So, dann wolln wir mal...
Ich mach jetzt hier mal den Bohlen, allerdings hat der ja auch mit Schrott zu kämpfen, was mir erspart bleibt. Ein wenig unwohl ist mir dabei, da ich Dinge kritisieren muss, die ich selbst wohl nicht besser hinbekommen hätte. Seid also bitte nicht zu gallig auf mich.
Ich fasse mal zusammen, wie wir Juroren Eure Beiträge empfunden (und genau so muss man es ausdrücken) haben.
Fangen wir mit dem Sieger in der Klasse "Banjo & Co" an.
Banjo: Ich glaube "Donnerwetter noch eins" gibt es am Besten wieder.
Technisch absolut gekonnt, super umgesetzt. Der B-Part ist sauber abgegrenzt und trotzdem harmonisch eingefügt. Das Stück würde ich gern mal in Kombination mit einer Fiddle hören. Auch wenn es keinen "Banjo & Co." Teil gegeben hätte, wärest Du unter den ersten 3 gelandet.
Nun zu den Gitarristen. Vorab: es gibt keinen 2. Platz. Dazu konnten wir uns nicht durchringen, weil einfach zu viele Stücke zu gut waren, um nach dem Siegtitel noch eine Reihenfolge fortzuführen.
Toni: Deine Strummingversion hat schon mal gezeigt, was da noch alles auf uns zukommen würde.
Deine Blues-Version (in meinen Ohren fast schon Countryblues) hat uns sehr gut gefallen, vielleicht ein ganz klein wenig zu verspielt.
Mit deiner Fingerstyle Version hast Du uns weggeblasen
Sauber umgesetzt, akzentuiert gespielt, Bässe, Höhen, Mitten, alles Top.
Der Wermutstropfen ist der E-Bow, der passt einfach nicht zum Stück.
Silentsheep:
Dein Basslinienversuch ist uns dann doch ein wenig zu weit weg vom Thema.
Aber Dein 1. Versuch: Da merkt man sofort den klassischen Ansatz. Die Flageoletts passen perfekt, ein paar kleine slides, ein paar hammer-ons, ein paar Bassläufe, wunderbar. Der Tonartwechsel zum B-Part ist mal richtig klasse. Für mich persönlich ein Top-3. Eine wenig Kritik gibt's trotzdem, die Dir bei diesem gelungenen Versuch aber ja schon vorher klar war: der Spielfluss fehlt. Ein Rhythmus ist bei Fingerstyle nicht unbedingt erforderlich. Pierre Bensusan pellt sich da schon lange ein Ei drauf. Aber fließen soll es. Und da klemmts bei Deinem 1. Versuch. Aber wie gesagt, das weisst Du ja schon.
Ben:
Meine Güte, was für ein Kracher
Schon lange nicht mehr so eine ausgezeichnete Blues-Interpretation gehört. Wunderbar gefühlvoll, sehr betontes, flüssiges Spiel, und der Übergang in die Rag-Ecke: klasse
Sollten wir in der Zukunft mal einen 12-bar-blues als Basis für den Contest haben, sehe ich Dich ganz vorne.
Aber.
Bei Deiner Interpretation bist Du recht weit weg vom Original. Den B-Part z.B. haben wir nicht wirklich raushören können. Daher hats für den ersten Platz nicht gereicht. Trotzdem: Hut ab vor Deinem Können!
El Peregrino: Auch hier: Klassik lässt grüßen! Ein feines Stück, was Du da hingezaubert hast. Tolle Übergänge, interessante Akkordvarianten.Als klassische Interpretation sehr gelungen
Es gibt nicht wirklich was zu kritisieren. Was uns noch am ehesten fehlt ist das Gefühl, dass man sich beim Anhören zurücklehnen und genießen will.
Schmendrick: Deine 2. Version ist uns fast schon zu hektisch, obwohl technisch interessant.
