Die Aussage, dass die alten Morinos besser sind als die neuen, und überhaupt andere Marken besser sind, ist so richtig wie´s falsch ist!
Denn zu allen Zeiten hat es gute und sehr gute Morinos gegeben. Was sich über die Zeiten unterscheidet, ist die Maßgabe, unter der die Instrumente gebaut wurden und werden. Das wird einem vielleicht etwas klarer, wenn man das Ganze ohne emotionalen von persönlichem Geschmack geprägten Brimborium, mal nur unter geschäftsmäßigen Gesichtspunkten betrachtet.
Entwickelt wurde die Morino ( VM) zu einer Zeit, als Akkordeon spielen noch eine Massenbewegung war, und Hohner noch eine Markmacht ( wenn nicht sogar DIE Marktmacht). Das Prinzip des Casottos wurde nicht in der Morino erfunden, sondern das Prinzip wurde mehr oder weniger abgekupfert. Da aber Hohner finanziell und materiell weite Grenzen stecken konnte, konnten sie damals das technische Prinzip zu einem Instrument entwickeln, das aus der Menge deutlich hervorragte. Da es anfangs die Gola noch nicht gab, war also die Morino das absolute Flaggschiff von Hohner, in das entsprechend großes Engagement hinein gesteckt wurde und zwar auf breiter Front und in (für das Instrument) relativ großen Stückzahlen! Deshalb hat sich das Instrument auch viel stärker verbreitet, als z.B.die Italiener was infolgedessen zu größerem Bekanntheitsgrad und zur Festigung des Mythos Morino führte.
Mit Aufkommen der Gola wurde seitens Hohner logischerweise die Morino nicht mehr als das high-end Produkt gebaut, weshalb die nachfolgenden Serien N, S und folgende auch nicht mehr mit der gleichen Sorgfalt gebaut wurden. Nichtsdestotrotz war die Morino auch dann noch immer ein sehr gutes Instrument (die Gola war da einfach nochmals besser) und vor allem durch das dichte Händlernetz auch gut erhältlich und auch wart- und reparierbar. Allerdings hat die Konkurrenz natürlich auch nicht geschlafen und hat in der Zwischenzeit ebenfalls gewaltig aufgeholt und konnte mit mindestens gleichwertigem zur Morino ebenfalls aufwarten.
In den 80-ern kam Hohner bekanntlicherweise aufgrund eines einbrechenden Akkordeonmarktes insgesamt und kapitaler Managementfehler speziell ins Trudeln und existiert bekanntermaßen, nur noch deshalb, weil ein chinesischer Investor die Firma aufgefangen hat. Entsprechend war auf dem Bereich aller Instrumentenklasse, und natürlich auch bei der gehobenen Instrumentenklasse Konsolidierung angesagt, denn es ging schlicht ums nackte Überleben der Firma. Dass in der Situation versucht wurde die Instrumente möglichst kosteneffizienter zu bauen, ohne dass die Qualität leidet ist dann auch logisch. Dass dafür teilweise Bauteile oder auch ganze Baugruppen vielleicht in Ländern mit niederigerem Lohnniveau gefertigt werden ist heutzutage üblich und macht auch nichts aus, solange die Qualitätskontrolle stimmt. Die deutsche Autoindustrie macht das schon länger, ohne dass sich hier irgendjemand aufregen würde. Dass diese diversen Experimente in den verschiedenen Bauserien ihre Spuren hinterlassen haben ist auch klar. Jedoch kenne ich niemanden, der sich eine Morino aus der Zeit gekauft hat und damit unzufrieden wäre Die Morino ist auch in der Zeit noch eine sichere Wahl, wenn man ein recht gutes Instrument mit solidem Klang haben will , ohne den ganzen Markt durch zu probieren. Allerdings kann man schon, wenn man entsprechend sucht, für das gleiche Geld bessere Instrumente finden, wobei bezüglich des Klangs besser sehr subjektiv empfunden wird.
Inzwischen hat sich Hohner wieder gefangen (soweit man dies als außen stehender beurteilen kann) und es wird wieder daran gearbeitet in dem sich wieder etwas besser entwickelnden Akkordeonmarkt sich den Markenruf von früher zurückzuerobern und neue Märkte hinzuzugewinnen denn auch heute noch lässt sich die Breite Masse an einfachen Instrumenten besser verkaufen, wenn man mit einem legendären Namen verbunden wird, vor allem einem, der lebt. Hierzu ist dann die Gola wiederum doch nicht so in der Lage, da sie aufgrund ihres extremen Preises einfach bei weitem nicht so verbreitet und auch nicht so bekannt ist.
Schaut man die aktuelle Palette der Morinomodelle an, so kann man sehr wohl feststellen, dass diese durchaus auf anspruchsvolle Spieler zielt und auch technisch schon von den reinen Eckdaten gehobenes Niveau bietet (Bayan, Verbundstimmplatten, Winkelbass, De Luxe etc), jedoch im Vergleich zu anderen preislich absolut nicht abgehoben, sondern durchaus vergleichbar. Je nach Ausstattung deckt dieses Instrument im Monent meines Erachtens sogar einen breiten Bereich der Qualität ab von recht gut zu angemessenem Preis, bis hin zu Oberklasse zu entsprechend gehobenen Preis. Das einzige was an diesem Modell besonders ist, ist schlicht der Effekt, dass mit diesem Namen nicht nur ein bestimmtes Modell bezeichnet wird, sondern eine gesamte Palette! Und das ist, wenn man so mag die einzige Täuschung, da bei einfacher Betrachtung nicht sofort klar wird, dass deshalb nicht alle derzeitigen Morinos in der Qualität gleich sein können.
Worin sich die Morino allerdings wirklich von andern Instrumenten (die nicht von Hohner sind) unterscheidet, ist der Klang sie klingt eben typisch nach Hohner und Morino und von Bauserie zu Bauserie ebenfalls nochmals im Detail anders. Wem das gefällt, der wird vermutlich sein Glück mit diesem Instrument finden (egal ob neu oder alt) wem´s nicht gefällt, der wird ganz einfach eher ein Fan des italienischen Klangs werden, oder in einem Instrument der ebenfalls wieder erstarkten Firma Weltmeister sein Glück finden.
Es wir immer starke Befürworter und starke Gegner der einen oder anderen Seite geben, so wie´s halt auch eingeschworene Mercedes Liebhaber und BMW Hasser gibt und andersrum!
Da das Akkordeon grade eh eher ein Nischeninstrument ist und bezüglich Lernwilligen nicht so überrannt wird, sollten wir eh froh um jede Firma sein, die es in diesem Segment noch gibt, denn nur so gibt es überhaupt eine Auswahl!
Insofern: macht Werbung fürs Akkordeon anstatt darüber streiten bringt uns allen mehr
maxito