

Ich fühle mich in diesem sehr gut beobachtenden Text noch zu wenig als Leser angesprochen.

Wie hab ich das gefühlt, was Abschied heißt!
Wie weiß ich es, ein kaum Verwundenes,
Grausames Etwas, das ein schön Verbundenes
Noch einmal zeigt und hinhält und zerreißt…


Bereits in dieser ersten Strophe von Rilkes „Abschied“ begegnen sich Bilder, Emotionen und Handwerk ziemlich universell. Hier berührt mich weniger ein neutraler Beobachter, sondern mehr ein tief bewegter Dichter, nein kein Dichter, für Momente ein Freund, dem ich beide Daumen drücke beim Lesen…,

Während ich das hier schreibe, stelle ich mir die Frage, was ich von Autoren erwarte. Ein ehrliches Bekenntnis zu einem Leben, dass uns scheinbar pausenlos überfordert? Ein ehrliches Bekenntnis zu einem Leben, dem wir scheinbar weniger bedeuten, als wir insgeheim hoffen? Ein ehrliches Bekenntnis zu unseren Texten, die unser Publikum sicher weniger braucht als wir uns wünschen? Ein ehrliches Bekenntnis zu diesem Leben, solange es uns ewig Hoffende am Leben lässt? Ein ehrliches Bekenntnis zu unserer Wahlstimme, ein ehrliches Bekenntnis zur harten Konkurrenz, ein ehrliches Bekenntnis zu: Bis der Tod uns scheidet?
 
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Das Ergebnis sind dann meist diese sehr kondensierten Texte. Könnt ihr das nachvollziehen?
Das kann ich nachvollziehen! …
Insgesamt suche ich die Gegensätze auch nicht gezielt, denn wo das Pro ist das Contra meist nicht weit und zusammen ergeben sie ein Ganzes. Ich versuche aber immer meinen Beobachtungen breiten Wahrnehmungsraum zu lassen, um sie dann im Schreiben zu fokussieren.
Ja, ich hoffe, dass ich dich verstehe. Du setzt vermutlich darauf, dass sich deine bewusst gemachten Erfahrungen genau dann melden, wenn sie gebraucht werden. Oder darauf, dass du sensibel genug ist, bereits die kleinsten Anzeichen von innerlichem Widerstand quasi wie Stimmen aus dem Publikum wahr zu nehmen. - Ja, das ist bestimmt möglich. speziell bei dir!

Ich denke momentan darüber nach, im Rahmen meiner nächsten Textes innerliche “ Gegencharaktere“ mittels bestimmter Stil-Figuren direkt anspreche. So wie Lehrer im Unterricht die Schüler ansprechen. In diesem Zusammenhang übe ich gerade den Einsatz von Appositionen und kurzen Relativsätzen. Mehr dazu, wenn ich demnächst so ein Beispiel selber veröffentliche.
 
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Ich denke bzw. vermute, dass wir auch da einer Meinung sind.
Oder vielleicht auch nicht.

Herzliche Grüße

x-Riff
Herzlichen Dank für deine ausführliche Antwort. (y) Ich werde sehr, sehr gern antworten, wenn ich Zeit für deine ausführliche Antwort habe. Wir beobachten unser Thema teilweise von verschiedenen Positionen aus. Aber sehr wahrscheinlich eher im Team statt als Konkurrenten. Bis bald! :)
 
Aber sehr wahrscheinlich eher im Team statt als Konkurrenten.
Das sehe ich genau so. Mir geht es auf der einen Seite darum, meine Auffassung darzustellen, auf der anderen Seite darum, meinen Blickwinkel zu erweitern und zum dritten darum, unterschiedliche Perspektiven gelten zu lassen, im Sinne von Unterschieden.

