Da sind eben zwei sehr unterschiedliche Meinungen. Warum sollen die zusammenpassen?
Nunja, es gibt doch auch nen Mittelweg? Vielleicht bin ich ja altmodisch, aber das ständige, ewige Geschreibsel und Gechatte ist IMO eine Pest.
Eine Suchanzeige sollte finde ich kurz, prägnant und aussagekräftig sein. Als Bewerber gehört ein entsprechendes Anschreiben/Antwort an die Band dann dazu. Wenn die groben Rahmenbedingungen miteinander vereinbar sind, dann sollte für weitere Details finde ich gleich telefoniert oder sogar ein Treffen (kann auch ohne Musikmachen sein) ausgemacht werden mMn.
Vorteil am raschen Telefonieren oder besser Treffen ist, dass man Fragen viel einfacher und schneller klären kann, als wenn über elendig lange Tage Textwüsten getauscht oder konfuse Chatverläufe entstehen wo die Hälfte überlesen wird. Allein das ist nämlich schon ein großer Nervfaktor.
Aber vor allem kann man gleich abchecken ob es menschelt. Wenn man sich gleich sympathisch findet sieht man über kleine Unperfektheiten eher weg und ist eher zu Kompromissen bereit. Und wenn es nicht menschelt, dann können alle anderen Bedingungen perfekt sein, es wird trotzdem nicht funktionieren.
Mir geht es als ambitionierte Hobbymusikerin zumindest so, dass ich so schnell wie möglich wissen will, ob die Band bei der ich mich bewerbe die richtige ist oder ob ich mir das sparen und schnell weitersuchen kann. Also ich habe keine Lust tagelang oder noch schlimmer wochenlang mit der Band zu chatten. Keinen Bock habe ich auch auf solche, die mit der Tür ins Haus fallen und bevor ich die Leute überhaupt kennengelernt habe und ich noch nicht mal weiß ob mir ihre Musik überhaupt gefällt, von mir verlangen in drei Tagen die Vocals für ihren eigenen Song zu recorden, sich fünf Hörproben von mir wünschen aber sie geben mir vor welche 5 Songs das sein sollen, dass ich in vier Tagen mir ihr komplettes Set draufschaffen und gleich auftrittsreif performen soll inkl. Ansagen, etc. Ja, alles schon gehabt. Ich mach das auch, aber nur wenn ich weiß mit was für ner Band und was für Leuten ich zu tun hab, wenn die Chemie stimmt und ich mich auf die Band freue, ja dann mache ich das sogar gerne. Aber so aus dem Nichts einem gleich den Arm ausreißen und arrogante, freche Ansprüche geltend machen wollen als ob ich mich für den Sängerposten von Queen bewerbe? Haben ja wohl nicht alle Latten am Zaun, ganz besonders wenn die Band ihren eigenen Ansprüchen selbst nicht gerecht werden. Wenn ich trotzdem noch gut gelaunt bin, sage ich noch ab, wenn nicht dann werden die geghostet.
Das Instrument erzeugt immer mehr oder weniger indirekt und personenunabhängig einen Ton, während man sich beim Singen ungleich mehr "entblößt".
Die menschliche Stimme ist immerhin sehr persönlich und man gibt beim Singen gewissermaßen sein Innerstes preis.
Klar kostet es für einen echten Gesangsanfänger noch mehr Überwindung vorzuspielen als z.B. für Drummer. Auch weil die Erwartungshaltung über den Gesang hinaus geht, denn neben gutem Gesang sollst du bitte auch ne Performance abliefern und ein Entertainer sein und gut aussehen dabei bitte auch - bei Sängerinnen wichtiger als bei Sängern. Und dann meint jeder, der ja auch ne Klappe hat mitreden zu können was die Beurteilung von Gesang angeht oder noch schlimmer, gut gemeinte Gesangstipps die komplett fürn A sind.
Jemand Fortgeschrittenes hat aber meistens kein Problem mit dem Vorsingen, denn man hats schon oft gemacht und man weiß ja was man kann. Aber Lampenfieber und Introvertiertheit gibt es auch ganz viel bei Instrumentalisten, ja vielleicht sogar noch mehr, es fällt nur nicht so auf wie bei Frontpersonen.
Außerdem gibt es auch singende Instrumentalisten. Ich meine nicht, dass ich mein Verhalten ändere, wenn ich statt als Sängerin mal die Rolle der Geigerin oder der Pianistin einnehme beim Zusammenkommen zu nem Musikprojekt.
Aber ihr habt auch recht, denn ich hab auch das Gefühl, dass die Menschen heutzutage nicht mehr gerne verbindlich sind und das eine der Ursachen ist, warum es so mühselig mit der Musikersuche geworden ist.