Hi,
zuerstmal wäre es interessant zu wissen, welche Les Paul (da gabs ja nun von Studio bis Standard und darüber hinaus jede Menge verschiedene) Du denn eigentlich hast und aus welchen Baujahr sie stammt. Letzteres kannst Du über die Seriennummer eigentlich leicht rausfinden, und ein paar Fotos in Verbindung mit dieser Angabe würden helfen, den genauen Typ zu bestimmen.
Dann kann man auch feststellen, welche PU-Typen drin sein müssen und welche Potiwerte. Letztere können tatsächlich eine Menge ausmachen, denn wenn die Werte dann auch noch nach unten streuen, bist Du schnell mal bei 300 KOhm, und das würgt eigentlich jeden HB in den Höhen ab.
Was natürlich auch Einfluss hat, sind die Saiten. Pure Nickel klingen idR etwas höhenärmer, Nickelplated Steel sind brillanter. Evtl. auch eine geringere Stärke ausprobieren. Entgegen vieler Unkenrufe kann eine Les Paul auch mit .010er Saiten super klingen, und ab Werk wurden kange Zeit sogar .009-.046 aufgezogen, die auch der Namensgeber der Gitarre gespielt hat.
Schraub mal den Neck-Pickup runter und die Polepieces ein Bisschen rauf, das bringt den Ton einen Tacken mehr in Richtung Singlecoil-Sound, was für den Neck-Pickup genau richtig sein kann.
Dem würde ich mich unbedingt anschließen - bei mir hat das schon einiges gebracht. Auch hier gilt aber, dass man ohne passende Potis nicht viel hören wird, weil man evtl. Frequenzen verstärkt, die durch die bedämpfte Resonanzfrequenz gar nicht mehr recht zur Geltung kommen.
Irgendwo wurde auch schon das 50s Wiring angesprochen. Auch das würde ich Dir ans Herz legen. Mir ist schon bei etlichen Gitarren aufgefallen, dass der Ton dadurch schon in aufgedrehtem Zustand etwas schlanker wurde. Auch kann man damit dann nicht mehr nur dumpfer drehen, sondern in Kombination mit dem Volume die Mitten etwas ausdünnen. Das ergibt sehr schöne Clean- und Crunchsounds, die für meine Ohren auch einen farbigeren Charakter haben als die voll aufgedrehten PUs.
Die Alternative ist die radikalere Version, nämlich die Verbindng zum Tonpoti einfach zu kappen. Ohne Tonpoti hast Du tatsächlich noch etwas mehr Höhen als mit, selbst in aufgedrehtem Zustand. Sehr schön zu hören bei Charvels, die haben meist ein No Load-Tonpoti. Der Sound eines normalen, aber offenen Tonpotis ist hier bei 9, bei 10 hast es so einen leichten "Klick", bei dem das Poti ganz aus der Schaltung entfernt wird. Und da iwrds tatsächlich nochmal etwas offener. No Load-Potis gibts natürlich auch zum Nachrüsten, falls man wie bei Charvel beide Möglichkeiten abrufbar haben will.
Auch ein Punkt ist die teils gruselige Hardware bei Gibson. Insbesondere die sog. Nashville-Tunomatic (sprich die moderne Bausweis mit Stehbolzen in Einschlaghülsen) kann ein echter Tonkiller sein, und selbst das meist aus Zinkdruckguss bestehende Tailpiece beeinflusst den Sound und macht ihn etwas weicher. Erst wenn die Hardware stimmt, kann man überhaupt hören, was die Substanz hergibt, und dann evtl. noch an die Pickups gehen.
Bei einer zu dumpfen Les Paul würde ich immer in der Reihenfolge vorgehen:
- PUs und Polschrauben einstellen, s.o.
- Potis auf tatsächlichen Wert überprüfen und ggf. tauschen
- 50s Wiring, wenn für die jeweiligen Soundwünsche geeignet
- Bridge gegen ein hochwertige tauschen, wie Faber oder (mein Favorit) eine ABM - dabei immer auch die Einschlaghülsen und Stehbolzen tauschen, denn die sind bei der Nashville einfach Müll.
- Stoptail gegen eines aus Alu austauschen.
- Letztes Mittel: PUs tauschen, aber da können wir dann gerne nochmal genauer einsteigen, um das richtige für Dich zu finden.
Wenn Du z.B. keine Burstbucker drin hast, sondern noch die 498T / 490R, wirst Du vielleicht nicht ohne neue PUs auskommen. Auch Classic '57 können für manche Gitarren einfach zu weich abgestimmt sein, nicht zuletzt können die nach meiner Erfahrung je nach Exemplar durchaus unterschiedlich ausfallen. Ich hatte mal einen '57 Plus am Steg, der einfach sehr mittig klang.
Ist jetzt ein Haufen Stoff, aber auch ein Trost: Mir ist eigentlich noch keine Gibson begegnet, die vom Grundsound so dumpf wäre, dass man mit den Maßnahmen dieser Liste nichts ausrichten könnte. Meine eigene Studio war ursprünglich mal recht mumpfig und ging im Bandsound gerne etwas unter, heute hat sie richtig Biss. Vom Urzustand ist allerdings auch nur wenig mehr als das Holz übrig...
Gruß, bagotrix