Herzliche Grüße

x-Riff
 
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Das sehe ich genau so. Mir geht es auf der einen Seite darum, meine Auffassung darzustellen, auf der anderen Seite darum, meinen Blickwinkel zu erweitern und zum dritten darum, unterschiedliche Perspektiven gelten zu lassen, im Sinne von Unterschieden.
Ja, so habe ich dich immer verstanden! Selbst wenn wir uns in all den Jahren mal missverstanden haben ;)


:hat:
 
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Du setzt vermutlich darauf, dass sich deine bewusst gemachten Erfahrungen genau dann melden, wenn sie gebraucht werden.
Irgendwie ja; ich sehe mich eher als wartend-findenden Menschen, weniger als suchenden. Eigentlich habe ich diese Herangehensweise schon in meinem ersten Text, den ich hier im Forum veröffentlicht habe, beschrieben:

"Worte wie Bilder

Ich male die Bilder
mit Worten und Farben
sie kommen vorüber
ich suche sich nicht.
...
Nicht suchen doch finden
nicht denken nur fühlen
in Worten wie Bildern
kann ich sie nun sehen"

komme an mein Ziel…. Ich verbringe eine Meerfahrt meistens unter Deck schreibend. Vielleicht interessieren mich die nahen Menschen mehr als das endlose Meer? Meiner Freundin geht es umgekehr
Meine Vorgehensweise ist wenig zielorientiert, und das drückt sich im Text "Im Meer" besonders stark aus. Auf dem Meer, auf einem Schiff habe ich Ziele (wobei auf einem Segelboot Ziele sehr flexibel zu handhaben sind. Es ist nicht ungewöhnlich, in einem ganz anderen Hafen zu landen asl ursprünglich geplant, weil z.B. die Windbedingungen anders sind als vorhergesagt) ; im Meer nicht. Dort kann ich micht treiben lassen, endlich endlos schwebend. Dies ist eine ganz andere Erfahrungsebene als im Berliner Verkehr. Wenn dich diese Meererfahrung weniger interessiert, was ich fast vermute, kann dich dieser Text kaum ansprechen, besonders nicht emotional, weil er in dir diese Saite nicht zum klingen bringt. Am Meer ist die Situation wieder eine andere; es ist der perfekte Ort für passives Beobachten und Finden. So unterschiedlich sind Menschen, Texter und Leser :)
LG
 
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.
Meine Vorgehensweise ist wenig zielorientiert, und das drückt sich im Text "Im Meer" besonders stark aus.
Interessant.
Dies ist eine ganz andere Erfahrungsebene als im Berliner Verkehr. Wenn dich diese Meererfahrung weniger interessiert, was ich fast vermute, kann dich dieser Text kaum ansprechen, besonders nicht emotional, weil er in dir diese Saite nicht zum klingen bringt. Am Meer ist die Situation wieder eine andere; es ist der perfekte Ort für passives Beobachten und Finden. So unterschiedlich sind Menschen, Texter und Leser :)
Hm… 3 Sätze und ein Urteil ist gesprochen. :unsure: So unterschiedlich ( oder besser gesagt einfach und ungeduldig) reflektieren Menschen?:unsure: Hoffentlich nicht. :)
:hat:
 
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3 Sätze und ein Urteil ist gesprochen
Nee, das ist kein Urteil, sondern soll eigentlich den Blick für die vielen Varianten beim Fühlen, Beobachten, Erleben, Wahrnehmen etc. der Menschen öffnen. Ich habe in deinem Kommentar herausgehört, dass du in meinem Text einen Aspekt vermisst, der für dich Alltag ist und ich habe mir überlegt, woran das liegen könnte und wie sich das auf Reaktionen auf Texte auswirkt. Ich erlebe bei mir immer wieder, dass ich einen Text lese, der mir gefällt und zu dem ich trotzdem keinen emotionalen Zugang finde. Oft werden dann Erfahrungsebenen angesprochen, die ich nicht habe, die mir fremd sind etc. Das ist für mich völlig o.K.
Vielleicht interessieren mich die nahen Menschen mehr als das endlose Meer? Meiner Freundin geht es umgekehrt. Von dir weiß ich… psst! :ROFLMAO:
Genau das meine ich mit der Unterschiedlichkeit; Unterschiede sind so schlicht Varianten, die sich nicht abstoßen, was für mich im Begriff "Urteil" mitschwingt, sondern zum Austausch ermuntern, den anderen interessant machen. Oder habe ich dich missverstanden?
 
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