Leuchtet mir ein - ich schrieb aber auch "idealerweise" weil es mir erstmal ums Prinzip geht. Hatte mir auch irgenwie versucht zu erklären, warum die von Andi verlinkte 122er Weiche ganz andere Werte hat als die von Don Leslie.
Ich kann das Bild in dem Link nicht sehen, ohne mich dort anzumelden - was für Werte waren denn das?
Bei mir sieht es ja so aus, dass die angegebene untere Grenzfrequenz des Treibers bei 400Hz liegt - andererseits sollte doch der 12"Tieftöner schon so ausgelegt sein, dass er recht hoch geht, wenn die ursprüngliche Weiche für 1,5kHz ausgelegt war. Da könnte ich mir doch schnell so nen ungewollten Mittenbauch produzieren, oder?
Zum einen geht ein TT an einer Weiche nur so hoch, wie die Weiche ihn lässt
Zum Zweiten: ja, ein 12er kann recht hoch spielen (rein gehörmäßig mache man sich das mal an einer typischen 2x12 oder 4x12 Gitarrenbox klar - da ist meist gar kein HT drin). Nur: was dann da raus kommt, ist bei höheren Frequenzen nur noch Schraddel - bei Marshall-Stacks ist das gewollt. Bei Zweiwegsystemen nicht unbedingt - wobei ein Leslie ja nun auch kein Paradebeispiel für linearen, cleanen Sound ist.
Kurz gesagt: dem TT tun hohe Frequenzen nicht weh, der klingt halt irgendwann nicht mehr (oder er kann sie wegen der Trägheit der Membran nicht mehr wirklich umsetzen). Für einen 12er sind aber einige kHz rein Wirkungsgradmäßig kein Problem - nur nach Klirr darf man dann halt nicht fragen
Was die 400Hz angeht: Es kommt drauf an, was für eine Angabe das ist - denn ein HT leidet durchaus an Belastung mit zu tiefen Frequenzen. Normalerweise ist so eine Angabe eine untere Grenze, unterhalb derer man dem HT nicht mehr signifikant Leistung zumuten sollte. Wie hoch man dann die Grenzfrequenz der Weiche ansetzen muss, hängt dann auch von der Ordnung der Weiche ab - mit höheren Ordnungen kann man sich dichter an die "Schmerzgrenze" des Chassis heranwagen. Und nicht zuletzt - da die Belastung außerhalb des Nennbereichs für einen HT hauptsächlich thermisch und dann in zweiter Linie mechanisch (Auslenkung) ist - hängt es auch von der Leistung ab, die man dem Chassis zumuten möchte. Einen 40W-Treiber, der nur mit 5 oder 10W angeblasen wird, kann man auch großzügig außerhalb der Specs betreiben. Wenn man Leistungsmäßig ans Limit geht, ist das nicht ratsam.
Noch mal für mein Verständnis:
Bei der von Don Leslie errechneten Weiche habe ich doch zweimal gleiche Werte - bedeutet das, dass die Grenzfrequenzen für LP und HP gleich sind?
Also: gleiche Werte, gleiche Frequenz? Oder nicht?
So, wie die Weiche ausgelegt ist, ja. Zumindest auf dem Papier und unter der Annahme einer frequenzunabhängigen Impedanz des Chassis selbst. Es gibt auch 100 andere Weichentypen, bei denen die Bauteile stärker "verzahnt" sind, da gilt das nicht unbedingt - bei dieser Weiche schon.
Das würde dann ja bedeuten, dass die Filter der 122er-Weiche unterschiedliche Frequenzen haben. Wenn das so ist, dann weil sich für genau die eingebauten Speaker berechnet ist?
Entweder das - oder man hat eben schon auf dem Papier ein bisschen "Lücke" gelassen, damit im Übergangsbereich der Mittenbauch nicht zu groß wird. Die originale 122er Weiche trennt AFAIR den Tieftöner mit einer GF von ca. 600Hz ab, den HT bei ca. 1000Hz. Die Kurven schneiden sich dann ungefähr bei 800Hz, da haben aber beide Zweige schon mehr als 3dB weniger als im Durchlassbereich (einzeln - in Summe kommt es dann hin).
Diese Feinabstimmung ist dann eben die Kunst des Weichendesigns - und das geht eigentlich nicht mehr auf dem Papier allein. Mit Simulationen kann man da einiges machen, oder man muss eben hinhören oder messen. Aber die klassischen Lehrbuchformeln allein helfen da nicht beliebig weit - sie bieten nur den Startpunkt, damit man schonmal ungefähr in der richtigen Abteilung ist.