Ich hatte insgesamt vier Gitarren aus Japan, meist Anfang 80er Jahre. Gekauft aus Neugier, der Reihe nach ca. 10 Jahren. 2 davon waren die jeweils damaligen "Spitzenmodelle" ihrer Reihe (Aria CS 400 und Aria YS 500). Über diese kann ich folgendes sagen:
1. Verarbeitung auf sehr hohem Niveau.
2. Hardware auf hohem Niveau. Bridges, Schalter. Potis etc. - für sowas Solides muss man heute vergleichsweise das teuerste nehmen. Ebenso wie der anscheinend besonders harte Bunddraht - nach 30 Jahren null Veranlassung zum Tausch.
3. Einstellbarkeit: Perfekte Saitenlage auf allen 4 Instrumenten überhaupt kein Problem. Hals nachstellen war bei keiner der 4 Kandidaten nötig. Selbst die Aria "Strat" lässt sich super bespielen - und das, obwohl die Saitenraiter nicht höhenverstellbar sind. Sowas kommt heute oft nicht mal als Neuware aus den Kartons der Händler.
Jetzt komme ich zum Eingemachten:
Sound: Hat mich bei keiner der Gitarren wirklich befriedigt. Alle klangen irgendwie auf ihre Art, aber genau genommen irgendwie merkwürdig leblos (wobei sich der Vergleich insofern auf etwas "unfairem" Niveau befindet, als ich sonst nur US-Fenders spiele).
Die Holz- und konstruktionsbedinge Steifigeit, die diese Gitarren sehr langlebig und top einstellbar macht, wirkt sich also scheinbar auch im Klang aus. Da nützt es auch nix, wenn z.B. die YS 500 neckthru ist und eine raffinierte zusätzlich Klangschaltung (5 stufiger Rastenschalter neben den üblichen Optionen) hat - Wo zu wenig klangbildende Substanz ist, hilft die Vielfalt-Schaltung nichts. Genausowenig wie PU-Tausch, den ich bei allen Kandidaten vorsichtshalber noch vorgenommen hatte. Das Ergebnis stand da eigentlich auch schon vorher fest: Was die Gitarre nicht erzeugt, kann auch der beste PU nicht übertragen.
Bemerkenswertes Manko am einstigen "Spitzenmodell" YS 500 ist übrigens ein verblüffender Architekturfehler: Die Gitarre hat 24 Bünde, lässt sich aber generell in den hohen Lagen schlecht bis gar nicht bespielen, weil der Cutaway viel zu eng ist. Hier sind sich die Techniker wohl mit den Designern nicht einig geworden.
Beide Modelle habe ich irgendwann (auch noch mit Verlust) wieder verkauft. Ich hätte sie im Bandbetrieb nie mehr eingesetzt, einfach weil ich Besseres habe, bzw. eine Gitarre irgendeine Art von (Eigen)leben mir signalisieren muss beim Spielen.
Die Aria Strat habe ich noch - aber nicht weil ich sie spiele, sondern aus einem ganz anderen Grund: Das Halsshaping ist für meine Hand dermaßen traumhaft, dass ich die Git. als "Muster" behalte, falls ich mir noch jemals im Leben eine Gitarre bauen lassen sollte.
Soweit zu Modellen aus der Matsumoku-Fabrik.
Ein Sonderfall ist die Les Paul-artige Ibanez (1977, noch mit dem später von Gibson verbotenen Lawsuit-Kopf). Ibanez hat ja ein einer anderen Fabrik bauen lassen. Diese LP ist keine richtige, sondern innen weitgehend hohl, weshalb sie als Semisolid angeboten wurde. Den typischen LP-Sound macht sie deshalb also nicht, ist aber als Jazzgitarre erstaunlich gut zu gebrauchen. Im Vergleich mit der 2000 Euro teuren Semi AS200 hört man im ersten Moment kaum Unterschiede. Hier lohnt in der Tat der Pu-Tausch dann doch, da die Gitarre lebendig interagiert. Manko ist der Hals - nicht weil er geschraubt ist -, sondern er sich irgendwie nach rutschfestem Plastik anfühlt und die Finger dran knarzen. Da wurde einfach der Lack schlecht ausgesucht, anschleifen ändert leider auch nichts.
Immerhin hat Ibanez dann ja später echte Top-Modelle entwickelt wie die wirklich gute ("Abba") AR 220, für die aus gutem Grund heute viel Geld auf dem Gebrauchtmarkt hingelegt wird.
Sonst bleibt mein Fazit: Ältere "Asiaten" aus der Nichtoberliga sind durchweg was für Interessierte, Sammler, Liebhaber. Wer bereits Gitarren ab der Mitteklkasse hat, wird sich klanglich damit jedoch nicht verbessern.