Deine 1. Version finde ich persönlich deutlich besser. Sie ist sehr dicht am Original, trägt aber trotzdem Deine Handschrift. Der Bass und die Arpeggien sind sehr gelungen, die Ornamentik ist auch gut, die kannst Du ruhig noch weiter ausbauen. Etwas zu kritisieren haben wir trotzdem: etwas mehr Gefühl hätten wir gern gespürt. Etwas mehr Betonung einzelner Passagen, vielleicht weichere Ansätze bei Übergängen.
Darknezz: Man hört, dass Du Dich mit der Geschichte des Stückes auseinandergesetzt hast. Da steckt viel Gefühl drin. Ich persönlich hör da sogar ne Portion Wut raus, was ja durchaus angebracht wäre.
Das Erste, was mir beim Hören Deiner Interpretation in den Kopf kam: Das ist Steeleye Span und gleich fängt Maddie Prior an zu singen. Genial gemacht
Spannend auch, das Ganze in Moll umzusetzen. Allerdings: sehr frei interpretiert. Für die Originalmelodie muss man bei einigen Passagen schon genau hinhören.
Käi: Eine feine Interpretation
Schöner Fluss in der Melodie, viele kleinen Ideen und Spielereien, die Melodie aber immer präsent. Der B-Part ist Dir besonders gelungen. Hier gibt's nix zu kritisieren.
Sushi: Die Kritik diesmal vorweg: den B-Part hab ich nicht rausgehört.
Aber:
Alle Stücke sind richtig gut, aber bei Deinem habe ich eine Gänsehaut, wenn ich es höre.
Das Intro: genial. Technisch brilliant. Die Flageolett-Passage, die Ornamentik, Fill-In's, das Einbauen der Melodie: alles erste Sahne. Ein Stück, was ich persönlich mir bei itunes runterladen würde.
Jetzt hab ich doch viel mehr geschrieben, als ich eigentlich wollte. Egal. Kommen wir also zur Ehrung der 3 Sieger:
Kategorie: Banjo & Co.:
Banjo!
Schade, dass Deine Kollegen aus der Ecke der Nicht-Gitarristen Dich haben hängen lassen. Aber wahrscheinlich haben sie nach Deiner hervorragenden Einspielung die Hoffnung auf einen ersten Platz aufgegeben.
Kategorie Gitarre:
Sushi69!
Eigentlich wäre das Weglassen des B-Parts ein Killerkriterium. Aber Dein Stück, was von uns zwei erste und einen zweiten Platz bekommen hat, ist so gut, dass z.B. mir persönlich der fehlende B-Part erst nach dem 8. oder 9. Hören aufgefallen ist.
Dann gibt es noch den
3. Sieger, der unter allen Teilnehmern ausgelost wurde. Und das ist:
SilentSheep!
Das war also der erste Akustiker-Contest.
Für uns Juroren war es eine harte Nuss, die es zu knacken galt. Und, um mal Disgracer zu zitieren, "Eigentlich müssten wir beim nächsten Mal 20 Preise locker machen".
Aber es hat einen Riesenspaß gemacht und ich freue mich schon auf den 2. Akustiker-Contest.
Vielleicht machen wir mal einen Ideensammelthread für zukünftige Wettbewerbe auf. Wäre ja schon interessant, wie oft man soetwas machen kann, ob Preise wichtig sind, welche Themen ihr gern hättet usw.
Wir hoffen, es hat Euch Spaß gemacht und vielleicht sogar voran gebracht.
Die 3 Sieger bitte ich, sich per PN bei mir zu melden, welchen der 3 Preise sie gern hätten. Etwas Spielraum haben wir, falls z.B. Banjo lieber Saiten für sein 5-String hätte.
Abschließend möchte ich noch mal Folgendes loswerden: Danke, das Ihr mitgemacht habt. Und ich würde mich freuen, wenn ihr es uns nächstes Mal
noch schwerer macht