Als jemand, der wirklich sehr lange Jahre unterrichtet hat (teilweise quasi Vollzeit), möchte ich denen, die nur sehr wenig Zeit haben, mal einen Tipp geben, vielleicht wollt ihr das ja mal gelegentlich ausprobieren.
Ich hatte auch Schüler, die unter dem gleichen Problem litten: Zwar viel Bock, aber keine Zeit, eigentlich nur x-y mal die Woche für etwas mehr als 'ne halbe/ganze Stunde.
Hier dann mein Tipp: Spart euch diese 1-2 Male für das auf, was euch am ALLERMEISTEN Spaß macht! Keine komischen Skalen-, Wechselschlag-, Akkord- oder Wasauchimmer-Übungen! Das frustriert zu sehr, denn mit dem geringen "Zeitpotential" kommt man naturgemäß meistens nicht allzu weit (ausgenommen natürlich so hypertalentierte Leute). Also diese eher längeren Zeiträume für den Spaß nutzen.
Ok, was jetzt tun, um dennoch technisch zumindest am Ball zu bleiben?
Ich empfehle hier, sich ein paar sehr kleine, sehr konzentrierte Übungen zu suchen (ich könnte da die ein oder andere beisteuern, die ich als recht effektiv betrachte), die sich genau einer Sache widmen. Für diese Übungen versucht man, sich täglich 2-3 Mal Zeit zu verschaffen - und zwar, das ist nämlich genau der Knackpunkt, NICHT viel Zeit! Gerade diese effektiven Übungen sind sowieso viel zu dämlich, um damit mehr Zeit zu verbringen, das regt einen dann eher auf, als dass es übt. Und wenn ich hier von nicht viel Zeit rede, dann meine ich irgendwas von 2-5 Minuten. Die sollten eigentlich selbst den Beschäftigsten unter uns zur Verfügung stehen. Wichtig ist hier eben nicht die Länge des Übens sondern die Wiederholung. Gerade abends, kurz vorm Poofen, ist sowas effizient. Dann, morgens nachm Kaffee, vorm Büro, schnell nochmal 2 Minuten ran. Dito mittags, nachm Futtern. Eigentlich muss man nur ein wenig aufpassen, dass die Hände gerade einigermaßen warm sind, denn sonst geht die Zeit nur für's Warmwerden drauf, aber man kann sich ja in weiser Voraussicht schon vorher mal ein wenig die Griffelchen kneten (anstelle von Zeitung lesen auf'm Klo oder so).
Wenn man sich entscheidet, das zumindest ungefähr so zu machen, dann sollte man sich einen gewissen Zeitrahmen setzen, in dem man nur eine, bestenfalls zwei dieser Kurzübungen macht. Also sowas wie eine Woche nur die eine Anschlagübung, vielleicht mit einer Variation (mal aufwärts, mal abwärts, oder so...). In der nächsten Woche dann was anderes, die Übung aus der ersten Woche jetzt aber noch gelegentlich wiederholen, einfach um nicht einzurosten.
Nach einer Weile wird man so ein kleines Kontingent an Kurzübungen beisammen haben, welches man dann mehr oder minder bunt mischen darf, für mich persönlich sind immer 1-3 zeitnahe Wiederholungen Schlüssel zum Erfolg, aber das muss auch jeder selber rausfinden. Und wenn man mit diesen dann recht zufrieden ist, schmeißt man 'ne alte Übung zugunsten einer neuen raus.
Aus meiner eigenen Erfahrung als Spieler (oder auch vor allem als fauler Hund) und Lehrender kann ich sagen, dass so aufgeteilt, schon 10 Minuten am Tag (vielleicht sogar noch die ein oder andere Minute weniger) einen ganz schön viel weiterbringen können.
Und wie gesagt, die längeren Zeiträume, die man dann am Instrument zur Verfügung hat, kann man so komplett den angenehmen Dingen widmen - die ja zudem, durch den technischen Zugewinn per Kurzübung, auch irgendwann extra angenehm werden.
Kurz anbei: Gerade so Sachen wie Anschlag und Skalenkram lassen sich wirklich meistens auf sehr kleine Technik-Übungen eingrenzen, aber auch Dinge wie schwierigere Akkordwechsel und dgl. kann man einigermaßen auf's Wesentliche reduzieren und vor allem effizient gestalten.
Gruß
Sascha